CO2-Kopfprämie und Migrationshintergrund

Hallo!
Wenn es in den nächsten Wochen mal wieder um die CO2-Kopfprämie gehen sollte, würde mich mal eure Meinung dazu interessieren, wie mit Menschen mit Migrationshintergrund umgegangen werden könnte. Diese haben nämlich häufig eine sehr hohe Motivation zumindest einmal im Jahr in ein Flugzeug zu steigen um ihre Familienangehörigen zu besuchen. Gleichzeitig gehören sie überdurchschnittlich oft zur Gruppe der Geringverdienenden.

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Wenn Flüge nicht länger subventioniert, sondern statt dessen mit einem CO2-Preis in der angemessenen Höhe bepreist werden, werden viele die Familienheimflüge überdenken. Gleichzeitig werden Flugzeughersteller auf Druck der Fluggesellschaften die Entwicklung von klimaschonenden Flügen forcieren.

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Das ist richtig. Allerdings ist das nicht besonders sozial gerecht.

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Fliegen ist ein derart krasser Treiber des Klimawandels bzw. der Klimazerstörung (in den hohen Luftschichten), dass es nach meiner Meinung nur noch in Notfällen (Katastrophenhilfe und Gesundheitsversorgung) noch eine Berechtigung hat. Wie @TilRq etwas zu milde sagt, sollte der wahre Preis für den angerichteten Schaden die Luftfahrt auf einen Bruchteil reduzieren. Das ist bitter für Leute, die ihre Verwandtschaft weit entfernt haben, aber wie sollte dafür eine Ausnahme gemacht werden? Dann sehr teure Flugtickets aus der Staatskasse?

Der Luxus des Fliegens ist so lange subventioniert und beworben worden, dass die Bewohner der wohlhabenden Weltgegend ihn als natürlichen Anspruch empfinden. Deswegen die unglaubliche Verharmlosung und Verdrängung des Problems, auch bei den Grünen leider. Emissionsärmere Antriebe sind ein Tropfen auf den heissen Stein, werden aber wie die letztendliche Rettung der schönen Vorstellung vom uneingeschränkten Reisen in alle Welt hingestellt. Hoffentlich kapiert man das noch rechtzeitig.

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Nicht, wenn die „Einnahmen“ aus dem
CO2-Preis vollständig als Pro-Kopf-Pauschale ausbezahlt werden. Damit können die Betroffenen trotz gestiegenen Flugpreise immer noch - wenn auch weniger „oft“ - nach Hause fliegen. Aufgrund der veränderten relativen Preise werden sich viele für eine andere Verwendung der Klima-Dividende entscheiden.

Ja, das genau ist die Frage. Die Eltern meiner Frau wohnen in Ostasien, ihre Schwester in Kanada. Wir sind in der glücklichen Lage, uns auch einen CO2-bepreisten Heimflug etwa alle zwei Jahre noch leisten zu können. Aber es gibt andere, die das nicht können. Denen ein „Pech gehabt“ hinzuknallen, wäre überheblich.

Ich dachte zunächst, dass jedes Mensch quasi ein CO2-Budget haben sollte, das es verbrauchen darf, bevor das CO2 zu kosten anfängt, aber das ist praktisch nicht umsetzbar. Allerdings läuft die CO2-Prämie im Effekt ja genau darauf hinaus. Fraglich ist nur, für wie viele Heimflüge pro Jahrzehnt die Prämie reichen würde, und auf was man sonst alles verzichten muss.

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Ich fürchte, wenn jeder Mensch ein faires CO2-Budget zugeteilt bekäme, wäre es mit dem Fliegen ohne Notwendigkeit ziemlich vorbei, oder der Mensch schränkte sich mit Essen und Wohnraum und sonstiger Mobilität extrem ein. Diese Regelung wäre wirklich gerecht im Weltmassstab, denn dann könnten auch Wohlhabende und Reiche ihr Budget auch mit viel Geld nicht überziehen.

Ich verstehe das Dilemma schon mit Verwandtschaft weit weg. Aber diese Konstellationen sind eben eine Folge der über Jahrzehnte verdrängten Wahrheit und der kurzsichtigen Geschäftsmodelle (Fluggesellschaften, Flugzeugindustrie, Infrastrukturbetreiber mit allen Zulieferern und daran hängenden Arbeitsplätzen). Würde man für alle Zeit darauf Rücksicht nehmen (wie das jetzt praktiziert wird), würde es nie eine Wende geben und die Menschheit würde sich langsam aber sicher strangulieren.

Es wird deshalb einen harten Schnitt geben müssen. Die Bereitschaft dafür wird mit jeder Naturkatastrophe (in der westlichen Welt) dann doch steigen. Dagegen die Ungerechtigkeit von nicht mehr möglichen Verwandtenbesuchen zu stellen, ist mE unverhältnismässig. Hart gesagt, ist es nur ein Problem der aktiven Generationen jetzt, danach gäbe es diese Konstellationen entweder nicht mehr oder die Leute würden sich halt entscheiden hier oder da dauerhaft zu leben.

Ich erinnere mich an ein Radiointerview mit einem Deutschen, der in den 1950ern nach Australien auswanderte. Seine Mutter starb in dieser Zeit. Die Moderatorin war ganz eifrig, nur noch rhetorisch zu fragen, ob er zur Beerdigung heimgefahren wäre. Da lachte der Mann. „Wissen Sie, was damals ein Flug gekostet hätte?..“ So leicht gewöhnt man sich an den Status Quo und denkt, es wäre schon ewig so…

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Tatsächlich beträgt der Anteil des Flugverkehrs am CO2-Austoss etwa 3 Prozent.

Natürlich sähe dass anders aus wenn alle Menschen auf der Welt so viel fliegen würden wie Europäer und Amerikaner. Auf der anderen Seite hat die Verknüpfung der Welt und ihrer Menschen über den Flugverkehr auch viele positive Effekte. Ausserdem ist der Flugverkehr einer der wenigen Bereiche in dem es momenten keine guten klimaneutralen Alternativen gibt.

Also: wir sollten uns auf die Bereiche fokussieren in denen das meiste CO2-Einsparungspotential vorliegt und diese strukturell umbauen, unnötigen Flugverkehr regulieren (Stichwort Kurzstrecke) und im allgemeinen den Flugverkehr teurer machen, und trotzdem jedem die Möglichkeit lassen unter diesen Umständen seine Verwandten zu Besuchen oder Fernreisen zu machen.

Das mit dem Flugzeugen ist doch wie mit den Stehfahrzeugen mit Verbrennungsmotoren, nur viel viel schlimmer. Mit dem Unterschied, dass es sich beim Fliegen fast ausschließlich um Luxus handelt. Nur ganz wenige „müssen“ fliegen. bei der Fahrt zur Arbeit wird niemand gezwungen einen möglichst langen Weg in Kauf zu nehmen. Auch da mag es Ausnahmen geben. Wer seinen Lebensmittelpunkt am anderen Ende der Welt gewählt hat, hat sich in der Regel freiwillig dazu entschieden.

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Das ist eben sehr viel. Die weltweite Stahlproduktion verursacht ca. 7,5%. Diese Industrie stellt aber im wesentlichen notwendige Produkte her, kann nach Umstellung sogar mit EE betrieben werden. Die Luftfahrt im heutigen Ausmass ist im Gegensatz zu beinahe jedem anderen Sektor NICHT NOTWENDIG. Das ist der entscheidende Unterschied. Sie ist wie gesagt ein Luxus für 10% der Menschheit, die sich bereits seit Jahrzehnten und Jahrhunderten einfach mehr herausnimmt als ihr zusteht. Soll man das aus dem Grund weiter betreiben, weil man sich an den Luxus gewöhnt hat?

Ich glaube, dass der Flugverkehr die Globalisierung (oder besser Neo-Kolonisierung) befeuert hat und damit den Effekt der Völkerverständigung (den ich nicht überbewerten würde, da die meist oberflächlichen Begegnungen in der Masse eher die mitgebrachten Vorurteile bestätigen als wirkliche Verständigung bringen) ziemlich neutralisiert mE.
Weltverständnis kommt durch Bildung und Nachdenken und kaum durch touristische Reisen.

Ich sehe natürlich an allen Ecken, wie schwer sich die wohlmeinendsten Leute mit dem Verzicht auf Fernreisen täten. Neulich war ich in einem Webinar der Grünen zu „nachhaltigem Reisen“. Prima Leute, aber genau da haben sie einen blinden, fast gehirngewaschenen Fleck. An allen möglichen Flecken der Welt waren sie schon und waren behutsam vor Ort, aber der grosse Hammer ist der Flug, das wollen sie nicht sehen. Mehr Schaden kann ein einzelner Mensch gar nicht anrichten in so kurzer Zeit.

Richtig, so einfach und effektiv wie Luftfahrt ist kein anderer Sektor mit Abstand, eben, weil die Notwendigkeit der Luftfahrt nicht gegeben ist.

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