CivilMRCC, Italiens Regierung und die zivile Seenotrettung

(…)
Seit der Machtübernahme durch die ultra Rechten in Italien, verschärft sich die Lage auf dem Mittelmeer. Was schon jetzt die tödlichste Fluchtroute der Welt ist (25.000 Tote seit 2014), könnte in den kommenden Monaten noch gefährlicher werden. Die Arbeit der zivilen Seenotrettung wird zunehmend gefährlicher und schwieriger, zuletzt wurde das durch die Situation an Bord der Humanity 1 deutlich. Dem Schiff war es zwar erlaubt, im Hafen anzulegen, allerdings selektierte die Polizei an Bord Menschen, die an Land gehen durften und Menschen, die auf dem Schiff bleiben mussten.

Seenotrettung ist eigentlich eine staatliche Aufgabe. Dass europäische Staaten sich dieser Aufgabe in Bezug auf Schutzsuchende entziehen, ist eine Schande. Dass sie zusätzlich Seenotrettung kriminalisieren und Menschen wochenlang an Bord der Schiffe auf dem Meer treiben lassen- dafür gibt es keine Worte.

Auf Grund der fehlenden staatlichen Stelle, haben verschiedene zivile Akteure sich vor einigen Jahren zusammengefunden und Civil MRCC gegründet.

Über die Organisation:
Wir sind davon überzeugt, dass wir nur durch starke Netzwerkarbeit zwischen den verschiedenen Seenotrettungsorganisationen den Zuständen im zentralen Mittelmeer entgegentreten können. Aus diesem Grund liegt in unserer Arbeit ein Fokus auf der Rolle des Facilitator zwischen den Organisationen. Das Civil Maritime Rescue Coordination Centre hat, die eigentlich staatliche Aufgabe, übernommen, Seenotfälle und ihre Rettung zu dokumentieren und zu koordinieren. Durch ein eigens entwickeltes Geoinformationssystem werden Informationen gebündelt und dadurch eine bessere Koordination der Seenotfälle und Kommunikation zwischen den Organisationen gewährleistet. Ein so effektives Netzwerk der Seenotrettung am Laufen zu halten, ist teuer. Denn Seenotfälle passieren nicht nur zwischen 9 und 17 Uhr, sondern Tag und Nacht. Die Aktivistinnen sind daher 24/7 im Einsatz.*

Leider erleben Seenotrettunsorganisationen, genauso wie alle anderen Menschen momentan, die aktuellen Krisen auch darin, dass alles teurer wird. Gleichzeitig gehen die Spenden zurück. Damit Menschen auch in Zukunft schnell und effektiv aus Seenot gerettet werden können, benötigen wir für den CivilMRCC 100.000€ für das nächste Jahr. Bis Weihnachten wollen wir dafür 25.000€ sammeln.

Wir von LeaveNoOneBehind haben für CivilMRCC, sowie 36 andere Hilfsorganisationen Spendenaktionen im Rahmen unserer Kampagne #StrongerTogether angelegt. Damit wollen wir gemeinsam ein Zeichen für gesellschaftlichen Zusammenhalt setzen, und viele tolle Organisationen über den Winter bringen. Wenn ihr diese Aktion … unterstützen könntet, würde uns das nicht nur viel bedeuten, sondern könnte auch einen riesigen Unterschied machen.

Riesen Dank euch und alles Gute für das nächste Jahr!

Das glaube ich nicht so Recht:

Soweit ich weiß ist auch die deutsche Seenotrettung im Vereinswesen durch Freiwillige organisiert und nicht durch den Staat.

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"Nach internationalem Seerecht (SOLAS von 1974 und Internationales Übereinkommen von 1979 zur Seenotrettung) ist jeder Kapitänin auf hoher See innerhalb seiner oder ihrer Möglichkeiten verpflichtet, unabhängig von Nationalität, Status und Umständen, in welchen sich die Hilfesuchenden befinden, bei Seenot unverzüglich Hilfe zu leisten.

Die Meere sind in Seenotrettungszonen (SAR Zone) unterteilt. Wenn Menschen in der Seenotrettungszone eines Staates gerettet werden, ist dieser Staat für die weitere Koordinierung der Rettungsaktion und für die sichere Ausschiffung der Geretteten zuständig."

Quelle:Seenotrettung von Flüchtlingen: Zahlen, Fakten und FAQ

Und:

Rechtslage zur Seenotrettung

Wer ist für die Seenotrettung verantwortlich?

Es gibt zunächst zwei verantwortliche Akteure: den Staat, der die Seenotrettung koordiniert, und das Schiff, das die Seenotrettung vornimmt.

Welcher Staat für die Koordination einer Rettungsaktion nach Eingang eines Notsignals verantwortlich ist, richtet sich danach, in wessen sogenannter „search and rescue zone“ sich das in Seenot geratene Schiff oder Boot befindet. Diese Zone wird vom Küstenstaat in Absprache mit seinen Anrainerstaaten definiert und der International Maritime Organisation gemeldet. Es soll sichergestellt werden, dass keine Gebiete auf dem Meer entstehen, für die kein Land zuständig ist. Das betreffende Land hat die Aufgabe durch seine Leitstelle die Seenotrettung zu koordinieren, so dass die Schiffe, die am schnellsten zum Ort der Seenot vordringen können und die Kapazitäten für die Aufnahme von Schiffbrüchigen haben, zum Notfall dirigiert werden können.

Die so identifizierten Schiffe bzw. ihre Kapitäne sind für die Durchführung der Seenotrettung verantwortlich, indem sie in Seenot befindliche Menschen an Bord nehmen oder mit anderen Maßnahmen aus der Notlage befreien. Dabei ist es für diese Verpflichtung egal, ob es sich um ein staatliches Schiff, ein Schiff einer NGO oder um eine zu kommerziellen Zweck betriebenes privates Schiff handelt.

Quelle:https://www.unhcr.org/dach/de/services/faq/faq-seenotrettung#06

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Dankeschön.

Glauben ist halt nicht Wissen, ich kannte bisher nur die Vereine die das machen.

Sehr gerne. Danke für die wichtige Frage!

Naja in USA, Kanada und GB sind die z.B. die Coastguards für die Seenotrettung zuständig (Staatlich).

Im Grunde ja aber im Detail ist das doch komplexer:
Auch in in Deutschland ist die DGZRS nicht der einzige Akteur. Als Beispiel betriebt sie keine Hubschrauber und Seeaufklärer (Suchflugzeuge). Diese Aufgabe hat die Bundeswehr / Marine z.B. mit den SeaKing SAR Hubschraubern (Marinefliegergeschwader 5). Außerdem gibt es noch das Havariekommando Cuxhaven. Die sind zwar nicht direkt für die Seenotrettung zuständig, aber bei komplexen Schadenslagen zuständig. Weiterhin Betreibt der Bund Hochsehschlepper (z.B. die Baltic, betrieben vom Verkehrsministerium) die auch bei Komplexe Seenotrettungen oder Personensuchen zum Einsatz kommen. Auch die Polizei und der Zoll unterstützen die DGzRS mit Schiffen im Ernstfall.

Selbst in Deutschland ist formal zuerst die DGzRS zuständig, kann aber auch nicht alle Lagen alleine lösen.

Vermutlich ist ist die Konstruktion das ein Staat die Seenotrettung an eine private Organisation überträgt, die er nicht mal mitfinanziert, weltweit eher selten vertreten.

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