Chatkontrolle vs Kindeswohl

Hallo LageDerNation,

ich habe zwei Kritikpunkte zur Chatkontrolle:

Reale Meldung:
„Bei der Polizei gehen aktuell nicht mehr Hinweise auf Gewalt und Missbrauch in der Familie ein als sonst. BKA-Chef Münch rät bei den Zahlen jedoch zu äußerster Vorsicht. Das Dunkelfeld sei sehr groß.“
(siehe Bundesregierungsquelle)

Meine alternative Meldung:
„Bei der Polizei gibt es aktuell nicht mehr Hinweise auf Islamismus als sonst. BKA-Chef rät jedoch zur Vorsicht, da es sehr viele kriminelle Muslime im Geheimen gebe.“

Wo ist der Unterschied hier? Wo ist da unsere „Wissenschaftsliebe“ und belastbare Statistik? Machen wir nur noch Politik mit Gefühlen und Emotionen?

Problem: Grooming bei Kindern im Netz
Realität: Instagram, Tiktok & Co. suchen nach neuen Wegen, immer jüngere Nutzer zu erreichen. Der Kapitalismus muss irgendwie seinen Schrott verkaufen.
Lösung 1 (für Kindeswohl): Kinder raus aus Livestreams, evtl. raus aus dem Netz an sich (FB/Meta weiß genau, wieviele Minderjährige es gibt, siehe Frances Haugen, will diese aber trotzdem ausbeuten)
Lösung 2 (für Kapitalismus): Eine KI von Facebook etc. zur Pflicht machen für alle, vergrößert also deren Marktmacht, und gleichzeitig bekommt die Regierung/BKA/BND lustige neue Möglichkeiten und Kompetenzen.

Verstehen Sie das? Wie sehr auch Sie der Ideologie des grenzenlosen Kapitalismus aufsitzen und lieber jedem einzelnen Kind einen Bildungskurs spendieren wollen - anstatt einmal die Leute von Meta & Co. in deren(!) Freiheit einzuschränken? Es sollte ja der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit gelten.

(Es gab vor Tiktok & Livestreams tatsächlich auch relativ zufriedene Kinder, ja, damals, bevor die Gesellschaft vom „technischen Fortschritt“ überrollt wurde. Ich meine, wir haben auch wieder „Kinderarbeit“ bei den Influencern, obwohl wir das mal verboten hatten! Schützt doch mal diese Kinder und deren Wohl!)

Danke für Ihren Podcast,
Harry

Heyhey, nur eine kleine Info/Ergänzung:
es gibt im Raum Berlin den Verein ‚Strohhalm e.V.‘ die gezielt Prävention in Kitas und Grundschulen anbieten. In unserer Kita wurde das auch jährlich mit den Kindern gemacht (unsere Erzieher hatten sich über den Verein im Lauf der Jahre selber fortgebildet so dass der Verein gar nicht mehr involviert war). Es wäre natürlich wichtig und gut, wenn das in allen Kitas Standard wäre. Hier der Link: https://www.strohhalm-ev.de/

Danke für euren Podcast und ein schönes Wochenende!

Das erinnert mich an die typischen Aussagen von Menschen, die in der zweiten Hälfte ihres Lebens angekommen sind und neue Moden ablehnen weil es früher ja auch ohne ging.

Mit einer solchen Denke erreichen Sie keinen jungen Menschen sondern treiben nur einen Keil zwischen Generationen.

Besser wäre Wege zu finden um Probleme zu lösen statt moderne Technologien rückabzuwickeln.

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Bitte geben Sie eine Lösung an, für:

  1. Frühstücksfernsehen - Video - Noch nicht auf der Welt, schon Instagram-Star - Sat.1

Sofern Sie das nicht können, liegen Sie - wie viele viele andere Menschen - dem Irrtum auf, dass „Technologie & Fortschritt“ immer super und unkritisierbar sind. Als Gegenbeispiel hätte ich da das Nikotin, welches wir sehr übereinstimmend massiv eingeschränkt haben, obwohl es zwischenzeitlich einen Superheldenstatus hatte (Jeder im Kino rauchte, jeder wollte „cool“ sein…). Vielleicht werden Sie auch irgendwann einsehen, dass - wie Frances Haugen darstellt - diese tollen wunderbaren Erfindungen ähnlich schädlich auf ( junge ) Menschen wirken wie die Zigaretten.

(Oder auch nicht. Aber dann beschweren Sie sich bitte nicht, dass Ihre Töchter unter Magersucht leidet und sich Ihr Sohn schon längst selbst getötet hat. Okay? Hauptsache Mark Zuckerberg hat an Ihren Kindern genug Geld verdient.)

Ich finde den Eröffnungspost sehr bedenkenswert und möchte @Myste und @harrydm aufrufen, die Angriffe und Unterstellungen beiderseits zurück zu fahren und lieber Konkretes oder gar nichts weiterhin hier reinzuschreiben.

Vielleicht sollten die Eltern sich an die Altersempfehlung halten und solche Dinge eben nicht auf dem Smartphone ihrer Kinder installieren - WhatsApp zum Beispiel hat nichts auf einem Kinder Smartphone zu suchen.

Weil es allen egal ist, schließt es Kinder ohne WhatsApp aber aus. Dabei gibt es bessere Möglichkeiten.

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Wir wissen das, weil man die Erwachsenen, die nun mal aus den Kindern werden, dazu befragen kann. Und warum sollte sich das in den letzten 10, 15 Jahren groß geändert haben?

Soziale Medien und Internetkommunikation sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft. Ein Teil, den Kinder auch kennenlernen dürfen. Du verbietest ihnen ja auch nicht Fahrrad- und Rollerfahren, weil die kapitalistische Fahrradindustrie die Verletzungen mutwillig in Kauf nimmt, um Geld zu verdienen, oder? Und aussperren kann man sie sowieso nicht, weil wir aus Gründen keine Zugangs-/Ausweiskontrolle einführen wollen.

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Ein Problem bei dem Argument „Eigenverantwortung“ ist jedoch, dass es das Phänomen Gruppendruck gibt.

Wir müssten dann wirklich alle Eltern und Kinder davon überzeugen, auf etwas zu verzichten. Wenn nur ein paar „coole“ Klassenkameraden ein Handy besitzen, ist es ja ein Statussymbol, nach dem alle anderen auch streben werden. Nach dem Motto: „Nein, Papa, du verstehst das nicht. Ich brauche das.“

Verbote (oder massive Regulierung durch Gesetze und Normen) helfen dagegen, weil sie das einzelne Kind und dessen Eltern von diesen Fragen befreien. Wenn keines der Kinder ein Handy hat, lassen sich eben keine Mobbingvideos drehen.

Da muss die Gesellschaft immer die Kosten und den Nutzen miteinander abwägen. Warum mein Kind sich 100 Videoclips mit (in dem Alter natürlich sehr schädlicher) Werbung ansehen und von Mitschülern gemobbt werden könne muss, erschließt sich mir jedoch leider nicht.

Aber Ihre zwei Sätze passen nicht zusammen:

  1. „Und warum sollte sich das in den letzten 10, 15 Jahren groß geändert haben?“

  2. „Soziale Medien und Internetkommunikation sind ein wichtiger Teil unserer Gesellschaft.“

Satz 1 sagt, in 15 Jahren passiert nicht viel. Also das wäre z.B. das Bewusstsein für Anzeichen von Missbrauch. In diesen Jahren haben wir aber z.B. mehr Untersuchungen und Journalismus diesbezüglich in der Kirche etc. gehabt. Wo sind da die belastbaren Zahlen für heute(!), welche die Einschränkung und anlasslose Überwachung von uns allen(!) rechtfertigen würden?

Satz 2 sagt, dass diese Dinge, die seit maximal 2006 als Thema existieren (seit Öffnung von FB), unbedingt „wichtige Teile der Gesellschaft“ seien. Also natürlich wie ein Fahrrad.

Ja, was denn nun? Ein böses kapitalistisches Fahrrad ist ein Werkzeug, mit Vor- und Nachteilen. Ein Netzwerk von heute ist jedoch so komplex mit all seinen angeblich so schlauen KIs und Algorithmen, dass die meisten Konsumenten gar nichts über die Nachteile wissen. Um mal bei dem Beispiel zu bleiben: Wenn der Fahrradhersteller BöseRäder GmbH an den Bremsen des Rades spart, um mehr Geld zu verdienen, steht das vermutlich irgendwann im Heft der Stiftung Warentest und wird dann von den Opfern verklagt werden. Dieser Hersteller verschwindet vom Markt. Die Kunden wählen dann ein Rad, dessen Hersteller halbwegs sichere Exemplare herstellt. DAS wäre echter Kapitalismus: Mit Kontrolle durch Kunden, Presse und Behörden. Und natürlich Wettbewerb.

Hier gehts nicht um Technik, sondern um Gewalt an Kindern im häuslichen Umfeld. Nochmal: welche Anzeichen gibt es, dass sich das geändert hat? (Ich habe nicht nach Überwachung gerufen, die Aussagen aus der Lage passen ziemlich gut)

Und du hast nach dem Verbot von Netzwerken für Kinder gerufen. Jetzt forderst du schärfere Kontrollen der Netzwerke, aber ohne Überwachung. Was denn jetzt?

Sie tun so als würde es weder Insights noch Forschungsarbeiten zu den Algorithmen von Facebook (und möglicherweise anderen) gäbe.

Als Data Scientist muss ich Ihnen widersprechen. Zwar weiß keiner wie Facebooks Modelle genau gewichtet sind, aber wie Recommender funktionieren weiß jeder der sich fachlich damit auskennt.

Und doch ist ein Verbot von Facebook, WhatsApp und Co kein Schutz vor sexuellem Missbrauch von Kindern sondern nur die Verlagerung von Symptomen woanders hin.

Um das mal klar zu sagen, die beste Methode gegen sexuellen Missbrauch von Kindern wäre
a) aufklärungs- und Präventionsarbeit mit Kindern und
b) gesellschaftlich zu verstehen, dass Pädophile keine bösen Menschen sind sondern unter einer Krankheit leiden, die man behandeln muss. Da wir das Thema aber so skandalisieren, gestehen es sich Kranke gar nicht erst ein krank zu sein und oder verweigern die Behandlung.

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Welche Anzeichen gibt es dafür, dass Ihr Nachbar keine Straftat begangen hat? Sie sollten also unbedingt alle seine Aktivitäten strengstens überwachen, weil er ja seine Besuche beim Schützenverein etc. auch dafür benutzen könnte, solches Material zu teilen (-> Chatkontrolle). Das nennt man übrigens Generalverdacht. Früher musste man tatsächlich Beweise vorlegen für etwas, heute gilt wohl, hey, warum denn nicht? Fischen Sie persönlich auch mit Dynamit nach dem Dorsch - anstatt mit einer Angel? Das entlastet letztendlich die Polizeibehörden, die dann keinerlei echte Ermittlungen mehr machen müssten. Immer wieder lese ich, dass Behörden die existierenden Bilder nicht löschen und gleichzeitig, dass Journalisten sich als Kinder ausgeben und quasi innerhalb von fünf Minuten mit Grooming belästigt werden. Läuft das alles genau richtig so, ja?

Sie bestätigen genau meinen Punkt. Nicht jeder ist Data Scientist, nicht jeder kennt sich fachlich damit aus. Aber jeder kann ein Nutzer von Facebook sein. Jeder von denen ist ein Wähler, jeder von denen kann ein Fahrrad verstehen. Aber keine Forscher von außen(!) wissen, was da innerhalb von Facebook und anderen Netzwerken passiert. Deswegen ist ja gerade Frances Haugen, die ich mehrmals erwähnt habe, ohne dass es hier irgendjemanden interessieren würde, genau so wichtig. Und die geleakten internen Präsentationen aus Facebook zeigen genau die Probleme für junge Menschen.

Deine Aussage war, dass du hier Kritik geübt hast:

Es geht da ausdrücklich NICHT um irgendwelche Internetstraftaten, sondern um reale Gewalt. Deswegen habe ich auch ausdrücklich gesagt, dass ich Chatkontrollen NICHT unterstütze, sondern die Position der Lage teile, die sagt, dass viel mehr gegen reale Gewalt getan werden muss. Warum unterstellst du mir, ich würde Überwachung fordern?

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Vor 4 Stunden: „Wir wissen das“ & „Und warum sollte sich das … geändert haben?“
Vor 1 Stunde: „Welche Anzeichen gibt es, dass sich das geändert hat?“

Mein Punkt ist eigentlich nicht eine Unterstellung, sondern Ihre sorglose Akzeptanz der Begründung des BKAs. Aus einer unreflektierten, nicht belegten Behauptung eines Polizeichefs wird dann später so etwas wie eine Chatkontrolle, auch dann, wenn Sie persönlich das nicht wollen. Ist das so unverschämt von mir, dass ich Beweise fordere, dass es sich wirklich um so ein großes Problem handelt?

Nicht nur das Jugendamt ist hier in der Pflicht, sondern natürlich (!) wir alle. Eine ganz spannende Fortbildung hatte ich hier bei der Beratungsstelle für sexualisierte Gewalt in Bonn (große Empfehlung : Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt – Beratung, Infomation, Fortbildung, Prävention

Täter (manchmal :innen) sind sehr raffiniert und Opfern wird oft nicht geglaubt. Ein Kind/Jugendliche:r, welches einen Übergriffe schildert, wendet sich im Schnitt an ca. 5 Erwachsene und glaubt dann nicht mehr, dass ihm geholfen werden kann, weil oftmals niemand etwas tut.
Schaut bitte alle genau hin, wenn ihr etwas mitbekommt und sucht euch Unterstützung, wenn ihr einen Verdacht habt! Nur so können wir tatsächlich Kinder stärken und Täter (:innen) überführt werden.

Bitte hör dir die Lage nochmal an und lies meine Beiträge. Ich hab leider nicht das Gefühl, dass du versuchst, die Argumente hier im Thread zu verstehen.

Bitte hören Sie den Podcast nochmal an und antworten Sie auch mal auf einen Beitrag. Wie wäre es mit einer Lösung? Warum kommentieren Sie überhaupt etwas von mir, wenn Sie auf keinen einzigen Punkt eingehen möchten? Lassen Sie es doch einfach. Vielleicht kann jemand anders Ihnen helfen.