CDU goes Verschwörungsmythen

Hallo zusammen,
ich bin beim Stöbern auf den folgenden Artikel gestoßen.

Wie sich hier die Union aufstellt, ist aus meiner Sicht besorgniserregend und betrachtenswert. Man kann ja gegen all diese Dinge sein man kann dagegen argumentieren, aber wie Frau Klöckner von einer kleinen Gruppe zu sprechen die uns dieses Thema aufdrückt erinnert doch sehr an Verschwörungsmythen.
Aus meiner Sicht, öffnet die Union damit den Korridor für rechte Ideologien, wenn sie sich diese nicht schon zu eigen macht.

Ich würde dies genauso in in Verbindung setzen zur Entscheidung der CDU in Thüringen. Sind wir hier auf dem Weg in eine Union und AFD geführte Regierung? Ist sich Herr Merz für die Macht zu nichts zu schade?

Ich halte es da, wie Albrecht von Lucke in dem Beitrag:
Die Union sattelt ganz strategisch auf eine gesellschaftliche Debatte auf, die ja im Gange ist. […] Wir müssen ansetzen auf das, was in einem Teil der Gesellschaft nicht begriffen wird. Beispielsweise auch LGBTQ-Debatten, Gender-Debatten, auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Das ist gewissermaßen eine Steilvorlage.

Die Union sollte sich dahingehend positionieren, eben weil es viele Menschen nicht nachvollziehen können (Beispiel Tampon Spender in der Herren-Toilette) oder auch, dass oft gegendert wird, ohne das die Mehrheit das befürwortet. Die Union muss nur aufpassen, dass sie den Bogen hierbei nicht überspannt und zu sehr in den Populismus abrutscht.
Genauso sollte man aber auch aufpassen, dass die Kritik am Gendern oder dem „Tampon Spender in der Herren-Toilette“ nicht immer automatisch dem rechts-populistischem, fast faschistoiden, Spektrum à la Trump oder DeSantis zugeordnet wird. Solch eine Diskursverschiebung ist ebenso unangebracht, wie das Herbeireden von „kleinen Eliten“.

Also ich persönlich halte Kritik am Gendern für vergebene Lebensmühe. Ich sehe an meinen Kindern, das mitmeinen des weiblichen Geschlechts in der Sprache nicht ausreicht. Es ist notwendig, beide Geschlechter sprachlich zu berücksichtigen. Nachdem ich dies über Jahre hinweg gemacht habe, sehen nun meine Kinder dass es nicht nur den Piloten oder den Bundespräsidenten geben kann. Ihnen ist bewusst, dass man sprachlich Pilotin und Bundespräsidenten auch erwähnt. In 10 Jahren hat sich die Sprache so weit gewandelt dass beide Fraktionen damit leben können.

Ich habe kein Problem damit, dass die CDU gendern nicht besonders mag. Das ist in einer Demokratie ja auch der Wert an sich, freie Meinungsäußerung. Doch das Erwähnen von einer kleinen Elite, das ist die Wegbereitung in ein repressives Regime.

3 „Gefällt mir“

Man könnte sich auch fragen, ob die CDU ernsthaft keine anderen Probleme hat.
Wir machen gerade mit dem Reißen des 1,5-Grad-Ziels den Planeten bis Ende des Jahrhunderts unbewohnbar und haben einen Angriffskrieg in Europa.
Oh, ja, aber das größte Problem sind wahrlich Menschen, die Minderheiten (bzw. Frauen, nicht gerade eine Minderheit) in ihrer Sprache mehr Sichtbarkeit geben wollen.
Glückwunsch auch, wer sich von so etwas angesprochen fühlt…

1 „Gefällt mir“

Das Problem ist hier:

Beim Umweltschutz oder dem Ukraine-Konflikt gibt es für die CDU keine Möglichkeit, sinnvollen Wahlkampf zu betreiben. Niemand kauft der CDU ab, dass sie den Umweltschutz besser geregelt bekommt als die anderen Parteien, niemand kauft der CDU ab, dass sie für die Ukraine-Krise bessere Lösungen hat. Nicht, nach 16 Jahren Untätigkeit unter Merkel.

Die CDU sucht daher in ihren Think Tanks gezielt nach Themen, bei denen sie in der Mehrheit der Gesellschaft beliebte Positionen einnehmen kann (laut Umfragen ist die Mehrheit leider gegen das Gendern), welche den Positionen der Regierungsparteien diametral entgegen stehen. Und deshalb stürzen sich die Konservativen - nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA, Ungarn und vielen anderen Ländern - auf diese gesellschaftlich progressiven Themen, die natürlich nicht die unmittelbare Bedeutung des Ukraine-Krieges oder des Klimawandels haben, die aber geeignet sind, Emotionen bei der Wahlbevölkerung zu wecken.

Und ja, das verdeutlicht den klaren Trend zum Rechtspopulismus bei den Konservativen, der in den USA, Ungarn und co. schon absolut dominant ist. Leider wird auch Deutschland davon nicht verschont bleiben.

2 „Gefällt mir“

Andreas Rödder war mal ein ernstzunehmender konservativer Historiker, dem hin und wieder sogar ein kluger Gedanke gelungen ist. Er hat sich ein wenig bei der Werte-Union herumgetrieben und dann verstanden, dass man die CDU von der Peripherie aus kaum verändern kann. Er hat das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit mit gegründet, das auf empirisch vollkommen desolater Grundlage versucht, eine linke cancel culture in der Wissenschaft zu belegen. Friedrich Merz hat ihn in diesem Jahr zum Leiter der Fachkommission „Wertefundament und Grundlagen der CDU“ bestellt, die das neue Grundsatzprogramm für die CDU entwirft. Rödder ist auch Mitbegründer des Think Tanks, der die oben verlinkte Konferenz zur ‚Wokeness‘ veranstaltet hat - u.a. mit Gästen, denen die BILD zu links ist.

Was man hier besichtigen kann, ist der Abwehrkampf einer einst - und in weiten Teilen noch immer - hegemonialen männlichen Elite, die jegliche Form von Partizipation und Inklusion marginalisierter Gruppen als Bedrohung des eigenen Standings interpretiert und darauf mit autoritären Reflexen reagiert. Die CDU hat anscheinend entschieden, sich zum politischen Vehikel dieser regressiven, kulturkämpferischen Strömung zu machen. Der natürliche Koalitionspartner einer solchen Haltung ist freilich die AfD; die Früchte der schleichenden Normalisierung in Kommunen und Landesparlamenten stehen alsbald zur Ernte bereit.

Man wird dieser Entwicklung m.E. auch nicht gerecht, wenn man sie wie Albrecht von Lucke allzu technisch als ‚Strategie‘ auffasst. Sicher ist es eine Strategie, aber eine, die auf ideologischen Grundlagen aufbaut. Rational und wahltaktisch betrachtet mag sie regional erfolgsversprechend sein, bundesweit ist sie es vermutlich - zum jetzigen Zeitpunkt - nicht.

1 „Gefällt mir“

Also: weil der Konservatismus keine Antworten hat auf die Herausforderungen unserer Zeit, macht er Nebenkriegsschauplätze auf.

Dein Punkt ist sehr nachvollziehbar und in ich stimme insofern zu, als das nicht alle Nazis sind, die Gendern doof finden (überspitzt gesagt). Ich habe aber ein Problem damit, wenn Menschen, die es besser wissen sollten, auf den Zug aufspringen und damit ihrerseits den Diskurs verschieben. Ich persönlich habe da gerade ein Problem mit Dieter Nuhr. Mein Eindruck ist, dass er auch zunehmend auf Themen setzt, die von Rechtspopulisten besetzt sind und mir stellt sich dann die Frage, warum er sich ein Stück weit zu deren Sprachrohr macht und m. E. auch deren Positionen legitimiert. Natürlich darf er das als Künstler, aber er darf dann auch nicht meckern, wenn es nicht gefällt und es Gegenwind gibt. Und dieses persönliche Problem was ich hier schildere, liegt m. E. auch der hier geführten Debatte zugrunde.

2 „Gefällt mir“