Ich schreibe auch mal was dazu. Warum hab ich hier was zu sagen? Ich hatte zur letzten Ausschreibung der Bundesregierung/Bfarm eine Firma gegründet, die den Zweck hatte, auf genau diesem Gebiet tätig zu werden. Ich habe mein Geld dahin gelegt, wo mein Mund ist - wie man so schön auf Englisch sagt.
Der vorgeschlagene Amtsapparat wird keine Entspannung bei Behörden und Polizei geben. Ganz im Gegenteil: Es würden auf einen Schlag sehr viele Unternehmen auf einmal entstehen, die sich in diesem Markt tummeln. Das sind ja nicht nur Erzeuger und Verkäufer, sondern auch weiterverarbeitende Betriebe, Labore, Forschung und Herstellung von Werkzeugen. Die sollen alle neu reguliert werden und das in einem absehbaren Zeitraum? Ich finde das sehr lustig - Wir kriegen seit 10 Jahren nicht mal, komplett legales, Glasfaser hin. Am Ende wird die Freigabe nix, weil der Staat die Anträge ewig liegen lässt. Im Zweifel freuen sich darüber auch die Menschen in den Amtsstuben, die bisher sowas eher verhindert haben. Wie sollen die so unterschiedliche Produkte wie CBD Weed mit ca 3-5% THC (für Einschlafstörungen, zum Kochen) oder eines mit 29% THC (Betäuben von Schmerzen z.B. Migräne) über einen Kamm scheren?
Reden wir mal über Produktionspreise: Deloitte hatte das für den Australischen Markt untersucht und den Erzeugerpreis bei einem gut entwickelten Markt bei ca $2000 Australischen Dollar pro Kilo angesetzt. Da rechnen wir mal den fast verdoppelten Strompreis drauf und die lokal höheren Kosten dann sind wir bei 3000 Euro Pro Kilo. Ich glaube, die Idee in der Politik ist hier ca. 100% Handelsspanne und dann alles nochmal mit 4 euro steuern zu versehen um dann mit Mehrwertsteuer bei 12 Euro zu landen. Es wird einfacher sein das alles in Kanada zu bestellen und hier zu verkaufen. Schon allein wegen der ‚regulatorischen‘ Risiken hier in Deutschland. Luftfracht von Kanada ca. 184 Euro für ein Kilo mit FedEx. Dann passiert ein großer Teil der Wertschöpfung ausserhalb der EU und hier wird nur die Steuer veranlagt.
Es muss hier einfache Regelungen geben, die es auch dem ‚normalen‘ Menschen ermöglichen in diesen Markt einzusteigen. Ansonsten werden die ca 1000 Tonnen konsumiertes Cannabis pro Jahr von einem Oligopol an Anbietern produziert und vertrieben. Jeder Bauer oder Gärtner könnte in Deutschland gutes Cannabis herstellen und es könnte eine Kultur um dieses Produkt herum entstehen.
Long Story short. So lange hier nicht Justizministerium, Wirtschaftsministerien usw. einen großen Aufwand gemeinsam starten, wird das ein sehr schwaches Gesetz werden. Das wie so oft in Deutschland, seine genaue Auslegung dann vor Gericht erfährt - und zwar durch die Entitäten, die das Geld zum klagen haben. Das ist übrigens heute beim reinen Konsum schon so: Eigentlich ist ‚legal kiffen‘ aus der Apotheke problemlos möglich. Wenn man das Geld hat, für jedes Rezept ca. 150 Euro auszugeben und das dann mit 12 Euro zu bezahlen. Wer 12*150 Euro für Rezepte hat und dann nochmal 4320 Euro für 1 Gramm pro Tag übrig hat, der kann das heute schon tun und es am Ende von der Steuer absetzen. Die Reichen Kiffen alle längst - Wer schlau ist, der lässt sich anwaltlich beraten und bringt die Kasse dazu es zu zahlen. Ich wüsste gerne mal, wie viel geld hier so per Cannabis-Cum-Ex an Wohlstandskiffer ohne echten bedarf zurückerstattet wird. Eine Folge der Regelungs- und Verhinderungswut!
Die Art und Weise wie hier ‚Wasch mich, aber mach mich nicht nass‘ als Methode angewendet wird lässt mich nichts gutes hoffen. Ich hoffe nur, dass im ersten Schritt nicht all Zuviel Porzellan zerschlagen wird. So lange es nicht gute Regelungen für den Eigenanbau gibt so lange wird Cannabis als Kulturpflanze nicht nach Deutschland zurückkehren. Aktuell schaffen wir eine Spielwiese für die Reichen und die Kriminalität in dem Bereich wird nicht zurück gehen. Um die Konsumenten geht es hier doch nicht.
Und kommt mir nicht mit ‚aber die Kinder‘. Unsere Kinder sind alle Digital Natives und viel aufgeklärter als die Politik uns das glauben macht. Aktuell werden hier Gesetze für verschreckte Boomer gemacht.