Bundestagswahl, welche Partei wählen?

Hallo Lage-Team, Hallo Lage-Hörer,

bald steht die Bundestagswahl an und ich bin mir immer noch nicht sicher wo ich mein Kreuz setzen soll. Ich denke das wird vielen Hörerinnen/Hörern so gehen, dass sie es noch nicht genau wissen.
Die Bundestagswahl ist nach meinem Gefühl die entscheidenste Wahl für die Zukunft, bei der ich mit meinen 28Jahren ein Kreuz setzen darf. Aber die Frage ist welche Partei soll ich wählen?
Könntet ihr eine Lage-Spezial machen (vielleicht auch eine extra lange Lage) in der ihr die Wahlprogramme aller großen Parteien “vorstellt”, analysiert usw.?
Ich habe mir selbst auch schon überlegt alle Wahlprogramme durchzulesen aber ich denke, dass bei eurer Analyse und Einordnung der Punkte mehr verstanden wird.

Tobias

Zu den Wahlprogrammen kommt der Wahl-O-Mat raus, eine Webseite mit Fragen zu der eigenen Meinung, mit möglichen Gewichtungen etc. Der ist ganz gut um die grobe Richtung einzuordnen. Meist ist die Seite 3-4 Wochen vor der Wahl online.

Ich habe schon einige Wahlen mehr auf dem Buckel als Sie, und kann nur meine Meinung kundtun, sich nicht allzu sehr auf Wahlprogramme zu fixieren. Das sind oft nur Willensbekundungen, die regelmässig keine Umsetzung finden (sei es weil der Koalitionspartner das nicht will, sei es dass die Zeit nicht reichte und man abgewählt wurde, oder sei es weil es einfach gelogen war). Ich bin dazu übergegangen die Parteien danach zu bewerten wie sie sich in den vergangenen Jahren verhalten haben. Passt das zu meiner Meinung? Was ging mir sehr gegen den Strich? Wo habe ich genickt wenn Themen diskutiert wurden? etc.

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Ehrlich gesagt bin ich bisher bei keiner Wahl so sicher gewesen wie bei dieser, was ich wählen muss. Weil das wichtigste und alles andere entweder bestimmende oder in den Schatten stellende Thema der Klimaschutz ist, muss ich die Partei wählen, von der anzunehmen ist, dass sie die Schritte dafür unternimmt ohne zu viel Rücksicht auf andere Interessen zu nehmen. Ich sehe da derzeit keine andere Partei als die Grünen. Also, auch wenn mir deren Steuerkonzept, Gesundheitspolitik oder soziale Einstellung nicht zusagen würde, gäbe es keine Alternative.

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Ich finde auch das Ausschlussprinzip ziemlich gut. Die AFD ist als rechtsextreme Partei nicht wählbar. Die CDU/CSU ist korrupt, populistisch und lügt wo sie kann. Also ist diese Partei knapp hinter der AFD im Bereich unwählbar. Weil wenn man noch in 20 Jahren als normaler Bürger ein halbwegs anständiges Leben führen will muss diese verlogene Partei verhindert werden. Die FDP ist zwar etwas verbessert aber leider viel zu Lobbyisten-verseucht. Bleiben nur Grüne, SPD und Linke. Da bin ich aber selbst noch sehr unsicher da die Grünen sich leider bisher nicht klar gegen ein Bündnis mit der CDU/CSU aussprechen.

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Hallo Tobias,

auf Twitter hat diese Studie für einiges Aufsehen gesorgt:
Studie vom Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim

Vielleicht hilft Dir das fürs Erste weiter.

Ansonsten befürworte auch ich ein „Lage Spezial“ zu den Parteiprogrammen für die Bundestagswahl, einfach weil Philipp und Ulf hervorragende Analysefähigkeiten haben! Wobei das wirklich Interessante der spätere Koalitionsvertrag wird…

Liebe Grüße

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Das sehe ich, insbesondere auch dank des folgenden kurzen Videos sehr anders:

https://www.zeit.de/video/2021-06/6259142581001/grosse-koalition-das-ist-eine-sehr-gute-bilanz

Ich bin kein SPD-Wähler, glaube aber, dass die meisten Parteien ihre Wahlprogramme ziemlich gut beachten. Logisch betrachtet, weil sie die Kulmination der Meinungen sind, die die meisten Menschen innerhalb der Partei auch vertreten und wahrscheinlich zum großen Teil zu ihrer persönlichen Agenda als Abgeordneter oder Ministerin machen.

Ausnehmen würde ich da einmal die AfD, die es zwar versuchen wird, aber ihre Versprechen wohl vom BVerfG aufgehoben bekommen würde. Und ich würde die Union ausnehmen, da sie erwiesenermaßen den Status Quo verwaltet, wie auch das Video gut zeigt und eher durch Profillosigkeit auffällt.

Kann dem nur zustimmen. Alle Parteien stehen fest zu ihren „Werten“. An denen sollte man sich orientieren. Wenn man da unsicher ist, dann hilft der Wahlomat.

Warum sollte man sich auch vor der Wahl Optionen verbauen? Schwarz Grün werden die Grünen wohl auch nicht mittragen, aber es genügt, um im Wettkampf der Koalitionsbildung Verhandlungsmasse zu generieren

Ich kann eure Argumente schon nachvollziehen und habe bis jetzt auch immer nach den Grundprinzipien der Parteien gewählt. Aber in den Wahlprogrammen stehen doch immer die Zukunftspläne der Parteien. Diese würden mich auch interessieren, vor allem wenn sie gut erklärt und aufgearbeitet sind, eben wie man die Themen von der Lage eben kennt.
Ein anderer Punkt finde ich auch interessant, nämlich wenn kein Koalitionsvertrag vorliegt, was haben die Parteien durchgesetzt und was nichts.

Auf den „Wahl-O-Mat“ wurde schon hingewiesen, den gibt es ja auch für jede Landtagswahl. Die Version für die BTW kommt am 02.09.21. Insgesamt glaube ich aber auch, dass die Analyse von Wahlprogrammen nicht sonderlich ergiebig ist. Spannender wird es, wenn ein möglicher Koalitionsvertrag steht.
Ansonsten gibt es auch thematisch überblicksartige, gute journalistische Aufbereitungen zu jedem Programm, z. B. beim Deutschlandfunk. Einfach mal die Suchmaschine anschmeißen.

Aber eigentlich ist doch völlig klar, wer zu wählen ist (und wer nicht):



Und da Laschet nicht Kanzler werden soll, sind die Grünen aus dem Rennen… :heart: :facepunch: :wink:

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Spannend, in meiner bisherigen Wahrnehmung schien Schwarz-Grün am Wahrscheinlichsten, inkl. der gefühlten Beißhemmung der Grünen als Vorbereitung auf diese Koalition. Wieso meinst du, dass die Grünen diese Koalition nicht tragen würden?

Ich befürchte, dass die Grünen sich an die CDU verkaufen werden und wir somit weitere 4 Jahre eine korrupte und manipulierbare Partei in der Regierung ertragen müssen die nichts für einen Großteil der Bevölkerung tut.

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Ich glaube, als halbwegs progressiv eingestellter Mensch hat man in diesem Land eigentlich nur eine Aufgabe: so zu wählen, dass die CDU so wenig wie möglich an einer Regierung beteiligt ist. Egal was das letztlich für die Stimmabgabe bedeutet, das ist zweitrangig, zumindest solange nur Parteien aus dem demokratischen Spektrum gewählt werden.

Das macht die Wahl aber nicht unbedingt einfacher. Aktuell denke ich, dass eine Stimme für die Grünen gleichzeitig eine Stimme für einen schwarz-grünen Laschet ist, und das wäre fast schon der Worst Case, da mehr als 50% Regierungsbeteiligung für die CDU. Dann lieber FDP: für Schwarz-Gelb wirds schon nicht reichen, es bleiben Ampel (top), Jamaika (immerhin <50% CDU) oder Deutschland-Koalition (Gott bewahre). Mit der SPD ists ganz ähnlich, nur dass eine GroKo wohl größere Chancen hätte. Aber im Prinzip werde ich genau so wählen: welche Stimme verhindert minimiert den Einfluss der CDU. Es ist zugegebenermaßen traurig.

(Ich bin mir noch nicht einig, ob ich auch eine Stimme für die AfD gutheißen würde, wenn es eine CDU-Regierung verhindert (unter der Voraussetzung, dass es niemals eine AfD-Regierung geben darf). Ich tendiere zu ja, aber es fühlt sich falsch an.)

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Kleine Ergänzung: Schwarz-Grün wird nur ständig von den Medien herbeigeredet. Das wäre mal mit Röttgen an der CDU-Spitze unter grüner Kanzlerschaft eine Option gewesen. Aber ich kann mir echt nicht den geringsten Reim darauf bilden, wieso ausgerechnet die Union Koalitionspartnerin der Grünen sein sollte. Da ist angefangen beim Umweltschutz über Sozialpolitik bis hin zur Innenpolitik oder allein schon den Ansprüchen an Korruptionsfreiheit und Transparenz so ein riesen Graben offen, gegen den der zwischen den aktuellen GroKo-Parteien wegen des Seeheimer Kreises wie ein Haarriss wirkt

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Weil ich selbst bei den Grünen bin. Kaum jemand in meinem Ortsverband und schon gleich gar nicht bei der Grünen Jugend ist für eine Schwarz-Grüne Koalition. Niemand möchte das Schicksal der SPD teilen, die in der GroKo zwar unglaublich viel Sachpolitik machen konnte, aber unter der Union völlig verschwand. Das wäre Selbstmord und würde wahrscheinlich auch mit meinem Austritt ebenso wie dem vieler Anderer einhergehen.

Da sehen viele eine Ampel als demoskopisch mögliche Option viel realistischer, gerade da GRR jüngst auch wieder nicht mehr in den Umfragen das Rennen macht. Die FDP biedert sich ja nahezu allen an und wenn ich zwischen einer 10% FDP oder einer 25% Union wählen müsste, ist meine Wahl klar, wenn ich möglichst viel von meinem Programm umsetzen will, insb. die Kanzlerin stellen kann.

Die Grünen nicht zu wählen, um die Union zu verhindern, ist mMn. ziemlich dumm. Wer sich nicht umstimmen lassen will, sollte seine oder ihre Stimme dann zumindest an die SPD geben, um sowohl GRR zu ermöglichen, als auch notfalls eine Ampel offenzuhalten. Denn wenn es für Ampel und GRR nicht reicht, weil die Grünen zu klein sind - was bleibt dann? Genau, Schwarz-Grün und schon haben alle das, was sie verhindern wollten.

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Weil es derzeit die rechnerisch wahrscheinlichste Option für ein Zweierbündnis ist. Es braucht Mehrheiten in einem parlamentarischen Regierungssystem und da Deutschland dazu neigt, konsensdemokratisch zu agieren, wird man sich schon bei den Inhalten einig werden. Das wäre nun wirklich nichts Neues, auch wenn die Wahlprogramme vom Text her meilenweit voneinander entfernt sind. Wenn ich strikt danach schaue, dürfte es eigentlich nie auch nur irgendeine Koalition geben…
Eine andere Option, die ich für wahrscheinlich halte, ist eine Koalition aus Union, SPD und FDP (um es nicht ‚Deutschland-Koalition‘ zu nennen), weil die Grünen sich mit der Union nicht einigen können (der grüne ‚Lindner-Move‘) und es mit der SPD allein nicht reichen wird.

Dann ist es eher ein Effekt der in diesem Fall eingeschränkten Wahrnehmung der Basis. Es ist doch aber kein Geheinmis, dass die Basis regelmäßig anders tickt – siehe das Beispiel SPD, um nur eins zu nennen – als die Parteiführungen und diejenigen mit Ämtern und Mandaten. Das lässt sich gegenwärtig und auch historisch in vielen, wenn nicht gar allen Parteien beobachten. Wie viele haben darauf gewartet, dass die SPD unter Esken/Walter-Borjans die Koalition verlässt, wie angekündigt, und was ist passiert? …

Das halte ich ehrlich gesagt für völlig irrational und wirkt auf mich nicht besonders überzeugend.

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Ist das so? Außer beim Umwelt- / Klimaschutz sehe ich da wenig Streitfälle. Sieht man ja auch schon in BaWü.

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Die Deutschland-Koalition sinnieren in meiner Erfahrung v.a. solche herbei, die am liebsten Schwarz-Gelb hätten. Irrational wäre das aber für die SPD. Das wäre GroKo in Schlimmer. Die SPD würde dadurch neben Schwarz-Gelb noch beliebiger und die Sozialdemokratie noch schwächer. Folge für die SPD wäre bei der nächsten Wahl allenfalls noch einstellig.

Wenn schon ein Dreierbündnis, dann die Ampel. Im Gegensatz zur SPD, die viel zu verlieren hat und seit Ewigkeiten mitregiert, will die FDP nämlich endlich mal wieder ran und wird wahrscheinlich neben Grün-Rot mehr Zugeständnisse machen als die SPD neben Schwarz-Gelb.

Ich bleibe bei meiner Meinung zu Schwarz-Grün. Die Grünen hören nämlich ziemlich genau in die Basis hinein und werden die nicht übergehen, um ein paar Pöstchen zu sichern. Das zeigt Sachsen-Anhalt mit Kenia z.B. sehr gut, wo wir im Ggs. zur FDP auf die Macht verzichtet haben, wenn unsere Stimmen theoretisch beliebig sind.

Was soll man dazu bitte sagen. Du wählst 'ne Partei in der Hoffnung, dass sie schlecht abschneidet und 'ne komplett unrealistische Koalition bildet.
Linder dazu: „Ich halte aber generell Formen der Ampel für ein höchst unwahrscheinliches Gesprächsformat nach der Wahl.“

Und dann auch noch die Partei die am liebsten mit der CDU regieren würde, die Du ja gerade am regieren hindern möchtest.

Noch merkwürdiger ist, wie Du drauf kommst, dass Du eine CDU Regierung verhinderst indem Du die AfD wählst. Generell wird eine starke AfD es für kleine Parteien schwierig machen eine Regierung zu bilden, also weniger Alternativen zu einer CDU Regierung.


Einfach die Partei wählen, die man im Bundestag sehen möchte und nicht um 5 Ecken denken um irgendwelchen Koalitionen aus dem Weg zu gehen, die Du aus 'ner Umfrage rausliest. Die Umfragen sind auch überhaupt nicht dafür geeignet um so spezifisch Koalitionen vorauszusehen. Die Fehlerquoten sind viel zu hoch.
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Volle Zustimmung! Aber mit dem Hinweis, dass es im Bund eine Dreier-Koalition aus CDU, Grünen und CSU sein würde. Vielleicht bringt die CSU diese Option also zum Fall.

Mir persönlich wäre GRR auch lieber. Aber mit der Transatlantikerin Baerbock und dem Möchtegern-Waffenexporteur Habeck sind die Grünen vermutlich soweit von einer Koalition mit den Linken entfernt wie noch nie.

Und warum wird hier davon ausgegangen, dass die SPD noch einmal mit der Union koalieren wird?

Passt nur auf: wenn CSU und Grüne sich nicht einigen werden, dann wird es am Ende noch eine schwarz-gelbe Minderheitenregierung. Toleriert von wem auch immer. Eine Fraktion fällt mir schonmal ein.

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