Bundestagswahl-Experiment: Mehrheitsprinzip vs. Konsensieren

Demokratische Wahlen finden in Deutschland meist nach dem Mehrheitsprinzip statt. Das heißt, hat man mehrere Optionen zur Auswahl (wie aktuell zur Bundestagswahl die Parteien), kann man sich für eine dieser Optionen entscheiden. Es „gewinnt“ dann diejenige Option mit der relativen Mehrheit, auch wenn diese z.B. nur 20% beträgt und somit die Meinung von 80% nicht berücksichtigt werden. Das Mehrheitsprinzip führt unweigerlich irgendwann zu Konflikten und zu Machtspielchen, bei denen Mehrheiten organisiert werden müssen.

Es gibt aber seit einigen Jahren ein (fast genauso einfaches) neues Prinzip, welches versucht genau diese Probleme zu lösen: Das Systemische Konsensieren.

Ohne in die Details des Konsensierens einzusteigen (siehe dafür Link oben), habe ich mich schon lange gefragt, wie wohl die Bundestagswahlen ausfallen würden, wenn man statt dem Mehrheitsprinzip das viel differenziertere Konsensieren anwenden würde. Um genau dieser Frage nachzugehen, habe ich mir die Mühe gemacht, eine kleine Umfrage zu erstellen (dauert ca. 1 Minute), bei der ich sowohl das Merhheitsprinzip, als auch die Konsensierung für die Sonntagsfrage nebeneinander stelle. Insbesondere liefert das Konsensieren für jede Partei einen Akzeptanzwert in %, der darüber Auskunft gibt, wie akzeptabel die gesamte Bevölkerung eine bestimmte Partei in der Regierung fände.

Hier ist das Formular – würde mich freuen, wenn sich möglichst viele beteiligen, damit die Umfrage mehr Aussagekraft bekommt:

Und insbesondere freue ich mich natürlich auch, wenn der Einsatz des Systemischen Konsensierens in der Politik (etwa auch im Parlament) irgendwann auch mal Thema in der Lage wird. Den Link zu einer kleinen grafischen Auswertung der Ergebnisse für den direkten Vergleich erhält man übrigens nach Absenden des Formulars. Nach dem Wahlabend (die Umfrage läuft pünktlich um 18 Uhr ab), werde ich zudem eine Auswertung hier posten.

Bin sehr gespannt auf die Ergebnisse! Den Link gerne weiter verbreiten. :slight_smile:

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Ich entschuldige mich schon mal vorsichtshalber für den Fall, dass das folgende etwas schroff rüberkommt. Ich bin nur gerade etwas ratlos.

Erstens: Dass in Deutschland Wahlen in der Regel nach Mehrheitsprinzip entschieden werden, stimmt doch gar nicht! Wir haben im Großen und Ganzen ein Verhältniswahlrecht. D.h. wenn 80% X wollen und 20% wollen Y, dann kommen 80% X und 20% Y ins Parlament.

Zweitens: Mach es uns doch nicht so schwer, wenn Du Systemisches Konsensieren anpreisen willst, zu verstehen, was das eigentlich ist! Ich habe mir die verlinkte Webseite angeschaut und lese da nur, dass es ganz toll ist und super wirkt, und eine neue Entscheidungskultur bedeutet, aber nicht, wie man es macht. Dasselbe, nachdem ich eine Minute des enthaltenen Videos angeschaut habe. So erreichst Du mich nicht.

Drittens: Da ich nicht mal weiß, um was es geht, nehme ich sicher an keiner Umfrage teil, für die ich mich anmelden muss.

Vielleicht kannst Du ja meine Ratlosigkeit noch beseitigen. Ich fürchte, ich werde nicht der einzige sein.

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Danke für die Idee, die ich grundsätzlich interessant finde. Aber meiner Meinung nach wird die Umfrage dem Kern des Systemischen Konsensieren, wie es auf der von Dir verlinkten Website beschrieben wird, aber auch dem Konsensprinzip in einem weiteren Sinne, nicht gerecht.
Statistisch zu ermitteln, gegen welche Partei es am wenigsten Vorbehalte oder Abneigung gibt, ist letztlich nur ein anderes Wahlverhalten, das aber letztlich doch wiederum nur über Zahlen funktioniert (Ähnlich der Möglichkeit des Kummulierens und Panaschierens bei vielen Kommunalwahlen): Das ist aber etwas grundsätzlich anderes als ein Verfahren, das dadurch bestimmt ist, Einwände und Ablehnung in einem gemeinsamen Prozess zu bearbeiten. Das fängt konkret schon damit an, dass ich gar nicht an der Umfrage teilnehmen kann, wenn ich nicht bereit bin, eine der genannten Parteien als „kleinstes Übel“ zu wählen.
Generell ist aus meiner Sicht fraglich, ob ein tatsächliches Konensverfahren wie SK über funktionieren kann in Kontexten, in denen sich die Beteiligten nicht kennen und noch nicht einmal persönlich begegnen.

Die Methode wird hier beschrieben:

Weniger hochgestochen formuliert, könnte man sagen, es wird der kleinste gemeinsame Nenner gesucht.

Die Zahl der faulen Kompromisse in der Politik, bei denen nichts erreicht wird, aber irgendwas rauskommt, wo niemand so richtig dagegen sein kann, deutet für mich darauf hin, dass das Verfahren sehr verbreitet ist.

Sorry, wenn ich das ein bisschen ironisiere.

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Zu Erstens: Im Bundestag bestimmt die Regierungsmehrheit in der Regel die Gesetze, die Opposition hat praktisch nichts zu sagen. Mehrheit bestimmt, Minderheit hat nichts zu sagen = Mehrheitsprinzip.

Zu Zweitens: Ich habe das Systemische Konsensieren nicht erfunden, daher wollte ich mir nicht anmaßen, dass ich es besser erklären kann als die Erfinder selbst auf ihrer Webseite. Aber ich kann es gern versuchen: Vereinfacht gesagt bewertet man beim Konsensieren jede Option (in diesem Fall jede Partei) mit dem eigenen Widerstand gegen diese jeweilige Option, meist auf einer Skala von 0 (= Kein Einwand) bis 10 (= Totale Ablehnung). Der Gewinner der Entscheidung ist diejenige Option mit der geringsten Widerstandssumme.

Dies hat mehrere Vorteile, u.A. werden Minderheiten besser berücksichtigt und es entstehen weniger Konflikte, weil man eben nicht nur bewertet, welche Option einem am liebsten wäre, sondern auch, welche einem am zweit-, dritt- und sogar viertliebsten ist. So wird die eigene Meinung auch dann berücksichtigt, wenn nicht die eine Option (hier Partei) gewinnt, für die man sich im Mehrheitsprinzip entscheidet.

Zu Drittens: Ja, das mit der Anmeldung ist ärgerlich, aber ich wusste keinen besseren Weg zu verhindern, dass jemand vielfach antwortet und somit die Ergebnisse verfälscht. Tatsächlich war mir nicht klar, dass man die Umfrage nicht vollständig betrachten kann, ohne sich anzumelden. Ich habe anbei das vollständige Formular als PNG exportiert, damit man die Fragen ohne Anmeldung einsehen kann:

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Ok, danke, das hat mir jetzt vieles klarer gemacht!

Unter anderem weiß ich jetzt, woher meine Missverständnisse kamen: Es geht ja nicht mal in erster Linie um die Bundestagswahl (was die Überschrift impliziert hat) und vor allem ist das Gegenteil zum SK nicht das Mehrheitsprinzip, sondern die Möglichkeit für das Einzelne, alle Optionen zu bewerten, statt nur die optimale auszuwählen. Und so lässt die Methode sich ja doch wieder auf die Bundestagswahl anwenden.

Anders als @ChristianF es interpretiert würden damit nicht unbedingt die faulen Kompromisse bevorzugt, sondern vor allem auch Entscheidungen verhindert, gegen die einige eine starke Aversion haben.

Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich das will. Klar könnte das bedeuten, dass die AfD weniger zu sagen hätte. Es könnte aber auch notwendige schmerzliche Einschnitte unmöglich machen (da denke ich z.B. an das Tempolimit, was ja einige für durchaus schmerzlich halten).

Vorläufiges Fazit für mich: Bei Sachentscheidungen im Parlament wäre ich zurückhaltend. Für Wahlen halte ich die Methodik für ein bedenkenswertes Modell.

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Ich wollte auch exakt diese drei Kritikpunkte anbringen. Im Sinne einer zielgerichteten Diskussion möchte ich nochmal nachhaken:

  1. Der Titel bezieht sich explizit auf die Bundestagswahl. Die (relevantere) Zweitstimme ist eine Verhältniswahl. Später heißt es dann „Im Bundestag bestimmt die Regierungsmehrheit in der Regel die Gesetze“, was etwas vollkommen anderes als die Bundestagswahl ist. Hier wäre es wünschenswert vom OP ein klares Beispiel für eine Mehrheitswahl genannt zu bekommen, auf dessen Grundlage wir eine Wahlreform à la Konsensieren diskutiert können.
  2. Es gibt unzählige Varianten eine Vorzugswahl (d.h. eine Wahl auf Grundlage von „auf den kleinsten gemeinsamen Nenner kommen“) durchzuführen. Die historischen Urtypen sind wohl die Condorcet-Methode und die Borda-Wahl. Auch hier wäre es wünschenswert einen konkreten Vroschlag für eine Wahlmethode zu diskutieren (den die verlinkte Website leider nicht unterbreitet).

Zum weiteren Umfeld des Themas sei auf die Sozialwahltheorie verwiesen. Ferner sei neben den eher akademischen Bemühungen das „am ehesten beste“ Wahlsystem zu finden auch auf die rein praktischen Komplikationen einer Vorzugswahl hingewiesen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):

  1. Komplexität: Im Vergleich zu „mache ein Kreuz bei deinem Lieblingskandidaten“ sind alle anderen Wahlsystem komplizierter und führen dadurch (a) zu mehr ungültigen Wahlzetteln, (b) führen ggf. zu für den methodisch schlecht informierten Wähler zu unbeabsichtigten/unerwarteten Effekten, und (c) könnten manchen Menschen tendenziell davon abhalten sich mit der Wahl zu beschäftigen. Ein Beispiel für (1a): was passiert eigentlich, wenn ein Wähler im Fragebogen des OP bei einer Partei kein Kreuz setzt? Ggf. ungültiger Wahlzettel?
  2. Messung des Wählerwillens mit Kardinalzahlen (d.h. quantitative Skala): Bei Wahlen mit Präferenzlisten (1. Lieblingskandidat, 2. zweite Wahl, 3. dritte Wahl,…) ist der Wählerwille ohne Interpretationsspielraum verständlich und umsetzbar (die klassische Mehrheitswahl ist hierbei ein Extremfall bei dem die Präferenzliste eben nur einen Eintrag hat). Soll der Wähler hingegen seinen Willen auf einer Zahlenskala angeben, so gibt es immer die Gefahr der arithmetischen Willkür (nach welcher Formel wird berechnet?).
  3. „Was ist Konsens?“ – zur Veranschaulichung ein Rechenbeispiel mit einfacher Mittelwertbildung: Wenn ein Kandidat von der Hälfte der Wähler eine Ablehnung von „0“ bekommt und von der anderen Hälfte eine Ablehnung von „10“, d.h. eine mittlere Ablehnung von „5“, ist dieser Kandidat dann einem Kandidaten zubevorzugen, den alle Wähler mit „6“ ablehnen? Falls nein, wie sieht es aus wenn dieser zweite Kandidat von allen Wählern eine Ablehnung von „9“ erhält? Wäre dieser nahezu durchgehend verhasste Kandidat dann die Konsenslösung?
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SK ist mir seit einigen Jahren in der Theorie bekannt. Finde ich sehr interessant und positiv. @Jeehut, danke, dass du dir die Arbeit gemacht hast. Habe das Formular ausgefüllt und gesendet.

Warum stellen einige hier gleich die Haare auf? Sieht man doch sofort, dass hier ein ehrliches Interesse dahintersteckt. Da muss man nicht gleich arg kritisch reagieren, wenn man sich noch nicht informiert hat oder nicht gleich versteht. Bin gespannt auf die Auswertung!

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Das meinte ich mit „fauler Kompromiss“. Das übliche „too little, too late“ der Deutschen Politik, s. Corona, s. Klimaschutz…

Ich hätte noch Fragen, was die Auswertung Deiner Umfrage angeht:
Ist das „Ergebnis“, dass die Partei, für die am wenigsten Widerspruch erzeugt dann „alleine regiert“? Also sagen wir mal hypothethisch die Mehrheit der Stimmen im Bundestag erhält (um uns im Kontext unseres aktuellen Systems zu orientieren). Oder ist es so dass Du die Besetzung eines parlamentes realtiv zu der Zustimmung (bzw. zu der nicht nicht Zustimmung ;)) definieren möchtest?
Wenn ersteres, geht dann nicht die sich aus Koalitionen ergebende Konsensfähigkeit verloren?

Ich hätte auch noch ein paar praktische Fragen:

  • Ist das Modell nicht enorm davon abhängig, dass alle Leute „ehrlich“ teilnehmen? Wenn Du Anhänger:innen einer Partei hast, die „taktisch“ alle anderen Parteien auf „keine Zustimmung setzten“ wird diese Partei, eine sehr hohe Chance haben Konsenspartei zu werden
    (Rechenbeispiel 10% der Leute sagen: AfD 1, Rest 10, 30% der Leute sagen CDU 1, Rest 10, (taktisch) 60% der Leute sagen SPD/GRÜNE/LINKE 2, CDU/FDP 6, AfD 10). → Konsenspartei CDU
  • Selbst wenn die Leute „ehrlich“ antworten (und Gedanklich im Kopf einheitliche Skalen verwenden), werden die Menschen mit einer stärkeren Meinung (mit einer starken ablehnenden Meinung!) einen viel größeren Einfluss haben, als die Menschen, die grundsätzlich schonmal in einem Konsensgedanken sind und eine differenzierte Meinung zu den verschiedenen Gruppen haben.
    Also eine Person die sagt A 1 und B 10 wiegt 5 personen auf die sagen, ach, ich finde das alles nicht so super, aber B mit 4 schon noch besser als A mit 6.

Ich bin sehr gespannt auf Deine Antwort, aber vom ersten Gefühl würde ich sagen: Ein System das vermutlich in gewissen Kontexten funktioniert kann wo Menschen die sich kennen, treffen & ein konkretes gemeinsames Projekt vor Augen haben und die gemeinsam einen Prozess der Entscheidungsfindung durchmachen muss nicht unbedingt ein gutes System sein um demokratische Prozesse auf Staatslevel zu organisieren.

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Da hast du aber was missverstanden. Es wird nicht der kleinste, sondern der größte gemeinsame Nenner gesucht. Es werden nämlich eben keine Kompromisse gemacht, sondern man entscheidet sich für diejenige (in sich schlüssige) Option, mit der alle am besten leben können, anstatt mehrere miteinander nicht kompatible Optionen zu vermischen. Das ist ein wichtiger Unterschied. :wink:

Das ist nicht nur polemisch, sondern ignoriert auch den grundlegenden Unterschied zwischen einem Konsensverfahren und der Suche nach Kompromissen bzw. dem üblichen Kuhhandel zwischen Parteien (wenn Ihr dem Bundswehreinsatz zustimmt, kriegt ihr dafür eine Windradprämie…). Bei ersterem werden ja gerade keine Entscheidungen getroffen, die irgendwer „faul“ findet. Das ist alles andere als verbreitet.

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Diesen Unterschied kenne ich schon. Das Vorgehen sah aber für mich eher so aus, als würde seine Mechanik gerade nicht zu so einem Konsens führen.
Aber wie meistens ist wahrscheinlich auch nicht das Rating der Optionen das Relevante, sondern das Gespräch darüber

Ich wende quasi für jede Entscheidung, in der es mehr als 2 Optionen gibt (also mehr als Ja/Nein), die Konsensierung an und sie hat uns schon oft viele Diskussionen erspart und schnell Akzeptanz geschaffen. Als konkretes Beispiel kann ich aus meiner Arbeitsumgebung die sogenannten „Code Conventions“ bei der Programmierung nennen. Etwa die Frage, nach welcher Logik leere Zeilen oder Zeichen im Programmcode akzeptiert werden sollen. Das klingt jetzt vielleicht nach einer Kleinigkeit (wie Leerzeichen gesetzt sind ist nämlich für die Computer irrelevant), aber erstaunlicherweise gibt es unter Entwicklern schon bei solchen Fragen immer viele Diskussionen, da es starke Meinungen gibt.

Im Titel steht die Bundestagswahl, weil ich genau für die Sonntagsfrage der Bundestagswahl eine Konsensierung erstellt habe. Aber wo genau man im demokratischen System später die Konsensierung sinnvoll einsetzen sollte, das kann man ja dennoch vom Titel unabhängig diskutieren, die Ergebnisse sollen (sofern noch mehr Leute teilnehmen) nur bei den Überlegungen unterstützen.

Ich bin in Bereich Wahltheorie kein Experte, mache mir aber meine Gedanken. Ich möchte aber klarstellen, dass es sich beim Konsensieren weder um eine Vorzugswahl handelt (da es keine Platzierung gibt), noch um eine Punktewertung für die Zustimmung. Es geht beim Konsensieren eben nicht um die Zustimmung, sondern um die Frage, wie sehr einen eine bestimmte Option stören würde. Diese umgekehrte Fragestellung legt den Fokus klar auf die Fragestellung: „Was wäre denn eigentlich, wenn wirklich die Option X für alle gelten würde?“ Meiner Erfahrung nach führt das einfach zu für die Gesamtgruppe akzeptableren Gesamtergebnissen. Ob das jetzt auch für die Bundestagswahlen gelten würde, das weiß man erst, wenn man es mal probiert hat.

Also ich finde die Bundestagswahlen schon ultra komplex. Gerade weil man nur ein einziges Kreuz machen darf, macht es das viel schwieriger sich zu entscheiden, wen man eigentlich unterstützen soll, selbst wenn man ganz genau weiß, wofür die Parteien stehen und auch ganz genau weiß, was man selbst für Interessen hat. Man fragt sich, welche Koalitionen entstehen könnten. Man fragt sich dann natürlich auch, welche Parteien bei welchen Punkten nachgeben würden.

Ich persönlich fände es einfach, man gibt jeder Partei eben einen Widerstandswert und am Ende regiert die Partei, die die größte Akzeptanz hat. Das würde vermutlich auch zu einer ganz anderen Art von Politikdenken unter den Politikern führen. Jede Partei wäre dann besonders interessiert daran, für möglichst viele wählbar zu sein und würde viele verschiedene Interessen berücksichtigen anstatt nur auf ihre eigenen Interessensgruppen zu zielen. Zumindest wäre es ein interessantes Projekt, das mal im Kleinen zu verifizieren.

Das verstehe ich nicht. Die Formel sollte natürlich gesetzlich festgelegt sein und den arithmetischen Mittel zu nehmen als ersten Ansatz liegt mathematisch und menschlich nahe, oder nicht?

Grundsätzlich ist es beim Konsensieren ja so, dass der Mittelwert an sich ja schon viel aussagt. In meiner Ergebnistabelle habe ich etwa die gesamte „Akzeptanz“ einer Option berechnet, indem ich den Mittelwert genommen habe und umgekehrt auf eine Prozentskala übertragen habe. Ein Widerstands-Durchschnitt von „3,5“ wären demnach äquivalent zu 65% Akzeptanz. Ein Kandidat, der einen Widerstands-Durchschnitt von „9,0“ erhält hat somit nur 10% Akzeptanz. Man könnte in einem Gesetz also analog zum Prinzip von „mind. 50% der Stimmen“ für Gesetze im Bundestag etwa fordern, dass die Akzeptanz mind. 50% sein muss.

Übrigens gibt es im Systemischen Konsensieren auch die Idee des „Passivvorschlags“. Dabei geht es darum, dass man feststellen möchte, ob überhaupt eine Änderung nötig ist und ob die verfügbaren Optionen überhaupt besser sind als wenn man „nichts tut“. Was „nichts tun“ im Kontext von Bundestagswahlen aber sein könnte, da war ich mir nicht sicher (weder „niemand regiert“ noch „die aktuelle Partei regiert weiter“ erscheint mir als sinnvoll). Wenn es so eine Option gibt, dann kann auch diese gewinnen oder aufzeigen, welche Optionen auf keinen Fall in Frage kommen, weil sie eindeutig schlechter sind als „nichts zu ändern“. Wenn man sie weglässt ist die Orientierung jedoch die 5,0 (oder 50% Akzeptanz). Ein Durchschnittswert über 5,0 für eine Option ist ein Hinweis darauf, dass bei dieser Option hohes Konfliktpotenzial vorliegt.

Das sind alles interessante Fragestellungen und ich habe zu ihnen keine finale Meinung. Ich sehe das so, dass es letztlich davon abhängt, wie die Menschen in so einer Konsensierung wählen würden. Und auch, wie die Parteien auftreten würden. Ich könnte mir – wie oben schon angedeutet – vorstellen, dass Politik bei Konsensierungswahlen ganz anders gemacht wird. Gerade weil man eben nicht mehr nur von der eigenen Zielgruppe „gewählt“ wird, sondern weil man von jedem einzelnen Wähler und jeder Wählerin in der Akzeptanz „gewertet“ wird. Allein schon deshalb müssten die Parteien weniger Interesse haben, Konflikte zu schüren und inhaltlich mehr auf andere Gruppen zugehen.

Das hätte langfristig vermutlich eine ganz andere Art von Parteienlandschaft zur Folge.

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Weil jetzt schon mehrfach die Frage aufkam, wie man denn das Systemische Konsensieren (auch „SK-Prinzip“) in der Politik anwenden könnte und was das bringen würde, nachfolgend ein paar relevante Ausschnitte aus dem Buch „Systemisches KONSENSIEREN: Der Schlüssel zum gemeinsamen Erfolg“ (5. Auflage) geschrieben von den zwei Erfindern des Prinzips, Erich Visotschnig und Siegfried Schrotta, beide Systemanalytiker, sowie vom Gründer und Leiter des „Institut für Systemisches Konsensieren“ Georg Paulus:

Unter den Bedingungen des Konsensierens würden politische Gremien jeder Art wesentlich leichter, schneller und weniger kampfbetont entscheiden können. Blockaden wären ausgeschlossen. Alle politischen Parteien könnten im Parlament konstruktiv mitwirken. Es ginge nicht mehr darum, eine Mehrheit zu bilden, um einen Vorschlag durchzubringen. Der Erfolg würde nur von der Qualität der Vorschläge aus der Sicht aller Parteien, auch der Minderheiten abhängen, die ihre Bewertungen mit dem Gewicht ihrer Mandate ausgestattet – abgeben würden. Damit hätten auch die Anträge von Kleinparteien bei entsprechender Qualität gute Chancen auf Erfolg. Die Opposition würde sich vom bloßen Kritiker und Querulanten zu einer Verantwortung tragenden Kraft wandeln.
[Seite 69]

D.h. insbesondere argumentieren die Autoren hier aus Sicht der bestehenden Verhältniswahlen heraus, dass das Parlament selbst das SK-Prinzip anwenden sollte, um so effizienter zu besseren Entscheidungen für alle zu kommen.

Um nicht weiter ganze Abschnitte zu zitieren (Urheberrecht!), schreiben die Autoren auf Seite 70, dass „sich (die) Politiker unter den Zwängen des Mehrheitsprinzips“ befinden und sich wundern würden, welchen „nutzlosen Aufwand“ sie betreiben, hätten sie sich nur mal intensiver mit dem SK-Prinzip auseinander gesetzt. Es falle „einflussreichen Persönlichkeiten allerdings sehr schwer, etwas zu verstehen, wenn sie ihre Vorteile daraus ziehen, es nicht zu verstehen.“

Auf Seite 71 wird von einem „Machtparadoxon“ gesprochen, das beim Konsensieren vorherrsche: „Wer Macht auszuüben versucht, wird Ablehnung ernten. Damit ist er beim Konsensieren zur Erfolglosigkeit verurteilt. Daher werden Machtkämpfe kontraproduktiv.“ Auch auf Vorteile des Konsensierens innerhalb von Parteien wird eingegangen. Man setze damit „die Kreativität aller verfügbaren Kräfte für die Lösung schwieriger Herausforderungen ein“ und könne sich „Flügelkämpfe ersparen und nach außen hin geschlossen auftreten“.

So viel zu diesem Thema aus dem Buch. Bei der Recherche des Links zum Leiter des Instituts Georg Paulus habe ich aber noch eine für diesen Thread interessante Entdeckung gemacht: Es gibt nämlich bereits eine ähnliche Umfrage wie die von mir hier gestaltete, die monatlich erhoben wird. Allerdings ist sie nicht wirklich nützlicher als meine Umfrage – hier die Probleme, die ich damit habe:

  1. Auch Kleinparteien sind aufgelistet, das macht es für die einfachen Wählenden unmöglich alle zu bewerten, da man sich hierzu mit jeder kleinen Partei auseinander setzen müsste, was unrealistisch ist. Für echte Wahlen müsste man sich natürlich eine Lösung überlegen, wie Kleinparteien sinnvoll bewertet werden könnten – das wäre ein Diskussionsthema für sich. Aber für eine Alternative zu einem „Politbarometer“, was hier wohl das Ziel war, sollte man sich wohl besser auf die großen Parteien fokussieren.
  2. Die Anzahl der Teilnehmenden ist stark schwankend, im Juli etwa gab es 337 Teilnehmende mit einem differenzierteren Ergebnis (Gewinner „GRÜNE“ mit 69% Akzeptanz), im August waren es schon nur noch 61 Teilnehmende mit der Partei „dieBasis“ als haushohen Gewinner mit satten 99% Akzeptanz (!!) und großem Vorsprung vor dem Zweitplatzierten („ÖDP“ mit 47%).
  3. Gerade wegen dem letzten Punkte wäre es sehr wichtig eine vergleichende Umfrage nach dem klassischen Prinzip der Sonntagsfrage mit denselben Teilnehmenden zu machen, sodass man die Vergleichbarkeit und Repräsentativität der Meinung der Umfragen im Vergleich zu anderen Umfragen wie dem Politbarometer ungefähr abschätzen kann. Denn meine Vermutung ist, dass etwa bei der August-Umfrage hier rausgekommen wäre, dass 100% der Teilnehmenden „dieBasis“ gewählt hätten – was natürlich die Vergleichbarkeit nicht gerade gewährleistet.
  4. Es fehlt gänzlich eine Umfrage für den aktuellen Wahlmonat, die letzte ist geendet am 05.09. und hatte nur 8 Teilnehmende. Vielleicht wurde die Idee aufgegeben, weil die Teilnahme so nachgelassen hat. Jedenfalls wäre es doch gerade im Wahlmonat interessant gewesen, die echten Ergebnisse mit den SK-Ergebnissen zu vergleichen.

So bleibe ich also dabei, für eine Teilnahme und Verbreitung meiner eigenen Umfrage aufzufordern und zu werben. Ich werde diesen Thread an die Betreiber der Webseite schicken, vielleicht wollen sie sich ja hier direkt an der Diskussion beteiligen.

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Ich würde dann glaub ich nochml einen Fokus auf den letzten Absatz meines obigen Beispiels lenken:

Das Konsensieren ist ein System das dafür gebaut ist das Menschen die sich kennen, treffen & ein konkretes gemeinsames Projekt vor Augen haben gemeinsam einen Prozess der Entscheidungsfindung durchmachen. Das zeigen ja auch deine Beispiele aus Deinem Arbeitsalltag.

Hier versuchst Du die Methode auf einen ganz anderen Prozess zu stülpen, nämlich die Durchführung der demokratischen Wahl eines Parlaments (oder vielleicht auch nicht eines Parlaments sondern einer Regierung).
D.h. entweder sagst Du <<Ja, ich verkürze die Frage auf „Welche Partei erhält das Mandat für 4 Jahre eine Regierung zu stellen und Gesetze zu erlassen“ >>, d.h. wir schaffen de facto den Parlamentarismus (u.a. Opositionsparteien und Koalitionen ab) oder Du beschreibst nochmal genauer, was Du dir eigentlich vorstellst.

Auch sehe ich nach wie vor das in einem „annonymen“ Umfeld wie einem ganzen Staat das von Dir vorgesellte Prinzip noch eher dazu führt das taktisch gewählt wird wie in unserem aktuellen. Siehe meine Beispiele oben (das ist glaube ich auch was @indubrioproreo mit „Messung inKardinalzahlen“ anspricht-

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Lieber @Hasenkoettel, du hast Recht, ich stülpe das Konsensieren auf die Bundestagswahlen und somit auf etwas, wofür es nicht geschaffen wurde, ganz klar – ist ja auch alles ein Experiment. Das Problem hierbei ist aber nicht, dass sich die Beteiligten nicht kennen, das ist kein Hinderungsgrund, die Endentscheidung beim Konsensieren funktioniert auch anonym, solange alle das Konsensieren aus anderen Kontexten / früheren Wahlen bereits kennen. Das Problem ist eher, dass es das eigentliche Problem der Konsensfindung bei Einzelentscheidungen nicht löst. Hierfür müsste ganz klar das Parlament selbst das Mehrheitsprinzip mit dem SK-Prinzip ersetzen, wie es auch die Autoren vorschlagen (siehe mein letzter Post). Die Experimente hierzu finden aber schon seit Jahren in verschiedenen Organisationen statt, etwa in Unternehmen, wo sich die Leute kennen. Auch die Parlamentarierer kennen sich ja, das würde dort also alles prima funktionieren.

Dennoch interessiert mich die Frage brennend, ob nicht auch die Ergebnisse der Bundestagswahlen die Wählerinteressen mit dem SK-Prinzip bei der Sonntagsfrage besser wiedergeben würden als mit der aktuellen Einfachstimme. Die bisherigen Ergebnisse (siehe Link nach Absenden des Formulars bzw. Screenshot unten) zeigen ganz deutlich, dass bei der klassischen Frage (linke Grafik) ein oder zwei Parteien (Grüne, Linke) ganz deutlich dominieren, ohne Auskunft darüber zu geben, wie dieselben Teilnehmenden es mit den anderen 4 Parteien halten würden. Man sieht aber bei der Konsensierung (rechte Grafik) trotz der klaren Einseitigkeit der Meinungen bisher, dass dieselben Leute viel eher noch mit der SPD leben könnten als mit CDU/CSU oder FDP. Und man sieht auch, dass die Abneigung gegen die AfD besonders hoch ist. Zudem sieht man, dass die Akzeptanz von Grüne und Linken recht nah beieinander sind (Abstand 12,8%) und der Unterschied nicht ansatzweise so groß ist wie es sich bei klassischen Wahlen ergibt (Abstand 27,8%). Man hat einfach viel mehr Aussagekraft.

Ich hoffe jedoch, dass noch viel mehr bis zum Wahlabend teilnehmen (die Umfrage endet Punkt 18 Uhr), auch Meinungen die bislang noch unterrepräsentiert zu sein scheinen. Noch keine einzige Stimme für CDU/CSU, AfD und FDP bislang, wir sind ja aber auch erst bei 18 Teilnehmenden. :slight_smile:

Generell möchte ich noch einmal betonen, dass es mathematisch bewiesen wurde, dass es keine „beste“ Wahlmethode gibt (d.h. keine Wahlmethode, bei der immer der am meisten bevorzugte Kandidat gewinnt – mindestens eines der „Qualitätskriterien“ ist immer nicht erfüllt). Daraus folgt, dass die Wahl der „am ehesten geeigneten“ Wahlmethode immer vom (theoretischen) Umfeld der Wahl abhängt. Wenn zudem praktische Gegenbenheiten berücksicht werden, dann verschärft sich diese Maxime noch.
Daher auch meine Vehemenz, dass die Frage des OP ganz entscheidend von dem jeweiligen Kontext der Wahl abhängt. Die beiden Beispiele von @Jeehut, „Code Convention“ und „Bundestagswahl“, sind dabei bezogen auf manche praktische Parameter wohl diametrale Extreme für Wahlkontexte.

Als Beispiel sei der (niedriste) Bildungsstand genannt: Ich folge der Prämisse, dass alle Wahlberechtigten kognitiv in der Lage sein müssen, die Konsequenzen ihrer Stimmabgabe(n) zu verstehen (wobei die Konsequenz sein sollte, die Komplexität des Wahlsystems niedrig zu halten und nicht etwa unnötig Personen von der Wahl auszuschließen). Wenn sich 10 Informatiker (d.h. Personen die ein solides Grundverständnis von Mathemetik haben) auf ein relativ kompliziertes Wahlsystem verständigen, dann mag das eine geignete Wahlmethode für die Situation sein. Für einen nicht unsignifikanten Teil der Bundestagswahlberechtigten wäre die Methode allerdings (vermutlich) eine unnötige Hürde, die dazu führen kann, dass sie entweder gar keinen oder einen ungültigen Wahlzettel abgeben oder unbeabsichtigt gegen ihre Präferenzen abstimmen.

Ich möchte hier nicht den Eindruck erwecken per se gegen komplizierte Wahlsysteme zu sein, aber fürchte, dass praktische Überlegungen in solchen Diskussionen oft zu kurz kommen.

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Und dann kam python! :wink:

Mein komplex (Erratum: ich meinte eher „kompliziert“ als „komplex“) bezog sich nicht auf die Wahlentscheidung („was will ich erreichen“) sondern auf die Stimmabgabe („was muss ich ankreuzen um auch tatsächlich meine Wahlentscheidung zu artikulieren“).

Ich fände das ein extrem gefährliches Experiment:

  • Wir hätten dann aus der aktuellen Verhältniswahl eine pure Mehrheitswahl gemacht. Kein Koalitionspartner mehr der bei massivem Machtmissbrauch die Koalition platzen lassen könnte.
  • Es würden sich wohl immer gemäßigt konservative Parteien durchsetzen, da sie nun mal den Status Quo vertreten und damit von allen Seiten zumindest eine mittlere Akzeptanz erwarten dürften. Kleinere „radikale“ Parteien (z.B. die Grünen in den 90ern) hätten nie die Chance als Juniorkoalitionspartner ihre Inhalte unterzubringen.
  • Politik und Wahlkampf würden sich noch mehr darauf konzentrieren möglichst nirgends anzuecken und somit notwendige aber unpopuläre Reformen verschleppen.

Es gibt viele plausible Optionen: Mittelwert, Median, Mittelwert wobei die äußersten Quantile (Ausreißer) gestrichen werden, oder nicht-lineare Berechnungsmethoden (ist der politisch-konsensierende Abstand zwischen einer Ablehnung von 0 und 1 kleiner als der zwischen 9 und 10?), oder es wird auch die Streuung berücksichtigt (siehe unten). Die Berechnungsmethode muss natürlich vor der Wahl geklärt sein, aber wenn der Wahlverlierer darauf pocht, dass er nach der Median-Methode gewonnen hätte, könnte er trotzdem die Legitimität des Wahlergebnisses in Frage stellen. (Aktuell haben wir in Deutschland wenigstens bei der mathematischen Interpretation des Wahlergebnisses Konsens, das sollten wir als hohes Gut betrachten – siehe Trumpismus…)

Gegenvorschlag: Derjenige bei dem die Summe aus Mittelwert plus doppeltem Standardfehler am kleinsten ist wird Wahlgewinner (d.h. 95% der Wähler lehnen den Kandidaten höchstens so stark ab).
In meinem Zahlenbeispiel bekommt Kandidat 1 5x eine Ablehnung von „0“ und 5x eine Ablehnung von „10“ und Kandidat 2 10x eine Ablehnung von „8“. Das heißt: Kandidat 1 erhät einen Mittelwert von 5 und eine doppelten Standardfehler von 3,3 und damit einen Endwert von 8,3. Der Kandidat 2 hingegen bekommt einen Mittelwert von 8 und einen Standardfehler von 0 und damit einen Endwert von 8. Nach meiner Berechnungsvorschrift gewinnt also Kandidat 2 obwohl er einen deutlich höheren Mittelwert hat. Ich persönlich halte das sogar eher nach Konsens als den noch extremer polarisierenden Kandidaten gewinnen zu lassen. Aber mein Punkt sollte eigentlich sein, dass die Formulierung einer Berechnungsvorschrift für „Konsens“ eben durchaus nicht trivial ist.

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Ich folge derselben Prämisse. Der arithmetische Mittel ist auch in der Hauptschule Teil des Lehrplans. Er ist gesellschaftlich als „Durchschnitt“ etabliert und wird praktisch überall verwendet. Ich sehe das gar nicht so wie du und denke, dass man durchaus unter allen Wahlberechtigten vermuten kann, dass sie die Konsensierung verstehen werden. Außerdem habe ich nie gesagt „ich fordere, dass man bei Bundestagswahlen konsensiert – ab sofort, ohne Übergangsphase und ohne Aufklärung!“. Natürlich muss das nicht nur getestet werden (ähnlich wie in meinem Experiment) und natürlich müssen wir in die Zukunft denken und im Kleinen anfangen. Aber das Ziel sollte es doch sein, Wahlen künftig besser zu machen, und wenn ich „besser“ sage, meine ich, dass die Ergebnisse ein besseres Abbild dessen sein sollten, was die Gesellschaft insgesamt will. Wie man dann aus dem Ergebnis zu einer Regierung oder einem Parlament kommt, das sind alles Fragen, die wichtig und interessant sind, aber die man aus meiner Sicht nur mit weiteren Erfahrungswerten sinnvoll diskutieren kann.

Bei mir erweckst du aber genau diesen Eindruck. Ich traue den Menschen wohl mehr zu als du. :wink:

Du scheinst ja generell nicht viel von Experimenten zu halten, da du bereits den Ausgang zu kennen scheinst und allein schon das Ausprobieren für „gefährlich“ hältst. Mit dieser Einstellung kommt man auf der Suche nach neuen Erkenntnissen jedoch nicht sehr weit.

Ich schlage hier das SK-Prinzip vor. Darin wird der sogenannte „normierte Widerstand“ als arithmetisches Mittel aller abgegebenen Stimmen zur Grundlage genommen (Seite 52 f. im o.g. Buch).

Es ist natürlich dein gutes Recht ein anderes Prinzip vorzuschlagen, wo irgendeine andere, komplizierte Methode angewendet wird. Aber das wäre dann ein anderes Diskussionsthema und ich halte persönlich genau aus deinen genannten Gründen auch nicht viel davon, etwas komplizierteres als den arithmetischen Mittel zu nehmen.

Wie gut, dass die Erfinder des SK-Prinzips Mathematik, theoretische Physik und Elektrotechnik studiert haben und diese „nicht triviale“ Aufgabe, eine Berechnungsvorschrift zu formulieren, für uns bereits erledigt haben.

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