Büroalltag vs Privatleben

Moin!

Was meine Filterbubble gerade sehr umtreibt ist, dass es privat immer mehr Vorgaben gibt, ich beruflich aber im schlimmsten Fall der Willkür meines Arbeitgebers ausgesetzt bin. Ihr hattet in der aktuellen Lage (LdN211) selbst appelliert, dass man sich zB gut überlegen soll, ob das Meeting im direkten Kontakt stattfinden muss. Leider haben die Meisten keine Entscheidungsgewalt darüber. In meinem Bekannten- und Freundeskreis höre ich von immer mehr Menschen, dass die Arbeitgeber wieder auf volle Anwesenheit bestehen (meiner übrigens auch) und teils noch nicht mal Ausnahmen für Büros mit mehreren Mitarbeitenden zulassen. Und diese Personen sind alle nicht in Berufen tätig, wo HomeOffice unmöglich ist. Viele waren im März/April im HomeOffice, doch jetzt hat sich die Bereitschaft der Arbeitgeber dazu in Luft aufgelöst. Auch Regelungen außerhalb von HomeOffice, also für die Kontakte im Büro, sind von Arbeitgeber zu Arbeitgeber sehr unterschiedlich.

Ich halte mich privat streng an alle Regeln und genauso machen es meine Freunde. Wir sind alle extrem gewissenhaft, meiden nahezu alle Kontakte und werden es auch in Zukunft tun. Aber selbst bei diesem Personenkreis wird die Frage immer lauter, warum wir uns privat alles verkneifen, uns zu Hause einschließen, nur um dann im schlimmsten Fall in überfüllten Öffis ins Großraumbüro zu fahren. Natürlich ist die Wirtschaft ein wichtiger Faktor. Das will ich nicht klein reden. Aber ich höre von immer mehr Menschen, dass dieser Faktor zunehmend über die Gesundheit der Mitarbeitenden gestellt wird. Man nimmt es hin, denn man ist abhängig beschäftigt und muss ja auch irgendwie die Miete bezahlen.

Ich persönlich habe von offizieller Seite noch nicht viel dazu gehört, außer wenn es um Kundenkontakte geht. Vielleicht habe ich es bisher aber auch nicht mitbekommen. Das will ich nicht ausschließen. Mich würde interessieren, ob das nur in meinem Umfeld ein zunehmendes Problem ist, oder auch allgemein mehr Thema wird? Warum hört man nichts offiziell dazu? So steigere ich nicht die Bereitschaft der Menschen, sich an die Regeln zu halten. Dann gibt es vielleicht auch bei einigen Gedanken wie: „Warum soll ich denn nicht mit Freunden ins Restaurant gehen, wenn ich im Berufsalltag eh mit unzähligen Leuten Kontakt habe? Dann kommt es darauf doch auch nicht mehr an.“ oder „Das Einzige was ich noch darf ist arbeiten. Alles andere soll ich mir verkneifen. Ich habe da keinen Bock mehr drauf!“

Grüße
Imke

PS: Danke für eure Arbeit! Mein politisches Wissen ist noch nie so groß gewesen wie jetzt. Dank euch habe ich den Einstieg geschafft (habe mehr oder weniger bei 0 angefangen), weil ich durch eure umfangreichen Hintergrundinformationen (die in der Tagesschau und vergleichbaren Formaten einfach fehlen) Zusammenhänge verstehen konnte.

1 „Gefällt mir“

Ich fürchte, da wird und kann es von offizieller Seite kaum etwas geben.

Ich habe die Schwierigkeiten diesbezüglich auch wahrgenommen, auch wenn ich glücklicherweise selbst nicht betroffen bin. Ich habe von mehreren Arbeitgebern gehört, die Homeoffice nicht einrichten wollten, aus wirtschaftlichen Gründen (technische Ausstattung aller Mitarbeiter) oder aus Personalkontrollgründen (arbeiten alle wirklich acht Stunden im Homeoffice).

Solange nicht nachweisbar ist, dass die Arbeitsstätten aus solchen Ursachen heraus „pandemietreibend“ sind, ist es schwer das öffentlich zu diskutieren geschweige denn dagegen vorzugehen.

Ich habe kein Problem mit mobilem Arbeiten. Vor Corona war ich bereits 1 Tag mobil zu Hause arbeiten, seit heute brauchen wir eine Begründung, wenn wir ins Büro kommen wollen. Das Unternehmen profitiert durchaus auch davon, dass zwangsweise sehr viele ins Homeoffice mussten. Besprechungen online haben den Vorteil, dass auch gleich Dokumente gezeigt werden können und das bei mehreren Standorten Fahrten zwischen Standorten wegfallen. Wenn ich da an die Abteilungsbesprechung denke, halbe Stunde Fahrt hin und zurück, 10-15 Personen…

Habt ihr einen Betriebsrat, der da evtl. was machen könnte? Ansonsten vermute ich mal, dass es stark von den Beschäftigen abhängt. Bei uns sind sehr viele spezialisierte Leute, die man auch nicht so ohne weiteres ersetzen kann (hoher Anteil an Akademikern). In Betrieben wo die Angestellten austauschbar sind, fürchte ich, dass weniger Rücksicht auf die Mitarbeiter genommen wird.

Hier hängt es sehr stark von den Beschäftigten ab. Ich arbeite in der Verwaltung und die Mutterbehörde sagt klar, dass HomeOffice dort eingesetzt werden sollte, wo es von der Arbeit her möglich ist. Allerdings sei es den einzelnen Leitungen überlassen, dies umzusetzen. Hier hatten wir im März das Problem, dass zwar alle die konnten im HomeOffice waren, dann aber eine Rückkehr damit begründet wurde, dass ja nicht alle die Möglichkeit haben und das ja unfair wäre. Jetzt ist niemand im HomeOffice und ich glaube bei den Mitarbeitenden gibt es zwei Gruppen. Einige wollen glaube ich aber wissen dass der Wunsch von der Leitung her ist, dass alle präsent sind (und man ja nicht „unfair“ sein will) und einige wollen gar nicht ins HomeOffice. Immer wenn ich das Thema anspreche, also dass es ja eigentlich sinnvoll wäre, auch für die die hier sein müssen, da dann weniger Menschen vor Ort sind, werde ich etwas herablassen angeschaut. „Ja DU willst ja auch gerne ins HomeOffice, aber das geht halt nicht allen hier so.“ Ich WILL ganz sicher nicht ins HomeOffice. Ich bin nicht gerne im HomeOffice so wie es gerade ist, weil ich mich da auch verschiedenen Gründen sehr schlecht konzentrieren kann und es mir teils schadet, auch wenn mir das offensichtlich immer wieder abgesprochen wird. Es geht hier nicht ums Wollen, sondern darum, was in der aktuellen Situation sinnvoll ist. Und das wird hier irgendwie ignoriert. Ich weiß dass ich mich noch mehr dahinter klemmen sollte, mehr einfordern sollte, was von der Mutterbehörde vorgegeben wird, aber dafür fehlt mir die Kraft. Ich gehe eh schon psychisch auf den Zahnfleisch und ich bin nicht in der Lage mich als offenbar fast Einzige hier gegen das System zu stemmen. Leider.

Ist hier auch so… Bei meinem Arbeitgeber hatten wir 35 Fälle auf 6000 Mitarbeiter am Standort. Wenn man das auf 100.000 Leute hochrechnet, sieht das zielmich düster aus…

Also aus meinem Betrieb weiß ich, dass es sehr stark von der jeweiligen Führungskraft abhängt, ob die Abteilung überwiegend im Homeoffice arbeitet oder der Großteil im Büro ist.

Als Lösungsansatz: Hast du schonmal direkt mit deinem Chef/Vorgesetzten gesprochen und ihn gefragt, ob du erstmal bis zum Ende des Teil-Shutdown im Homeoffice bleiben kannst?