"Bio"-Kraftstoffe schaden Klima, Biodiversität und Ernährungssicherheit

In Deutschland und der EU werden „Bio“-Kraftstoffe (das klingt viel zu nett, deshalb spreche ich lieber von Agrokraftstoffen) als angebliche Klimaschutzmaßnahme gefördert und landen beim Tanken von Benzin und Diesel automatisch mit im Tank. Es ist allerdings schon lange klar, dass die dabei zugrunde gelegten Bilanzen nicht alle Emissionen berücksichtigen. Die große Lücke: der Flächenverbrauch vom Anbau von Raps, Mais Weizen etc. für die Produktion von Agrosprit. Wird der Flächenverbrauch in der Klimabilanz berücksichtigt, sind Agrokraftstoffe sogar noch deutlich klimaschädlicher als fossile Kraftstoffe.
Weltweit sind für den Anbau von Raps, Mais, Weizen etc. für in Europa getankten Agrosprit Flächen der Größe Irlands belegt. Diese Flächen fehlen dann an anderer Stelle.
Eine neue Studie (veröffentlicht am 9.3.23) zeigt auf, dass mit Renaturierung einer so großen Fläche 2 bis 3-mal mehr CO2 gebunden werden könnte Das wäre glewichzeitig ein großer Gewinn für die Biodiversität. Oder würde eine so große Fläche stattdessen für die Nahrungsmittelproduktion genutzt, könnten 120 Millionen Menschen damit versorgt werden (ca. ein Viertel der EU-Einwohner:innen).
Studie (auf englisch mit dt. Zusammenfassung): https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Pressemitteilungen/Naturschutz/ifeu_study_COC_biofuels_EU_for_TE_2023-03-02_clean.pdf
Briefing von DUH und T&E: https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Pressemitteilungen/Naturschutz/202303_IFEU_Study_T_E_Briefing_DE.pdf
Weiterführende Infos zum Thema: Agrokraftstoffe – Deutsche Umwelthilfe e.V.

Das BMUV hat das Problem erkannt und schlägt in einem Referentenentwurf daher vor, die staatliche Förderung schrittweise bis 2030 zu beenden (aus meiner SIcht deutlich zu langsam, aber immerhin ein Schritt in die richtige Richtung). Doch Verkehrsminister Wissing blockiert. Er will anscheinend lieber wissentlich mit falschen Zahlen seine Klimabilanz schönrechnen, statt tatsächlichen Klimaschutz im Verkehr umzusetzen.
Im Januar 2023 hat Frau Lemke ihren Referentenentwurf in die Ressortabstimmung gegeben. Es ist also ein sehr aktuelles Thema. BMUV, BMEL, BMZ haben sich aktiv für das Ende von Agrosprit ausgesprochen, nur das BMDV blockiert.

Noch zur Transparenz: Ich arbeite bei der DUH zu diesem Thema. Ich fänd es sehr toll, wenn Agrosprit Thema in der Lage wäre. Das Thema betrifft beim Tanken praktisch Jede:n, trotzdem kennen nur die wenigsten die gravierenden Auswirkungen von Agrokraftstoff.

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Je nachdem wie viel Zeit man dem Thema geben will, könnte man auch noch auf Biogas eingehen. Im Prinzip die selbe Problematik.
Die Erzeugung von Biogas macht eigentlich nur Sinn wenn dafür sowieso anfallende Abfälle beispielsweise aus Privathaushalten (Biotonne) und aus der Gastronomie oder Reste der Lebensmittel- sowie Papierproduktion verwendet werden.
Der Anbau von Energiepflanzen ist Irrsinn!

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Dafür wurde die Technik mal entwickelt, auch die Biokraftstoffe.

Das funktionierte solange gut, bis die Konservativen angefangen haben das skalieren zu wollen um sich einen grünen Anstrich zu verpassen.