Beuth Verlag Monopol Aufmerksamkeit schaffen.

Das Normungswesen, und wie es geregelt ist, verhindert aktiv Innovation und kostet, krass formuliert, Menschenleben. Schauen wir ca. ein Jahr zurück, finden sich Berichte in denen sich der Beuth Verlag in seiner unendlichen Güte und seinem Altruismus dazu bewegt, Normen, die üblicherweise sehr teuer sind (um die 100€/Norm), für Anwender und Hersteller von z.B. medizinischen Masken freizugeben. (LINK)
Das Zeichen, dass der Beuth Verlag setzt ist nicht „wir bekämpfen zusammen die Pandemie und der Beuth Verlag macht es möglich“ sondern „schaut her, wir sind sehr teuer, geben euch aber ein paar Normen umsonst damit die zukünftige Kundschaft nicht ausstirbt“. Dieses Beispiel aus aktuellen Gründen.

Obwohl Normung an sich grundsätzlich richtig ist, liegt hier ein großes Problem. Ich möchte aber nicht weiter darauf eingehen sondern mir geht es vorrangig um den Zugang zu Normen und wie dieser vergoldet wird. Normen sind für KMU eine teure Anschaffung. Durch benannte Stellen wie TÜV Süd, DEKRA, etc. werden im Rahmen von Audits Normen und deren Einhaltung, mindestens aber der Bewertung der Nichtanwendung gefordert. Es ist also notwendig Normen zu besitzen.

Und ab Hier beginnt mein Problem. Ich selbst komme aus dem Bereich der Medizintechnik, weshalb sich meine Zimmerkollegin immer wieder mal ob der Normenfülle in dieser Branche mehrminütige Hasstiraden auf das Normungswesen anhören muss.
Der Zugang zu Normen ist, wie bereits erwähnt, sehr teuer. Gerade wenn Normen gekauft werden müssen nur um sie bewerten zu können, dass sie eben nicht auf die Firma zutreffen ist das ärgerlich.
Die einfachste Variante ist es Papierversionen zu kaufen, da diese auch von mehreren MA gelesen werden können. Natürlich ist das nicht mehr zeitgemäß. Eine PDF Version allerdings ist nur auf die Benutzung an einem Arbeitsplatz bestimmt (eine sog. Einzelplatzlizenz). Eine Vervielfältigung oder gar das Speichern auf einem Netzlaufwerk ist nicht erlaubt. Selbstverständlich darf man gegen Geld aber eine Netzwerklizenz kaufen, dessen preis sich nach der Größe des Unternehmens richtet (LINK).
Es erscheint als würde das System auf Großkonzerne ausgerichtet sein.
Meine Idee ist es, das Normungswesen dahingehend zu ändern, dass der Zugang zu Normen mit einer Flatrate möglich gemacht wird.
Im Jahr 2019 gab es in Deutschland rund 3,29 Millionen steuerpflichtige Unternehmen mit jährlichen Lieferungen und Leistungen über 17.500 Euro (LINK).
Nehmen wir an, dass nur die Hälfte davon auf Normen angewiesen ist und ein Jahresbeitrag von 100€ für den Zugang zu ALLEN Normen kostet, wären das Einnahmen von ca 165 Mio Euro. Das wäre etwa doppelt soviel Umsatz wie der Beuth Verlag 2020 gemacht hat. Bei doppeltem umsatz, sollte doch ausreichend Gewinn übrig bleiben oder?
Eine aufwendige Verwaltung ist nicht nötig. Ein einfacher Online Zugang über die Firma, mit durchsuchbarer Bibliothek (oder gleich perinorm nutzen). Das PDF Format wird ohnehin präferiert. Es ist durchsuchbar und kann, wenn gewünscht ,vor Ort auch ausgedruckt werden. Sollte sich doch eine Firma für ein gedrucktes Dokument interessieren, müsste sie halt zu den 100€ Jahresbeitrag 50€ je Norm für einen Papieraufschlag zahlen. Mit solchen Maßnahmen erzieht man die Firmen weg vom Papier.
Im Prinzip verfolgt der Beuth Verlag ein ähnliches Prinzip. Er erzieht Firmen, keine Normen zu kaufen. Werkstudenten oder Studenten im Praxissemester werden Dank deren Zugang zu Perinorm über die Hochschule gerne eingestellt, da einige Normen so kostenlos zu besorgen sind.
Als letztes Mittel gibt es noch die Möglichkeit die gewünschten Normen in Estland beim „Estonian Centre for Standardisation and Accreditation“ zu einem Bruchteil der Kosten zu besorgen. Dort ist allerdings der Nachteil, dass die Ingenieur*innen der Fa. englisch verstehen müssen. Wer sich mit Normen auskennt, weiß, dass das zum Teil sehr anstrengend zu lesen sein kann.
Meine Firma hat sich unlängst Normen für statt ca. 1200€ bei Beuth für knapp 300€ in Estland bestellt. (Bitte unterstellen Sie hier nicht die niedrigere Lohnstruktur anderer EU Staaten auszunutzen. Ich sehe es als ersparen der Übersetzungsarbeit.)

Bitte berichtigen und helfen Sie mir, wenn ich grundlegende Fakten oder Mechanismen übersehe oder nicht kenne. Ich erhoffe mir hiervon eine Möglichkeit zu finden wie ich eine Öffentlichkeit für dieses Thema schaffen kann oder ein Tipp bekomme wie ich diese schaffe.

Vielen Dank
Christian

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