Besuchsverbote in deutschen Krankenhäusern

Leider habe ich das Pech im Moment eine schwerkranke Angehörige in der Familie zu haben, die derzeit in einem kleinen Deutschen Krankenhaus liegt.
Dort herrscht ein absolutes Besuchsverbot (Egal wie der G-Status ist, egal ob nur eine Person zu Besuch kommt, egal ob derjenige insgesamt nicht mehr viel Zeit hat).

Ich habe meine Sorge und die Gründe warum ich diesen Zustand unhaltbar finde in einer Email an den Landtagsabgeordneten ausgedrückt. Mich würde sehr interessieren ob andere Leute hier ähnlich Probleme haben.
Das menschliche Leid, dass dadurch entsteht, wenn kranke Menschen über Wochen faktisch von Ihren Angehörigen isoliert werden wird leider in keiner Debatte aufgegriffen. Und in Anbetracht des völligen Wegfalls anderer Maßnahmen finde ich hier einfach keine Verhältnismäßigkeit gegeben. Man kann ja die Besuche regulieren, aber sie komplett zu unterbinden finde ich mehr als nur schwierig.
Mich würde auch sehr interessieren wie die Jungs dazu stehen. Corona wurde zwar ja wirklich hinlänglich behandelt in den letzten Wochen, dieser Aspekt ist aber noch ziemlich unbeleuchtet. Woher leitet sich das Recht der Häuser ab so vorzugehen? Können die sich in die Hausordnung schreiben was sie wollen, obwohl viele Patienten keine echte Alternative haben?

"Sehr geehrter Herr Voussem,
während wir mit der Lockerung der Maskenpflicht, und dem faktischen Wegfall des Impfpflichtprojektes und der Nachverfolgung als Nation und als Land anscheinend nichtmal mehr so tun als würden wir noch versuchen die COVID-Zahlen zu kontrollieren, sind an anderen Stellen immernoch ungerechtfertigte Maßnahmen in voller Wirkung.

Beispiel: Eine Angehörige von mir liegt derzeit in einem Krankenhaus in Ihrem Wahlkreis. Hier herrscht nach wie vor ein absolutes Besuchsverbot. Man muss sich das einmal vorstellen: Ungeimpfte Mitarbeiter gehen ab heute ohne Maske in den Supermarkt, in die Öffis oder in die Kneipe. Aber die Patienten werden isoliert, ob sie wollen oder nicht. Ein Schelm wer Arges dabei denkt… aber der Gedanke dass die Bequemlichkeit von Ärzten und Pflegekräften, für die Angehörige oft genug einen erheblichen Mehraufwand bedeuten, hier eine Rolle spielen könnte drängt sich auf. Im gleichen Sinne bedeutet das Verbot für die Betreiber ein glatteres Ablaufen der internen Prozesse, auf Kosten der Lebensqualität der Patienten. Angehörige bedeuten immer Mehrarbeit, aber oft genug sind sie nicht nur wichtige soziale Kontakte sondern auch zentrale Fürsprecher. Und so wie unser System die letzten 15-20 Jahre geführt wird ist man leider als Patient auf solche Fürsprecher angewiesen wenn man sicher sein will dass man adäquat versorgt wird.
Ich sehe hier ganz klar den Gesetzgeber in der Pflicht. Die Patienten sind den Häusern ausgeliefert. Die meisten können sich nicht einfach ein anderes Krankenhaus suchen.
Aber Patienten denen, wie im Falle meiner Angehörigen, nicht mehr viel Zeit bleibt müssen sich aus nicht nachvollziehbaren Gründen faktisch in eine Art Isolationshaft begeben, weil die Krankenhausbetreiber so Ihre Abläufe effizienter gestalten können?

Ich freue mich auf zeitnahe Lösungsvorschläge aus Ihrer Fraktion. Die Wahlen kommen.
Vielen Dank
throwaway"

Lese ich zum ersten Mal.
In Bayern gilt einfach die Masken- und Testpflicht in Krankenhäusern und Altenheimen weiter.
In Einzelfällen kann es natürlich zu einem Besuchsverbot kommen, gerade wenn schon Symptome vorliegen, die eine Corona-Infektion noch verstärken würde. Aber das ist ja nachvollziehbar und betrifft ja dann auch nicht das ganze Krankenhaus.
Wie Du schreibst: Der persönliche Kontakt ist ja auch wichtig und sollte beim Genesungsprozess nicht unterschätzt werden.

Natürlich muss man Besuche grundsätzlich regulieren, meinetwegen 2g+ und nur eine Person pro Patient/Tag und wer Erkältungssymptome hat fällt natürlich auch raus.
Ich arbeite selbst in einem Krankenhaus in dem das auch anders gehandhabt wird.
Ich kann mir aber auch nicht vorstellen dass das erwähnte Haus hier gänzlich alleine auf weiter Flur steht, zumal es Teil eines Klinikverbandes ist.

Finde ich ein wichtiges Thema und kann leider Ähnliches aus meinem Bekanntenkreis berichten. Ich weiß von einem Fall, in dem eine Person nach einer komplizierten und risikoreichen Operation bislang noch nicht aufgewacht ist (es wurde aber kein Hirntot diagnostiziert). Ehepartner:in darf trotz drei Impfungen + überstandener COVID-Infektion nicht zum Besuch ins Krankenhaus, nicht einmal mit PCR-Test. Und es ist nicht klar, ob die Person es überlebt.

Mich würde da auch mal die rechtliche Situation interessieren @vieuxrenard ?

Selbstverständlich müssen immer Interessen abgewogen werden, und die Gefahr für andere Patient:innen darf natürlich auch nicht ignoriert werden. Aber mir kommt das einfach nur wahnsinnig unmenschlich vor. :cry:

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Mit einer Patientenvorsorge/ Verfügungsvollmacht kann einer solchen Situation vorgesorgt werden, wenn man die Patientin/ den Patienten in ein weniger restriktives Behandlungsland verlegen möchte.