in der aktuellen Situation fühle ich mich als Genesener (Infektion war im April 2020) extrem verarscht. So hieß es von mehreren Seiten das man nach einer durchgemachten Infektion wohl lebenslangen Schutz genießt zumindest vor starken Ausbrüchen der Krankheit. Nun wenn es um Grundrechte geht gibt es für Genesene plötzlich die Grenze auf 6 Monate nach der Infektion. Bedeutet für mich. Ich muss weiter mit Grundrechtseinschränkungen leben obwohl ich nicht mehr Teil der Pandemie bin. Gibt es hier schon erste Klagen?
Alternative wäre eine Impfung. Aber diese wird man mit Prio4 wohl noch lange nicht bekommen. Meiner Meinung nach könnte man mit der ganzen Pandemie deutlich anders umgehen. Politisch ist hier wieder ganz großes Versagen zu sehen!
Der Grund dafür ist ganz grob, dass es zwei Arten der Immunität gibt. Die eine direkt auf der Schleimhaut schützt davor dass das Virus sich überhaupt vermehren kann, die andere ist eher im Blut und schützt vor einem schweren Verlauf wenn das Virus sich erstmal ausgebreitet hat. Letztere schützt relativ lange - vielleicht nicht lebenslang aber doch eine Weile, das stimmt.
Aber das Immunsystem auf der Schleimhaut vergisst recht schnell. Nach einem halben Jahr haben viele Menschen mit einer durchgemachten Infektion bereits keine Antikörper auf den Schleimhäuten mehr (das wissen wir bereits durch längere Studien aus China), während bei einer doppelten Impfung oder einer Impfung nach bereits durchgemachter Erkrankung der Schutz deutlich besser ist. Das ist auch der Grund warum jedes Jahr im Winter dieselben paar Erkältungsviren umgehen - das Immunsystem lernt einfach nicht konsequent dazu
In Summe könnten Sie sich wahrscheinlich infizieren, das Virus würde sich vermehren und könnte weitergegeben werden, Sie würden es aber vielleicht nicht einmal merken oder einen milden verlauf haben. Das Argument zur Rückgabe von Freiheitsrechten ist allerdings, dass Sie niemandem mehr schaden können - das ist hier eben nicht der Fall wenn Sie Viren weitergeben können. Und deshalb gibt es die 6-Monats-Grenze.
Zumindest sind Sie bereits geschützt und als kleiner Bonus oben drauf: Eine durchgemachte Infektion + eine Impfdosis liefert einen beeindruckenden Schutz - wahrscheinlich sogar besser als zwei Dosen.
Ganz so eindeutig ist der Forschungsstand wohl nicht, zumindest was die nun juristisch festgeschriebenen 6 Monate betrifft
Zudem ist ja bei den in Deutschland genutzten Ipfstoffen der Witz, dass man noch gar nicht richtig wissen kann, wie es nach mehr als 6 Monaten aussieht. Deshalb wäre eine Befristung der Regelung insgesamt m. E. sehr viel sinniger und gerechter gewesen. Hoffentlich hat sich das Ganze im November dann eh erübrigt…
Fair. Das stimmt natürlich, aber das ist der Kompromiss auf den man sich deshalb geeinigt hat und der Grund für die 6-monatige Begrenzung. Außerdem wissen wir dass der Schleimhautschutz nach zweifacher Impfung besser ist als bei Genesenen. Der Rest ist nicht klar und wird tatsächlich leider viel zu wenig diskutiert…
Vielen Dank für die tolle Antwort. Ich bin mit der nun getroffenen Regelung zwar immer noch nicht einverstanden, aber zumindest ist das eine Argumentation der ich durchaus folgen kann.
