Bericht über Afghanistan (Folge 252)

Finde bei den aktuellen Entwicklungen auch diese Meldung beachtenswert.

Habe mir da selbst noch keine abschließende Meinung gebildet, finde es allerdings mindestens zeitlich maximal unpassend dies in Der aktuellen Lage „anzubieten“ und bin geneigt der Kritik durch FDP und Grüne zuzustimmen. Wie im Artikel beschrieben wirkt es wie ein heraus kaufen aus dem eigenen Versagen der Politik und Behörden.

Übersehe ich da irgendwas oder ist das einfach nur maximal respektlos/pietätlos das überhaupt so in den Raum zu stellen?

1 „Gefällt mir“

Ich möchte auch noch einen Aspekt ergänzen, der nur am Ende im den Interview kurz behandelt wurde: Die Leistungsfähigkeit der Bundeswehr.

Klar muss man die Bundesregierung dafür kritisieren dass sie die letzten Monate NICHTS für die dortigen Ortskräfte gemacht hat. Man hätte schon viel früher evakuieren sollen. Das ist alles richtig. Nur ist es dafür aber jetzt zu spät.

Mich regt ganz allgemein auf wie nun über die AKTUELLE Lage in Afghanistan in Deutschland disktuiert wird. Insbesondere die „Forderungen“ der Opposition über eine „Luftbrücke“ ist einfach nur lächerlich. Von der anderen Seite kommt nur „wie viele lassen wir rein“, was bei den armseligen Haufen der bisher gerettet wurde einfach nur unmoralisch ist.

Man muss sich mal die Faktenlage anschauen:

  • Am Flughafen in Kabul sind ca. 5000 US Soldaten und ca. 200 Deutsche.
  • Die Bundeswehr setzt 2 A440M Maschinen ein, die Amerikaner mindestens 10 oder mehr. (Aktuelle Meldung: Die Amerikaner haben in 24 Stunden 16000 Leute ausgeflogen, 4x soviele wie die Deutschen in mehreren Tagen)
  • Die Amerikaner kontrollieren den Flughafen und lassen nach mehreren Augenzeugenberichten (aktuell) auch hauptsächlich nur „amerikaner“ und „deren Ortskräfte“ rein, außer sie werden von deutschen Soldaten eskortiert
  • Das ist auch der Grund dafür dass die Flugzege manchmal nicht voll werden. Wenn die amerikanische Flugkontrolle sagt, ihr fliegt jetzt, macht die Landebahn frei, dann müssen sich die Deutschen dem beugen.
  • Wenn die Amerikaner am 31.08 den Flughafen verlassen (sollten), das ist einfach Fakt: Dann ziehen auch alle anderen Nationen ihre Soldaten ab. Der Außenbeauftragte der EU hat es faktisch zugegeben: Selbst alle EU Armeen zusammen können den Flughafen nicht ohne amerikanische Unterstützung sichern.

Man muss sich eingestehen dass die Bundesregierung (die EU) hier nur am Rand steht und zuschauen kann. Man hat hier wenig eigene Möglichkeiten. Insbesondere die Forderung einiger Politiker auch Menschen ausserhalb Kabuls durch die Bundeswehr rauszufliegen ist wahnwitzg…

Und die deutsche Öffentlichkeit (nicht nur die Parteien, sondern gesamtgesellschaftlich) sollte sich auch mal selbstkritisch Hinterfragen: Wenn man in so einen EInsatz rein geht und die Soldaten aus „politischen Gründen“ nicht gut Ausstattet (es soll ja nicht Krieg heißen und auch nicht so aussehen) brauch man sich nicht zu wundern wenn man dann die Rolle zugewiesen bekommt die man verdient.

Wer gedient hat und vielleicht mit amerikanischen Soldaten zu tun hatte, weiß vielleicht was ich meine…

1 „Gefällt mir“

Gegenteil bezog sich auf freie Handelswege und regionale Instabilität, nicht auf die eigenen Interessen.

Freie Handelswege sind aber ziemlich direkt eigene Interessen.

Das habe ich auch nicht bestritten. Ich habe nur angemerkt, in Ergänzung zu den Beispielen von Herrn Köhler, dass es auch ein Kriegmotiv sein kann anderen Nationen freie Handelswege zu untersagen. Im Beispiel Afghanistan wird/hätte Deutschland nahezu keinen Nutzen aus freien Handelswegen durch Afghanistan gezogen. Sehr wohl aber – je nach Blickwinkel – dass China gerade keine freien Handelswege durch Afghanistan nutzen kann.

Die Kritik richtet sich doch an die Politik und nicht an die Armee. Daher verstehe ich auch den Verweis nicht. Die Rahmenbedingungen sind alte ein Frage mit der man umgehen sollte, das schafft Deutschland und dass ist die Kritik. Andere staaten insbesondere USA und UK haben ihre Definitionen, wen sie mitnehmen deutlich erweitert. Deutschland nicht. Hinzukommen diverse Person in Afghanistan selbst welche hierbei wesentlich flexibler vorgehen. Die deutschen scheinen das nicht zu machen.

Zu der voran gegangen Diskussion möchte ich noch anfügen,

  • dass die Taliban (meines Wissens) alles Afghanen sind, Menschen aus dem „eigenen Volk“ und keine fremden.
  • Die Taliban offensichtlich mehr Sympathien im Volk hat als die „offizielle Regierung“
  • ein demokratischer Anspruch ist „Selbstbestimmung“. Ich befürchte dass genau das gerade in Afghanistan passiert.

Es passt uns nicht, aber es scheint so dass der Teil der Bevölkerung der „westlich Orientiert“ ist nur eine Minderheit darstellt.

1 „Gefällt mir“

Die “Einschätzung”, dass insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, Köhlers, der als Bundespräsident nicht in die Entscheidung eingebunden war (und in der Politik wohl nicht gut vernetzt), belegt oder widerlegt m.E. erstmal gar nichts über die wirklichen Hintergründe oder Ziele des Einsatzes. Es ist maximal ein Indiz.

1 „Gefällt mir“

Danke für den Hinweis. Ist aber ein bisschen spät als Grund für den Einsatz (der Artikel ist von 2010). Zudem: Warum zieht man dann jetzt ab, statt sich das Lithium zu sichern? Das passt beides nicht zur These, dass der Einsatz durch die Rohstoffe getrieben ist.

1 „Gefällt mir“

Lesen Sie doch gerne das Buch und setzen Sie sich mit den wissenschaftlichen Argumenten darin auseinander und widerlegen Sie diese hier im Thread. Die Analyse ist jedenfalls deutlich vielschichtiger als ein kurzer Beitrag in einem Online-Forum und wirklich lesenswert. Aber am Ende könnte natürlich das eigene Weltbild erschüttert werden…

1 „Gefällt mir“

Die Aussage eines auch wenig vernetzten Bundespräsidenten ist ein starkes Indiz zumindest, dass das Motiv, wie klein sein Anteil auch sein mag, in den Köpfen westlicher führender Politiker erwogen wurde und wird. Dass es kein Motiv wäre, halte ich für extrem unwahrscheinlich, auch wenn es wie gesagt drittrangig sein mag.

1 „Gefällt mir“

Ja, dann wohl schön dumm vom Westen, den Taliban und Chinesen das Feld zu überlassen. Das passt jedenfalls nicht zu der These, dass Rohstoffe der primär Treiber dieser Einsätze sind.
Ebensowenig auch hier die Historie: Petraeus wird mit einem Statement von vor 11 (nicht 20), Jahren zitiert und 70% des Landes werden als geologisch noch nicht erforscht beschrieben.
Das macht es jetzt nicht plausibler, das ein Einsatz vor 20 Jahren durch Rohstoffe motiviert war.

Gut ich werde das Buch lesen.
Dann können Sie ja eines der folgenden Bücher lesen:

  1. Noam Chomsky - Wer beherrscht die Welt?
  2. Oliver Stone - Die Schattenseiten der Weltmacht

Die Aussage eines Bundespräsidenten ist erst einmal das – die Aussage eines Bundespräsidenten, der im politischen Tagesgeschäft ja ohnehin kaum Kompetenzen besitzt. Das obige Zitat stammt übrigens aus einem Interview mit dem Deutschlandfunk: "Sie leisten wirklich Großartiges unter schwierigsten Bedingungen" (Archiv).

In der zuvor gestellten Frage ging es eher um eine gesellschaftliche Debatte und weniger konkret um Afghanistan. Daraus jetzt zu schlussfolgern, man habe sich in Afghanistan Rohstoffe sichern wollen, halte ich da schon für etwas abenteuerlich.

Deal! Ich setze es auf die Leseliste.

1 „Gefällt mir“

Dass der Einsatz vor 20 Jahren ausschließlich aufgrund von Rohstoffe motiviert war habe ich nicht behauptet. Ich denke nur, dass es aufgrund der militärischen Geschichte (Bspw. die Brutkastenlüge der USA in 1990) und einiger Zitate von diversen Politkern (Köhler ist nur ein Beispiel von vielen. Auch Churchill, Eden oder Carter haben hinsichtlich ihrer Interessen im Ausland schon deutliche Worte gefunden) auch ein Beweggrund für den Westen ist in Afghanistan, Syrien oder Irak zu agieren.
Manchmal wird auch nicht unmittelbar militärisch agiert, sondern es werden regime changes angestrebt, wie in Chile oder dem Irak.

Für solch lange, gefährliche und kostspielige Auslandseinsätze wie in Afghanisan bedarf es auch den Rückhalt in der Bevölkerung, wenn man gewählt oder wieder gewählt werden will.
Das amerikanische Volk hatte kein Interesse (mehr) an dem Afghanistankrieg. Joe Biden sagte selber, dass die Sicherheit Afghanistans nicht mehr Interesse Amerikas sei. Die Interessen Amerikas fokussieren sich auch zunehmend auf den Pazifik, wo sich ein immer stärkerer militärischer Konflikt vor allem zwischen China und den USA abzeichnet.

1 „Gefällt mir“

Gewaltige Vorkommen von allem möglichen gibt es so gut wie in jedem Flächenstaat. Relevant ist halt auch die Frage nach den Förderkosten. Wären diese in Afghanistan sehr attraktiv, dann gäbe es dort jetzt schon einen Rohstoffboom. Taliban hin oder her.

Dass es um reinen Idealismus gegangen wäre, hat ja auch keiner behauptet. Natürlich ging es um Sicherheitsinteressen.

Aber nochmal: gibt es einen konkreten Beleg dafür, dass der Afghanistan-Einsatz etwas mit Rohstoffen zu tun hatte (jetzt nicht ausweichen auf irak, Syrien oder die Geschichte des Imperialismus)?
Waren diese Vorkommen vor dem Einsatz bekannt?
Wurden diese Rohstoffe in den letzten 20 Jahren gefördert?
Warum zieht man dann jetzt ab?

Zur Frage der Ziele und der Erfolge des Einsatzes war heute ein sehr guter Aufsatz in der FAZ:

https://talk.lagedernation.org/t/afghanistan-ein-sehr-kluger-gebildeter-kritischer-blick/9180?u=trq

1 „Gefällt mir“