Wie die meisten wahrscheinlich mitbekommen haben, geriet vor über 2 Wochen am 26. Juli vor der niederländischen Küste ein Autotransportschiff, die ‚Fremantle Highway‘, in Brand.
Von Anfang an berichteten Medien hervorgehoben darüber, dass an Bord des Schiffs u.a. E-Autos geladen waren. Vielerorts wurde sogar behauptet, der Brand sei mit Sicherheit durch ein E-Auto ausgelöst worden, obwohl die Brandursache noch gar nicht festgestellt wurde.
Jetzt, nachdem das Schiff in einen Hafen geschleppt und erstmals auch unter Deck betreten worden ist, kommt heraus, dass die knapp 500 E-Autos offensichtlich alle auf den unteren Decks geparkt sind, wo es überhaupt nicht gebrannt hat, und dass diese anscheinend alle noch vollkommen intakt sind. Wie kann das sein?
Noch lustiger wird es, wenn dann im selben Artikel, in dem steht, dass die E-Autos überhaupt nicht gebrannt haben, der Leiter des Bergungsunternehmens trotzdem weiterhin damit zitiert wird, dass ein E-Auto-Akku vermutlich brandursächlich war, und dass es gefährlich wäre die nicht verbrannten E-Autos zu transportieren, damit sie sich „nicht durch den Transport erneut entzündeten, und alles Elend von vorne anfängt“. WTF?
Unter dem Artikel beim ZDF ist ein Artikel „Wie sicher Batterien in E-Autos sind“ darin heißt es u.a.: „E-Autos brennen nicht häufiger als Benziner
Laut Helmholtz-Institut [brennen E-Autos statistisch gesehen 20 Mal weniger als herkömmliche Verbrenner.“
und weiter
„Und wie sieht’s mit Tiefgaragen und Parkhäusern aus? Der Gesamtverband der Versicherungsunternehmen bleibt gelassen. Es gebe „keinerlei Hinweise, dass Elektrofahrzeuge häufiger brennen als Autos mit Verbrennungsmotor““.
Da scheint die Lobby aber schlechte Arbeit gemacht zu haben.
Bei Flugreisen gibt es internationale Regeln für Powerbanks. Die internationale Flugbehörde IATA erlaubt Powerbanks bis zu 100 Wh Nennleistung bzw. ca. 27000 mAh. Eine Person darf maximal zwei Akkus à 100 Wh im Handgepäck mit ins Flugzeug nehmen. Diese müssen einzeln verpackt sowie getrennt voneinander aufbewahrt werden, also z. B. eine Powerbank in der Handtasche und eine im Kabinenkoffer.
War das auch die Lobby?
Mir erscheint, dass Du mit Deinem Beitrag was konstruieren möchtest.
Der Vorwurf ist nicht, dass sämtliche Medien sich komplett verschworen hätten oder es Lobbyisten gelungen sei, sämtliche Medien zu beeinflussen. Die Tatsache, dass einzelne Medien die Story hinterfragt haben, ist daher eher ein Beleg dafür, dass das System noch halbwegs funktioniert.
Dennoch: @otzenpunk hat Recht, dass über Wochen als Tatsache berichtet wurde, dass Elektroautos Schuld gewesen wäre. Sogar schärfere Regeln für den Transport von E-Autos auf Schiffen wurden in’s Spiel gebracht und ernsthaft diskutiert:
Dass hier Lobbyismus am Werk sein könnte, halte ich für durchaus wahrscheinlich. Wir reden hier nicht über Korruption oder andere verbotenen Lobby-Aktionen, sondern den ganz normalen Alltagslobbyismus. Eine Zeitung mit einer Agenda (z.B. die BILD) fängt an, E-Autos als Ursache für den Brand zu benennen und die Sache zu skandalisieren und viele andere Medien springen auf den Zug auf.
Ich kann mich falsch erinnern, aber hieß es nicht in den ersten Berichten zum Thema, die Einschätzung ein E-Auto sei der Grund für den Brand, sei Funksprüchen der helfenden Küstenwache entnommen?
Davon ab, es stimmt E-Autos brennen nicht öfter, die Löschung ist aber wesentlich komplizierter. Und es kommt auf eine hochqualitative Zellffertigung an. Sobald die Trennschichten nicht richtig verlegt sind oder beschädigt werden, wird es gefährlich, wie Samsung Galaxy Note 7-Nutzer vor einigen Jahren leider schmerzhaft erfahren mussten.
Eine erhöhte Vorsicht ist angebracht. Angst, ist allerdings übertrieben.
Es ist anscheinend nicht mehr nachvollziehbar, ob irgendein namentlich nicht mehr bekannter „Sprecher der Küstenwache“ so etwas wirklich gesagt hat, oder ob eine in einer ursprünglichen AP-Meldung namentlich von einer Sprecherin der Küstenwache zitierte Aussage, dass das Vorhandensein von E-Autos an Bord die Löscharbeiten komplizierter machen könnte, fehlinterpretiert wurde und diese Fehlinterpretation dann weltweit kopiert wurde. Weil sie so schön ins Narrativ bestimmter Boulevardmedien passt, und weil auch die „seriöseren“ Medien dort lieber abschreiben als sich selber zu informieren.
Jedenfalls hat die Küstenwache später am selben Tag noch verlauten lassen, dass die Brandursache ungeklärt sei, aber das war dann anscheinend uninteressant und Medien verbreiten praktisch durch die Bank auch zwei Wochen später noch kritiklos die Geschichte vom selbstentflammten E-Auto, selbst wenn die Indizien genau in die entgegengesetzte Richtung weisen.
Ich bin dabei, dass die Art und Weise, wie hier Küstenwache oder Besatzung zitiert wurden keine besonders saubere journalistische Arbeit war.
Davon unabhängig halte ich absolut nichts von solchen suggestiven Thread-Titeln. Insbesondere wenn danach keine entsprechenden belastbaren Hinweise folgen, sondern reine Spekulation. Und erst Recht nicht, wenn man ernsthaft an einer ergebnisoffenen Diskussion interessiert ist.
Man kann mal die Gegenprobe machen. Es gab ja hier einen Thread über einen angesägten Strommast, wo auch spekuliert würde, wer dahinter stecken könnte. Wie wäre wohl im Forum ein Thema mit dem Titel „Wie Klimaaktivisten unsere kritische Infrastruktur bedrohen“ angekommen? Zu Recht nicht gut. Also lassen wir diesen Murks doch einfach.
Nicht auszuschließen, dass hier Lobbyisten dahinter stecken. Ich will mir nicht anmaßen, den Journalismus-Betrieb so gut zu kennen, dass ich dass beurteilen könnte. Viel wahrscheinlicher fände ich persönlich, dass der E-Auto Brand eine attraktive Schlagzeile war. Und viel sinnvollere fände ich es auch hier mal die Ursachenfindung abzuwarten, bevor eigene Spekulationen (die man ja hier gerne betreiben kann) als Tatsachen dargestellt werden.
Edit: besten Dank für die Anpassung des Thread-Titels - damit hat sich der größte Teil meiner Kritik erübrigt.
Dass alle E-Autos unbeschädigt auf den unteren Decks geparkt sind, steht da aber auch nicht. Nur, dass es 500 sein sollen. Ja, das deckt sich mit den ungefähren Angaben der Anzahl der E-Autos insgesamt, aber so richtig scheint ja niemand zu wissen, was genau wie geladen ist.
Das ist ein sehr unpassender Vergleich.
Akkus und Geräte müssen deshalb in die Kabine um auszuschließen, dass es einen Kurzschluss gibt oder zb Lampen sich einschalten und überhitzen. Das sind wirklich Äpfel und Birnen
Absolut passend, da es sich in beiden Fällen (Powerbank und E-Auto-Akku) um Akkus handelt. Und ja, genau wg. der Kurzschlussgefahr. Und wir sind uns wahrscheinlich einig, dass das Risiko eines Kurzschlusses sehr gering ist, aber die Auswirkung wäre gravierend. Also hat es durchaus gute Gründe, dass eine Powerbank nur ins Handgepäck darf. Punkt ist aber, dass ich darin keine Lobbyarbeit vermute, sondern einen bewerteten Sachgrund.
Was laut NZZ wohl ebenfalls gegen einen E-Auto Brand spricht ist, dass ein Li-Ionen Akku Brand so schnell nicht hätte unter Kontrolle gebracht werden können.
Das muss man wesentlich differenzierter betrachten.
Im Handgepäck dürfen Powerbanks transportiert werden, es gibt zwar theoretische Einschränkungen, aber in der Praxis interessiert das (zum Glück) niemanden, zumindest hatte ich damit bisher nie Probleme (und ich reise mit vielen elektronischen Geräten und Powerbanks… als Backpacker kann man nie genug portable Energie haben). Brennbare Flüssigkeiten (die der korrekte Vergleich zum Verbrennungsmotor wären) dürfen hingegen gar nicht in’s Handgepäck.
In’s Aufgabegepäck dürfen hingegen keine Powerbanks, was einfach an der Kurzschlussgefahr bei unsachgemäßer Lagerung liegt - es ist theoretisch möglich, dass Metallteile an die Kontakte kommen und sich kurzschließen. Diese Kurzschlussgefahr besteht bei Autos aber i.d.R. nicht (ein stehendes E-Kfz bekommt in aller Regel nicht plötzlich einen Kurzschluss… da müssen schon sehr viele Dinge zusammen kommen…)
Grundsätzlich sind die Gefahrenszenarios „Gefahrengüter im Gepäck“ und „Autos auf der Fähre“ zu verschieden, um sie sinnvoll vergleichen zu können. Es verwirklichen sich einfach sehr unterschiedliche Gefahren in den unterschiedlichen Fällen, die Handgepäckregelungen basieren eher auf der Prävention bewussten Verhaltens (Terrorismus und co.), die Aufgabegepäckregeln basieren auf Unfallprävention wegen schlechter Lagerung, die eKfz-Regelungen auf Fähren hingegen basieren auf den technischen Zusammenhängen innerhalb der verschiedenen Autotypen. Jeder Vergleich muss daher in’s Leere laufen.
Zum einen ist mir nicht bekannt, dass ein Verbrenner sich jemals im abgeschalteten Zustand selbt entzündet hätte.
(Zum Vergleich, das BEV ist nicht abgeschaltet, sonder lädt)
Zum zweiten bin ich ehrlich genug, zuzugeben, dass die fehlende Reportage darüber auch keinen Raum für Risikobewusstsein geschaffen hat.
Also die Botschaft die du damit sendest an deine Nachbarn halte ich für nicht so toll. Wenn ich keine Ahnung von BEV hätte, wäre das ja ein starkes Argument für Verbrenner
Lustig wäre es, wenn sich irgendwann herausstellt, dass die E-Autos alle mit LFP-Akkus ausgestattet waren. Die werden nämlich in immer mehr Fahrzeugen verbaut.
Netzzitat: „Der LFP-Akku von BYD wird nur 30 bis 60 Grad warm, zu Feuer oder gar einer Explosion kommt es nicht. Die praktisch ausgeschlossene Brand- und Explosionsgefahr von LFP-Akkus ist aber nicht der einzige Vorteil. Auch Effizienz- und Umweltschutzaspekte gehören dazu.“