Ich bin erschüttert, wie wenig Menschen anscheinend den Unterschied zwischen den Aussagen „die Sicherheitsbehörden sind brauner Dreck“ und „innerhalb der Sicherheitsehörden gibt es braunen Dreck“ erkennen können und Aslan unterstellen, Ersteres gesagt zu haben. Dass zweiteres ein Faktum ist, dürfte nach den Skandalen, Skandälchen und augebliebenen Skandalen im Zuge von NSU, NSU 2.0, Hanau, Dutzenden „Einzelfällen“ wie Chatgruppen etc. pp. hoffentlich niemand hier mehr bestreiten.
Wenn man aber konstatiert, dass es in den Sicherheitsbehörden ein Problem nicht nur mit „gewöhnlichem“ Rassismus gibt, sondern auch mit rechtsextremen bis teilweise offen neo-nationalsozialistischen Haltungen, bleibt das einzig Problematische an Aslans Tweet die Ausdrucksweise.
Damit stellt sich dann aber die Frage, ob es wirklich angemessen ist, dass eine Person [ihren Job verliert], weil sie in einem Tweet rechtsextreme Einstellungen bei Behörden als „braunen Dreck“ bezeichnet?
An dieser Stelle ist der Vergleich mit ähnlich drastischen öffentlichen Äußerungen von Angehörigen dieser Behörden, die auch nicht annähernd so hart geahndet werden, einfach notwendig und augenfällig.
Ganz abgesehen davon, war der Kern von Aslans Tweet gar nicht diese Bezeichnung - es war sozusagen ein Allgemeinplatz, den sie mehr oder weniger vorausgesetzt hat. Ihr eigentliches Anliegen war die Schilderung einer bestimmten Perspektive. Und zwar die Perspektive derjenigen, die von willkürlichen Poizeikontrollen und -schikanen betroffen sind und die nie wissen können, ob die Beamt:innen, mit denen sie konfrontiert werden, sich nicht vielleicht gerade vorher per Whatsapp noch „nette“ Nachrichten geschickt haben. Aber über diesen Aspekt des Tweets redet natürlich niemand mehr.
Schlimmer noch: Es ist aus meiner Sicht offensichtlich, dass Aslan ihren Job verliert nicht weil sie sich im Ton vergriffen hat, sondern weil sie aus Sicht ihres Dienstherren Nestbeschmutzung betrieben hat. Ich kenne die Hintergründe nicht, aber aus dem kurzen Interviewsausschnitt lässt zumindest die These zu, dass sie als „multikulturellles“ Feigenblatt dienen sollte, es aber keine große Motivation gab, das eigentliche Problem anzugehen und sie nun entweder den Bogen überspannt hat oder man sich politisch dafür entschieden hat, dass nicht der „braune Dreck“ das eigentliche Problem ist, sonder diejenigen, die darauf hinweisen.
[Edit: Danke für die Hinweise, ich habe die Formulierung „gekündigt“ geändert - da hab ich mich wohl vom Tite des Threads leiten lassen. Kann den jemand editieren? Da Lehraufträge immer neu vergeben werden, bedeutet die Nicht-Verlängerung aber de facto dennoch, dass Aslan diesen Job verliert.]