Eure Beschreibung fokussierte viel zu sehr auf Geld. Es fehlt Geld in der Kasse - also muss man weniger ausgeben oder mehr einnehmen. Auf diese eingängige Logik seid ihr reingefallen und der Großteil der Hörer wird zustimmend nicken und weiterhin mit einer mindestens unvollständigen, wenn ich fehlerhaften Vorstellung der Situation durchs Leben gehen (und sie in z. B: ihre Wahlentscheidung einfließen lassen).
Richtig ist: Die Zahl der Rentner im Vergleich zur Zahl der arbeitenden Bevölkerung steigt.
Falsch ist: Dies ist ein finanzielles Problem - nein, finanzielle Schieflagen in der Rentenkasse sind lediglich ein Symptom.
Man sollte sich klarmachen, wofür Rentenzahlungen letztlich gut sind. Na, damit die Rentner davon leben können. Geld ist lediglich das Mittel, um an die benötigten Güter und Dienstleistungen zu kommen. Man kann aber, bei allem Geld der Welt, nur kaufen, was auch angeboten wird.
Der Importanteil der Konsumausgaben liegt bei nur knapp 20%. Daher: Für 80% der Güter und Dienstleitungen, die die Bevölkerung nachfragt, ist sie auf das angewiesen, was im Inland verfügbar ist. Vom belegten Brötchen beim Bäcker bis zur Darmspiegelung und schließlich der Beerdigung. Bei älteren Menschen, die vergleichsweise viele Dienstleistungen „am Menschen“ nachfragen liegt der Anteil noch höher. Und die nun in Rente gehenden Babyboomer fehlen eben nicht nur als Beitragszahler, sondern - des Pudels Kern - als Arbeitskräfte.
Bereits jetzt zahlen viele Kliniken und Pflegeheime schon einige 1000 Euro „Begrüßungsgeld“, um Mitarbeiter zu finden. Pumpt man mehr Geld ins System, landet man irgendwann eben bei 10.000 Euro und mehr. Ach ne, da sind wir ja schon angekommen: Bad Bramstedt: Klinik sucht neue Pflegekräfte mit Prämie über 10.000 Euro
Es gibt deswegen jedoch keine zusätzliche Pflegekraft. Wirbt man die Menschen aus anderen Care-Bereichen ab, z. B. Kinderbetreuung, reißt man dort Lücken, auch wieder mit Geld bekämpft werden.
Deshalb wird es den Schweden auch wenig nützen, wenn ihnen in Berlin ganze Häuserzeilen gehören. Davon gibt es in Malmö nicht eine zusätzliche Krankenschwester. Und das Gleiche gilt auch für die Aktienrente. Mancher Rentner in den überalterten, ausgebluteten ländlichen Regionen Deutschlands wird sich, sobald er einen Handwerker, Arzt oder Pflegedienst braucht, fühlen, als wäre er am Nordpol gelandet. Würde nicht helfen, wenn er und seine Altersgenossen alle 1000 Euro mehr im Monat hätten. Geld erschafft keine Arbeitskräfte.
Was einzig hilft: mehr Menschen, die arbeiten. Also längere Lebensarbeitszeit (von euch angesprochen), Teilzeit aufstocken (dito) und vor allem Zuwanderung von hunderttausenden Arbeitskräften jährlich (von euch kein Wort dazu - oder habe ich es überhört?).