Ausweg aus der komplizierten Gendersprache

Um einen Ausweg zu finden, ist mir vor kurzem dieser Spiegel-Artikel vor die Füße gefallen:

Zuerst fand ich es ungewöhnlich, allerdings, bei näherem Nachdenken, ist das viel praktischer und kürzer:

  • das Ärzty
  • das Ingenieury
  • @vieuxrenard ist ein Richtery, gehört zu den Richterys, hat ein Richteryamt inne
  • @philipbanse ist ein Journalisty, gehört zu den Journalistys

Ebenso könnten dann Eltern so bezeichnet werden:

  • ein Schwangery/die Schwangerys
  • ein Muttery/die Mutterys
  • ein Vatery/die Vaterys
  • ein Eltery/die Elterys

Ich als Kommentatory mag es dann mich mit anderen Kommentatorys dazu zu unterhalten. Das geht erstaunlich gut von der Tastatur, probiert es mal aus!

Das verkürzt es, macht die deutsche Sprache deutlich weicher und inkludiert wirklich alle.
Simpler geht es kaum. Die Lage wäre doch das ideale Forum, um so etwas einmal auszutesten?

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Interessanter Vorschlag!

Eine Frage hätte ich jedoch: Woran machst du fest ob jemand Muttery oder Vatery ist? Muttery ist die Person die das Kind zur Welt gebracht hat und jede Adoptiv-, Pflege-, oder Stiefmutter wäre dann ein Vatery? (Ich frage weil der Begriff ja gegendert ist und ich mich frage warum du dann nicht einfach für alle Eltery verwenden willst - irgendeine Unterscheidung muss ja dann dahinterstecken und wenn es nicht das Geschlecht ist frage ich mich welche).

Eine gute Frage! Eltery wäre auf jeden Fall genderneutral und kann alle umschließen. Ich denke, Vatery ist anwendbar, wenn ein genderfluider Mensch Vater ist, aber nicht männlich definiert werden möchte. Analog Muttery. Damit hätte man die gewünschte Inklusion ohne große Verrenkungen.
Wenn man unbedingt will, kann man noch Menstruy schaffen, aber das ist eher eine Seitendiskussion.

Wie gesagt, klingt erst mal kindisch im Angang, aber ich habe nach dem Lesen mal einige Texte mit dem neuen Ansatz ausprobiert und mal zwei Sätze aus dem letzten Podcast von @vieuxrenard und @philipbanse (Analyst:Innen) umformuliert, und Analysty klingt viel flüssiger als der abgebrochene Doppelpunkt-Sprech, der furchtbar klingt und sprachlich/schriftlich absolut sprachineffizient ist.

„Ich gehe zum Ärzty“ - Klingt doch rund!

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Ich halte das Entgendern nach Phettberg auch für den gangbarsten Weg, die Sprache auf die Herausforderung anzupassen. Seit ich in einem etwas älteren Thread in ebendiesem Forum auf ein entsprechendes Video gestoßen bin, versuche ich das auch wo immer möglich konsequent umzusetzen.

Für mich bedeutet das einfach das Ersetzen des generischen Maskulinums durch ein generisches Neutrum.

Ich tendiere inzwischen dazu, bei nach Genus männlichen Substantiven, die aber keine männliche Endung haben, auf das „y“ zu verzichten, aber den neutralen Artikel zu verwenden. Beispiel wäre „das Arzt“. Im Gegensatz dazu muss man bei Worten mit männlicher Endung, zusätzlich diese durch das „y“ ersetzen, also z.B. Lehry oder Kommentaty (also eher nicht Kommentatory).

Problemfälle gibts zwar trotzdem (was mache ich aus dem Zimmermann?), aber grammatikalisch und im Sprachfluss lässt sich das generische Neutrum viel besser handhaben als sämtliche Schrägstrich-, Sternchen- oder Doppelpunktlösungen

Übrigens spreche ich weiterhin von mir als Kommentator, Pilzsucher, Physiker, Wasauchimmer… Wenn ich das Geschlecht der Person kenne, von der ich spreche, brauche ich die Sprache nicht zu entgendern.

P.S.: Wenn ich oben von „wo immer möglich“ gesprochen habe, dann weil ich, wie ich zugeben muss, es nicht für möglich halte, in meiner Arbeitsumgebung das Phettberg-Y einzusetzen. Das Problem ist, dass, solange sich die Methode noch nicht durchgesetzt hat, die Sprache etwas kindisch und damit auch vielleicht etwas albern klingt. Es braucht daher erstmal Safe Spaces, um die Methode bekannter zu machen.

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Sympathische Idee, anstelle des generischen Maskulinums (das, wie Kronschläger u. a. hier zeigt, eben nicht generisch ist) eine auch in Gender-Perspektive generische Substantiv-Form zu finden. Allerdings würde ich dies um geschlechtsneutrale Pronomen ergänzen, wie es sie z. B. im Englischen (they) und schwedischen (hen) gibt. „Das Schüly hat sein Heft vergessen“ klingt zumindest in meinen Ohren widersprüchlich.
Als Hintergrund spannend fand ich diese Debatte u.a. mit Nele Pollatschek, die quasi für einen feministischen Reclaim des generischen Maskulinums plädiert. Ich könnte mir aber vorstellen, dass ihre Position durchaus mit dem Vorschlag von Kronschläger kompatibel ist.

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Interessant! Für mein Interesse: Was machst du in deinem Fall mit dem Plural von „Arzt“, also „die Ärzte“? Oder bei „Das Analyst“? „Die Analysten“ ist dann ja wieder männlich.

Danke für die Korrektur. Instinktiv glaube ich ja, dass Kommentatory eher akzeptiert werden würden. Wäre immer noch neutral, aber ist näher an der allgemeinen Nutzung. Nur mein persönliches Sprachgefühl.

Das sehe ich genauso.

Ehrlich gesagt, hätte ich als Projektleiter in meinem Umfeld jetzt auch Probleme mit dem Verständnis.

Danke, schaue ich mir mal an!

Interessantes Beispiel. In diesem Fall haben wir im Deutschen sogar eine Überschneidung des Maskulinen und des Neutrum: Der Junge hat sein Heft vergessen. Das Kind hat sein Heft vergessen. Das Mädchen hat ihr Heft vergessen. (edit: das muss natürlich „Das Mädchen hat SEIN Heft vergessen“ heißen. :slight_smile: )

Ich weiß nicht, ob ich jetzt so weit gehen wollen würde. Ich schaue mir aber gerne mal die Debatte an.

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Müsste es nicht „Das Mädchen hat sein Heft vergessen“ heißen? Weil das Mädchen ein grammatikalisches Neutrum ist?

So wirds sein.

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@MattL , @diesistkeinname Ja, ist natürlich korrekt. Beim ganzen Gendern dachte ich wohl an Mädchen als weiblich… :crazy_face: „Die Mädchen ihr Heft“ :exploding_head:

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Naja, auf der zitierten Seite des Duden heißt es ja

Doch immer häufiger wird in solchen Fällen das natürliche Geschlecht gewählt.

Heißt für mich so viel wie „wenn es alle machen, ist es irgendiwe auch erlaubt“ - der Duden weiß halt auch, dass Sprache lebendig ist…

Der Ansatz ist so nicht ganz neu. Wir hatten (vor gefühlt Urzeiten) an der Uni einen Gastvortrag, bei dem es um den Ansatz von Hornscheidt ging, bei dem u.a. männliche und weibliche Endungen durch ein ‚x‘ ersetzt werden. Bsp.: Professx (ausgesprochen Professix)

Funfact an dieser Stelle: Lann Hornscheidt zog 2020 an der Seite von Ulfs GfF zum Thema Geschlechtsangabe im Perso (weibl./männl./divers) vor das Bundesverfassungsgericht.
(siehe Diversität: Klage beim Bundesverfassungsgericht - Panorama - SZ.de)

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„Die Analysten“ ist erstmal weder noch oder vielmehr alles auf einmal. Man denkt sie halt noch männlich, weil man eben den Artikel „der“ davor gewöhnt ist. Aber wenn man erstmal oft genug „das Arzt“ oder „jedes Student“ gehört hat, dann denkt man auch beim Plural (hoffentlich) an die Neutrums- oder Mischform.

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Danke für die Erinnerung. Stimmt, Lann Hornscheidt hatte das X vorgeschlagen, ist mir aber mit dem „ens“ zu weit gegangen. Ich hielt und halte das für wenig praktikabel, zumal das x sich sprachlich furchtbar anhört in meinen Ohren… Bin gespannt, wie das BVG entscheiden wird.

Danke, alles klar, das ist also ein Signal in deinem Nutzungskontext. Wenn jemand das nicht weiß, dann kann er/sie das nach wie vor als männliche Form interpretieren. Ist auf jeden Fall ein guter persönlicher Kompromiss!

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Ja, ich glaube man darf es nicht übertreiben, sondern muss eine pragmatische Lösung finden, die auch die Chance hat, sich allgemein durchzusetzen. Wenn man theoretisch alles richtig macht und alle Fälle abdeckt, hat man auch nichts erreicht, wenn niemand mitmacht.

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