Aus aktuellen Gründen (USA): Wasser-Futures - Wasser als Spekulations-Objekt?

Ist es in Deutschland verfassungsrechtlich denkbar, dass wir in DE / der EU kurz- / mittelfristig eine Situation wie in den USA bekommen, in der Wasser bzw. Futures auf Wasser an der Terminbörse gehandelt werden können und damit mit Wasser finanziell spekuliert werden kann? / Macht dies Wasser nicht zu einem Luxusobjekt welches sich viele dann nicht mehr leisten können? / Was können wir dagegen tun, dass das passiert?

Beispiel Link: Spekulanten wetten jetzt auch auf Wasser | Wirtschaft | DW | 21.01.2021

Das findet ja bereits heute in gewisser Weise statt. Die Privatisierung von Trinkwasser ist bereits heute in trockenen Regionen in Deutschland ein Problem. Im Raum Würzburg gibt es auf Grund der anhaltenden Trockenjahre mittlerweile zu wenig Wasser. Die Landwirte müssen mehr entnehmen als ihnen zusteht und die Pegel sinken dort drastisch.

Der nächste Schritt ist eben das, denn wenn die privaten „Eigentümer“ von Quellen und Anlagen eine Chance wittern, werden die Preise steigen. Oder es läuft wie in Frankreich, wo Nestle so viel Wasser entnimmt, dass der Steuerzahler wieder von woanders zupumpen muss. Wir sind leider auch nicht mehr weit weg davon.

Das kann ich nicht beantworten. Aber mich hat das hat zwei Sachen erinnert:

  • Es gibt eine Arte-Doku zum Thema Wasserhandel, auch in den USA. - YouTube

  • Das zunehmende Erzielen von Erträgen durch den Besitz natürlicher Rohstoffer wie unter anderem Boden und Wasser geht mit enormen sozialen und ökologischen Verwerfungen (Knappheit bezahlbares Wohnen, enorme Flächenversiegelung) einher. Viele natürliche Ressourcen sind defacto privatisierte „globale Gemeingüter“ - ihr Wert sollte allen zugute kommen.

Hi, das ist eine nette Anekdote sowie mE relevante Zusatzfakten. Dennoch geht es mE darüberhinaus, was gerade in den USA passiert. An den Terminbörsen wurden bisher vor allem Edelmetalle gehandelt, seit einigen Jahren auch Lebensmittel wie Getreide und Co. Zu Wasser gibt es - anders als zu Getreide - allerdings weltweit keine Alternative: Diese Diskussion wird mE nicht stark genug bewertet, da viele die Problematik wie Sie (bitte nicht falsch verstehen) einfach als „gegeben“ abtun.

Dass Nestlé in Drittwelt Ländern Wasser abgräbt und dann an die einheimische Bevölkerung verkauft ist schlimm genug. Die jetzige Änderung in den USA eröffnet den Handel mit Wasser über den privatwirtschaftlichen Produktionsbereich auch noch für den privatwirtschaftlichen Finanzmarkt, d.h. es kann ab sofort - ohne überhaupt Wasser zu benötigen - mit dem lebensnotwendigen Bedarf an Wasser spekuliert werden. Ob das nun in DE kommt oder nicht bzw. wann es kommt und sich damit einfach abzufinden, ist nur die eine Seite der Diskussion. Die mE viel wichtigere Seite (die ich hiermit versuche anzustoßen) ist es, dass die meisten Menschen sich der Tragweite nicht bewusst sein werden. Natürlich kann auch ich mich zurücklehnen (lebe ja im bequemen Deutschland) und mein gut verdientes Gehalt in Wasser-Futures in Kalifornien (und bald im Senegal) stecken, denn ich weiß, dass dort Wassermangel herrscht. Aber so tief sollten wir uns menschlich nicht fallen lassen, sondern es mE als Chance sehen - jetzt, da auch wir in den post-industriellen westlichen Nationen betroffen sein werden - auf dieses Thema stärker aufmerksam zu machen und gegen die allgemeine Privatisierung von Wasser vorzugehen, inkl. der bereits vorherrschenden Praktiken eines Konzerns wie Nestlé.

Da braucht es nicht zwingend Spekulanten. In Clausthal-Zellerfeld musste dieses Jahr mehrmal das Wasser über längere Zeit abgekocht werden. Ursache dafür waren veraltete Wasserleitungen, die seit Jahren eigentlich erneuert werden hätten sollen. Wurde jedoch nicht gemacht, da die Wasserwerke der Stadt gehören und die alles an Gewinnen in sonstige Projekte steckt und zwar seit etlichen Jahren.
Einen Artikel dazu gab es in der Goslarschen Zeitung, habe diesen jedoch nicht mehr online gefunden.

Diese Anmerkung soll auf keinen Fall ein Argument für eine Privatisierung sein, sondern ganz im Gegenteil. Ein Privatunternehmen mit Gewinnorientierung kann eben aus dem bestehenden Leitungsnetz kurzfristig „Gewinne“ machen, indem es beim Unterhalt spart. Das kann über Jahrzehnte gemacht werden und die Bürger stehen dann vor einem Scherbenhaufen, falls so ein Unternehmen dann pleite geht.