Aufruf für die Bewerbung im Team "Lage der Nation" (LdN 379)

Ich hatte tatsächlich auch keine Diskussion lostreten wollen, die euer Bewerbungsverfahren kleinteilig seziert. Ich wollte nur feedback geben, wie negativ ich von der für euren Aufruf gewählten Formulierungen und Kriterien überrascht war, weil sie wie gesagt mMn nicht „on brand“ waren. Der Rest sollte eigentlich nur herausarbeiten, was mich daran so störte und gar nicht so sehr in die Erarbeitung eines optimaleren Lage-Bewerbungsregimes abdriften.

Noergel

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Ich finds schade, dass du die Kritik so wegbügelst. Es wurde von einigen Menschen darauf hingewiesen, dass ihr eure Stellenausschreibung nicht optimal formuliert habt und ich fände es schön, wenn du sagen würdest „Okay, vielen Dank, interessanter Punkt, denken wir mal drüber nach ob wir da was in Zukunft besser machen können“.

Zu behaupten, dass es keine Selektionseffekte gab, setzt voraus, dass du weißt, was passiert wäre, wenn ihr die Stellenausschreibung offener formuliert hättet.
Und ich kann verstehen, dass das ganz praktisch für euch erstmal egal ist, wenn ihr nur 1-2 Stellen ausschreibt und sowieso deutlich mehr Bewerbungen bekommt. Dennoch reprouziert ihr m.M.n. problematische Strukturen.

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Stimme vollkommen zu. Hier auch nochmal ein Übermedien Artikel der auf gewisse Weise dazu passt: Journalisten sind eher links. Aber sorgen sie für linken Journalismus? | Übermedien

Ein bisschen weniger auf Abschlüsse und Noten schauen und mehr auf: “welche Perspektive/Blickwinkel könnte uns Person XY denn als Mehrwert bringen?” täte allen Redaktionen gut.

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Mal unabhängig davon, woran ihr das festmacht, finde ich die Argumentation wenig überzeugend. So ähnlich, wie wenn ich auf die Kritik, dass ich in meiner Stellenausschreibung nicht gegendert habe, antworte: „was wollt ihr denn? Haben sich doch auch Frauen beworben“.

Glaube allein aus dem Ausgangspost geht hervor, dass DAS nicht die Kritik war.
Auf der anderen Seite kann es ja durchaus sein, dass die hier geäußerte Kritik unbegründet ist. Dann wäre es super, ihr würdet kurz begründen, warum.

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Ich glaube, es ist klar geworden, was mit der Kritik gemeint war.
Dann schließen wir die Diskussion hier mal.

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Die Anforderungen hindern doch niemand, der die Anforderungen nicht erfüllt, trotzdem ne Bewerbung hinzuschicken. Wenn man nun in Anschreiben kreativ und überzeugend begründet, warum man trotz geringer Qualifikation der beste für den Job ist, kann das sogar ein Plus sein, den es zeigt, dass man den Job wirklich will und sogar auch die Mühe einer Bewerbung macht, obwohl die Chancen gering sind.

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Mit dem Antritt können wir uns Anforderungen in Bewerbungen auch komplett sparen. Wenn ich mir anschaue welchen Aufwand Unternehmen neuerdings treiben, um mit der Formulierung ihrer Anforderungen bloß keine Bewerber abzuschrecken, kann ich mir schwer vorstellen, dass sowas keinen Selektionseffekt hat. Es gibt immer ein paar besonders Selbstbewusste, die das nicht schert, aber die Frage ist, ob man ausgerechnet die haben möchte.

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Liebe Community, liebes Lage der Nation Team,

Tatsächlich werte ich diese Diskussion nicht als ,Phantomdiskussion“, sondern finde die Beiträge als sehr angebracht.
Sicherlich ist euch der Begriff Bildungsungleichheit bekannt und daher auch die Tatsache, dass ein gewisser Abschluss und Notendurchschnitt sehr wohl eine Selektion darstellt.
Ausgeschlossen werden damit Menschen, welche aufgrund von strukturellen Faktoren nicht mithalten können aber nicht zwangsläufig weniger Kompetenz aufweisen. Und gerade im politischen Bereich und in der politischen Bildung ist es so wichtig diese Menschen miteinzubeziehen, seinen Beitrag zur Bildungsungleichheit zu leisten und des Weiteren verpasst hier somit sehr wichtige und wertvolle Perspektiven und Beiträge.
Natürlich ist mir klar, dass ihr für das Bewerbungsverfahren gewisse Kriterien festlegen und die Entscheidung anhand von wenigen Einblicken treffen müsst. Vorschlag wäre beispielsweise zusätzlich nach Arbeitsproben zu fragen oder das Beantworten von kurzen Fragen in Form eines Essay. Damit kann tatsächlich die Kompetenz erfragt werden.
Ich wünsche mir als treue Hörerin mehr Verständnis und Reflexion zu diesem Thema!

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Ich bin ja selbst sehr dafür, die extreme Ungleichheit in der Bevölkerung zu verringern, sowohl finanziell als auch, was Bildungschancen betrifft.

Andererseits ist es aber absolut verständlich und offensichtlich, dass Ulf und Philip eine Studentin der Politikwissenschaften o.ä. anstellen wollten. Das macht angesichts des Arbeitsfeldes Sinn. Damit sind aber automatisch schon sehr viele Menschen mit geringeren Bildungschancen und/oder schlechten Noten ausgeschlossen. Ich denke, das ist in diesem Fall fast zwangsläufig der Fall.

Ihr sucht hier gerade einen Haken, wo keiner oder nur ein kleiner ist.

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Das stimmt, die Kritik richtete sich aber auch nicht dagegen, dass für einen Studierendenjob eine StudentIn gesucht wurde und auch nicht dagegen, dass der Studiengang ggf thematisch passen sollte. Die Kritik bezieht sich eindeutig auf die Anforderungen „Top 10%“ und „StipendiatIn“

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Das mag vielleicht sein, aber es hätte eventuell einfach eine Ankündigung einer Ausschreibung mit den erwarteten Profil genügt. Ein so weiches Kriterium „schlau“ in Verbindung mit dem Hinweis auf Notendurchschnitt lädt ja zu Gegenreaktionen und Diskussionen ein. Ich fände hier tatsächlich ein wenig Selbstkritik schon angebracht und das die nächste Stellenausschreibung dann anders gehandhabt wird.

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Die Kriterien, wie ihr hier die richtige Person findet, will ich gar nicht kommentieren. Ich bin überzeugt, dass ihr da hinreichend Erfahrung habt und einen schlauen Menschen im Bewerbungsgespräch als solchen erkennen könnt.
Was ich aber anmerken bzw. fragen möchte: Muss es unbedingt jemand aus „politiknahen Feldern“ sein? Vielleicht wäre es auch erfrischend und bereichernd, jemanden zu suchen, der eine andere Sicht auf die komplexen Dinge hat. Eine naturwissenschaftliche Bildung im Allgemeinen und eine physikalische im Besonderen befähigt zu analytischem Denken. Nicht zufällig findet man Physikerinnen und Physiker nicht nur in der physikalischen Forschung, sondern in ausgesprochen vielen Berufsfeldern: Im Journalismus, in Aufsichtsräten und Vorständen unterschiedlichster Firmen und Industrien. Und nicht zuletzt auch in der Politik. Einige Beispiele: Angela Merkel, Oskar Lafontaine, Ernst Ulrich von Weizsäcker, Javier Solana, Jimmy Carter.
Viele der brennenden Fragen, mit denen sich Politik heute beschäftigen muss, haben naturwissenschaftliche Implikationen: Energiepolitik, Klimaerhitzung, Artensterben, um nur einige zu nennen. Die Physik hat ausgesprochen erfolgreiche Methoden entwickelt, wie Probleme unterschiedlichster Art analysiert und oft auch gelöst werden können.
Ich erlaube mir hier, auf ein Buch hinzuweisen, das einige dieser Methoden vorstellt und zugänglich macht (Disclaimer: Ich bin Physiker und einer der Autoren des Buches). Es handelt sich hier um das Buch „Physik Methoden“ (Springer Spektrum 2023), ISBN 978-3-662-67905-0.
Vielleicht habt ihr im Lage-Team längst schon naturwissenschaftliche Expertise. Dann ist dieser Beitrag obsolet. Im anderen Fall wäre es vielleicht überlegenswert, einen „schlauen“ Menschen aus dieser Ecke zu suchen.
Jürgen

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Ich denke, es wurde von meinen Vorredner*innen schon alles gesagt, aber ich wollte ebenfalls noch einmal loswerden, dass mir die Art und Weise, wie die Stellenanzeige während der Sendung formuliert wurde, extrem aufgestoßen ist und ich sehr froh bin, hier zumindest ansatzweise eine entsprechende Diskussion darüber vorzufinden.

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Hier wird ein Vergleich aufgemacht, der nicht hinkommt.
Ja, Zugang zu universitärer Bildung ist bereits ungerecht verteilt. Die Hürden, überhaupt auf ein Gymnasium oder eine Universität zu kommen sind aber nichts im Vergleich zu den Hürden, die Arbeiterkinder o.ä. im Weg stehen, wenn es darum geht, die geforderten Auswahlkriterien (beste 10%, Studienstiftungsstipendiatin) zu erfüllen.

Davon abgesehen kommt hierder Eindruck auf, dass neben der Eignung eben auch ein gewisser Stallgeruch gefordert ist. Das ist halt hauptsächlich, wonach man mit diesen Kriterien aussiebt.

Insgesamt finde ich extrem schade, als wie wenig kritikfähig ich das LdN-Team in den paar Wochen seit meiner Anmeldung in diesem Forum wahrnehme.

Dies betrifft den Bewerbungsaufruf, aber auch den Umgang (oder Ermangelung irgendeines Umgangs) mit der Kritik an der Bearbeitung der Themen Abtreibung und Väterrechte.

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Kritikfähigkeit bedeutet eben nicht, dass wir deine Kritik übernehmen, sondern nur, dass wir sie lesen und bedenken.

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Das nenn ich ein passendes Schlusswort.

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Liebes Lage-Team,
Erstmal lieben Dank für euren Podcast, es ist wirklich eine große Freude.

Ich höre gerade viele Folgen nach und bin nun bei der angekommen, bei der ihr ankündigt, dass ihr eine studentische Mitarbeiterim sucht (Folge LdN379). Neben dem Fakt, dass die explizite Suche nach einer Studentin natürlich ein recht akademischer Ansatz ist und vlt. nicht der größte Akt des Klassenkampfes ist (ich verstehe trotzdem auch, dass ihr bestimmtes Fachwissen sucht, bin mir nur unsicher, ob dies unbedingt an ein Studium angeknüpft sein muss), war ich wirklich extrem verwirrt, als auf einmal das Attribut „schlau“ genannt wurde. „Ihr sollt schlau sein“. Von Wiederholung zu Wiederholung dachte ich, gleich lösen sie es auf, das ist ein Witz. Doch dann wurde es noch gesteigert in: zeigt uns, dass ihr schlau seid dadurch, dass ihr z.B. zu den besten 10% eures Studiums gehört oder dass ihr in der Studienstiftung seid („die Person gehört auf jeden Fall zu uns“). Da bin ich fast vom Fahrrad gekippt. Leider fiel die Auflösung in Form eines Witzes aus.
Als Medizinstudentin gehöre ich zu den gefühlten 98% derer, welche die Studienstiftung ausmachen. Das ist logisch, wo doch Menschen ein sehr gutes Abi brauchen, um von der Schule vorgeschlagen zu werden und am Ende zum größten Teil die 1,0 Schülerinnen ausgewählt werden. Das gute Schulnoten nicht mit Intelligenz, sondern vielmehr mit familiären Bedingungen und sozialer Herkunft bzw. auch klassistischen Vorannahmen durch Lehrerinnen kollidieren, muss ich vermutlich nicht erklären. Kurz: Papa ist Arzt, ich will das auch werden, meine Eltern können mir alles erklären, ich kann mir eine Nachhilfe leisten, muss nicht auf meine Geschwister aufpassen oder arbeiten gehen, meine Lehrer*innen erkennen mich als weiße Person aus bildungsnahem Umfeld und schupp: meine Noten sind besser. Das gleiche zieht sich im Studium weiter, wer gehört zu den besten 10%, wer wird langfristig gefördert? Wohl unwahrscheinlicher die Menschen, die sich selber durch einen Nebenjob finanzieren müssen, aus einem nicht-akademischen Haushalt kommen etc. Dies mit Intelligenz in Verbindung zu setzen und als ausreichendes Merkmal für eine Bewerbung bei euch zu sehen, finde ich schade und fördert ein elitäres System. Ich finde den Gedanken ziemlich nervig, dass ich durch meine Studienstiftungsförderung eine angeblich bestehende Intelligenz verschrieben bekäme, während meine Mitbewohnerin sich etwas anders ausdenken müsste um dies zu belegen.
Zudem möchte ich betonen, dass die Linie : schlau = gut und gefragt vs. nicht schlau = nicht gut, nicht gefragt, ziemlich schnell in den ableistischen Bereich geht und ich auch nicht erkennen kann, warum es schlimm ist, wenn eine Person einen Moment länger braucht einen Zusammenhang zu ergreifen.
Als letztes hat es mich das alles ziemlich gestört, weil zumindest zu erahnen ist, wer sich von dem Attribut „schlau“ angesprochen fühlt, wer sich bei der Erwähnung der Studienstiftung angesprochen fühlt und bei wem diese Wörter Hürden aufbauen sich zu bewerben. Auch hierbei würde ich tippen, dass dies nicht mit Intelligenz korreliert, sondern mit Sozialisierung und eine verstärkt hemmende Wirkung auf marginalisierte und diskriminierte Gruppen auslöst. Ich kenne z.B. deutlich weniger FLINTA-Personen (Frauen, Lesben, inter, trans, nicht-binäre, agender), die sich bei: „wer ist schlau“ - melden würden, als cis Männer.
So viel dazu, ich hoffe das war verständlich und bei Rückfragen: meldet euch gerne :slight_smile:

Nochmal lieben Dank euch für den Podcast,
Lucie

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