Absolut korrekt, ich wollte nur darauf hinweisen, dass es hier (siehe Eröffnungspost des Threads) Missverständnisse bezüglich der Terminologie gibt.
Dass auch ohne vorgeschriebene Vorratsdatenspeicherung die meisten Provider aktuell ihre Daten lange genug speichern, um eine Zuordnung in einem angemessenen Zeitraum zu ermöglichen, ist unbestritten. Verfechter der Vorratsdatenspeicherung werden nun natürlich darauf hinweisen, dass diese freiwillige langfristige Speicherung nun, nachdem der EuGH sich gegen eine Vorratsdatenspeicherung ausgesprochen hat, zurückgehen könnte, daher: Die Provider könnten das Urteil des EuGH zum Anlass nehmen, Daten weniger lang zu speichern - und dann würde natürlich auch die Zuordnungsquote sich verschlechtern.
Die Verfechter der Vorratsdatenspeicherung wollen letztlich ja per se keine Befugnisse des Staates (der kann auch nach aktueller Rechtslage mit richterlichem Beschluss auf die Daten der Provider zugreifen), sondern eine Verpflichtung der Provider, die Daten zu speichern, damit die bereits vorhandene Befugnis des Staates nicht in’s Leere läuft, weil schlicht keine Daten zum Abfragen verfügbar sind.
Sehr aufschlussreich war hier ein Interview im FAZ Einspruch Podcast mit dem Oberstaatsanwalt Dr. Benjamin Krause von der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt a.M., der für die Verfolgung dieser Online-Straftaten bei der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) zuständig ist. Der beklagt eben vor allem, dass es dadurch, dass es keine gesetzliche Speicherfrist gibt, für die Staatsanwaltschaft schwerer ist, zu ermitteln, weil man nie genau weiß, welcher Provider welche Information wie lange speichert und deshalb die Anfragen der Staatsanwaltschaft regelmäßig in’s Leere laufen - und dass ohne eine gesetzliche Speicherfrist auch die von Justizminister Buschmann bevorzugte Quick-Freeze-Lösung nur begrenzt sinnvoll ist.
Ich persönlich bin auch eher gegen die Vorratsdatenspeicherung, finde es aber wichtig, die praktischen Problematiken zu verstehen. Und ehrlich gesagt: Gäbe es einen Provider, der damit werben würde, gezielt keine Verbindungsdaten zu speichern, würde ich vermutlich zu diesem wechseln (alleine als Mittelfinger gegenüber der Abmahnindustrie ^^). Aber ich kann natürlich auch verstehen, dass Sicherheitspolitiker die Tatsache, dass die Speicherung von (durch richterlichen Beschluss abrufbaren) Daten alleine im Ermessen der Provider steht, nicht zufriedenstellend finden, denn das birgt halt das Potential, dass es früher oder später einen Provider geben wird, der gar nichts speichert - und das könnte die IPs für Ermittlungsbehörden tatsächlich nutzlos machen.
Die Argumentation mit dem Status Quo, dass durch die freiwillige Speicherung der Daten seitens der Provider aktuell über 90% der IPs zugeordnet werden können, ist daher im Hinblick auf die zukünftige Entwicklung durchaus fragwürdig. Aber man wird sehen, wie sich die Provider nach dem EuGH-Urteil nun positionieren werden.