Audi macht Rekordgewinn

Hallo Jungs,

Evtl könnt ihr dieses Thema mal aufgreifen.

Ich verstehe es schon seit Jahren nicht, warum alle Automobilkonzerne ständig Kurzarbeit anmelden können, wenn sie Probleme mit Zulieferteilen haben. Früher gab es hier Plus und Minusstunden.

Auch die AWKG (Adolf Würth GmbH) hat 2020 Kurzarbeitergeld kassiert. Bei jährlich wachsenden Gewinnen.

Herzliche Grüße
Katharina

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Danke, da bin ich bei dir. Speziell VW als unfassbar schlecht geführtes Unternehmen mit heftigen Skandalen wird immer schön mit Steuerngeldern und Sozialleistungen finanziert. Ich finde Kurzarbeit sollte vielleicht doch nur als Darlehen angelegt werden, damit man sich das Geld auch mal wieder holt. Es kann doch nicht sein, dass mit sozialen Leistungen Gewinnmaximierung betrieben wird. Schlimm genug, dass ständig Autokäufe subventioniert werden ohne jede Grundlage in meinen Augen, Stichwort Förderung von Hybriden.

Audi bzw. der VW Konzern gehört zu 20% dem Land Niedersachsen und zu 17% Katar - Gewinne kommen also wieder dem Staat (bzw. einem Staat) zugute.
Bei Privatunternehmen kann ich den groll auf Verluste sozialisieren und Gewinne privatisieren noch verstehen - bei einem derart Staatsnahen Konzern wie der VW-AG eher nicht.

Somit geht der Staat wenigstens nicht komplett leer aus.

Viele der Audianer und Porsche Arbeitnehmerinnen jammern hier immer auf so einem Niveau. All die Arbeitnehmerinnen verdienen ein gutes Geld und bekommen trotz Kurzarbeit wieder ihre hohen Prämien. Muss das wirklich sein? Kann nicht jeder auf was verzichten?

Wie soll man das denn den unteren Einkommensschichten erklären? Diese halten unsere Gesellschafft am Laufen, u.a.,

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Dann bekommt unser Staat aber auch nur 20% der Gewinne zurück. Und ist auch die Frage, wieviel man reingesteckt hat durch Kurzarbeit im Vergleich zu dem, was der Staat durch die Gewinne zurückbekommt.

Außerdem gilt das natürlich zum Beispiel für BMW genauso: BMW verkündet Rekordgewinn – Dividende wird mehr als verdreifacht

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Das stimmt nicht.
Auf den Gewinn fallen Körperschafts- und Gewerbesteuer an. Die ausgezahlten Gewinne müssen dann bei den Aktionären mit Gewinnertragssteuer versteuert werden. Dadurch dass das Land Niedersachsen 20%iger Anteilseigner an VW ist entgeht dem Fiskus sogar diese Gewinnertragssteuer, denn ein Bundesland zahlt diese nicht.
Die Frage ist also durchaus berechtigt: Wie würde der Staat am meisten Einnahmen (und so ist der Thread ja intendiert) bekommen: Wenn Niedersachen keine Beteiligung an VW hätte, wenn es keine Kurzarbeit gegeben hätte oder wenn alles so wäre wie es jetzt gelaufen ist.
Diese Frage ist aber nicht zu beantworten, denn wir wissen ja nicht, was VW mit dem Geld was jetzt als Gewinn ausgewiesen wurde, in diesen Alternativszenarien geschehen wäre.
Wenn der Gewinn als Boni an die Mitarbeiter ausgegeben worden wäre, wären die Steuereinnahmen durch die höhere Einkommensteuer wohl knapp höher; Wenn VW hingegen größere Mengen Rohstoffe im Ausland eingekauft hätte um seine Elektro-sparte voranzubringen wären auf Jahressicht die Steuereinnahmen geringer aber langfristig möglicherweise höher ausgefallen.

Grundsätzlich verstehe ich aber die Ablehnung von Gewinnen nicht. Der Staat profitiert doch daran mit - also was ist das Problem?

Nur dass der Staat das Kurzarbeitergeld nicht finanziert hat, das wird nur immer wieder gerne vergessen.

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Das ist so nicht vollständig korrekt, für 2020 wurden 7 Milliarden Steuergeld der Arbeitslosenversicherung zugeschossen.
Quelle

Außerdem ist vom sozialen Standpunkt die Finanzierung aus der Arbeitslosenversicherung sogar problematischer, da aufgrund der Beitragsbemessungsgrenze hier kleine Einkommen einen größeren Anteil an der Finanzierung haben als wenn das Geld aus Steuereinnahmen käme.

Ich meine hiermit die Finanzierungskette Mitarbeiter der Beitrag in die Arbeitslosenversicherung zahlt → Aktionär der von den Gewinnen profitiert.

In Summe ist das Thema aber sehr vielschichtig.
Großen Einfluss hat das „strenge“ deutsche Arbeitsrecht, das die Unternehmer bei spontan Entwicklungen doch sehr stark in ihrem Handlungsspielraum einschränkt.
Aus meiner Sicht hat sich Kurzarbeit als sozialverträgliches Arbeitsmarktinstrument ziemlich positiv bewährt.

Das Argument, eine Firma, die Gewinne macht darf kein Kurzarbeitergeld beziehen, wird wenn man Kurzarbeit als Alternative zu Entlassungen sieht eigentlich auch obsolet. Niemand verbietet einer Firma, die im jeweiligen Jahr Mitarbeiter entlassen hat, Gewinne zu machen.
Zudem ist es ja auch besonders bei großen Konzernen realistisch, dass -während einige Abteilungen sehr produktiv arbeiten- andere nichts zu tun haben. Wenn man da versuchen würde Konzernsolidarität vorzuschreiben, könnte es durch entsprechende Ausgliederung in eigenständige Gesellschaften schnell Umgehungseffekte geben.

Sicherlich wurden die im Zusammenhang mit der Pandemie sehr liberale Kurzarbeitsregelungen stellenweise ausgenutzt, besonders die Übernahme der Sozialabgaben hat Kurzarbeit doch sehr attraktiv gemacht.
Aber ich sehe spontan keine gute Alternative.

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Sehr schöne Quelle, ich hatte auch schon mal versucht, da Zahlen zu finden, aber an Pressemitteilungen der Bundesagentur für Arbeit hatte ich nicht gedacht. Für das letzte Jahr gibt es wohl nur eine Schätzung aus dem Nov '21 (Quelle: BA):

Im laufenden Jahr [2021] wird die BA für Kurzarbeitergeld und die Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge an Arbeitgeber voraussichtlich rund 20 Mrd. Euro ausgeben.

Das sehe ich anders. Arbeitslosen Menschen wird auf ihren Hartz4-Satz jeder kleine „Mist“ angerechnet, sogar wenn sie bei Verwandten essen. Also für jedes bisschen Gewinn, dass die Unternehmen machen, werden staatliche Leistungen (Kurzarbeitergeld usw.) gekürzt.

Sowas kann man aber auch bekämpfen, wenn man den politischen Willen dazu hat. Gegen Scheinselbstständigkeit z.B. geht der Staat ja auch vor.
Außerdem halte ich solche Maßnahmen für sehr durchsichtig, wie dieses Beispiel zur Umgehung staatlicher Einschränkungen hier zeigt:

Ein engagierter Staat würde so etwas, denke ich mal, auch raus finden. Aber dazu fehlt in Deutschland der politische Wille und in der Zivilgesellschaft leider die Notwendige Empörung um gegen solche Kungelei, wie beim Auszahlen von Dividenden trotz Staatshilfen, auf die Straße zu gehen.

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Das Problem in der Pandemie waren das vereinfachte Verfahren und die Aufstockung auf 80%.
Auch darf bezweifelt werden, dass dadurch Kündigungen vermieden wurden.
Bei VW bewegen sich die Schätzungen zwischen 5.000 und 30.000 für die nächsten drei Jahre.