Atlantikbündnis und Bilderberg Konferenzen

Beide Bündnisse haben gemeinsam, dass nur ein erlesener Kreis aus Wirtschaft, Politik, Hochschulen und Medien Zutritt bekommen. Die Ergebnisse aus den regelmäßigen informaellen Treffen werden nicht nach außen gegeben. Und doch haben Sie einen immensen Einfluß auf die Gesellschaft. Was steckt dahinter, wie beeinflußt werden Medien, …?
Insbesondere in der Diskussion mit „Verschwörungstheoretikern“ würde ich gerne Antworten finden.

Tatsächlich bekommt das Thema Bilderberg-Konferenzen oft recht wenig mediale Beachtung, was halt auch damit zusammenhängt, dass ein Bericht darüber immer eine Distanzierung von Verschwörungsmythen notwendig macht, eben weil es in diesem Kontext so viele davon gibt.

Die Faktenlage dürfte sein:
Bei den Bilderberg-Konferenzen treffen sich Eliten aus Politik und Wirtschaft, um über politische und wirtschaftliche Themen zu diskutieren und Handlungsoptionen zu erörtern. Das muss weder positiv noch negativ sein.

Problematisch ist aber eben, dass im Rahmen einer Demokratie ein Treffen - gerade wegen der Vermischung von Politik und Wirtschaft - eigentlich hochgradig transparent gehalten werden müsste. Die Realität ist das genaue Gegenteil: Diese Treffen werden als streng vertraulich betrachtet und es dringt fast nichts nach draußen.

Realpolitiker würden nun vermutlich argumentieren, dass diese Vertraulichkeit auch wichtig sei, um zu Ergebnissen zu kommen. Denn wenn die Beteiligten sich hinterher vor dem Volk (Politiker) oder den Anlegern (Konzernvorstände) für jedes Wort rechtfertigen müssten, könnte man offensichtlich nicht offen und ungezwungen über bestimmte Themen sprechen. Vor allem auch, wenn das, was man bespricht, diplomatische Verwerfungen zur Folge haben kann.

Idealisten würden dem entgegenhalten, dass man dieses Argument nicht gelten lassen darf, weil die Kontrolle von Politikern durch das Volk (oder zumindest vom Volk indirekt gewählte Ausschüsse, z.B. in Geheimdienstsachen) der Kern der Demokratie ist, ebenso wie es der Kern der westlichen Marktwirtschaft ist, dass Vorstände sich vor ihren Aktionären rechtfertigen müssen. Denn die Geheimnistuerei bei den Bilderberg-Treffen führt halt gerade dazu, dass zum Einen keine Korruptions-Kontrolle stattfinden kann (dh. die Wirtschaftsvertreter recht einfach unerlaubten Einfluss auf die Politik nehmen können) und sich zum anderen Verschwörungsmythen bilden.

Gerade weil so wenig über das bekannt ist, was dort tatsächlich passiert, ist es halt auch schwer, einzuschätzen, ob die Argumente für oder gegen die Geheimhaltung überwiegen. Sieht man die Bilderberg-Konferenzen positiv und geht davon aus, dass dort Entscheidungen zum Wohle aller getroffen werden, die ohne Geheimhaltung nicht getroffen werden könnten, wäre das Ganze halt anders zu bewerten, als wenn man die Bilderberg-Konferenzen als Ort betrachtet, an dem die Eliten die Welt unter sich aufteilen.

Das gleiche gilt tatsächlich auch für NATO-Treffen, die strenger Geheimhaltung unterliegen (siehe die Diskussion über die Lieferung von Kampfpanzern, wo eine angebliche Einigung in der NATO als Nebelkerze geworfen wurde) oder auch das Handeln von Geheimdiensten, welches oft keiner hinreichenden gerichtlichen Kontrolle unterliegen kann, weil so vieles der Geheimhaltung unterliegt (und man folglich auf den Geheimdienstausschuss des Bundestages vertrauen muss, wobei selbst dem ja oft genug Dinge vorenthalten wurden…).

All diese Dinge haben gemeinsam, dass der Bevölkerung wichtige Information für die Einordnung vorenthalten wird, was immer ein klares Demokratie-Defizit ist. Die einzige Frage, die bleibt, ist, ob die Vorteile dieser Geheimhaltung dieses Demokratiedefizit überwiegen. Und da wir das nicht einschätzen können, da wir keine Informationen über die konkreten Vorteile bekommen können, läuft alles auf eine ideologische Einschätzung hinaus, und die ist extrem anfällig für Verschwörungsmythen.

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