wenn man die Ereignisse in den USA verfolgt, bekommt man den Eindruck, dass die Demokraten - glasklar - die Vernünftigen sind und die Republikaner total daneben sind. Wenn dies so eindeutig wäre, wie wäre es in den USA dann so lange möglich gewesen die Demokratie aufrecht zu erhalten?
Sicher, die Republikaner verfolgen eher den freiheitlichen Ansatz, während die Demokraten den gleichheitlichen Ansatz verfolgen. Beide stehen jedoch auf demokratischen Boden.
Wie argumentieren rebublikanische Senator*innen im Senat, dass das Impeachment abgelehnt werden soll. Da muss es doch mehr geben, als dass man geschlossen auftreten will. Sich von Trump zu distanzieren sollte doch -zumindest wenn man die Medien hierzulande verfolgt- die einzige vernünftige Wahl sein.
Das fände ich auch mal interessant zu hören. Was sind die Dinge unterschiedlichen Argumente mit denen die einzelnen Republikaner ihre Ablehnung erklären?
Tatsächlich habe ich hierüber auch nachgedacht und ich könnte mir vorstellen das die republikanischen Senatoren ihre eigenen Landsleute nicht bevormunden möchten.
Wenn Trump jetzt noch einige Wochen oder Monate vor sich hätte dann hätte man gut argumentieren können, dass er jetzt des Amtes enthoben werden muss, um akuten Schaden zu vermeiden.
Mit dem gerade gescheiterten Amtsententhebungsverfahrens geht es aber nicht um akute Schadensvermeidung sondern darum, dass er in vier Jahren nicht wieder antreten kann (oder sonst auch kein öffentliches Amt mehr bekleiden kann).
Jetzt kann man darüber streiten ob man es den Amerikanern zutraut in vier Jahren die richtige Entscheidung zu treffen. Insgesamt wäre das für mich als Republikaner eine denkbare Argumentation.
Ich verstehe die Frage, die Euch stellt. Aber ich fürchte, es ist viel banaler: Die republikanischen Senatoren, die gegen eine Verurteilung im Impeachment-Verfahren gestimmt haben handeln unter Druck „ihrer“ Basis, weil sie in den nächsten Vorwahlen wieder aufgestellt werden können. Und da der größere Teil der republikanischen Wähler tatsächlich überzeugt ist, Trump wäre die Wahl „gestohlen“ worden (und vermutlich auch, dass daher der Sturm des Kapitals gerechtfertigt war), wagen sie nicht, ihren Werten (so sie solche haben) zu folgende, weil dies das „Aus“ für sie als republikanische Politiker bedeuten würde.
Mit anderen Worten: Nicht (nicht) Trump, sondern (vor allen) der Mob hat die republikanische Partei um Griff, die einstmals Grand Old Party (GOP) gibt es de facto nicht mehr.
Dabei muss man sich ins Gedächtnis rufen, dass der Verfall der Partei in den Populismus bereits lange vor Trump begann, spätestens mit dem Aufkommen der Teaparty-Bewegung (laut Wikipedia war das 2009 - ich fürchte, jedoch schon viel früher (schon Reagan hatte stark populistische Züge, Bush Junior (bzw. die Männer hinter ihm) auf jeden fall auch).