Antiziganismus in der Stadtverwaltung

Hallo liebes Lage-Team.

Ich möchte euch auf einen bzw. mehrere Artikel in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung hinweisen. Es geht darum, dass eine soziologische Studie aus dem Jahr 2021 anhand von Interviews beweist, dass eine anonyme Stadt in Deutschland rassistisch und antiziganistisch gegen Sinti und Roma vorgeht. Die Studie ist lesbar hier.

Die HAZ hat Anfang Oktober herausgefunden, dass es sich um Hannover handelt.

Konkret geht es um drei Bereiche:

  1. Wohnen/Unterbringung (Menschen werden absichtlich „an den Arsch der Welt“ verfrachtet),
  2. Jobcenter (Sinti und Roma wird pauschalisierend bandenmäßiger Sozialbetrug vorgeworfen, daraufhin extrem genau kontrolliert und Anträge gehen „verloren“ oder werden abgelehnt) und um
  3. Schule (Kinder werden als behindert oder geistig retardiert eingestuft, damit die Schulen mehr Geld und Personal bekommen).

Das alles geschah frei nach dem Motto: „Die sollen es hier nicht zu gemütlich haben, sonst kommen ja noch mehr“. Sätze dieser Art sind lesbar in der Studie (Kapitel 4).

Betrachtet wurde ein Zeitraum zwischen 2014 und 2019. Seitdem soll sich vieles verbessert haben, ob der strukturelle Antiziganismus jedoch verschwunden ist, bleibt fragwürdig. Die Stadt Hannover hat die Vorkommnisse eingeräumt und verspricht weiterhin Aufklärung und Besserung. Es bleibt abzuwarten. Antiziganismus ist ein Nicht-Thema in Deutschland. Dabei handelt es sich um die in Europa vermutlich am stärksten diskriminierte Gruppe, die in Deutschland aber zu den geschützten Minderheiten zählt.

Transparenzhinweis:
Ich habe selbst an dem Artikel als Fotograf mitgearbeitet und war mit auf Recherche. Ich bin entsetzt von den Geschichten der Menschen und den Eindrücken der Lebensbedingungen in den Unterkünften. Deshalb hoffe ich, dass das Thema sich nun zu einem bundesweiten hochspielt. Denn Die Macher der Studie wählten Hannover, da sie glaubten, das Problem sei hier für Deutschland durchschnittlich stark ausgeprägt.

Mit freundlichen Grüßen

Jonas Dengler

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