Antisemitismusvorwürfe Nemi El-Hassan / Moderation der Quarks-Sendung

Mich würde eine Einschätzung der Lage um Nemi El-Hassan interessieren. Sie wird aufgrund von (hauptsächlich) Likes und auch etwas länger zurückliegender Teilnahme an einer Al-Quds Demo nun nicht die Sendung Quarks moderieren. Wie geht man mit sowas um? Sicherlich kann es doch nicht so sein, dass man „lebenslänglich“ nicht mehr als Moderatorin arbeiten kann, Menschen könnnen sich ändern. Leider kenne ich mich mit der Israel-Thematik auch nicht gut genug aus, um die Aussagen gut einordnen zu können.

Zwei Links zu dem Thema:

https://www.zeit.de/kultur/2021-09/nemi-el-hassan-wdr-quarks-moderation

Die Causa Nemi El-Hassan verweist meiner Einschätzung nach auf ein grundsätzliches Problem beim Umgang mit Antisemitismus in der Öffentlichkeit. Rechte Medien interessieren sich für Antisemitismus selektiv immer nur dann, wenn damit rassistisch motivierte Kampagnen lanciert und unterfüttert werden können; für weite Teile der Öffentlichkeit stellt Antisemtismus indes noch immer ein Kavaliersdelikt dar, das man sehr schnell zu entschuldigen oder zu übersehen bereit ist.

Ich würde sagen, dass beide kursierenden Anschuldigungen zutreffen: Ja, es gab und gibt eine widerliche rassistisch grundierte und in Teilen motivierte Kampagne gegen Nemi El-Hassan und ja, die Aktivitäten auf Nemi El-Hassans Social Media-Kanälen erreichen ein Maß an Untragbarkeit und Unerträglichkeit, das die Entscheidung des WDR-Rundfunkrats und des Intendanten als zwingend und richtig erscheinen lässt. Wer den Ausbruch terroristischer Judenmörder aus einem israelischen Gefängnis mit der Flucht von Jüdinnen und Juden aus Konzentrationslagern vergleicht oder diesen Vergleich gut findet sollte tatsächlich nicht in herausgehobener Rolle im öffentlich rechtlichen Fernsehen auftreten.

Das größere Problem sehe ich in der nun mehrmaligen Bereitschaft größerer Teile der deutschsprachigen Kulturszene, mit offenen Briefen aufzutreten und gut begründete Antisemitismus-Vorwürfe für Rufmord und die Adressat:innen solcher Vorwürfe zu Opfern einer israelfreundlichen Lobby zu erklären. So war es in der Debatte um Stefanie Carp/Achille Mbembe, bei der „Initiative GG 5.3 Weltoffenheit“ und nun auch in diesem Fall. Deutsche Kulturschaffende scheinen die Feder notorisch locker sitzen zu haben, wenn es darum geht, Antisemitismus zu verniedlichen und Hetze gegen den jüdischen Staat zu bagatellisieren.

Überzeugend fand ich insbesondere diese beiden Artikel zum Thema von dem unbestechlichen Alex Feuerherdt:

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