Anrechnung landesfremder CO2-Einsparungen

Die Kooperationsmechanismen nach Artikel 6 des Übereinkommens von Paris erlauben ja auch die Anrechnung von „fremden“ Co2-Einsparungen. Mir ist da noch nicht ganz klar inwieweit das in Zukunft umgesetzt und berechnet wird - vielleicht ist das ja einmal ein spannendes Thema für ein Interview.

Hier mal zwei Beispiele:

  1. Das Helmholtzzentrum Berlin hat den Wirkungsgrad von Solarzellen auf ein neues Weltniveau gebracht. Der neue Wirkungsgrad liegt 0,28% über dem bisherigen Spitzenreiter.
    Wenn jetzt diese neuen Solarzellen weltweit ausgerollt werden wird ja Co2 weltweit eingespart, weil in Deutschland diese neue Technologie erforscht wurde. Kann sich Deutschland also diese (oder Teile dieser) zusätzlichen Co2-Einsparung anrechnen lassen?

  2. Die 75%ige bayerische Landestocher BayernLB vergibt einen mehrere hundert Millionen Euro schweren Kredit für die Errichtung des nächste Woche in Finnland ans Netz gehenden Atomkraftreaktors Olkiluoto. Das ganze ist ein französisches Design (EPR) und Exportkreditunternehmung, steht in Finnland, finanziert unter anderem mit deutschem Geld. Wie wird die zukünftige Co2-Reduktion auf diese Länder aufgeteilt? Und: Wer entscheidet wie viel Co2-Reduktion dieser neue Reaktor mit sich bringt? Die Finnen sagen sie können aufgrund des neuen Reaktors zwei Kohlekraftwerke 2024 und folgend vom Netz nehmen. In Deutschland das Gegenteil- hier müssen Kohlekraftwerke die aussteigenden Atomkraftwerke zumindest kurzfristig kompensieren - also eher eine negative Einsparung in Deutschland? Also: wer definiert denn die Einsparung und wird diese mit Zusatz-Co2-Ausstoß verrechnet oder geht es nur um Einsparung bestimmter Bereiche?

Würde mich freuen wenn mich hier einige Mitforisten beitragen könnten - finde das Thema super relevant und spannend!

Stand heute ist diese Aussage falsch:

Die Kohlestromanteile im Januar 2021 und die bisherige Erzeugung im Januar 2022 (Stand 24. Januar 2022 sind nahezu identisch (Witterungsbedinge Änderungen können bis Ende Januar noch Dinge ändern und wochenweise wollte ich das nicht vergleichen, da zu wilkürlich):

  • Januar 2021: 22.1% Braunkohle und 11.6% Steinkohle
  • Januar 2022: bisher 21.0% Steinkohle und 12.7% Steinkohle

Zur eigentlichen Frage: So wie ich Artikel 6 des Pariser Abkommens lese, sind explizite Vereinbarungen zwischen Staaten zur CO2-Minderung erforderlich. Etwa ein Abkommen zum Bau sauberer Kraftwerke oder ein Wiederaufforstungsprogramm, welches entsprechend der in Artikel 6 festgelegten Regeln geschlossen wurde. Ein „Heureka, ich habe eine Erfindung gemacht, was bekomme ich jetzt dafür?“ ist da nicht gemeint.

Das klärt auch Punkt zwei, denn die Baugenehmigung für das finnische AKW wurde im Jahr 2005 unterzeichnet. 11 Jahre vor dem Pariser Übereinkommen. Auch ist fraglich, ob die finnische Regierung 2005 überhaupt CO2-Reduktionen im Blick hatte. Damals ging es noch sehr viel mehr um baseload, baseload, baseload und energiestrategische Fragen (Importabhängigkeit) :wink:

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akzeptiert - können dann ja Januar 2023 nochmal drauf schauen.

okay - das heisst du liest hier nur „zukünftige“ Projekte und Erfindungen als anrechenbar?
Ist vermutlich ein fairer Punkt. Ansonsten könnte man ja auch eigentlich die Erfindung und Einsparung durch Photovoltaik an sich Deutschland teilweise zurechnen…

Ist das nicht die Idee hinter dem Patentschutz genau das? Man verkauft das Nutzungsrecht an einem Patent an den meistbietenden/bestbietenden. Da kann doch dann auch relevant sein inwiefern das Auswirkungen auf die Co2-Einsparungen hat.
Wenn die Forschungsgruppe des HZB nun dieses Patent an eine chinesische Solarfirma verkauft - kauft dann China die Co2-Reduktion durch die Effizienzsteigerung mit ein? Oder geht es dann darum wo auf der Welt diese Solarpanels gebaut oder verbaut werden? Und geht Deutschland dann dümmstenfalls leer aus was die Anrechenbarkeit angeht?

Die Aussage mag falsch sein oder nicht, aber das kann man nicht mit einfachen Kohleanteilen im Strommix begründen. Bei gleichartigen Kraftwerken (beides am liebsten Grundlast) ist doch klar, dass mehr Kraftwerke des einen Typs den anderen weniger wichtig machen.
Man muss ja eigentlich die kontra-faktische Frage beantworten „Wie hoch wäre der Kohleanteil, wenn wir früher diese oder jene Entscheidung getroffen hätten“.
Welche das genau gewesen wäre, ist auch schwierig zu sagen, immerhin sind viele Atommeiler schon sehr alt und hätten wohl durch eine Entscheidung in den letzten paar Jahren nicht viel länger am Netz gehalten werden können.

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Aber die Möglichkeit mit irgendetwas CO2 zu sparen macht es doch automatisch wertvoller. Insofern bekommt der Erfinder ja wahrscheinlich einen besseren Preis, hat also seine Belohnung für die CO2-Reduktion.

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Nur in Ländern mit Co2-Preis. Also beispielsweise nicht in den USA außerhalb von Kalifornien und folgenden bundesstaatlichen Co2preisen.

Wenn ich für die Welt BMWs herstellen wollte- warum sollte ich das in Europa tuen? Aus den USA heraus ist’s billiger- und die paar BMWs die nach Europa verkauft werden müssen halt den EU-Co2-Importpreis bezahlen.

Ok, sehe ich ein, ist blöd.
Hast du einen Vorschlag, wie man das Problem besser lösen kann? Kommt mir eher knifflig vor. Wenn ein Land seine Emmissionen nicht senken will, also CO2-Sparen keinen Wert hat, wie will ich das ändern?

Die einfachste Lösung ist immer das universelle kapitalisieren. Sprich wer CO2 ausstößt zahlt einen bestimmten Betrag per SDR. Dann ist’s Wurscht wo wer warum was ausstößt, der Hersteller muss zahlen und das global ausschütten. Dann würde es auch egal sein wo der Beton gerührt oder wo das AKW oder der Betonsockel für ein Windkraftwerk gebaut wird.

Oh, das wäre eine großartige Lösung, aber wir waren doch gerade bei dem.Problem, dass manchen Ländern der CO2-Ausstoß egal ist. Die werden wohl kaum ein globales CO2-Zertifikatssystem mitmachen.

Dann wäre das doch ein schöner Mechanismus Staaten mit einzuladen. Dafür müsste Erfindung, Finanzierung, erbauen und Einsatz von CO2-mindernden Techniken jeweils einen import- bzw export Preis haben und schon wollen alle Teil des CO2-Clubs sein.

Ich verstehe die Maßnahme, die du vorschlägst, nicht. Wer legt den Export- und Importpreis fest und welchen Bezug soll er zu CO2-Ersparnis haben?

Inwiefern motiviert das Länder, weniger CO2 auszustoßen?

Und wieso sollte jemand Lust darauf haben, der sich schon heute nicht für CO2 interessiert?