Angriff Irans – Strategischer Sieg Israels

Ich würde es so formulieren: Das Vorgehen der israelische Regierung unter Netanyahu untergräbt zunehmend die politische Unterstützung aus dem Ausland für den Staat Israel insgesamt. Das ist im Übrigen ein Trend, der sich schon vor dem Gaza-Krieg beobachten lässt: Netanyahu hat sehr deutlich (und sehr unklug nach der Meinung vieler Beobachter) gegen Obama/Biden und für Trump in der US-amerikanischen Innenpolitik Stellung bezogen. Das hat massiv dazu beigetragen, dass die Unterstützung für Israel in den USA zunehmend kontrovers diskutiert wird und konkrete Hilfspakete im Kongress festhängen.

Ich beobachte durchaus, dass auch im Westen viele Politiker mit „ihrer Geduld am Ende“ sind und keinen Bock mehr haben, sich jeden Tag wieder schützend vor die israelische Regierung zu stellen, wenn mal wieder ein Hilfskonvoi, ein Krankenhaus oder ein Botschaftsgebäude in die Luft gejagt wurde. Auch weil tatsächlich viele der westlichen Politiker das für nicht verteidigbar halten. Und diesen Keil treiben Netanyahu und Co. ziemlich aktiv und ohne Zwang zwischen Israel und die eigenen Verbündeten.

Ergänzung: Da sehe ich auch keinen Antisemitsmus im Spiel, sondern einfach nur extrem unkluges politisches Verhalten Netanyahus und eine authentische Aversion gegen die israelische Politik im Bezug auf die Palästinenser und die drohende regionale Eskalation.

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Das mag ja so sein - wobei ich noch fraglich finde, ob die Unterstützung nicht wieder zunehmen würde, wenn die es in Israel eine neue Regierung gibt - ohne Netanyahu und seine rechtsextremen Koalitionspartner.
Das ist aber eine völlig andere Aussage, als dass Netanyahus Verhalten eine Ursache für Antisemitismus ist - also für Hass auf, Diskriminierung von oder Gewalt gegen Juden weltweit.

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Was klingt nach Strohmann? Befürworten werden sie den Völkermord offiziell wohl eher nicht, er wird viel mehr geleugnet bzw. die Taten als Selbstverteidigung geframt und im schlimmsten Fall wird er durch Waffenlieferung und Politik unterstützt. Ob die Ursache für die Unterstützung des Netanyahu in einer historischen Schuld zu finden ist, auf Unwissenheit beruht oder einfach stumpfer antimuslimischen Rassismus ist, wird von Fall zu Fall sicher unterschiedlich sein.

Du findest, dass man israelische Politiker bzw. ihre verbrecherischen Taten nicht als faschistoid benennen darf, weil das ein antisemitischen Sprachmuster sei. So hab ich das verstanden. Bei wem fängt das deiner Meinung nach an dieses „Bezeichnungsverbot“? Offensichtlich auf jeden Fall bei (Bio)Deutschen und endet dann sicher spätestens bei jüdischen Israelis, oder? Es scheint hier einigen sehr wichtig zu sein, deshalb stellt sich die Frage, ob es zB. israelische Juden auch als antisemitisch (bzw. Sprachmuster) empfinden, wenn neben ihnen nicht jüdische Menschen Netanyahu mit gleichen Worten kritisieren, wie sie es tun. Falls ja, kann man das als Indiz sehen, dass du recht hast. Und was ist, wenn nicht? Und darf hier im Forum ein jüdischer Mensch Netanyahu als Faschisten bezeichnen? Du verstehst sicher, worauf ich hinauswill. Wo fängt man da an?

Meiner Meinung nach kann man sich grundsätzlich darauf einigen, dass man weniger harte, provokante Wörter benutzt. Das müsste dann allerdings für alle gleichermaßen gelten und nicht davon abhängig gemacht werden, woher die Personen mutmaßlich stammen.

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Es geht weniger darum, ob man es darf, als darum, ob man es sollte.
Ich kann absolut nachvollziehen, dass die Sache extrem emotional aufgeladen ist - ich kann daher auch die massive Kritik an Israel („Apartheid, Genozid, Faschistoid“) irgendwo nachvollziehen, aber die Verwendung dieser Begriffe ist einfach nicht hilfreich. Leute, die ohnehin sehr israelkritisch sind (darunter zählen auch Antisemiten) mag man damit ansprechen, aber was bringt das? Alle anderen schreckt man mit diesen negativen Emotionen ab.

Daher sage ich nicht, dass jeder, der solche Ausdrücke benutzt, Antisemit sein muss - es sind auch Menschen darunter, die einfach emotional sehr betroffen sind. Aber hilfreich sind diese Ausdrücke auch nicht, sie wirken eben wie unreflektierte Ablehnung.

Ich verwende daher das Vokabular, das u.a. auch die Tagesschau verwendet: Es ist eine ultrarechte Regierung, in der rechtsextreme Parteien vertreten sind, die zum Teil absolut rassistische und menschenverachtende Forderungen stellen (z.B. die Vertreibung oder gar Ermordung aller Palästinenser). Diese rechtsextremen Politiker kann man auch als Faschistoid bezeichnen, damit haben vermutlich die Wenigsten ein Problem. Aber man sollte diese Wertung dann auch nur auf diese wenigen Politiker beschränken und nicht auf die gesamte israelische Regierung ausweiten. So sehr ich Netanyahu auch ablehne, er ist eher ein Merz als ein Höcke, bedeutet: Er vertritt Positionen, die ich vollumfänglich ablehne, aber ich würde ihn nicht Faschist nennen. Aber es gibt eben durchaus auch einige „Höckes“ in der aktuellen israelischen Regierung und die darf man natürlich auch so bezeichnen. Hilfreich ist das aber meist trotzdem nicht.

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Der Strohmann ist die Behauptung, jemand hier im Thread hätte argumentiert, dass Israel wegen der Schoa nicht angemessen kritisieren werden dürfe.

Dann fände ich es interessant zu erfahren, wie du zu dieser Deutung kommst - denn in der Aussage auf die du dich beziehst, steht explizit etwas von „können“ und „sollen“, aber nichts von „dürfen“ und erst recht nichts von einem „Verbot“ - mir sieht das eher nach dem nächsten Strohmann aus.

Der nächste Strohmann. Niemand hier im Thread hat behauptet, nur in Bezug auf Israel vorsichtig mit „provokanten Wörtern“ zu sein, sie aber in anderen Kontexten völlig sorglos zu verwenden.

Der antisemitische Sinngehalt von Aussagen ist im Übrigen keine Frage des subjektiven „Empfindens“ Einzelner. Es gibt zur Bestimmung des Begriffs sowohl jahrzehntelange wissenschaftliche Forschung als auch verschiedene anerkannte und in der Praxis etwa von Bildungseinrichtungen, Verwaltungen oder Sicherheitsbehörden bewährte Definitionen. Diese stimmen zwar nicht immer an allen Punkten überein, aber keine davon schließt kategorisch aus, dass Juden keine antisemitischen Denkweisen vertreten können. Nur um dem nächsten Strohmann vorzubeugen: Damit habe ich ausdrücklich nicht gesagt, dass die Verwendung des Worten „Faschisten“ für Mitglieder des israelischen Kabinetts immer zwingend antisemitisch ist.

Und „leugnen“ kann man nur etwas, das als Tatsache allgemein anerkannt ist. Über die vorschnelle - ich würde sagen affektive - Verwendung des Begriffs Völkermord im aktuellen Kontext wurde hier schon mehrfach diskutiert. Menschen, die aus gutem Grund mit diesem Begriff sehr viel vorsichtiger sind, und die auf das völkerrechtlich verbriefte Recht Israels zur Selbstverteidigung hinweisen nun vorzuwerfen, sie würden einem Verbrechen gegen die Menschheit Vorschub leisten ist schon sehr weit hergeholt.
Scheinbar scheint es für einige Menschen nur noch die beiden Positionen „Völkermord rufen“ oder „Netanyahu unterstützen“ zu geben, aber nichts mehr dazwischen.

Bei Höcke musste sogar ein Gericht entscheiden.
Ich denke, dass dieses Wort in Deutschland nur im äußersten Fall verwendet werden sollte, genauso wie das Wort Nazi oder Sätze wie die, wegen denen sich Höcke nun selbst vor Gericht verantworten muss.