Anerkennung von Homöopathie als Religion

Nochmal zurück zum Thema: auch wenn man Homöopathie nicht verbieten muss, muss die Zulassung von Arzneimitteln auf eine rein wissenschaftliche Basis gestellt werden. Das aktuelle Verfahren für Homöopathie ist beschämend und absurd!

Homöopathie-Gesetz: Deutschlands schlechtestes Gesetz - YouTube

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Ich glaube da werden wir uns nicht einig. Für mich ist es so sehr teil der täglichen Praxis dass ich mich bereits daran gewöhnt habe es zu akzeptieren. Förderung kommt von politischen Institutionen, die immer Schwerpunkte setzen. Durch Covid kann man das gerade wunderbar beobachten und ich hatte eine Quelle im Kopf, konnte aber den verdammten Artikel auf Anhieb nicht finden. Hier ist er:
https://www.nature.com/articles/d41586-020-03388-w

Ein paar zusätzliche Beispiele: Das erste strukturierte Bildungssystem der Welt stammt aus dem britischen Empire um den Nachschub an Verwaltern sicher zu stellen, die schreiben und rechnen können. Aus ähnlichen Gründen hat sich das Bildungssystem in der westlichen Welt verbreitet. Es hätte noch vor 30 Jahren keine eigene Sparte in der Wissenschaftsförderung für Forschung am Klimawandel gegeben, dafür aber massive Investitionen in die Atomenergie. Das ganze Bildungssystem ist mehr auf MINT-Fächer als auf Geistes- und Sozialwissenschaften ausgerichtet, nicht weil sie wichtiger für die Menschheit sind sondern weil diese Professionen auf kurze Sicht für die Wirtschaftsleistung nötig sind. Und die Liste könnte man unendlch weiter führen.

Derzeitige Forschungsschwerpunkte des neuen HorizonEurope Programms finden sich hier:

Es gibt zwei ganze Sparten für industriell und politisch motivierte Forschungsziele, die vielleicht recht interessant sein könnten.

Besser kann man es einfach nicht zusammenfassen. Wenn es eine Politiker*in sich auf die Fahnen schreibt dieses Gesetz loszuwerden, ist meine Stimme sicher. :slight_smile:

Mit dem Kompromiss aus den USA könnte ich gut leben und würde dafür Plädieren ihn auf die komplette Kosmetikindustrie auszuweiten, was dort ebenfalls der Fall ist…

Dann kann man von einer informierten Entscheidung der Verbraucher*innen reden und könnte vollkommen tolerieren, wenn sich informierte Patient*innen für diesen Weg entscheiden wollen.

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Bei den Grünen gab es im letzten Jahr eine deutliche Homöopathie-kritische Bewegung (trotz der Eso-Spinner-Fraktion, die es natürlich auch noch gibt). Habe das Programm allerdings noch nicht gelesen.

Hier eine Podcast-Folge zur Debatte bei den Grünen: gmp055 Paula Piechotta - Die Grüne Homöopathie-Debatte — Gesundheit.Macht.Politik — Overcast
gmp055 Paula Piechotta - Die Grüne Homöopathie-Debatte — Gesundheit.Macht.Politik — Overcast

Edit: Link

Das sehe ich auch so. Die Durchlässigkeit des Bildungssystems ist seit den 80er Jahren meiner Meinung nach sukzessive zurückgegangen. Übrigens sind es nicht nur die bösen Institutionen, sondern auch die Eltern, die Mädchen noch alte Patterns beibringen, nicht selten die Mütter. Aber das ist ein anderes Thema.
Und ohne gleich auf Sarrazin abheben zu wollen: Immer nur „ein System“ anzuklagen, ist mir zu wenig. Es muss auch Bildungsbereitschaft geben. Selbst bei einem durchlässigen System braucht es aus bildungsfernen Schichten immer auch eine Extraanstrengung. Ja, das ist ungerecht, aber die Geburt ist nicht immer gerecht und wird sie auch nie sein. Ein System kann nur versuchen, durch Qualität, Bildungszugänge und Durchlässigkeit Anreize zu geben. Durch das Tor durchgehen muss dann jedes Individuum selbst.

Das erscheint mir auch ein Unterschied zu dem Ansatz der 70er Jahre: Selbstverantwortung und Bildungserwerb war immer gekoppelt. Heute ist der Diskurs deutlich „opferlastiger“.

Dass es Rassismus gibt, unbestritten. Sexismus - sicher. Der Diskurs geht nur zunehmend in RIchtung „Identity Politics“. Es gibt nicht wenige, die darin zunehmend undemokratische und autoritäre Tendenzen sehen, und ich gehöre dazu. Von Identitätspolitik halte ich sehr wenig. Es reduziert die Identität auf Hautfarbe und Sexualität und baut ein wütendes Opfernarrativ drumherum. Aus dem Opfernarrativ entsteht dann moralische Überlegenheit, die wiederum in automatisch legitimierte, auch gerne autoritäre Maßnahmen umschlagen. Eine gefährliche Denkrichtung. Ich finde gerade einen Link zu einem interessanten Artikel im Atlantic gerade nicht, reiche ich gerne mal nach.
Aber das führt zu weit in diesem Diskurs, glaube ich. :thinking:

Sicherlich denken nicht alle so, nur werden die sozialen Medien davon dominiert.

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Ja, da müssen wir uns ja auch nicht komplett einig werden. Dass es politische Förderung gibt, das bestreite ich ja auch gar nicht. Die Frage ist doch, ob die wissenschaftliche Arbeit und Methodik an sich wertfrei ist oder nicht. Das heißt, ob Resultate produziert werden, die gewünscht sind im Sinne von „hingebogen“. Welche Schwerpunkte eine Gesellschaft z.B. in der universitären Forschung setzt, das ist sicher unterschiedlich. Das heißt aber nicht, dass wir in einem theokratischen oder totalitären Regime leben, die bestimmte Forschungen verbieten. Siehe Saudi-Arabien und Gender Studies. Oder konterrevolutionäre Studien im Maochina. Jeder hat die Forschungsfreiheit und wird im Idealfall nur gemessen an den Ergebnissen und den Methoden. Das ist das Ideal, was ich meine. Dass die Welt nun mal nicht ideal und manchmal ziemlich bescheiden ist - nun ja.

Dazu kann ich ergänzen, dass das deutsche Bildungssystem im Kern noch aus den Stein-Hardenbergschen Reformen entstammt und damit sehr preußisch ausgerichtet ist. Ziel war es, einen produktiven Staatsbürger zu schaffen. Kreative Bereiche standen da lange zurück. Klar, jedes Bildungssystem soll ein gesellschaftliches Ideal erfüllen. Das ist schon spannend, wenn man zum Beispiel das koreanische, das norwegische und das chinesische vergleicht.

Na ja. Deutschland bringt schon viele Geistes- und Sozialwissenschaftler hervor, nicht? Und auf dem Gymnasium haben wir mittlerweile ein Problem in den MINT-Fächern, da gehen die Leistungen merklich nach unten. Ich sehe da eher eine zunehmende Lücke im Vergleich zur asiatischen Konkurrenz…

Ich glaube du hast recht damit, dass das in dieser Diskussion zu weit führt. Trotzdem wollte ich kurz loswerden, dass ich Identitätspolitik auch für sehr bedenklich halte. Teilweise wird diese auch von Feministinnen kritisiert (z.B. von der lesbischen Autorin und Filmemacherin Caroline Fourest), die sich aber mit ihrer Kritik in einen Sturm des Zorns und der Anschuldigungen begeben. Mit der Identitätspolitik stellt sich die Frage was links ist ganz neu. Die klassische Linke sieht sich ja eher gruppenübergreifend und vereinend, während diese neue Strömung die eigene Gruppe abschottet.

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Ja, es gibt bildungsferne Schichten und ja, diese haben es oft schwerer. Ich würde daraus aber eine andere Konsequenz ziehen:
Du sagst, diese Menschen müssten sich immer etwas mehr anstrengen, Geburt sei nicht immer gerecht. Das ist die Realität, aber ich bin der Überzeugung, dass die daraus folgenden Konsequenzen nicht in Stein gemeißelt sind. Andere Länder machen es ja vor, eine deutlich gerechtere Bildung ist möglich und am Ende profitieren davon alle, auch die nicht von vornherein Benachteiligten. Natürlich heißt das nicht, dass man Unterschiede zu 100% ausradiert, Menschen treffen trotzdem individuelle Entscheidungen: Es gibt aber einfach noch viele Möglichkeiten „Qualität, Bildungszugänge und Durchlässigkeit“ wie du sagst deutlich zu verbessern.
Außerdem bin ich auch der Meinung, dass ein wohlhabendes Land wie Deutschland eben auch den Anspruch haben sollte, ein sehr gutes Bildungssystem zu besitzen.


Grundsätzlich denke ich, auch Identitätspolitik hat ihre Legitimität, genauso wie es Kritikpunkte daran geben kann. Hautfarbe und Sexualität werden deshalb fokussiert, weil diese neben dem Vermögen in der Regel die größten Ursachen für gesellschaftliche Ungleichbehandlung waren und sind. Zunehmende „autoritäre oder undemokratische Tendenzen“ wären selbstverständlich ein Problem, auch wenn sie aus einer „guten“ Intention heraus passieren. Meiner Wahrnehmung nach mangelt es ja aber nicht an Kritik an allem, was sich irgendwie als Identitätspolitik interpretieren lässt. Teile der Kritik teile ich sogar, die häufige pauschale Verurteilung nicht.

Die meisten Menschen sind auch deutlich gemäßigter und konstruktiver, wenn man sich mit ihnen persönlich unterhält, statt sich auf Twitter vorgefertigte Meinungen entgegenzuwerfen. Dementsprechend ist Social Media immer etwas unter Vorbehalt zu bewerten.
Definitiv nicht konstruktiv ist es, sich auf die radikalsten und extremsten Auswüchse zu fokussieren und anhand derer den gesamten Bereich abzuwerten. → „wütendes Opfernarrativ“. Es ist auch sehr bequem, Menschen, die sich ungerecht behandelt fühlen (und es faktisch lange auch wurden und in Teilen nach wie vor werden), ihre Wut vorzuwerfen. Man kann als Frau schonmal wütend über die gigantische Anzahl an Sexualverbrechen sein, die in der Regel von Männern verübt werden, man kann als asiatischstämmige Person schonmal wütend über den Anstieg der Straftaten gegen asiatisch aussehende Menschen (in den USA) seit Corona werden und man kann als Schwarzer auch mal wütend werden, wenn man deutlich häufiger grundlos kontrolliert und bei gleichen Vergehen signifikant härter bestraft wird, als Weiße.
Das heißt nicht, dass diese Wut immer konstruktiv ist, oder dass man den daraus gezogenen Konsequenzen immer zustimmen muss, aber das heißt, dass die Wut (meiner Meinung nach) absolut verständlich ist.

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Da bin ich ja voll bei dir. Faktisch habe ich auch kritisiert, dass das (öffentliche) Bildungssystem durch Qualitätsabbau, Mangel an Finanzierung und einer falsch verstandenen Anspruchsreduzierung vielen den Weg mittlerweile eher versperrrt, die nicht über finanzielle Mittel verfügen.
Insofern völlig d’acccord!

Wut ist verständlich. Natürlich. Schwierig wird dieses subjektive Gefühl, wenn es zu einer Leitschnur für den öffentlichen Diskurs wird. Wenn also eine verletzte Person plötzlich höhere Moralität qua Verletzung in ihren Aussagen bekommt und Gegenpositionen in einem moralischen Shitstorm enden. Insofern ist es schon relevant, was in der Post-Social-Media-Demokratie in den sozialen Medien passiert, oder?

Am Ende entsteht meiner Meinung nach ein Subjektivitätswettbewerb der Verletzung und Wut, wenn ich dann noch intersektional denke, mit klarer Hierarchisierung. So kann man dann weiß/schwarz, Frau/Mann, cis/LGBTQ, arm/reich, gesund/behindert frei verbinden und erhält eine subjektive Verletztheitshierarchie. Weiße Frau ist unterdrückt, aber doch irgendwie privilegiert; PoC/lesbische Frau ist per se unterprivilegiert, auch wenn sie in wohlhabender Familie geboren ist etc. Weißer nicht cis-Mann irgendwo dazwischen, aber etwas privilegierter als PoC nicht-cis-Mann.
So segmentiert man sich in eine auf systemischen Opferstatus beruhende Empörungsgesellschaft, mit der keine gesamtgesellschaftliche Politik mehr zu machen ist.

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Also was ich mitbekommen hatte war dass sie es auf dem Parteitag kurzfristig von der Tagesordnung gestrichen haben damit es keine Konflikte gibt… Das war eher mein Eindruck bisher aber ich bin sehr offen für konkrete Vorschläge aus dieser Richtung :slight_smile:

Deretwegen setzt zwar kein Glyphosat („Chemie“) ein, aber in Dauerkulturen z.B. Kupfer mit bis zu 3kg pro Jahr und Hektar, um Pilze loszuwerden. Ist jetzt keine klassische Chemiekeule, aber auch nicht gesund und kann sich im Boden anreichern.

Hab was geschrieben, für alle die es noch nicht entdeckt haben:

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Bitte was? Kupfersulfat ist zur Pilzbekämpfung immernoch nicht verboten? Da platzt mir ja gleich der Kragen…

Genau zu der diskutierten Fragestellung gibt es diese, wie ich finde ganz ordentliche Doku, vom HR. Fasst das Thema recht gut zusammen.

der link will nicht :wink: Gibt es vielleicht eine Alternative?

Hier ist ein anderer Link

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danke, eine schöne kleine Doku… Geht finde ich nur nicht gut auf die verschiedenen echten Problematiken ein, wie beispielsweise dass sie alle möglichen Extrawürste bei der Arzneimittelzulassung bekommen… Wurde angesprochen und es dann dabei belassen…

Und ich finde es gruselig mich bei einem Aderlass für die Heilung „zu öffnen“ - mich wundert wirklich dass so etwas in der „Alternativmedizin“ als „unbedenklich“ gilt. Wir wissen doch alle, dass das auf der Vier-Säfte-Lehre beruht, das galt damals als harte Wissenschaft und nichtmal als spirituell. Ich würde den Griechen mal unterstellen, dass sie mit unserem Wissen eher nicht auf Seiten der spirituellen Heilschwurbler sein würden…

Wenn ich in der Forschung einen Aderlass an mir selbst ausprobieren willen würde, müsste ich eine verdammt gute Begründung liefern. Zufällig habe ich so etwas Ähnliches mal als Selbstexperiment zum Thema Wundheilung bei der Ethikkomission der Universität angefragt an der ich damals arbeitete… Und es wurde abgelehnt. Aus heutiger Sicht muss ich fairer Weise sagen… wahrscheinlich zu Recht.

Aber warum zur Hölle dürfen Heilpraktiker ohne eine echte Ausbildung nachweisen zu müssen vollkommen legal etwas tun, das ich zu Forschungszwecken nichtmal an mir selbst tun darf? :wink:

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Und warum dürfen Homöpathische Mittel als Arzneien verkauft werden?

Da komme ich ja einfach nicht drüber weg.

Wenn ich eine Operation über mich ergehen lassen muss werde ich ausführlich aufgeklärt. Aber wenn mein Arzt auf die Idee kommt mir etwas zu verschreiben, was homöopathisch ist, dann muss er das nicht offen legen.

Wie oft habe ich in Diskussionen im privaten Kreis schon das Argument gehört ‚Ja aber der Arzt ist ja Fachmann. Der verschreibt mir doch nichts, was nicht wirkt.‘
Oder auch: ‚Aber die Krankenkassen bezahlen es. Also kann es doch nicht sein, dass das keine wissenschaftlich fundierte Medizin ist‘

Und genau da liegt der Hase begraben. Hier werden all jene in die Irre geführt, die nicht von Hause aus bereits Vorwissen und Skepsis mitbringen.

Ist doch sonst auch strafbar, oder, die Leute so in die Irre zu führen?

Und jetzt soll mir bitte keiner ankommen mit ‚Allgemeinwissen‘ oder ‚Eigenverantwortung‘ - wir reden hier immerhin über einen Fachbereich, in dem die Menschen jahrelang studieren und ausgebildet werden.

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