#alltested - Corona-Regeln einfach mal selbst ausgelegt

Hallo Zusammen,

Hintergrund für diesen Beitrag ist ein Video vom Komiker Elton, welches gerade durch die sozialen Medien geistert. In diesem echauffiert sich Elton über die Geburtstagsfeier von Motsi Mabuse (Tänzerin, RTL-Show-Juror und Dauergast).
Frau Mabuse hat auf Instagram ein Foto von Ihrem 40. Geburtstag geteilt auf dem Sie, plus 7 weitere Freundinnen (z.T. auch Influencer) am feiern ohne Maske und ohne Abstand zu sehen sind.
Gerechtfertigt wird dies von Frau Mabuse über das Hashtag #alltested.
Elton fragt daraufhin seine Follower, wie dieses Verhalten zu bewerten ist und weist auf Ungerechtigkeit, gerade im Vergleich zu seiner Tochter im Schulalltag hin.

Jetzt sind Klüngeleien unter C-Promis/Influencern eigentlich nicht ein Thema, mit denen sich die Lage normalerweise so beschäftigt - Was ich aber hier dran spannend finde, ist die Auslegung der Corona-Regeln von Frau Mabuse selbst.

Mir ist dieses Vorgehen jetzt schon ein paar mal aufgefallen, z.B. wenn Kai Pflaume auf seinem YT-Channel Beiträge mit Gästen produziert, läuft vorneweg ein Disclaimer das Alle an der Produktion teilnehmenden Personen im vorhinein negativ getestet wurden.
Jetzt würde ich auch noch die Argumentation zulassen, dass YT ja Mittlerweile ein Business ist und für Kai Pflaume sich sicherlich so anfühlt, wie für andere der Arbeitsalltag im Büro.
Aber ist Motsi Mabuse jetzt auf Instagram beruflich Influencer und darf deshalb (mit negativem Tests) mit ihren Influencer-Freundinnen ne Party feiern? - Hmm schwierig…

Worauf ich hinaus möchte ist, dass hier schnell die Grenzen verschwimmen und ich zum Beispiel nicht weiß, wie so etwas juristisch zu bewerten wäre.

Wenn ich+1 mich jetzt Zuhause (in BaWü) mit einem befreundeten Pärchen zum Kochen treffe, ist dies Verboten. Wenn ich jetzt aber mit einer Kamera, dieses Treffen, für meinen YT-Kanal mitfilme, wäre es dann erlaubt?

Für mich liegen hier gleich mehrere diskutierbare Themen vor:

  • Ab wann zählt etwas als Beruf?
  • in wie weit schützt #alltested?
  • Fairness im Umgang mit getesteten (Schule vs Beruf)

Gerne mal zu den Themen Bezug nehmen.

Vielen Dank.
LG MO

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Vielen Dank für den Beitrag. Ich finde eine Geburtstagsparty ist kein berufliche Grund. Ich finde generell ist Influencer kein Beruf, nicht mal ansatzweise. Im Gegenteil, ich finde es in diesem Fall sogar doppelt bestrafenswert. Zum Einen verstößt es gegen jede Coronaregel, völlig egal ob du einen Test hast. Zum anderen erreichen diese Influencer zu viele beeinflussbare Menschen, die das dann auch machen. In dem Falle könnte man direkt davon sprechen, dass Menschen während der Pandemie aufgefordert werden, zu feiern wie sie wollen, weil ein Test reicht ja. Das diese Test keine 100% Sicherheit sind, wird ignoriert. In so Momenten hasse ich es, dass es nicht mehr Möglichkeiten für den Staat gibt, Accounts sperren zu lassen, um Schaden von der Bevölkerung fern zu halten.

Generell finde ich es sehr seltsam, das manche Bereiche völlig ausgeklammert werden von Coronaregeln, besonders die, die Vorbildfunktion haben. Ich nehme da explizit den Leistungssport, besonders Fussball. Wenn man bedenkt wie viele Fussballer schon positiv waren und dann auch noch in der Welt rumreisen, muss man sich nicht wundern, dass viele Menschen denken dann geht ja einiges in Ordnung wenn ich das mache. Die halbe Mannschaft von Bayern München allein war schon infiziert. Ich finde das mehr als bedenklich. Auch bei einigen TV-Formaten habe ich ehrlich gesagt durchaus Bauchschmerzen.

Edit: Ich bin übrigens eigentlich großer Fussballfan.

Ich kenne diese Influencerin nicht und ich weiß nicht wie alt die Menschen in ihrer Zielgruppe sind, aber glaubt hier irgendwer, dass Jugendliche und junge Erwachsene sich einfach über ein Jahr lang überhaupt nicht mehr treffen? Natürlich nicht alle und nicht immer. Aber davon auszugehen, dass es einfach nicht mehr stattfindet, nur weil es verboten ist, finde ich einigermaßen naiv. Vor diesem Hintergrund finde ich es dann durchaus positiv, wenn #alltested sozusagen zum neuen sozialen Standard wird. Sprich: besser nach einem Schnelltest treffen als ohne.
Und ganz ehrlich: Zensur für Social-Media-Kanäle zu fordern, weil Leute da Dinge sehen können, die man besser nicht nachmachen sollte, seriously?

Die krassen Unterschiede zwischen dem, was im beruflichen Bereich erlaubt, aber im privaten Bereich streng verboten ist, sind aus meiner Sicht ohnehin nur sehr schwer vermittelbar und dürften nicht wenig zu der sinkenden Compliance beitragen.
Eine Gegenthese zum Profifußball: Da hier wirklich regelmäßig und umfassend getestet wird und es zudem strenge Anforderungen sowie öffentliche Aufmerksamkeit gibt, haben wir es wohl hier mit einem Bereich zu tun, in dem es wirklich keine Dunkelziffer geben dürfte. Insofern wäre es mal spannend, Zahlen zu lesen, wie hoch der Anteil derer ist, die tatsächlich schon mal positiv getestet wurden (nicht nur bei einem Verein).
Grundsätzlich finde ich es auch eine grundfalsche Priorität, Profifußballer zu testen, Supermarktkassierer:innen oder Pfleger:innen aber nicht (so wie es 2020 gehandhabt wurde), aber was ich nicht verstehe, ist das Argument „Wenn andere das nicht dürfen, sollen die das auch nicht dürfen.“

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Die Begründung kann ich wirklich nicht unterstützen. Es ist definitiv verboten sich in solchen Gruppen zu treffen. Und nur weil Jugendliche oder besser gesagt andere Menschen sich trotzdem treffen macht es das doch nicht besser. Es soll auch genug Menschen geben die kiffen, obwohl es verboten ist. Dann wäre es ja auch ok wenn Influencer anfangen zu zeigen, wie man am Besten Drogen nimmt. Die Tests haben doch nicht den Sinn danach Massenveranstaltungen ohne Hemmungen zu veranstalten.

Es wird doch auch nichts besser, wenn man bei sowas weg guckt um die Compliance zu verbessern. Die wird nur besser, wenn man in jedem Bereich gleich strikt ist. Ich bin schon länger für schärfere Maßnahmen im beruflichen und religiösen Bereich. Auch im Leistungssport. Das was hier veranstaltet wird ist doch in keiner Hinsicht was gutes meiner Ansicht nach.

Ich propagiere ja nicht, dass Menschen sich treffen sollen, sondern argumentiere, dass sie es sowieso tun und es deshalb besser ist, wenn sie es sicher(er) tun.
Der Vergleich mit der Drogenpolitik ist gar nicht schlecht: Obwohl allen bekannt und bewusst war, dass ohnehin gekifft wird, hat die Politik sich jahrzehntelang darauf konzentriert, jeden noch so geringfügigen Besitz oder Gebrauch von Mariuhana zu kriminalisieren. Besonders erfolgreich war das nicht, zumindest nicht wenn das Ziel war, den Drogenkonsum zu verringern.

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Dass die Drogenpolitik fehlerhaft und nicht erfolgreich war leugne ich nicht, ist auch das falsche Thema, denn es ging mir nur um den Vergleich. Aber wie bitte will die Polizei denn noch Feiern auflösen, wenn es reicht das ein negativer Test da wäre. Man kann vor jedem Gericht einen solchen Beitrag von YT vorlegen und zu Recht fragen, wieso ich das nicht darf aber andere es sogar öffentlich zeigen dürfen.

Okay danke für die Beiträge, ich möchte mal kurz darauf eingehen.

Also zunächst einmal bin ich absolut dagegen, dass die Regierung Instagram-Accounts o.Ä. sperrt,
ich verstehe aber das Argument zu sagen, dass dies zum Nachahmen animiert und in gewisser weise unfair ist, gegenüber allen die nicht feiern, da sie sich an die Regeln halten aber wenn man mal mit sperren von Accounts anfängt, ist da schnell ein Werkzeug da, was zu leicht missbraucht werden kann.

Für mich liege die Lösung des Falls Mabuse tatsächlich auch in der strafrechtlichen Verfolgung, dass Verhalten verstößt am Ende gegen die bestehenden Corona-Verordnungen und ist meiner Einschätzung nach auch keine Berufsausübung.

Das Argument, dass die Leute ein Jahr lang nicht Nichts tun, verstehe ich ebenfalls, aber dann seine „illegalen“ Aktivitäten mit nem gewissen Publikum zu teilen ist halt nur so semi-klug.
Ich für meinen Teil, habe z.B. nie verstanden warum Baumärkte geschlossen waren, die Menschen brauchen wenigstens irgendwo was zu tun dann lass Sie heimwerken.

Mit dem Spitzensport halte ich es dabei übrigens ähnlich - Brot und Spiele.
Die Bundesliga unter einem strengen Konzept auszuspielen: okay.
Eine Club-WM, die wirklich keiner braucht und Nationenübergreifend Menschen zusammenbringt: WTF?

Der Vergleich mit der Drogenpolitik ist tatsächlich kein schlechter: In beiden Fällen ist mir nicht klar, was das Ziel der Maßnahmen ist.
Okay, angenommen die Krankenhäuser dürfen nicht überlastet werden

  • Warum keine Home-Office-Pflicht, wo es möglich ist?
  • Warum keine Testpflicht, wo sich viele Menschen treffen müssen?
  • Wieso werden die Maßnahmen nicht so ausgelegt, dass wir uns eher draußen, statt drinnen aufhalten (Beispiel: In der Wohnung darf man max. 1 Person sehen, außerhalb 2)
    etc…

Womit ich mit dem Thema aber ursprünglich hin wollte, war eher der Fakt, dass der Test jetzt instrumentalisiert wird für das Brechen von bestehenden Verordnungen.
Und mit dem Fall Mabuse, wir jetzt wirklich mal Jemanden haben, der dass nicht mehr hinter einer Arbeitstätigkeit verstecken kann.
Dass mit den steigenden Impfungen und dem nun sehr langen locker-Lockdown langsam die Leute müde werden, war zu erwarten aber mich überrascht schon das Tempo, in dem hier jetzt mehr oder weniger selbstständig gelockert wird.

Und ob Frau Mabuse + 7 am Ende wirklich alle negativ getestet waren, weiß auch keiner - da setzt man jetzt das Vertrauen in jemanden der aktiv die Regeln bricht…

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Ich bin prinzipiell gegen die Sperrung von Accounts, das wollte ich nur noch los werden. Das klang wahrscheinlich eben auch etwas populistisch durch, da mich Menschen wie diese Influencerin unfassbar wütend machen. Zur Zeit ist es aber tatsächlich so, dass unsere Regierung sehr wenige Werkzeuge hat, um gefährliche Beiträge zu entfernen, siehe auch Hetze auf Facebook etc. Ich stimme dir aber voll zu, dass diese Person strafrechtlich möglichst hart bestraft werden muss, da sie nicht nur wissentlich die Regeln zur Gesunderhaltung der Bevölkerung ignoriert, sondern auch noch animiert, dass andere dies tun.

Das Thema Spitzensport nervt mich tatsächlich. Das Konzept der DFL funktioniert nämlich nicht, wie die unglaublich hohe Zahl an Infektionen zeigt (aktuell Hertha BSC). Diese Spieler sind doch nicht isoliert, im Gegenteil, die sind sehr mobil und verteilen das Virus in ganz Europa. In anderen Sportarten ist es auch so, dass dort viele Infektionen passieren. Bei Olympia wird sogar lautstark von den Funktionären ( nicht den Sportlern) gefordert, diese priorisiert zu impfen, WTF!

Bei z. B. Filmcrews, zumindest in Amerika, ist es ja auch so, dass man sich vorab testet und dann seinen Job ausführt. Das scheint ja auch (in Deutschland?) erlaubt zu sein? Bringt uns der Aspekt weiter?

Zudem gibt es derzeit auf so vielen Ebenen so viele Influencer:innen, die auch einen Knochenjob haben (können). Das dann partout nicht als Beruf anerkennen zu wollen, finde ich etwas komisch! :smiley: Ich kann deine Abneigung, Tris, aber im Grunde nachvollziehen :smiley:

Im „Profifußball“ sah man ja vor etlichen Wochen, dass ein Herr Müller positiv getestet wurde, woraufhin keiner aus seinem Team in Quarantäne musste…

Und ich sehe es ähnlich, besser im privaten Kreis testen und treffen als sich gar nicht zu testen.
Hier, wie auch in den anderen Bereichen, die ihr angesprochen habt, geht aber alles auf die schlechte Coronapolitik der BRD zurück: Hätten wir genug Impfdosen, gäbe es das Problem nicht! Gäbe es endlich mal einen harten Lockdown, wären auch irgendwann Privatbesuche möglich. Das jetzt alles an Frau Mabuse festzumachen, ist da unweigerlich eine Konsequenz, die sich aus den Verirrungen der Politik ergibt. Wobei ich von „Elton“ jetzt auch keinen anderen Impuls erwartet habe… Damit stellt er jemanden ja doch ganz schön an den Pranger? Vor allem, wenn er das mit seiner Tochter aufwiegt? Gibt da ja eigentlich drängendere Probleme z. B. im Schulbereich als Frau Mabuse…
Sonst argumentiert die Politik doch auch immer mit der Selbstverantwortung. In dem Denken kann man ja dann auch erwarten, dass sich die Bürger:innen von so einem Video nicht beeinflussen lassen :wink:

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Das kommt ja noch dazu: Warum soll es beim Film und im Fernsehen ok sein, aber bei Influencerinnen (die damit ja nachdem was ich gehört habe auch Geld verdienen) nicht? Wenn ich schon dagegen bin, dass Leute sich im beruflichen Kontexten „freitesten“ dürfen, dann bitte konsequent sein und seit Sommer 2020 die Glotze auslassen…

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Es ist ja nun nicht so, dass man mal eben für mehr als ein Jahr sämtliches Privatleben lahmlegen kann. Es gibt Hochzeiten, Beerdigungen, Geburtstage etc.pp. Am Ende geht es also darum, wie wir unser Leben mit Corona gestalten. In manchen Verordnungen (z.B. in Hessen) ist nur „dringend empfohlen“, sich privat nicht in größerem Rahmen zu treffen.
Es wird also an die Eigenverantwortung appelliert. Man kann unter vollständiger Einhaltung aller Regelungen das Infektionsrisiko steigern, indem man sich zum Beispiel jeden Tag mit einer anderen Partei trifft, oder man kann sich verantwortungsbewusst(er) verhalten, indem sich alle Teilnehmer einer privaten Feier vorher testen lassen.
Mir ist die Variante, die auf Eigenverantwortung basiert, im Rahmen unserer freiheitlichen demokratischen Grundordnung lieber. Wir haben aber in Deutschland ironischerweise seit Anfang der Pandemie eher das Bild des „unmündigen Bürgers“ in den Vordergrund gestellt, dessen Leben reglementiert werden muss.
Niemand kann sinnvollerweise generell gegen Geschwindigkeitsbeschränkungen sein. Sie entbinden aber niemanden davon, sich angesichts der aktuellen Bedingungen verkehrssicher zu bewegen.

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