AllesDichtMachen

Sehe ich auch so. Diese Aktion vertritt aber das genaue Gegenteil, nämlich Leugnung der Risiken von Corona und Aufgabe der Maßnahmen (soweit man diesen ironischen Aussagen irgendetwas Stringentes entnehmen kann).

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… und sie behauptet auch das genaue Gegenteil, nämlich, dass wir uns in einem harten Lockdown befänden, in dem sich nicht mal Familienmitglieder sehen könnten.

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Ich bin doch etwas verwirrt, wie hier teilweise sowohl die inhaltliche ebene als auch die performative wohlwollend antizipiert wird. Was die Frage aufwirft ob hier nicht die eigene Kritik zum Beispiel an der Schließung kultureller Institutionen hinein projiziert wird. Ebenso dass die performative Ebene sich vor allem darauf stützt, dass es deutsche Schauspieler sind.

Denn diese platte überspitzte Polemik als ironisch und sarkastisch zu bezeichnen und dann Videos die knapp 2 Minuten dauern noch unter brechtschem Stil zu verordnen ist gelinde gesagt eine starke Überdehnung der Begrifflichkeiten. Vielleicht treibe ich mich zu viel im Aussschluss männlicher Internetkultur rum, aber diesen Stil mit leicht veränderter Sprache findest du auf jedem „Rationalist“ youtube account oder gamerforum. Mit transgression hat das wenig zu, viel mehr ist es plumpes Edgeboy verhalten. Bei einem youtuber würde man das auch so bezeichnen, also warum hier der doppelte standard ?

Die Diskussion auch gerade von rechts haben ja gerade gezeigt, dass es nicht um ein Missverständnis von Ironie geht. Die dahinterliegende Ebene bleibt der eigenen Projektion überlassen mehr nicht.

Wie hier auch geschrieben wurde, kann man durchaus bei bspw. Last week tonight solch sarkastisch infantile Inhalte sehen, aber das ist dann das ende einer gut recherchierten Geschichte und meist nicht mehr als comical reflief der gerade dargestellten demprimierenden Situation. Das ist im Kern anders als so eine (relativ) kontextlose Polemik.

Dann zum Inhaltlichen, die Videos zumindest, die ich gesehen habe, sind sehr allgemein die spezifische Kritik an der Frage der Kultur in der Pandemie wird kaum behandelt, viel mehr im Nachhinein hinzugefügt, durch Talkshows und die Stellung der Schauspieler selbst. Auch hier ist eine allgemeine Kritik völlig unsinnig, es ist ja nicht so als würden sich hier Schauspieler präsentieren welche nicht recht gut abgesichert sind. Auch wird sich gar nicht bemüht die Situation der Kolllegen wirklich aufzugreifen. Stattdessen faselt liefert von der allgemeinen Relevanz von Kultur und Ben Becker hatte gerne sein Meissnerporzellan wieder.

Das bringt mich zu meinem eigentlichen Punkt, verkürzte Kritik egal ob an Staat, Medien, Kapitalismus etc. ist nicht einfach nur verkürzt in dem Sinne, das man den Leuten einfach nur die Komplexität erklären müsste und damit sei die Gefahr gebannt. Diese verkürzte Kritik basiert in ihrem Kern auf (ich würde sagen) Ideologien, wegen mir auch Vorurteilen, welche eben diese Verbindungen zu den Verschwörungsmythoden/ideologien schaffen. Dafür muss die eigene Weltanschauung nicht gefestigt, die Handlung nicht bewusst sein oder die Leute zwangsläufig dahin abrutschen, obwohl gerade Liefers im wdr interview gezeigt hat, dass er doch viel weniger sarkastisch war als er es selbst dachte. Daran ist nicht kritisch und auch nicht emanzipativ, viel mehr hat es aufgezeigt, dass die Leute nicht in der Lage sind die eigene Ideologie zu reflektieren. Was übrig bleibt ist eine Elitenkritik, bei der man sich fragt, wo der Populismus aufhört und der Verschwörungsmythos anfängt. Obwohl ich natürlich noch auf die besondere Dreistigkeit, eines männlichen Schauspielers sich über häusliche Gewalt lustig zu machen hinweisen möchte (ist leider schon wieder offline).

Der verweis auf die DDR und 68er ist schon besonders witzig, denn Liefers scheint sich gerade in die Tradition der DDR-Menschenrechtler einzuordnen die jetzt bei den Querdenker Demos mitlaufen, wobei einige diesen Schritt übersprungen haben und die direkt zur AFD sind. Auch die Hippiekultur, Naturverbundenheit ebenso die seltsame überbetonung harmonischer Liebe der 68er findet sich ja heute wieder bei Impfgegnern und Querdenkern. Das fragt man scih schon, welches emanzipative oder kritische Moment diese Bewegungen den wirklich hatten oder ob viel mehr die frankfurter nicht doch recht in ihrer Kritik an den 68er hatten.
Vielleicht sind ja gerade die Leute, die es aufgrund dieser historischen Erfahrung Verstehen teil des Problems :wink:

ich finde es auch ehrlich gesagt ziemlich anstregend, dass man sich in der linken immer noch sehr viel damit beschäftigen muss, sich von dieser Hippie-, esotherik-, Naturschiene abzugrenzen. Jedes gespräch darüber lasste ich den 68ern persönlich an :smiley:

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Er macht sich das nicht nur zu eigen, er hat das Wort selbst ins Spiel gebracht (auf Twitter). Ich zitiere, „Nicht jeder, der einen neuen Untertanengeist aufs Korn nimmt, ist ein „Querdenker“ oder „nimmt Tausende Tote in Kauf“.“ Damit behauptet er, dass es einen neuen Untertanengeist gäbe, den man überhaupt aufs Korn nehmen könne. Diesen Untertanengeist definiert er als „Eine gewisse Blindheit in der Debatte gegenüber Grundrechten“ - als hätten nicht alle halbwegs an der Debatte interessierten Menschen in den letzten 13 Monaten verstanden, dass es in der Pandemie ständig um das Abwägen verschiedener Grundrechte geht. Ich fühle mich als erwachsene Zuschauerin wirklich nicht ernst genommen, wenn ein Journalist im ÖR so mit mir redet (/schreibt).

Ah, ja das ist sicher richtig, da gehe ich mit. Ich nehme auch an, die Mehrheit der Schauspieler:innen fühlt sich der Querdenkenszene nicht zugehörig.
Wunder, Brüggemann, Bruch und Liefers aber offensichtlich schon, was seit Monaten wirklich leicht einsehbar war für jeden, der sichergehen will, mit wem er da ein Projekt startet (Instagram, Twitter, Homepages, Interviews). Da ist es dann vielleicht weniger wichtig, ob jemand sich als Querdenker:in identifiziert, sondern eher die Frage, wie man sein Gesicht für ein Projekt in die Kamera halten kann, über dass man sich offenbar null informiert hat, und noch besser, über das man sich auch weiterhin nicht informieren möchte, nachdem man kritisiert wurde, siehe Manuel Rubey. Zum Glück sind nicht alle so uneinsichtig, siehe Richy Müller, aber vielen der „Entschuldigungen“ merkt man an, dass man immer noch uninformiert oder schlimmer, überzeugt ist, à la, „falls“ ich jemanden verletzt habe, tut mir das leid, ich finde meinen Witz aber eigentlich immer noch super.
Ich hoffe, da ändert sich in den nächsten Tagen noch etwas, wäre wirklich schade, wenn so viele einflussreiche Menschen sich dann doch noch mehr an Querdenken annähern.

[gelöscht, da Diskussion zu diesem Thema nicht erwünscht]

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Erkläre uns doch bitte mal, wie das Liefers-Video die Gesellschaft „künstlerisch reflektiert“, wofür es sich Gehör verschafft, und was es der Gesellschaft sagen soll. (Gerne auch ein anderes Video, das ähnlich hart in die gleiche Kerbe schlägt.) Die Bitte ist ernst gemeint, ich denke schon lange darüber nach, ob ich einfach die Message nicht verstehe.
Wie oben geschrieben, habe ich schon sehr sehr sehr stark versucht, dem Video eine wohlwollende Absicht zu entnehmen.

Einfach irgendwas in die Kamera zu erzählen, und nachher zu sagen, „war Kunst, soll der Gesellschaft den Spiegel vorhalten“ ist mir jedenfalls zu einfach. Wie gesagt, um welchen Missstand geht es?

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Gerade weil es Schauspieler sind, sind viele Menschen (darunter auch ich) eben vorsichtig, ob sie hier den tieferen Hintergrund nicht verstehen, und suchen ihn deshalb mit der Lupe. Man (auch ich) möchte sie hinterher nicht vorwerfen lassen müssen, die künstlerische Komplexität nicht verstanden zu haben.
(Deshalb bin ich auch ganz gespannt auf die Lage. :slight_smile: )

Da sind wir uns ja denke ich einig. Aber genau deshalb wollte ich auch weg von einem weiteren Auseinandersetzen mit den Videos. Dazu habe ich mich hoffentlich klar ausgedrückt und will mich nicht wiederholen. Dazu möchte ich meine Energie nicht weiter verschwenden und den Spinnern Raum in meinem Leben geben. Corona allein reicht da schon.

Diskutieren wie man Perspektiven schaffen kann, die nicht alle mit NoCovid erschlagen werden gerne. Auf den anderen Teil habe ich wenig Lust und überlasse ihn der Diskussionsrunde.

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Man muss in dem Falle nicht über Kunstfreiheit diskutieren. Ob die Aktion legal war, da gibt es keine zwei Meinungen - legal.

Ob die Filme der Situation angemessen sind, wenn beispielsweise eine (zum Glück) weitgehend unbekannte Schauspielerin Menschen mit Atemnot nachäfft, während in den Intensivstationen Menschen real ersticken, das liegt ganz klar im Auge des Betrachters. Zu finden, dass solch schäbige Häme der Situation nicht angemessen ist, hat nichts mit einer Verbotsforderung zu tun, sondern liegt im persönlichen Empfinden.

Und ich empfinde genauso, dass es das nicht ist. Legal != legitim.

Ich möchte nicht wissen, wie sich das Betrachten des Videos anfühlt, wenn man erst einen Angehörigen an Covid19 verloren hat, oder man in der Intensivstation Menschen täglich bis zum Ersticken betreuen muss.

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D’accord. Aber ich bezog mich ja explizit auf eine Formulierung, in der die Angemessenheit eben nicht eine Frage des individuellen Standpunktes ist, sondern quasi zur objektiv bestimmbaren Tatsache erhoben wird. Und das ist bezogen auf die Kunstfreiheit eben der Unterschied ums Ganze.

Die Formulierung „der Situation nicht angemessen“ sehe das nicht als objektiv bestimmbare Tatsache. Wenn Ich zur Hochzeit mit meinem alten zu eng geratenen Konfirmandenanzug erscheine, dann ist „der Situation nicht angemessen“ auch nur eine Meinungsbekundung des Betrachters, wenn ich es total cool finde.

umso trauriger, wenn die Wahrnehmung als Künstler vor allem durch eine institutionelle Stellung (hier der Tatort) begründet ist. Ich bezweifle doch, dass man den Tatort irgendwo als Kunst bezeichnen würde… wohl eher Unterhaltung oder gar kulturindustrie ^^
Was ich allerdings an dem Brecht ding besonders witzig finde ist, was den Liefers zu den marxistischen Einstellungen von Brecht sagen würde und damit verbunden die Frage ob man den Brechtswerk von Brechts materialistsichen Perspektive trennen sollte ?

Schön dass du den Tatort dabei erwähnst. Ich würde mich freuen wenn man prüft, ob es sinnvoll Menschen aus Rundfunkgebühren zu bezahlen, die solche Dinge verbreiten. Ich denke da an den Porsche-Mitarbeiter der rechtes Gedankengut verbreitet hat und dafür von Porsche entlassen wurde. Ähnliches sollte bei einigen auch hier greifen.

Bei Brüggemann kann ich mir sehr gut vorstellen, dass es keine erneute Zusammenarbeit geben wird, weil es bei ihm wirklich sehr eindeutig und extrem ist und da ja auch kein bekanntes, Geld bringendes Gesicht verloren geht. Ich denke, bei Liefers und Bruch (Babylon Berlin) wird der ÖR abwarten, wie die beiden sich in Zukunft äußern, ob sie zurückrudern oder stärker abgleiten. Letzteres ist ja gerade bei Prominenten dann doch häufiger der Fall gewesen.
Ich denke, alle anderen wurden aufgrund ihrer geringeren Bekanntheit/schnellen Rückzieher noch nicht so sehr medial beleuchtet und werden einfach wieder leise sein oder sich noch „entschuldigen“, und wenn nur, um der Karriere nicht weiter zu schaden. Glaube nicht, dass es da Konsequenzen geben wird von seiten des ÖR oder privaten Produzenten.

Das wird nicht passieren noch bevor irgendwas gesagt wurde, wurde ja schon cancelculture geschrien. Brüggemann hat das ja sogar direkt als faschistoid bezeichnet. Hinzu kommt das die öffentlich rechtlichen nicht für progressivität bekannt sind und die intendaten (siehe wdr) sich nicht gerade durch ihre Kompromisslosigkeit gegenüber (staatsfeindlichkeit von) rechts hervorgetan haben.

Selbst in staatlichen Strukturen in welchen treue zur Verfassung rechtlich geregelt ist, wie in der Justiz, ist die Beteiligung an linken Demos tendenziell problematischer als wenn Justizpersonal von Mischvölkern redet.

Also mehr als das ach so böse deplatforming durch die Zivilgesellschaft bleibt da wohl nicht übrig.

Können wir bei Bruch nochmal kurz die eigentliche Ironie betonen, dass er einen republiktreuen Kommissar während der Nazi Zeit spielt und jetzt rechte Plattformen bedient.

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Auch, wenn ich die ganze Aktion daneben finde, ist sie m.E. in jeder Hinsicht von der Meinungsfreiheit gedeckt und ich fände es falsch, wenn die Schauspieler jetzt beruflich negative Konsequenzen fürchten müssten. Und es wäre m.E. unklug, da Wasser auf die Mühle der Covidioten.

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Das fände ich allerdings auch etwas zu übertrieben. Habe mir jetzt alle momentan verfügbaren Videos angeschaut, wobei da die schlimmsten vermutlich schon wieder weg sind. Größtenteils finde ich die Beiträge einfach nur geschmacklos bis unfassbar unangebracht, aber deswegen jemanden zu entlassen, würde ja genau dem Narrativ der Meinungsdiktatur in die Hände spielen, auch wenn es vielleicht rechtens wäre.

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Gefordert wurde hier gar nichts. Es wurde lediglich gefragt ob es legitim ist gesamtgesellschaftliche Gelder deren Zweck die Förderung eines demokratischen Diskurses ist dafür verwendet werden sollte, Menschen zu unterstützen, welche rechte Narrative und Mobilisierungsplattformen bedienen, welche eben diesen Diskurs unterwandern. Hinzu kommt, dass Schauspieler sehr stark von der Vermarktung ihrer Persönlichkeit leben und diese auch in diesem Fall als Plattform verwendet haben. Der Rest, wie der Satz zur Meinungsfreiheit ist nicht mehr als eine Feststellung.

Menschen müssen immer Konsequenzen fürchten für das was sie öffentlich als auch nicht öffentlich sagen. Die Frage ist, wer trägt, welche Konsequenzen bei welchen Aussagen. Diesen grundsätzlichen Mechanismus in der Gesellschaft zu explizieren und sich zu fragen, ob und was legitim ist, ist wenigstens ein ehrlicher Umgang mit dieser Problematik, welcher nicht nur auf den Vorurteilen in der Gesellschaft beruht. Es ist also Unsinn sich über den Begriff der Konsequenzen zu echauffieren.
Man fragt sich auch, ob dein moralisch aufgeladener Vorwurf, dessen Inhalt nicht die Diskussion widerspiegelt, nicht eher darauf schließen lässt, dass man nicht in der Lage ist sich mit gesellschaftlichen Problemen auseinander zusetzen, ohne dass man Angst bekommt man würde in seiner Freiheit eingeschränkt werden. Und wir reden hier ja noch über klar antidemokratische Narrative, da Frage ich mich was bei Themen passieren würde die viel stärker auf sozialisiert/erlernten Handlungsweisen beruhen und deren Grenzen schwieriger zu bestimmen sind, wie Rassismus und Sexismus etc.

Der Treppenwitz an dem ausgedehnten Begriff der Meinungsfreiheit, auf welchen Christian verwies und den es in der USA gibt, ist das dieser auf zivilgesellschaftliche Selbstregulation setzt und ein Teil dieser Selbstregulation in den USA ist die sog. Cancelculture.

und nur mal so grundsätzlich, selbst die Diskursethik beschäftigt sich wenigstens mit der Frage von Herrschaft und setzt nicht einfach einen angeblich neutralen von der Gesellschaft losgelösten Begriff von Meinungsfreiheit vor raus.

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Ich verstehe zwar nicht wirklich, was du jetzt eigentlich genau sagen willst, finde es aber ganz witzig, dass du gerade eben jene Cancel Culture schaffen willst, deren Existenz du vor ein paar Monaten mit sehr vielen und sehr langen Posts ähnlich vehement (wenn auch nicht überzeugend) in Abrede gestellt hast…

Edit: genau

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