Ich versuche auch bereits länger, mir zu diesem Thema eine fundierte Meinung zu bilden.
Was gerade etwas untergeht, ist ein differenzierte Blick auf die einzelnen Statements/Videos. Ich hatte leider noch nicht die Gelegenheit, alle anzuschauen, erkenne aber doch ein gewisse Spannweite. https://allesdichtmachen.de/ Ich gehe mal die durch, die ich angeschaut habe.
Jan Josef Liefers ist sicherlich das Beispiel, das gerade am meisten durch die Medien geht. Bei seinem Geschwurbel von gleichgeschalteten Medien und unterdrückten Nobelpreisträger-Wissenschaftlern fällt es mir schwer, eine Interpretation des Videos zu finden, die ihn nicht in die Querdenker-Ecke stellt.
(Neben der Gefährlichkeit des Vorwurfs ist er gerade beim Thema Corona auch noch offensichtlich unzutreffend, da viel zu viele Ahnungslose im Fernsehen jede noch so dämliche These verbreiten durften.)
Wenn man ganz weit um die Ecke denkt, könnte man sagen, JJL spiele hier einen „Corona-Jünger“, wie die Querdenker sie skizzieren, und möchte mit dem Video aufzeigen, wie absurd dieser Querdenker-Vorwurf ist, weil niemand die vorgetragenen Positionen vertritt.
Nadja Uhl schlägt in dieselbe Kerbe. Sie erzählt etwas Dingen, die nicht gesagt werden, nimmt Bezug auf „Des Kaisers neue Kleider“ und dass alle hingucken, aber niemand etwas sagt. Gleiches Muster.
Bei Maxim Mehmet würde ich das schon anders sehen. Sein Video kann man durchaus als Kritik an der Wahl und Ausgestaltung der Maßnahmen interpretieren. (Einschränkungen im Privatleben, keine Einschränkung für Wirtschaft.)
Allerdings kann man im Kontext der anderen Videos darin auch eine irreführend übertriebene Darstellung der Maßnahmen sehen. Schwierig.
Dann sind da noch Samia Dauenhauer und Gianna Valentina Bauer, bei denen ich überhaupt keine Message finden kann.
Der ganzen Aktion fehlt einfach ein klarer Missstand, auf den aufmerksam gemacht werden soll - dabei gäbe es auch in Politik und Medien genügend davon. So bleiben leider nur „die Corona-Maßnahmen“ im Allgemeinen als Missstand übrig, und man rutscht in die Querdenker-Ecke.
Wollte man hier tatsächlich auf die schwierige Situation von Künstlern aufmerksam machen (gerne auch ironisch) hätte man dies auch explizit aufgreifen müssen, z.B. mit Sätzen wie „als Schauspieler habe ich überhaupt kein Problem damit, meine Wohnung zu verlieren, weil am Ende des Monats kein Geld mehr für die Miete da ist. Da muss ich einfach mal zurückstehen, damit wir die Pandemie in den Griff kriegen“.
Das ist absolut zutreffend und erlaubt sicherlich auch „radikale“ Wege zu gehen, um Gehör zu bekommen. Nur muss man dann, wenn man die Aufmerksamkeit hat, auch eine Message haben; und sollte sich die Message nicht über das Werkzeug diskreditiert haben.
Die meisten alternativen Wege, die eine schnelle einfache Lösung versprechen, haben hier oder anderswo schon bewiesen, dass sie nicht funktionieren und „mittelfristig“ (häufig innerhalb eines Monats) als Boomerang zurückschlagen und mehr Probleme verursachen, als sie vorher gelöst haben. (Tübingen, Saarland, Schulöffnungen, …)
Die funktionierenden alternativen Wege (NoCovid, Lockdown, …) werden seit Monaten von Experten skizziert und von der Politik nicht gegangen.
Auch das hätte man in der Aktion wunderbar aufgreifen können!