Aktienrente investiert fossil!

Hallo, ich würde gerne einen Themenvorschlag zur Aktienrente machen, über die ihr neulich berichtet habt.
Die Frage ist: Was machen wir und was macht der Staat mit seinem Geld in fossiler Hinsicht?
Wird in fossile Konzerne, deren Versicherungen investiert? Deshalb gibt es die weltweite Divestment Bewegung, die Investoren (u.A. Staaten) auffordert, ihre fossilen Investitionen (z.B. am Aktienmarkt) zu beenden. (About - 350)

Als Mitglied der Initiative Fossil Free Berlin beschäftige ich mich seit Jahren mit dem Thema. 2016 haben wir das Land Berlin dazu gebracht, seine Pensionsrücklagen für Landesbeamte aus fossilen Aktien rauszuholen. Heute ist Berlin Vorreiter mit dem fossilfreien BENEXX Fond für die Pensionsrücklagen. (Wie das passiert ist, beschreiben wir hier: Berliner Divestment ist komplett. Fossil Free Berlin überglücklich und entschlossen weiter zu machen.)

Das federführende BMI, behauptet, dass es mittlerweile „Paris-konform“ investiert. Aus unseren Recherchen wissen wir jedoch von mehreren Fossilkonzernen im Portfolio.
Um für Transparenz zu sorgen, haben wir diesbezüglich gerade eine Anfrage nach IFG gestellt. Die kann man hier nachlesen: Klimawirkung der Aktienanlage im Rahmen der Sondervermögen des Bundes - FragDenStaat

Nun droht sich das Problem um ein vielfaches zu verschärfen: Wenn die Aktienrente ohne Fossilausschluss käme, wäre dies eine handfeste Unterstützung für das Geschäftsmodell fossiler Unternehmen und der Schaden würde aufgrund der Größe des geplanten Fonds voraussichtlich den derzeitigen Fossilstau um ein vielfaches zu verschlimmern.

Wenn ihr Lust habt, euch das Thema näher anzuschauen und auch zu ergründen welche Konsequenzen eine fossilblinde Aktienrente für die Klimaziele hätte,
können wir gerne Tipps zu GesprächspartnerInnen geben, u.A.:

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Das ist ein extrem wichtiges Thema.
Denn der Grund für viele Handlungen und Entscheidungen ist von finanzieller Natur.
Solang mit fossilen Investments großer Gewinn gemacht wird, fließt naturgemäß weiterhin viel Geld in diese. Diese Geldströme üben große Macht aus.
Allein schon, weil fossile Unternehmen erhebliche Summen in Lobbyismus stecken können.https://lobbypedia.de/wiki/ExxonMobil
Solang damit viel Geld zu verdienen ist, werden fossile Unternehmen nicht von ihrem gewinnbringenden Geschäft ablassen.

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Aus dem Paper von Wilkens et al:

„One of the main theoretical arguments for the effectiveness and impact of sustainable
investment is that banks and financial investors like investment funds can provide capital to
sustainable economic activities, thereby making them feasible and stimulating growth, while
refusing to provide capital to unsustainable activities, thereby rendering them unfeasible and
stimulating shrinkage. However, this direct mechanism of providing and denying capital will
rarely work, because companies will almost always be able to acquire capital to finance their
activities elsewhere if necessary. There may be minor exceptions, for example, in micro-finance
and the financing of development projects, but a measurable impact on an economy-wide scale
should not be expected. Moreover, the firms held by investment funds are usually already
financed.
What can be expected, is that sustainable investing in the form of providing and denying
capital by sustainable investors will stimulate indirect effects which can be very important for
transforming the large majority of already established firms to become carbon-neutral.“

Es sieht also so aus, als wären andere Argumente relevanter. Auch generell sind die Auswirkungen wesentlich weniger klar als von euch dargestellt. Aus dem abstract:

„However, there have been very few
empirical studies of the impact of sustainable investment funds to date. Thus, the question of
whether any real impact by investment funds has already been achieved or can be expected in
the future remains unanswered.“

Hab ne Gegenstudie:

Wenn Fonds massenhaft dreckige Aktien abverkaufen, sinken nicht nur deren Kurse überdurchschnittlich stark - die Unternehmen reduzieren in den folgenden Jahren im Durchschnitt sogar ihre CO₂-Emissionen.

Binnen zwei Jahren nach dem Verkaufszeitpunkt sanken ihre Kurse durchschnittlich um knapp 6,7 Prozent und damit deutlicher als andere Titel. Offenbar schraubten die betroffenen Firmen dann sogar an ihren CO₂-Emissionen, schließlich sank dieser Ausstoß binnen vier Jahren durchschnittlich um 2,3 Prozent. Zum Vergleich: Bei anderen untersuchten Aktien stiegen die Emissionen meist munter weiter.

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Zum Thema fossile Unternehmen
https://www.ardmediathek.de/video/reschke-fernsehen/wie-uns-die-oel-industrie-beluegt/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlLm5kci5kZS80ODY3XzIwMjMtMDYtMDEtMjMtMzU

Die Studie ist von einer Teilmenge der Autoren, wie von oben zitiertem White Paper. Das ist halt bis jetzt fast die einzige empirische Studie, die dazu existert.