Acht existierende Technologien, mit denen wir in 10-15 Jahren die CO2 Emissionen um 90% senken können

Der Thinktank von Tony Seba, RethinkX, hat kurz vor dem erscheinen des IPCC-Berichts zur Lage der Klimakrise einen Report veröffentlicht, der die „So kann es gehen“ Erzählung liefert, die Ulf und Philip so schmerzlich vermissen. Bitte schaut rein, und schreibt was eure Gedanken dazu sind. Ist ein bisschen Text, aber wenn es das ist, was wir alle suchen, ist es das Wert. meinen Klimablues hat diese „Erzählung“ jedenfalls geheilt. Unter dem Link gibt es gegen Registrierung den Report als pdf zum Download: https://static1.squarespace.com/static/585c3439be65942f022bbf9b/t/6107fd0ed121a02875c1a99f/1627913876225/Rethinking+Implications.pdf

Hier eine deutsche Zusammenfassung:

Was fehlt, ist m.E. die regenerative Landwirtschaft:

https://talk.lagedernation.org/t/re-senken-regeneration-des-bodens/7946?u=trq

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Mein erster Impuls wenn ich diese ganzen Versprechungen sehe ist „If somebody offers you something that seems to be too good to be true, then it probably isn’t“.

Die Broschüre beginnt mit einem Haufen Versprechungen, die soweit ich das erkennen kann, quasi nicht konkretisiert werden. Wenn jemand ständig schreibt, wir haben das alles schon total toll vorhergesehen und überhaupt sind disruptive Veränderungen total vorhersehbar und gut planbar, dann frage ich mich allerdings schon, ob der mich für dumm verkaufen will. Die haben bestimmt auch schon 1994 das iPhone vorhergesehen. Dass viele potentiell disruptive Technologien in irgendeinem Entwicklungsstadium einfach sterben kann man im Nachhinein schön rausfiltern, wenn man sich nur noch die Gewinner anschaut, aber sie tatsächlich vorher zu identifizieren ist unglaublich schwierig.

Der X Marks Disruption Abschnitt ist ein Beispiel für einen Analogieschluss, mit anderen Worten auch keine saubere Wissenschaft.

Mein Eindruck vom Überfliegen, am Ende ist es ein großes Buzzword-Bingo, das punktgenau die Erzählung bedient, die unsere Konservativen so gern träumen: Eigentlich müssen wir uns gar nicht anstrengen oder einschränken, Wirtschaft, Technologie, Innovation wird all unsere Probleme auf magische Weise lösen.

Ist schön wenn es so kommt, wirklich, keine Ironie, aber vielleicht sollten wir mit unseren Lebensgrundlagen etwas vorsichtiger umgehen als uns darauf zu verlassen, dass unsere Probleme einfach von selbst verschwinden.

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Vielen Dank für den Link, das erleichtert so einiges. :slight_smile: Der Verzicht auf Weideland und Anbau für die Tiermast hat mich interpretieren lassen, das der Faktor mitgedacht ist, steht explizit natürlich nicht so drin.

Schau dir seine alten Videos bei Youtube an. Die Preiskurven von LiIon-Akkus und Solar (und die entsprechenden Entwicklungen an den jeweiligen Märkten) sagt er seit 2010 korrekt voraus, in seinem 2014 (2012 in den USA) erschienenen Buch beschreibt er sehr deutlich die Entwicklungen für die einzelnen Formen der Energieerzeugung. Wir sind in seiner Erzählung von 2010 bis 2030 also halbwegs.

Auch den Vorwurf Seba würde behaupten, wir könnten alles so lassen wie es ist, und die Probleme würden verschwinden, kann ich nicht nachvollziehen. Es geht hier ja nicht um weniger als die komplette Veränderung des Transport-, Energie und Ernährungssektors.

Dazu gehört die Dezentralisierung de Energieerzeugung und die Abkehr vom privat besessenen Auto und das Ende der (Massen)tierhaltung.

Es mag sein, dass das Überfliegen des Artikels nicht so überzeugend ist, wie das lange Verfolgen seiner Arbeit.

Give it a try. Wenn es doch so gut ist wie behauptet, wäre es schade, es jetzt zu verwerfen.

Und am Ende die Frage, was schlägst du alternativ vor?

PS: A propos Gewinner nachträglich rausfiltern: in den frühen 2000ern hat er ein Portfolio vorgestellt, das sich um ein vielfaches besser entwickelt hat als der Nasdaq. Link liefere ich nach

Hier die Links: Portfolio von 2005, Stelle ist bei 3:20

Elektroauto Prognose von 2010

Also das was man da sieht ist wenig überzeugend. Er sagt im wesentlichen, dass was alle schon wissen und stellt wilde Behauptungen für die Zukunft auf, die total schwammig und unpräzise sind. Meiner Meinung nach eine reine Buzzword-Show. Braucht man sich nicht ansehen.

Da kann ich auch behaupten, dass die aufkommende private Raumfahrt die Mietprobleme auf der Erde lösen wird, weil wir dann einfach im Weltraum wohnen werden.

Mfg
Matder

In dem Überblick steht übrigens:

„Wer jetzt auf wirtschaftlichen Wohlstand verzichtet, um den Klimawandel zu bekämpfen, hat das Problem verkehrt. Das ist so, als würde man versuchen, die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen, indem man nicht mehr atmet“, sagte RethinkX-Mitbegründer James Arbib. „Wir könnten am Ende das Kapital vernichten, das für den Aufbau neuer Energie-, Transport- und Lebensmittelsysteme benötigt wird.

Der Typ hält vorträge auf einer „Robin Hood Investors Conference“ von JP Morgan.

Viel mehr ist wohl zu Einordnung seiner Ansätze nicht zu sagen, als:

Der Markt wirds schon richten

Mfg
Matder

Auf der anderen Seite ist er Stanford-Dozent und hat auf der Pariser Klimakonferenz 2015 gesprochen. Er bringt seine Botschaft dort an, wo er es für sinnvoll hält. Das kann aus meiner Sicht nicht verwerflich sein. Er sitzt mit seiner Art natürlich zwischen den Stühlen. Das wertvolle an seinen Aussagen ist aus meiner Sicht, dass er eher unideologisch über die Wirtschaftlichkeit argumentiert, und dadurch den Fokus verändert. Aus meiner Sicht ist das erfolgsversprechender als einen Kulturkampf daraus zu machen.

Vielen Dank für deine Einschätzung. Wir werden, wie man so schön sagt, sehen.

Gibt es eine rationale Erklärung, warum ausgerechnet autonomes Fahren CO2-Emissionen senken soll?

Ja, wenn damit das Ende des individuell besessenen Autos eingeleitet wird. Beim Elektroauto wird vielfach die Frage gestellt, ob es wirklich sinnvoll ist, wenn der Fahrzeugbestand 1:1 umgestellt wird. Wenn Autonomes Fahren Level 4 genehmigt wird, geht Seba davon aus, das wir aufhören Autos persönlich besitzen zu wollen. Wenn wir dann großflächig (auch auf dem Land) umsteigen, ersetzt ein autonomes Fahrzeug fünf individuell besessene Autos. Diese müssen dann gar nicht erst hergestellt werden. Auch soll in Großstädten ein großer Teil des Verkehrs auf die Parkplatzsuche entfallen. Eine Zahl die ich da mal aufgeschnappt habe ist 25%. Mit intelligenten Diensten liesse sich da auch eine höhere Zahl von Passagieren je Fahrzeug realisieren.

Moin,
was sind den die Voraussetzungen dafür? Ich meine Car-sharing gibt es ja schon heute, dass wird aber als eher umwelt-unfreundliche Alternative zum ÖPNV genutzt als das man damit den privaten PKW ersetzt:

Studie: Carsharing ersetzt kein eigenes Auto

Ich finde die Grundidee zwar gut, kann mir nicht so richtig vorstellen, was Millionen Deutsche bewegen sollte, ihr Auto gegen einen Car-Sharing-Fahrzeug zu tauschen.

Mfg
Matder

Das mit dem Klimablues kann ich sehr gut nachvollziehen, das war bei mir genauso bis ich von GermanZero gehört habe bzw. seit dem ich mich da engagiere.

Das Ziel von GermanZero ist es Deutschland bis 2035 mittels eines Maßnahmenkatalogs in Gesetzesform und der Politik unterm Strich klimaneutral zu machen. Also vom Jahr her ähnlich wie in Deinem Dokument genannt, aber über alle größeren Sektoren hinweg, mit Abfederung sozialer Härten, Alternativen, wenn etwas kurzfristig auf zum Beispiel der EU-Ebene nicht umsetzbar ist usw…

Das von Dir genannten Dokument klingt zum Teil schon sehr nach Deregulierung und Disruption. Letzteres ist sicherlich zum Teil nötig, sollte aber immer mit entsprechenden Maßnahmen zur sozialen Abfederung usw. begleitet werden.

Technische Änderungen sind wichtig in der Transformation, aber viele vergessen, das diese massiven Änderungen nur erfolgreich sein können, wenn wir die Menschen mit nehmen, Wege aufzeigt wie und wo es hingeht und auch zeigt was das bringt.

Deswegen mag ich den Maßnahmenkatalog von GermanZero, für denen viele Studien, wissenschaftliche Arbeiten usw. ausgewertet wurde, was in dem jeweiligen Sektor heute helfen würde.
Es wird zum Beispiel auch auf den Markt gesetzt durch fünf verschiedene Emissionshandelssysteme, aber gleichzeitig sollen CO2-Kosten nicht auf die Mieter umgelegt werden können, eine Klimaprämie pro Person ausgezahlt werden und in krassen Fällen ein Härtefonds helfen usw.

Die Mischung aus Markt, Regulierung und sozialem Ausgleich ist glaube ich der beste Weg so schnell aber auch nachhaltig wie möglich zur Klimaneutralität zu kommen.

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Voraussetzung sind auf technischer Seit wohl noch ein wenig schnellere Hardware, ein flächendeckendes 5G Netz und eine Zulassung dafür (Regulierung, Verantwortlichkeit bei Unfällen, wer soll geschützt werden, Insasse, der Hund auf der Strasse, die Mutter mit dem Kinderwagen) von der Akzeptanz her muss der Dienst zu geringeren Kosten wohl die gleiche Bequemlichkeit bieten. In der Mitte des Youtube-Vortrags von „Robin Hood“ kommt ein ganz erhellender Part dazu. :wink: selbst fahrende Robotaxis können gerade in der Fläche Aufgaben übernehmen, wo der ÖPNV nicht kostendeckend möglich ist, und für stationäre Carsharing Fahrzeuge zu wenig Nachfrage ist.

Die Überschrift kommt mir etwas unter komplex vor. Aus dem Artikel lese ich als Kern these der Studie “ nur für fünf Prozent der Deutschen eine potenzielle Alternative zum eigenen Auto.”.

Klar, mehr wäre besser, aber 5% sind mehr als “kein”.

Gibt es da schon Erfahrungen zu? Meiner Meinung nach, sind sind das bisher doch nur Mutmaßungen. Und wie oben beschrieben, car sharing hat in den letzten Jahren auch nicht die große Verkehrswende eingeleitet. Im Gegenteil viele Anbieter sind pleite gegangen. In Paris wurde das städische car sharing wieder aufgegeben usw. Ich finde es daher eine steile These dort das autonome Fahren, falls es jemals kommt, als Heilsbringer anzusehen.

Für mich klingt das eher nach: „Wir müssen nichts machen, die neuen Technologien lösen schon alle Umweltprobleme für uns“.

Die Original-Studie ist leider nicht mehr bei AT Kearney verfügbar. Aber in deinem Zitat steht ja auch: „potenzielle Alternative“. Das heißt da hat noch niemand sein Auto wegen car sharing abgeschafft.

Außerdem deckt sich die Aussage mit meinen persönlichen Erfahrungen (Was natürlich erst mal nichts heißt, aber ein guter Indikator ist). Meiner Erfahrung nach nutzen viele Menschen car sharing wenn sie in einer fremden Großstadt sind und sich dort flexibel fortbewegen wollen und keine Lust auf ÖPNV haben.

Mfg
Matder

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Hallo!! Wie kommt ihr denn auf die Idee ein Carsharing auf Basis autonomer Fahrzeuge mit einer Umfrage von 1000 Menschen zum heutigen Carsharing zu vergleichen? Das eine hat ja wohl gar nix mit dem anderen zu tun.
Außerdem unterstelle ich mal manch einer im Forum ist älter als 25 Jahre (ich auch). Die Generation die nach uns kommt hat eine ganz andere Einstellung zum Auto. Für ganz viele ist es vollkommen uninteressant sich selbst eines zuzulegen.
Wie schnell autonomes Fahren kommt hängt davon ab, wie lange die Autoindustrie in DE es noch vermag ihren Markt abzuschotten, weil DE halt hoffnungslos abgehängt ist.

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Die Erfahrung ist, das wenn etwas 90% billiger wird, eine Disruption unausweichlich ist. Die prognostizierte Ersparnis für Taas (Transport as a Service) liegt bei 75-90%.

Da hast du grundsätzlich erst mal recht. Aber mir ging es hier darum, die Bereitschaft der Autofahrer abzuschätzen, auf einen privaten PKW zu verzichten. Und da autonomes car sharing noch Zukunftsmusik ist, finde ich es legitim hier auf das heute vorhandene car sharing als Indikator zurückzugreifen.

Warum?

Nö, das hängt davon ab, wann echtes autonomes Fahren (und nicht die heutigen Assistenzsysteme entwickelt werden) tatsächlich praxistauglich wird.

Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.
Hast du da eine andere Quelle als noch ein Video von diesem Thinktank-Typen?

Mfg
Matder

Platt formuliert, weil die nächste Generation hoffentlich nicht so doof ist, einen so hohen Anteil des Einkommens für ein Fortbewegungsmittel auszugeben, dass man dann auch im Schnitt nur wenige Minuten pro Tag bewegt.

Bei denen es mehr ist wie beim Durchschnitt, dass sind dann wohl überwiegend die Pendler - ob dass dann als Fahrerlebnis durchgeht?

Natürlich bedeutet auch heute noch ein eigenes Fahrzeug Freiheit & Mobilität vor allem am Land, aber in Gesprächen mit jungen Menschen hat man schon den Eindruck, dass Verlangen nach „Besitz“ ist bei weitem nicht mehr so ausgeprägt, wie auch noch weiten teilen meiner Generation (Mitte 40er).
Mit Sharing/Abo (mit allen Für & Wieder) Dinge zu nutzen, wann man sie braucht, in der restlichen zeit nutzen sie andere, hat großes Potential.
Wenn dazu noch eine gewisse Mobilität gewährleistet ist, ein Großteil der Kosten des besitz wegfällt ist der Schritt zum Verzicht auf Besitz nicht mehr so groß

Grüße

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