Abschaffung Maskenpflicht in Schulen -> Infektionspflicht für Familien?

Ich versuche immer wieder zu betonen, dass ich nicht radikal eine Infektion verhindern möchte - was aber doch noch lange nicht heisst, dass man sie fahrlässig herbei führen sollte. Die Abschaffung der Maskenpflicht ist ungefähr, als würde man Gurtpflichten und Tempolimits abschaffen - es passieren auch mit ihnen Unfälle, aber ohne sind es viel mehr ohne dass dadurch jemand gewinnt.

Schlussendlich geht es nicht allein um Kinder, sondern an die Familien die dran hängen. Beim Corona-Urtyp ohne Impfung gab es etwa 10% Long-Covid Fälle auf die (bekannten) Infizierten. Es ist nicht bekannt, wie viele es mit den aktuellen Varianten mit Impfungen sind. Gerade wurde dazu hier im Forum ein eigenes Thema mit eindringlichem Appell eröffnet.

Mir scheint, als würden viele auf die eigene Infektion oder die in der Umgebung blicken die mehrheitlich ohne Konsequenzen bleiben und daraus unzulässige Schlüsse ziehen über die angebliche Risikolosigkeit einer Infektion.

Die Fach(!)wIssenschaft schlägt aus guten Gründen keine Durchseuchungsstrategie vor… Neben den Risiken könnte sie sich auch als völlig nutzlos erweisen, falls eine Variante kommt gegen die eine Omikron- Infektion keine Immunität gewährt.

Sobald ein wissenschaftlcher Konsens besteht, dass eine Infektion nun der beste Weg ist, dann werde ich dann auch mit machen. Bis dahin muss man die anstrengende Balance zwischen Schutz und Erträglichkeit der Einschränkungen wahren. Masken gehören einfach dazu und keine Infektionspflichten.

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Ich denke wir werden zu den Konsequenzen der Durchseuchungsstrategie bald schon erste Untersuchungen sehen, da ja einige Länder diese Strategie bei Kindern schon etwas länger fahren. Natürlich, da gebe ich ihnen recht man kann noch so lange warten bis es da gesicherte Erkenntnisse gibt.
Man darf aber auch nicht vergessen, dass sich trotz Maske und Hygienekonzepte ein nicht kleiner Teil der Kinder bereits infiziert worden ist und die Inzidenzen in der Altergruppe oft besonders hoch waren und sind. ( Könnte vielleicht auch am regelmäßigen Testen liegen)

Das Problem ist die Durchseuchung läuft und sie läuft auch mit Hygienemaßnahmen, nur halt ein bisschen langsamer….

Laut Zeit Online, gab es bisher in der Altersgruppe 10-19 eine akkumulierte Inzidenz von 38 %. Also Gesamtzahl der Infektion bezogen auf Größe der Altersgruppe . Davon dürften es sich natürlich bei einige Fällen um Reinfektionen handeln, desweiteren müsste noch die Dinkelziffer, an nicht erkannten Infektion eingepreist werden.

Was man aber sehen muss:
Die Kontrollierte Durchseuchung ist bereits in vollem Gange und auch schon weit fortgeschritten und das Ganze trotz Maßnahmen. Zusätzlich muss man sehen, dass die meisten dieser Fälle durch Omikron seit Jahresanfang dazugekommen sind.
Gruß David

Zunächst liegt da glaube ich keine Strategie zu grunde. Der Schutz durch Infektion ist aber doch ein Irrtum. Man kann mehrmals an Corona erkranken. Nun wird den Virologen zufolge gegen ein stabiles Virus (z.B. den Urtyp) schon nach mehrfachen Infektionen so eine Immunität eintreten - nur entwickelt sich das Virus weiter und wir wissen nicht, wohin. Nur helfen hohe Infektionszahlen bei der Variantenbildung.

Eine Infektion schützt nicht mehr als eine Impfung! Wir könnten die Immunität also auch über Impfungen erreichen. Es wird auch bald Impfstoffe gegen Omikron geben - nur wissen wir derzeit eben nicht, ob die ab Herbst grassierende Variante überhaupt Ähnlichkeiten mit Omikron haben wird oder gar näher am Urtyp sein wird. Das gilt aber GENAUSO für die Infektion. Eine Omikron-Infektion kann durchaus wirkungslos gegen die kommende Variante sein - bei einer Durchseuchung hießte dass dann, dass man sich mehrmals den Risiken einer Infektion aussetzt.

In Anbetracht der vielen Unbekannten wäre eine vernünftige Strategie meines Erachtens die Kontrolle der Infektionszahlen, das Ausbremsen der Variantenbildung und das Anbieten von Impfungen gegen die neuen Varianten - bis das Virus alle möglichen Varianten durchgespielt hat (auch das passiert irgendwann).

Der Punkt ist, dass ich meine Immunität lieber über fast gefahrlose Impfungen aufbaue anstatt durch gefährlichere Infektionen - aber als Elternteil will mir der Staat gerade nicht einmal mehr eine Wahl lassen.

Das ist ja auch eine Suggestivfrage wie aus dem Lehrbuch: „Das Risiko“ - ohne es zu quantifizieren wirkt das enorm bedrohlich. Wenn man dranschreiben würde, dass es um 0,0irgendwas Prozent geht, sähe die Sache anders aus.

Doch, wir reden zunehmend von dieser Größenordnung an Risiko. Natürlich unter der Voraussetzung, dass man sich, sofern >=12 Jahre alt, vollständig hat impfen und boostern lassen. Aber meine Geduld und mein Mitleid mit Impfverweigerern, für die das Risiko nach wie vor in einer höheren Größenordnung liegen mag, halten sich in engen Grenzen.

Die gewisse Absurdität meines Vorschlags war mir bewusst, kalkuliert und eine Antwort auf die Absurdität des angesprochenen Risikos.

Das mag ja sein, es ist aber nicht egal, wenn - wie von @bruberg offensichtlich beabsichtigt - die hohe Belastung des Krankenhauspersonals als Indikator dienen soll für ein hohes Risiko, bei einer Erkrankung individuell ernsthafte Folgen zu erleiden, die eine Krankenhauseinweisung erfordern. Diese Argumentationslinie habe ich angegriffen, und in der ist eine Überlastung aus Personalmangel eben nicht gleichwertig mit einer Überlastung aufgrund enorm vieler Patienten.

Naja, aber es ist weiter so dass das Infektionsrisiko durch das gegenseitige Tragen einer Maske fast auf 0 gedrückt wird. Die Infektionen kommen anders zustande, eben wenn auf Maske verzichtet wird oder diese nicht richtig getragen. Das bedeutet, dass man sich bei disziplinierten und umsichtigen Verhalten doch weiterhin effektiv schützen kann - besonders wenn auch die anderen Masken tragen. Die Unausweichlichkeit einer Infektion kommt doch eher durch das Nicht-Durchhalten der entsprechend notwendigen Disziplin und Missgeschicken zustande. Diese ist aber individuell verschieden ausgeprägt.

Das fatalistische „ich kriege es eh, dann kann es auch gleich sein“ trifft auf die Einzelperson meines Erachtens nicht zu. Es gibt Menschen, die sich unter Gewährung eines allgemeinen Grundschutzes auch sehr lange nicht infizieren werden. Und ich halte es für individuell und auch gesamtgesellschaftlich (weniger Long-Covid Fälle) geboten, das zu ermöglichen.

Das funktioniert leider nicht. Wesentlich für die Herdenimmunität ist eine Schleimhautimmunität. Diese ermöglichen Impfungen jedoch lediglich ein paar Wochen kurz nachdem man geimpft wurde. Eine langfrisitge Schleimhautimmunität wie bei der Grippe erreicht man leider nur durch eine mehrmalige Infektion. So habe ich das zumindest aus dem Corona-Podcast mitgenommen.

Es geht nicht um 0,0x%. Wenn ich die Zahlen korrekt im Kopf habe, leiden ca. 10-15% aller Infizierten Long-Covid. Mit einer vollständigen Impfung (d.h. einschl. Booster) kann man das Risiko um 70% senken. D.h., für mich ist das Risiko, nach einer Infektion Long-Covid zu bekommen, 3-4%. Das ist extrem sehr viel riskanter, als beim Überqueren einer Strasse überfahren zu werden oder als ein schwer schwerer Verlauf einer Grippe.

Nein, das ist falsch, siehe oben.

Ich habe jetzt auch eine Lust mehr, auf dieser Basis weiter mit jemandem zu diskutieren, der (a) immer wieder kontra-faktisch argumentiert und (b) offenbar ohnehin seine Meinung nicht mehr ändern wird.

Das sind Zahlen aus der Zeit der Alpha- und Delta-Variante - zudem auch noch welche, in denen die Dunkelziffer an Infektionen nicht berücksichtigt wurde, da die Ausgangsbasis die nachgewiesenen Infektionen sind. Mit Omikron hat sich parallel zur Gefährdung des Lebens auch die Gefährdung was Long-Covid betrifft signifikant verändert, was es unseriös macht, hier einfach das Zahlenwerk eins zu eins zu übertragen.

Leider konnte ich bei kurzer Recherche noch keine belastbaren Studien finden, die eine Wahrscheinlichkeiten für Long-Covid nach Omikron angeben. Ist aber auch nachvollziehbar, immerhin geht es um chronische Langzeitfolgen, da benötigt die Beobachtung natürlich entsprechend viel Zeit, bis man genug Daten hat, um Quoten zu errechnen. Aber wenn man die Reduktion der anderen Risiken (Hospitalisierung, Beatmung, Tod) gegenüber Delta als Basis nehmen kann - da sind 80-90% zu beobachten - und annimmt, die Wahrscheinlichkeit für Long-Covid reduziert sich analog, dann sind wir gemäß deiner Rechnung bei etwa 0,3-0,6%. Wenn man jetzt noch korrekterweise eine Dunkelziffer berücksichtigt (laut Lauterbach ungefähr bei 2x), dann gelangt man zu 0,15-0,3%.

Okay, zugegeben, es wären dann mehr wie 0,0x%. Touché! Aber jetzt nicht so viel mehr, dass der Vorwurf der Suggestivfrage ausgeräumt wäre.

Okay, ich bin gespannt, wo meine obige Argumentation „kontra-faktisch“ ist.
Zahlen aus der Alpha- und Delta-Zeit auf die jetzige Situation zu übertragen, das ist kontra-faktisch, denn es ignoriert eine substanziell geänderte Faktenlage.

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Nein, das sind Zahlen, wie ich sie aus dem letzten NDR Corona Virus Update (29.3.) erinnere (von Prof. Drosten). Zahlen darüber, in welchem Umfang eine Impfung gegen Long-Covid schützt, sind ebenfalls Brand neu - die gab es zu Zeiten von Delta noch gar nicht - und schon gar Alpha.

Woher Du Deine Zahlen ist, ist mir völlig schleierhaft.

Long-Covid liegt vor, wenn man noch 3 Monate nach Ende der Infektion die entsprechenden Symptome hat.

Ich bleib dabei: Kontra-faktisch.

…dann hat man sich die Fakten passend zur eigenen Meinung schön gerechnet. Das ist nicht einmal eine Schätzung, das ist schlicht geraten. Wir wissen noch nicht einmal genau, wie LongCovid entsteht. Deswegen kann man keine seriösen Angaben zu dem Verhalten unter Omikron machen. Omikron infiziert die Lungenzellen weniger gut, was wahrscheinlich der Grund ist warum es weniger tötet. LongCovid entsteht aber nicht so sehr in den Lungen sondern ist zumindest in Teilen ein neurologisches Phänomen. Es kann also durchaus sein, dass Omikron hier genauso schlimm ist. wie die Urvariante. Wir wissen es nicht.

Entsprechend fahrlässig ist es, in fahrlässiger Weise Infektionen zu provozieren.

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Ja, ich höre auch denselben Podcast. Aber ich mir sicher, dass Drosten sich nicht so verstanden wissen wollte, dass es JETZT keine Alternative zur Infektion gäbe. Es ist richtig - das „No-Entry“ Schild können wir gegenüber dem Coronavirus mit Impfungen allein nicht dauerhaft aufstellen - ABER das ist auch nicht die entscheidende Immunantwort. Es kommt darauf an, den eingedrungenen Virus möglichst schnell zu eliminieren, nachdem er sich über die Schleimhäute hinaus verbreitet. Und diese Immunität erzeugen die Impfungen. Auffrischungen helfen und Anpassungen an die Varianten eben auch.

Nun entsteht Long-Covid ziemlich sicher nicht in den Schleimhäuten. Drosten hat im selben Podcast auch gesagt, dass er explizit nicht über Long-Covid spricht, weil das nicht sein Fachgebiet ist. Das mag zu dem Problem beitragen, dass es relativ wenig beachtet wird und zeigt auch, warum Drostens „Fahrplan“ für iterativ durch Impfungen und Infektionen ansteigende Immunität allein nicht befriedigend ist. Ich möchte bitte meine Impfschema fortsetzen, bis eine Infektion tatsächlich nur noch in den Schleimhäuten ablaufen kann. Das dürfte das Long-Covid Risiko tatsächlich wirksam eingrenzen. Dort stehen ich mit drei Dosen der derzeitigen mRNA Impfstoffe aber nicht.

Wie gut, dass es das auch als gut dirchsuchbares PDF gibt (https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript368.pdf). Ich kann dort aber beim besten Willen keine einzige Zahl bezüglich Long Covid finden. Geschweige denn deine Zahlen.

Allerdings zweifle ich die noch nicht einmal an! Ich erinnere mich, ähnliche Zahlen in Studien gesehen zu haben - aber eben solche, die sich mit Infektionen mit Alpha und Delta befassten.

Was ich daher auch kritisiere, ist nicht dein Zahlenwerk, sondern dein Umgang damit. Die 1:1 Übertragung auf die jetzige Omikron-Situation ist und bleibt unseriös. Das Ignorieren der Dunkelziffer bei den Infektionen ist und bleibt unseriös.

Ich habe deine genommen und eine Annahme getroffen, nämlich dass Long Covid mit Omikron ungefähr im selben Maß weniger auftritt wie das Todesfälle tun. Und ich habe eine Dunkelziffer eingerechnet, die Herr Lauterbach erst kürzlich geschätzt hat.

Diese Annahme mit dem selteneren Auftreten ist zugegebenermaßen aus der Luft gegriffen, allerdings a) zumindest besser als anzunehmen dass Omikron auf mysteriöse Weise zwar zu deutlich weniger Todesfällen, aber genau so vielen Long Covid Fällen führt und b) deckt sich das zumindest grob auch mit Aussagen von Leuten, die sich mit der Materie besser auskennen als ich (etwa hier: Behandlung von Long Covid: "Im psychologischen Bereich ansetzen" - Nachrichten - WDR - Nachrichten - WDR - da tauchen übrigens deine 10-15% auch drin auf, allerdings unter skeptischer Betrachtung!).

Das ist nur eine andere Art, zu sagen, dass man bis 3 Monate nach dem ersten Infektionen mit einer neuen Variante genau null Long Covid Fälle, die von der neuen Variante ausgelöst wurden, haben kann.

Omikron gibt es seit…wie lange? 4 Monate? Es kann also erst seit einem Monat überhaupt erste eindeutige Fälle mit Bezug zu Omikron geben. Was viel zu wenig ist um schon aussagekräftige Studien zur statistischen Häufigkeit zu haben. Ergo beziehen sich alle Zahlen zu Long Covid derzeit noch auf Alpha und Delta, da muss ich mir die Studien nicht mal angucken, um das zu wissen.

Es wird nicht wahrer durch Wiederholung.

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Auch Jördis Frommhold glaubt, dass Long-Covid bei Omikron ähnlich häufig wie bei den anderen Varianten auftreten wird.
Durch die milden Verläufe sieht sie sogar noch mehr Probleme auf uns zukommen, da die Gefahr der Verschleppung der Erkrankung droht.
Es kann aber natürlich sein, dass sie die Lage völlig falsch einschätzt, Daten kann es ja noch nicht geben.

Die Politik hat sich so entschieden, ob die Einschätzung gut war, wissen wir in sechs Monaten.
Kritik ist deshalb berechtigt. Und natürlich der Einwand, dass einige dringend diese Freiheit brauchten. Das sehe ich aber insofern kritisch, da die, die diese Freiheit nun dringend brauchten, sich sicher nicht mehr an Maßnahmen halten werden.
Und die werden auch trotz Symptomen in den Supermarkt gehen, wenn die Butter ausgegangen ist.

Deswegen nenne ich es „Annahme“.

Na ja, also dass es nicht ganz so extrem ist, das können wir mit ziemlicher Sicherheit sagen, das zeigt uns die Empirie. Denn wenn dem so wäre, müssten wir von 5-10% Long-Covid-Fällen ausgehen (wieder die Zahlen von @TilRq herangezogen, die ich in ihrer Größenordnung nicht anzweifle!) und das sind allein bei den mehreren Millionen an nachgewiesenen Omikron-Infizierten in Deutschland viele hunderttausend Menschen, wenn nicht über eine Million (Dunkelziffer, die es bei der Infektionserkennung gibt, aber nicht bei der Erkennung von Long Covid, denn wenn du ernsthafte Langzeitbeeinträchtigungen hast, merkst du das garantiert). Wenn dem so wäre, das wir so viele Fälle hätten, dann bräuchtest du keine Studie zu machen, um das zu erkennen - da würde schlicht jeder im engeren Familien- und Freundeskreis mindestens eine Person haben, die seit einigen Wochen unter erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen leidet. Wir würden nicht nur von kurzfristigen Ausfällen vieler Menschen an ihren Arbeitsstätten wegen Covid-Infektionen geplagt (die sind in der Tat empirisch nachweisbar), sondern mindestens so sehr auch durch dauerhafte Langzeit-Ausfälle bedingt durch Long-Covid-Folgen.

Da dem zumindest in meiner empirischen Beobachtung ganz klar nicht so ist, muss die Zahl der Long-Covid-Fälle mit Omikron signifikant niedriger sein als die mit Delta. Wie viel niedriger genau? Tja, um das genauer festzustellen brauchen wir dann doch mehr als bloße Empirie, dafür brauchen wir aussagekräftige Studien. Aber niedriger ist sie, das kann man meiner Meinung nach als hinreichend gesichertes Wissen betrachten.

Ja, habe ich. Das ist aber für mich keine Evidenz, da vertraue ich auf wissenschaftliche Erkenntnisse.
Es muss übrigens nicht jedeR sein, weil der Zufall nicht gleichverteilt. Außerdem reibt man sich auch in der Bekanntschaft nicht zwingend gesundheitliche Beschwerden unter die Nase - d.h. man bekommt sicher nicht jeden Fall mit.
Ich denke dass das persönliche Kennen von Opfern dieses Virus die verstorben oder beeinträchtigt sind durchaus einen anderen Blick auf die Pandemie haben. Hier mag sich auch teilweise die Spaltung erklären, die einen sehen nur milde Verläufe, die anderen kennen die Opfer. Umso wichtiger, auf die Expertise zu hören und nicht die eigene Erfahrung zum Maßstab der Dinge zu machen.

Wir würden nicht nur von kurzfristigen Ausfällen vieler Menschen an ihren Arbeitsstätten wegen Covid-Infektionen geplagt (die sind in der Tat empirisch nachweisbar), sondern mindestens so sehr auch durch dauerhafte Langzeit-Ausfälle bedingt durch Long-Covid-Folgen.

Also, genau von solchen Problemen im Pflegebereich gab es ja schon einiges zu lesen. Faktisch werden wir das aber erst mit den jetztigen Infektionszahlen anhand von Krankschreibungen mit Monaten Verzögerungen sehen. Dafür ist es jetzt viel zu früh.

Falls sie herausstellt, dass wir Hunderttausende dauerhaft Kranke dazu bekommen haben, was dann? Entschuldigung, Weitermachen?

Was war mit dem Vorsorgeprinzip?

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O.K.m @Slartie, also nochmal ran. Vorab: Ich möchte in meiner vielleicht etwas rüden Wortwahl zurückrudern und mich entschuldigen. Das war nicht O.K. Und meine Verärgerung über die - wie ich sie empfunden habe - Arroganz, Ignoranz und mangelnde Empathie und Solidarität ist keine Entschuldigung dafür. Insbesondere das „kontra-faktisch“ nehmen ich zurück, denn auch ich verfüge ja nicht über hinreichende Beweise.

Ja, offenbar kommen die Zahlen, die ich im Kopf hatte, nicht aus dem NRD Podcast (im Gegenteil: Drosten möchte sich zu der Frage ausdrücklich eigentlich nicht äußern, da er diese Themen nicht zu seiner Expertise zählt).

Ich habe jetzt nochmal „Long-Covid AND Omokron“ gegoogelt (eingeschränkt auf den letzten Monat). Das sind die wesentlichen Ergebnisse (da ich im Zug sitze, verzichte ich auf Quellenbelege - wer will, möge doch bitte selbst googeln):

Nimmt man die aktuelle wissenschaftliche Evidenz zusammen und orientiert sich an den Einschätzungen der WHO dürften etwa zehn Prozent (andere Quelle sprechen von 10-15%, wieder andere von 10% der mit leichten Symptomen; bei denen, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, ist der Prozentsatz wesentlich höher) der Infizierten länger als drei Monate unter den Virus-Folgen leiden.

Dass sich diese Zahlen nur auf Alpha oder Delta bezieht, steht dort nicht. Omikron kennen wir seit November. Daher ist anzunehmen, dass viele der aktuell zitierten wissenschaftlichen Erkenntnisse sich noch nicht auch auf Omikron beziehen.

Nach meine Kenntnisstand sind die grundlegenden Symptome bei einer Omikron-Infektion sehr ähnlich mit denen bei anderen Corona-Varianten. Dementsprechend können wir es nicht grundsätzlich ausschließen, dass die gesundheitliche Langzeitfolgen ähnlich sind.

Darauf kann man auf zweierlei Art darauf reagieren:

  • „Wird schon nicht so schlimm sein. Wir haben uns jetzt lang genug einschränken müssen. Jetzt ist aber auch mal gut.“ So verstehe ich Deine / die FDP-Position (auch wenn man vordergründig mit der Begründbarkeit von Freiheitseinschränkungen (wir reden von Maske!) argumentierst).
    Oder
  • „Solange es plausibel möglich ist, dass auch mit Omokron Infizierte ebenfalls mit nicht unerheblichem Anteil Long-Covid entwickeln, sollten wir weiterhin Vorsicht walten lassen“
    Ich bin da eher „Team Vorsicht“.

Und „Team Vorsicht“ sieht: Da sich im Moment pro Tag Hunderttausende mit Corona anstecken, können die Long-Covid-Fallzahlen riesig werden. Das ist nicht nur für jeden Einzelnen ein Lebens-Drama (ich empfehle, auf Twitter Maria Weissband (@afelia) zu folgen, die unter Chronisches Erschöpfungssyndrom (E/CFS) leidet - symptomatisch wie Long-Covid)

Schon heute betrifft Long-Covid betrifft sehr eine große Zahl an Menschen in Deutschland. Ich bin in sehr vielen Betrieben sehr viel unterwegs: In fast jedem gibt es Mitarbeiter, die nach ihrer Infektion lange oder nie wieder zurückkehren. Diese anekdotische Eindruck bestätigt Jördis Frommhold, Chefärztin der Abteilung für Atemwegsinfektionen der Median-Klinik Heiligendamm: "Long-Covid-Patienten drohen, die Erwerbsunfähigkeitsstatistiken zu füllen“. Long Covid sei „die neue Volkskrankheit“, Millionen seien betroffen. „Long Covid ist nicht die Spitze des Eisbergs, sondern der Teil unter der Wasseroberfläche. … Reha-Kliniken und Long-Covid-Ambulanzen sind jetzt schon über Monate ausgebucht. … Dazu kommt: auch nach zwei Jahren Pandemie gibt es noch keine Prognose, wie lange Long Covid anhalten kann und was dagegen hilft. … in den USA schätzt aber das Forschungsinstitut Brookings, dass derzeit 1,6 Millionen Amerikaner wegen Long Covid auf dem Arbeitsmarkt fehlen - das entspricht rund 15 Prozent der unbesetzten Stellen…“

Bei allem Respekt vor solchen smarten Plausibilitätsüberlegungen - das scheint mir doch wissenschaftlich ziemlich handgestrickt zu sein. Das unterstellt eine hohe Kausalität zwischen Intensivmedizinischer Behandlung und Long-Covid. Die kann ich nirgends finden. Im Gegenteil finde ich immer wieder Hinweise darauf, dass die Schwere der Symptome kein Indikator für die Wahrscheinlichkeit ist, Long-Covid zu entwicklen.

Hier nochmal eine gute Quelle zu Long-Covid:

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Danke für die Entschuldigung, ist natürlich angenommen. Wäre wegen mir nicht mal nötig gewesen, ich kann gelegentlich auch etwas harscher austeilen, dann muss man auch einstecken können.

Nun, ich finde sie…in deinem Posting!

10% bei den nicht hospitalisierten, bei den hospitalisierten Patienten, vor allem denen unter Beatmung, sind es wie du korrekt schreibst mehr, meines Wissens eher so 40-60%. Und da ist deine gesuchte Kausalität zwischen Symptomschwere und Long-Covid-Häufigkeit! Zumindest fällt mir neben der Krankheitsschwere sonst kein plausibler Grund ein, warum diese Patientengruppe sonst deutlich häufiger an Long Covid zu leiden haben könnte. Daher lehne ich mich jetzt mal so weit aus dem Fenster, das Kausalität zu nennen, und nicht nur Korrelation.

Meine Position ist nicht ganz deckungsgleich mit „der FDP-Position“. Ich hatte es in diesem Thread schon mal erwähnt: wenn’s nach mir ginge, wäre die Maskenpflicht in öffentlichen Einrichtungen (+Supermärkte) noch ein paar Wochen lang als letzte verpflichtende Schutzmaßnahme erhalten geblieben, eben weil es die am wenigsten einschneidende Maßnahme ist und wir uns aktuell auf dem Peak einer Infektionswelle befinden, die man jetzt nicht noch extra anheizen muss. Hinzu kommt: ich befürworte eine Impfpflicht ab 18, die FDP bekanntlich nicht.

Aber: ich sehe gleichzeitig die latente Tendenz dazu, Sicherheit vor Infektion sehr hoch zu bewerten und ihr viele andere Bedürfnisse unterzuordnen, mit zunehmender Sorge. Was dabei unweigerlich passiert - Ansätze davon sehe ich auch z.B. in den Postings von @bruberg hier - ist, dass Kollateralschäden übersehen bzw. in Kauf genommen werden, im Tausch für ein Gefühl der Sicherheit vor einem Risiko, dessen tatsächliche Größe ebenso wolkig ist wie die Hoffnung, aus der sich die von dir kritisierte „Wird schon nicht so schlimm sein“-Haltung speist. Und besonders kritisch sehe ich in diesem Zusammenhang die Rolle von Kindern. Ich bin ebenfalls Familienvater, ein Kind in der Kita, ein Kind in der Schule, und ich mache mir inzwischen weit weniger Sorgen davor, dass die beiden oder ich irgendwelche Long-Covid-Folgen davontragen, als darum, dass sie durch ewig perpetuierte Sicherheitsmaßnahmen weiterhin Einbußen in ihrem gesellschaftlichen Leben haben werden, weil wir Erwachsenen „verlernt“ haben, gesundheitliche Risiken einzugehen, die zum Leben nun einmal dazu gehören, und weil wir Erwachsenen diese verzerrte Wahrnehmung nochmals massiv weiter verzerrt an die Kinder weitergeben (die ja sowohl was Covid-19 direkt als auch Long-Covid angeht gemäß einhelliger wissenschaftlicher Meinung signifikant weniger Risiko tragen als Erwachsene). Und sie so gewissermaßen zu unserer persönlichen Risikominimierung instrumentalisieren; ob wir das nun beabsichtigen oder nicht, es ist das, was faktisch geschieht.

Die konkrete Frage der Maskenpflicht ist da nur die Spitze des Eisbergs - und eine, bei der ich wie gesagt kompromissbereit bin. Sie ist ein Stück weit sicher auch ein Symbol für die unterschiedliche Risikowahrnehmung und -einschätzung, also für den eigentlich darunterliegenden Konflikt, und obwohl ich mich bemühe, sie davon so gut es geht zu trennen und als „neutrale“ Schutzmaßnahme zu sehen, behaupte ich, dass das unmöglich ist, allein schon weil sie uns tagtäglich an Corona erinnert und somit unsere Risikowahrnehmung sehr beeinflusst.

Mir ist bewusst, dass meine Haltung etwas empathielos erscheinen kann. In dem Zusammenhang würde ich mich an der Stelle auch gern entschuldigen, und zwar bei @bruberg, dem ich wiederum in einigen Postings hier in etwas ruppigem Tonfall gegenüber aufgetreten bin. Ich denke, dass etwas an seiner Aussage dran ist, dass unsere jeweilige Risikowahrnehmung fundamental dadurch geprägt wird, ob wir jemanden persönlich kennen, der größere Probleme mit Corona hatte oder nicht. Ich kenne in der Tat persönlich mehr Leute, die unter den Kollateralschäden der Schutzmaßnahmen in irgendeiner Form gelitten haben oder noch leiden, als solche, die gesundheitliche Probleme mit Corona bzw. Long-Covid hatten oder gar daran verstorben sind. Das färbt ganz sicher auch meine Einschätzung der Dinge.

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Was mir fehlt bei den Befürwortern der Verlängerung der Maßnahmen ist eine Form der Exit-Strategie. China versucht es mit ewigem Lockdown, andere Länder mit Durchseuchung, Deutschland steckt gefühlt irgendwo dazwischen. Wir alle wissen dass der Virus nicht mehr weg geht, also wie damit umgehen in den nächsten, sagen wir mal, 5 Jahren?

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Ich habe aber an keiner Stelle gesagt, dass ich mich um die Kinder sorge. Deren Risiko bewerte ich nach aktuellem Stand sehr gering. Und wenn der Deal ist, Freiheit für das Kind und dafür liege ich vielleicht eine Woche krank im Bett → bin dabei.
Nur sollte man das vielleicht nicht gerade vor den Ferien verordnen, in denen Familien vielleicht doch ganz gerne in den Urlaub reisen würden und nicht krank sein.

Ich sehe allerdings sehr wohl die LongCovid Gefahr bei den ELTERN. Es wird immer flott argumentiert, dass es für die Kinder ja nicht gefährlich sein: ABER die bringen es zu Eltern und Großeltern aus der Schule. Das Wohlergehen und unsere wirtschaftliche Existenz hängt an der Arbeitsfähigkeit (nebenbei: auch Haushalt und Erziehung ist Arbeit) der Eltern! Deswegen ist für mich das Long-Covid Risiko massiv relevant.

Ja, Kinder leiden unter Einschränkungen durch die Pandemie - aber die sind immerhin temporär. Dauerhaft kranke Eltern sind schlimmer. Im übrigen erlebe ich Kinder als sehr anpassungsfähig. Diejenigen die sich mit den Masken nicht anfreunden können sind meines Erachtens vor allem die Erwachsenen. Daher kann meines Erachtens bald viele schlecht-wirksame oder destruktive Einschränkungen aufheben, aber eben nicht die Maskenpflicht.

Ich finde es schwer, von „temporären“ Einschränkungen zu sprechen, wenn laut deinen Vorstellungen die Strategie folgende sein sollte:

Selbst das Grippevirus hat bis heute noch nicht alle Varianten „durchgespielt“ - es gibt nämlich nahezu unendlich viele. Wenn du also wirklich so lange abwarten willst und „Kontrolle der Infektionszahlen“ betreiben möchtest, bis das erreicht ist (wahlweise kann man auch sagen „bis auch das allerletzte Restrisiko im Zusammenhang mit Covid-19 ausgeräumt ist“), dann sind deine „temporären“ Einschränkungen effektiv lebenslange Einschränkungen. Und nur über Masken reden wir dann auch nicht unbedingt, denn wenn du dem Aufbau einer durch Infektion gebildeten Immunität in der Bevölkerung konstant so viele Steine in den Weg wirfst, wie du nur kannst, dann findet die schlicht nicht statt, und die latente Gefahr besteht dauerhaft fort, dass doch immer wieder auch weitreichendere Einschränkungen des öffentlichen Lebens stattfinden müssen als lediglich Masken im öffentlichen Raum zu tragen.

Gegen deine Idee der lebenslangen aktiven Beschäftigung mit Infektionsmoderation, unter der insbesondere, aber nicht nur die Kinder dann dauerhaft und ohne Ausnahme leiden müssen, setze ich jetzt gewissermaßen die Idee der Inkaufnahme eines höheren Restrisikos bei gleichzeitiger Normalisierung der Situation, indem das Virus zunehmend zu einer normalen Alltags-Gesundheitsgefahr wird, die keine rigiden Eindämmungsmaßnahmen mehr erfordert. Ja, dabei hat jeder von uns eine etwas höhere Gefahr, von Langzeitfolgen einer Infektion betroffen zu sein. Aber das ist halt auch genau das: eine etwas höhere Wahrscheinlichkeit. Keine mit 100%iger Sicherheit stattfindende dauerhafte Einschränkung. Doof natürlich für diejenigen, die es trifft, klar. Aber besser als die Alternative für alle anderen, die Glück haben.

Ich persönlich ziehe unter den Umständen gern mein Los aus der Lostrommel.

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