9€ Ticket - und sind Studierende wieder die vergessene Gemeinschaft?

Das stimmt, hätte sicher auch beim Ausstellen der Tickets einige Arbeit bzw. Umstellungen erspart, wenn man nicht einmal mehr ein Ticket hätte ausstellen müssen, geschweige denn irgendwelche Zahlungen zu verarbeiten hätte.

Wo man aber ehrlich sein muss: was die Rückerstattungen bei Semestertickets oder anderen schon erworbenen Zeitkarten angeht, die das Thema dieses Threads hier darstellt, wäre genau gar nichts einfacher geworden, denn die Rückerstattung des schon bezahlten Teilbetrags für den „kostenlosen“ Zeitraum wäre ganz genau so notwendig gewesen, und es macht keinen Unterschied, ob man von dem Betrag jetzt vorher noch 9€/Monat abzieht oder nicht.

Nicht das 9€-Ticket verlängert das Studium deiner Bekannten um ein Semester, das haben sie schon selber entschieden.

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Ich habe immer gedacht, ein Semesterticket ist ein kostenloses Ticket für Studenten im ÖPNV der Hochschule. Sollte ich da irren, vergesst, was ich im Folgenden sage (und auch, wenn das schon andere vor mir gesagt haben sollten - ich habe mich jetzt nicht durch den ganzen Thread gearbeitet):

Welche Erstattung darf ein Student erwarten, der ein Semesterticket geschenkt bekommt? Dass er quasi die Subvention für sein Semesterticket durch die Kommune anteilige in bar ausbezahlt bekommt, damit er für 3x9 EUR ein bundesweit im Regionalverkehr gültiges 9-EUR-Ticket kaufen kann?

Ja, Studenten, die den ÖPNV nutzen, gehen leer aus. Aber das ist sachlich auch richtig, denn das sog. 9-Euro-Ticket soll zwei Ziele erreichen:

  1. Unterstützung angesichts kriegsbedingt gestiegener Spritpreise. Wer aber den ÖPNV nutzt, hat keine höhere Belastung. Nur die mit dem Auto pendelnde Studenten, die ihr Semesterticket gar nicht nutzen, gehen leer aus. Aber die kriegen ja wenigstens den „Tankrabatt“ :wink:
  2. Mehr Menschen für den ÖPNV „erwärmen“. Wer den OPNV nutzt, braucht das nicht mehr. Und Studenten, die ihr kostenloses Semsterticket in der Vergangenheit nicht genutzt haben, werden dies durch das 9-Euro-Ticket auch nicht ändern.

Es zwar nie Sinn und Zweck des 9-Euro-Tickets, dass Studenten damit ziemlich bundesweit mit dem Regionalverkehr reisen können. Dieses „Upside“ darf jeder Student gerne mitnehmen. Aber dann das selbst nicht bezahlte Geld für das Semesterticket zu verlangen demonstriert ein verblüffendes Anspruchsdenken …

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Semestertickets sind weder kostenlos noch sind sie geschenkt und meines Wissens nach sind sie meist nicht einmal direkt subventioniert. Das System „Semesterticket“ funktioniert auf dem Solidarprinzip, ähnlich wie die Krankenversicherung: Alle Studierenden einer Hochschule müssen ein solches Ticket erwerben. Nur dadurch können die Semestertickets vergleichsweise günstig sein.

Vorteil für die Studierenden: Es ist viel günstiger, als ein Abo.

Nachteil für die Studierenden: Alle Studierenden einer Hochschule müssen das Semesterticket zum ausgehandelten Preis kaufen. Das war z.B. sogar während der Lockdowns so. Wenn nun ein mit öffentlichen Mitteln gefördertes 9€-Ticket kommt, dann waren Studis trotzdem gezwungen, das teurere Semesterticket zu kaufen. Da eine Korrektur/Rückerstattung einzufordern halte ich schon für gerechtfertigt.

Das kommt darauf an, wie du kostenlos verstehst. Du bezahlst keinen für sich alleine stehenden Posten „Semesterticket“, aber das Ticket ist in der Regel im Semesterbeitrag enthalten.
Hab mal an meiner alten Uni geschaut, der Semesterbeitrag ist aktuell 236,20€ für neue Studis, 122,20€ davon sind für das Ticket vorgesehen, 15€ gehen an den Asta und der Rest an’s Studierendenwerk.

Ah, danke @cors und @David, das wusste ich nicht.

Warum?

Rückerstattung wäre doch nur bei einem extrem kleinen und überschaubaren Personenkreis notwendig gewesen: bei den Abgängern.

Alle anderen einfach 3 Monate Gültigkeit verlängern gut ist.

Wenn man nun Semesterticket nach Solidarprinzip anschaut ist es genauso gut möglich die „Rückerstattung“ mittels Rabatt auf das nächste Semester zu verschieben.

Abgesehen davon, dass das ein spontaner zinsloser Kredit der Kunden an die Unternehmen wäre, den die Kunden diesen vielleicht gar nicht geben wollen würden: „Gültigkeit verlängern“ geht oft auch nicht per Handstreich. Dafür musst du meist in irgendeiner Form die Tickets tauschen, denn da steht die Gültigkeit drauf. Oder alternativ musst du die nächste Abbuchung fürs Folgeticket eines z.B. jährlichen Abos um den Preis von 3 Monaten reduzieren. Wenn das aber ein gangbarer Weg in diesem Fall ist, um Ticket-Austausch zu umgehen, kannst du wiederum ganz genauso diese Abbuchung um den Preis von 3 Monaten minus 27€ reduzieren.

Selbst bei Abo-Tickets, die physisch überhaupt keine Gültigkeitsdaten enthalten und rein über irgendein Online-System funktionieren, das die Endzeitpunkte kennt, macht es aufwandstechnisch keinen Unterschied, ob du die Tickets um 3 Monate verlängerst und somit die nächste Abbuchung um 3 Monate nach hinten verlagerst, oder ob du die nächste Abbuchung des Abos um den Preis von 3 Monaten minus 27€ rabattierst. Hat halt beides auch den Nachteil, dass du Kunden dazu zwingst, dir einen Kredit zu gewähren, was die vielleicht nicht witzig finden; ich nehm auch mal an, dass das auch der Grund ist, warum in der Praxis die meisten Anbieter (zumindest nach dem was ich so gehört habe) das lösen, indem sie entweder schon gezahltes Geld rückerstatten oder noch ausstehende monatliche Abbuchungen entsprechend rabattieren.

Es ist egal wie man es dreht: es kommt immer ungefähr derselbe Aufwand raus.

Genau und es ist zuviel verlangt dass der Kontrolleur selbstständig und im Kopf 3 Monate verlängert …

Es steht drauf wann das Ticket ausgestellt wurde: vor den 3 Monaten
Und es steht drauf wann es ausläuft: 3 Monate dran hängen.

Oder ist Generation Handy schon so verblödet in der Birne, dass das ohne Internet nicht mehr möglich ist?

Noch einfacher, bei einem Abo lässt du halt einfach 3 Abbuchungen ausfallen.

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Auf diese Denksportaufgabe haben z.B. die Busfahrer, die das Kontrollieren neben dem eigentlichen Fahren des Busses erledigen müssen, sicher total Bock.

Die meisten Kontrolleure, die mir untergekommen sind, waren nun nicht gerade aus der „Generation Handy“ (welche auch immer das ist, mutmaßlich eine sehr junge) sondern eher ältere Semester.

Bei einem Jahresabo lasse ich 3 Abbuchungen ausfallen? Gutes Geschäft. Für den Abonnenten.

Das mag sein, aber auch bei allem anderen wäre der administrative Aufwand da gewesen. Zahlung mal kurz aussetzen klingt einfacher als Rückerstatten aber auch da muss das umgesetzt werden. Bei X verschiedenen Abomodellen gibt es nicht den einen Kopf und es ist gelöst.

Genauso ist es nicht einfach den Rabatt einfach auf den nächsten Zahlungszeitraum zu verschieben. Auch da muss das System angepasst werden. Ob da nun programmiert werden muss, dass jede Betrag von X bekommt oder eben Betrag X weniger zu zahlen ist macht eher weniger unterschied. Irgendwer muss es umsetzen. Je mehr stellen beteiligt sind, z.B. beim Jobticket mit Zuschuss und so wird es tricky.

Um zur Ausgangsfrage zurückzukommen. Ich gehe davon aus, dass da Geld zurück kommt oder eben weniger gezahlt wird. Universitäten sind letztlich auch nur sehr langsam arbeitende Behörden. Es hat ja lang genug gedauert erst mal die einfache Umsetzung bei den Verkehrsbetrieben klar zu regeln. In Berlin haben Unis z.B. gerade gesagt, dass Rückerstattet wird, aber erst mal das Prozedere regeln müssen. @AnnaM am besten einfach deine Hochschule im Zweifel etwas nerven, dass sie da mal eine Aussage zu treffen oder auch erst mal auf die Idee kommen daran mit mehr Druck zu arbeiten.

Lol.

Also zu meiner Zeit in Berlin sollte man ja dem Busfahrer auch schon seinen Fahrausweis zeigen.
Die haben aber wenn überhaupt nur auf offensichtliche Fehler reagiert und auch das nur bei Monatskarteninhabern außerhalb der Rush-Hour.

Kommt halt drauf an wie das Abbuchungssystem läuft.

In Berlin kannst du wählen ob du einmal Jährlich zahlst oder monatlich abbuchen lässt.

Und bei denen die monatlich abbuchen lassen lässt man halt einfach 3 mal weg.

Oder eben halt einfach alle Jahrestickets um 3 Monate verlängern ohne erneute Zahlung.

Mir scheint es so, dass du einfach nur gegen so eine Idee bist und daher jedes pragmatische Denken verweigert und einfach nur nach möglichen Problemen suchst.

Natürlich, aber man hätte ja mal vorher kurz nachdenken können welches der geringere administrative Aufwand gewesen wäre, bevor man entscheidet was man macht.

Aber eine Idee vorher bis zu Ende durchdenken ist nicht besonders populär im Land der Bedenkenträger.

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Man kann auch für etwas sein und gleichzeitig so realistisch, dass dieses Etwas nicht in jeglicher Hinsicht einfacher oder besser ist.

Ich behaupte, dass man definitiv vorher nachgedacht hat oder noch dabei ist, weshalb es z.T. auch noch keine Lösung gibt. Was ich sagen wollte, ist eher, dass es leider viel zu komplex ist, um sich hinzustellen und zu sagen, dass wäre doch besser gewesen.

Gerade weil es vergleichsweise schnell ging von Idee bis Umsetzung (was ich an sich auch mal gut finde, weil dann nicht alles zerredet und zerdacht wird) wäre es doch hier sinnvoll die Energie lieber auf die Lösung des akuten Problems zu verwenden. Damit bin ich nicht gegen deine Idee, sondern finde nur, man kann es nicht so einfach bewerten und sagen das ist klar besser.

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Naja… Als ob wir das in Deutschland nicht schon genug tun… Wir denken jetzt schon seit drei Monaten drüber nach ob und wie man am besten Waffen in die Ukraine liefert. Passiert ist fast nix. Wir denken seit über zwei Jahren über Coronamaßnahmen nach und fahren gerade mit Vollgas in die nächste Welle…

Da finde ich es gerade mal SEHR erfrischend, wenn man in Deutschland mal einfach Dinge TUT, anstatt alles bis zum letzten Komma zu zerreden.

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Ich nehme zurück, dass du gegen die Idee bist.

Aber jetzt nochmal der Vergleich:
das Chaos der 9€ Tickets Incl. Rückerstattung
Vs
Ticketlose 3 Monate Incl. Rückerstattung

Und jetzt Hand aufs Herz, welches der beiden ist einfacher und damit besser?

Auch hier: es nimmt der Sache Komplexität, wenn du nicht für 3 Monate einen neuen Tarif erfindest und ausrollst.

Ich habe nirgendwo behauptet, dass dies alle Probleme lösen würde, aber auch da gilt einfach etwas mehr Pragmatismus bei der Lösungssuche.

Da hast du natürlich ohne Widerworte absolut recht.
Was fehlt ist der Einschlag von Pragmatik bei der Umsetzung.

Man hätte bei drei Monaten ticketlos auch einfach festlegen können: alle Zeitkarten Besitzer bekommen das Geld für die 3 Monate von den jeweiligen Ticketaussteller zurück die das Geld anschließend aus dem Bundeshaushalt erstattet kriegen.
Umsetzung liegt beim Verkehrsverbund der seine Fahrkartenverkäufer und Kontrolleure 3 Monate lang damit beschäftigen kann.

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Vollkommen dabei. Nur das Kind ist nun in den Brunnen gefallen. Lässt sich nicht ändern und hilft auch nicht nun zu sagen dass wäre schön gewesen. Löst das Problem der Rückerstattung eben nicht wie du so einfach annimmst.

Ob ich nun 100% oder Betrag X-9 Euro erstatten muss ist letztlich egal. Der Berg an unterschiedlichen Abos, Verkehrsträgern, Zuschüssen, Zahlung im Voraus, jeden Monat und was es nicht alles geben mag ist das Problem. Vielleicht würden die Kontrollierenden helfen können (könnten sie auch jetzt, wenn man pragmatisch sagt, dass Kontrollen im Nahverkehr ohnehin quasi sinnlos sind), aber bräuchten Einarbeitung und wären bei der Kundinnenbetreuung in der Bewältigung ges Aufkommens besser aufgehoben. Da einfach zusätzlichen Service bieten, um Menschen auch langfristig zu überzeugen.

Zusammenfassend: Das Ticket wäre für alle Neukundinnen als gratis Version besser gewesen, weil weniger Aufwand vorab. Bei allen mit bestehenden Abos ist es aber quasi egal.

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„Einfacher“ heißt aber nicht gleich „besser“. In allen deinen vermeintlich „besseren“ Lösungen hat der Kunde den Nachteil dass sein gezahltes Geld weiterhin „weg“ ist und er lediglich irgendwann in der Zukunft (durch Nicht-Zahlung von 3 Monaten Laufzeit des Tickets nach Ende seiner schon gezahlten Zeit) einen Vorteil davon hat. Aus Sicht des Kunden besser ist es ganz klar, wenn er sofort eine Rückerstattung von bereits gezahlten Summen bekommt, denn dann hat er jetzt mehr Geld. Das mag für dich und mich keine Rolle spielen, aber ein großer Teil der Bevölkerung hat keine großartigen finanziellen Reserven und ist um jeden Euro Bargeld froh, der ihm jetzt zusätzlich zur Verfügung steht - insbesondere gerade, wo alles teurer wird.

Und wenn wir mal als Ziel setzen, dass dem Kunden dieser Vorteil in beiden Lösungen zuteil werden soll und er nicht einfach als billiger Kreditgeber für ÖPNV-Unternehmen herangezogen werden darf, damit die sich Aufwand sparen, dann ist der Aufwand eben in beiden Fällen kaum mehr unterschiedlich. Einzig im Fall von Monatskarten, die automatisch monatlich und erst am Start des jeweiligen Monats eingezogen werden, könnte man anbringen, dass da 3 Einzüge wegfallen, die jetzt halt auf 9 Euro lauten müssen. Wie hoch dieser Aufwandsunterschied ist, kann ich nur mutmaßen, aber da wir von automatischen Einzugssystemen reden, in die man halt in beiden Fällen irgendeine Sonderregel für 3 Monate frickeln muss, dürfte der Aufwand, dort 3 Monate auszusetzen, sich wohl nicht so großartig unterscheiden vom Aufwand, da 3 Monate einen Sonderbetrag einzustellen. Beides eine Spezialregel, die jemand einbauen muss; der Einzug selbst ist dann ja automatisiert und macht an sich keinen Aufwand.

An der anderen Front, nämlich dem Kauf der Tickets für die 3 Monate, sage ich ja auch ganz klar, dass dort erheblicher Aufwand wegfällt, wenn man gar keine Tickets auszugeben hat. Natürlich auch dort nicht ganz gratis; was damit ebenfalls wegfällt, ist die Möglichkeit, über die verkauften Tickets eine einfache Messung von Nachfrage und Interesse durchführen zu können. Wäre meiner Ansicht nach jetzt kein allzu gewichtiges Argument, da die „wahre“ Nachfrage, die man kennen will, auf die Art sowieso nur unzureichend erfasst werden kann auf diese Weise, dazu muss schon jemand in den Zügen und Bussen stehen und Leute zählen, die tatsächlich fahren. Aber es ist halt ein Aspekt, der meines Wissens diskutiert wurde und eine Rolle spielte.

Was mich da noch interessieren würde:

MÜSSEN die Verkehrsverbünde für das Ticket Geld nehmen?
Oder können die einfach sagen: „Wir kontrollieren bei uns einfach drei Monate nicht mehr, macht was Ihr wollt“?

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