3G-Pflicht am Arbeitsplatz

In meinem Kreis ist die Ampel auf rot gesprungen und somit gilt ab Montag 3G am Arbeitsplatz. Die Unternehmen müssen sich nun in kürzester Zeit darauf vorbereiten. Aus meinem Umfeld kenne ich drei Szenarien, wie dasab Montag im industriellen Bereich abgewickelt wird. Allen dreien ist gemeinsam, dass der Arbeitgeber auf freiwilliger Basis um Auskunft und Nachweis des Impfstatus gebeten hat. Wer nicht geimpft ist bzw. das nicht offenlegen will, gilt als ungeimpft. Geimpfte haben ganz normal Zugang zum Arbeitsplatz. Nun zu den drei Szenarien für Ungeimpfte. Der Arbeitgeber muss eine Testung unter Aufsicht durchsetzen:
1.) Zugangskarten zum Firmengelände sind nur noch für Geimpfte freigeschaltet. Ungeimpfte müssen vor dem Firmengelände beim Betriebsarzt zum Test. Der Arzt hat ein Zelt, die Wartenden nicht. Die Warte- und Testzeit zählt nicht als Arbeitszeit. Der Betriebsarzt macht beim Testen jedem ein Impfangebot. Bei negativem Test gibt es einen Passierschein, der einen Tag gültig ist. Zum Besuch der Kantine berechtigt er nicht.
2.) Ungeimpfte müssen sich in der Werkshalle vor Schichtbeginn unter Aufsicht testen. Die Testzeit zählt nicht als Arbeitszeit. Wer sich beim Betriebsarzt impfen lässt, bekommt am Impftag frei und die Testzeiten bis zur zweiten Impfung zählen als Arbeitszeit.
3.) Ungeimpfte müssen sich unter Aufsicht der direkten Führungskraft testen. Die Tests finden zu einer festen Zeit in einem großen Besprechungsraum statt (Gleitzeit hat sich damit für Ungeimpfte erledigt). Die Testzeit zählt nicht als Arbeitszeit. Die Führungskräfte haben eindringlich darauf hingewiesen, dass sie den Aufwand, der sie pro Monat ca. 5 Stunden Arbeitszeit kostet, nicht den ganzen Winter machen möchten und sich die Mitarbeiter*innen zügig impfen lassen sollen, z. B. beim Betriebsarzt.

Fall 3 ist sicherlich von Arbeitgeberseite der mit dem größten Druck. Wer möchte mit dem Chef bzw. der Chefin über Gehalt, Beförderung, flexiblere Arbeitszeiten etc. verhandeln, wenn man ihn bzw. sie morgens mit dem Test genervt hat. In allen drei Fällen ist es aber so, dass unter den Mitarbeitern bzw. Mitarbeiterinnen der Anteil der Geimpften erheblich höher ist als der der Ungeimpften und bei den meisten völliges Unverständnis bzw. Verblüffung herrscht („Du bist nicht geimpft?“) mit entsprechenden Diskussionen. Wie das in Bereichen ist, wo das Verhältnis annähernd ausgeglichen oder sogar umgekehrt ist, kann ich nicht sagen.
In allen drei Fällen hatten die Betriebsärzte am Freitag gut zu tun, es wurde geimpft. Der Druck scheint etwas zu nutzen, schön für die Ungeimpften ist er natürlich nicht. Die Arbeitgeber scheinen das durchaus robust anzugehen und sich einen Umgang zu trauen, den die Politik scheut.

Natürlich wird der kollegiale Druck dadurch entfaltet, dass die Geimpften sich „geoutet“ haben und die Arbeitgeber das zwar nicht öffentlich machen, die Abwicklung des Testpflicht aber die Ungeimpften bzw. die, die es nicht offenlegen möchten, klar identifizierbar macht. Es haben sich in allen Bereichen Ungeimpfte über eine Verletzung des Datenschutzes beschwert und zum Teil die Betriebsräte eingeschaltet. Ich weiß nicht wie das zu bewerten ist, wenn sich der Impfstatus daraus ergibt, dass geimpfte Kollegen sich als geimpft zu erkennen geben und damit die Ungeimpften „übrig“ bleiben. Andererseits weiß ich auch nicht, wie Arbeitgeber mit einem vernüftigen Aufwand sicherstellen sollen, dass Ungimpfte getestet zur Arbeit gehen.

Wie wird der 3G-Pflicht am Arbeitsplatz woanders nachgekommen, sofern sie dort gilt, insbesondere in Dienstleistungsbereichen wie Gastronomie oder im medizinischen Bereich? Es interessieren mich die Erfahrungen und Einsschätzungen anderer Foristen.

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Bei vielen Betrieben sollte sich bereits eine Routine in der Sache eingespielt haben. Das verpflichtende Testangebot war eine gute Möglichkeit, eine quasi Testpflicht einzuführen, wovon auch der Betrieb profitiert.
Bei einer mir bekannten Baufirma lässt sich jeder vor dem Zugang testen, bei Regen setzen sie sich wieder ins Auto - natürlich könnte da das Testkit vertauscht werden, würde aber eine Straftat darstellen, die mindestens zur Abmahnung führen würde.
Geimpfte konnten sich natürlich befreien lassen, bei Baustellen mit viel Kundenkontakt in Innenräumen wird auch mal von Geimpften vor der Abfahrt ein Test angefordert.
Die Kollegen wissen also nur, dass jemand dem Chef nicht sagen will, ob er geimpft ist. Die Vermutung nicht geimpft liegt natürlich nahe, aber einer sagte auch: So bekomme ich täglich ohne große Diskussionen einen Gratistest. Ein anderer verwies auf das Überschreiten roter Linien.
Und so mancher Ungeimpfter wartet nur darauf, es seinen Kollegen mitzuteilen, was er von dem Ganzen hält. Der ist dann natürlich selbst schuld.

Du schreibst, dass sich in vielen Betrieben bereits eine Routine eingespielt hat. Zumindest in meinem war es bisher so, dass es nur ein Testangebot durch den AG geben musste, aber das nicht von den Mitarbeiter*innen angenommen werden musste. Ausserdem mussten die Tests nicht unter Aufsicht durchgeführt werden. Daher ändert sich bei uns schon etwas.

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Woher nimmst Du diese Infos?
Meines Wissens wird das Gesetz erst morgen im Bundestag beschlossen werden und muss dann noch durch den Bundesrat?
Die evangelische Kirche in Bayern ist momentan sehr pragmatisch und hat schon mal die Kirchengemeinden angewiesen, 3G am Arbeitsplatz einzuführen.
Empfohlen wird ein PCR-Test, der 48 Stunden gilt und den der Arbeitgeber nicht übernehmen soll.

Ansonsten wird wer bisher noch keine Regelungen eingeführt hat, wohl abwarten müssen, was hinten raus kommt.
Ich denke nicht, dass die Union die Chance verstreichen lässt, im Bundesrat auf dicke Hose zu machen und schon mal ein bisschen Opposition zu üben.

Außerdem ist der Union das Wohl der Menschen ziemlich egal wie man jetzt deutlich sieht, denn sie ist sehr wohl noch in Regierungsverantwortung derzeit. Statt dessen gröhlt Brinkhaus Lügen im Bundestags, unser Gesundheitsminister beendet quasi die Notlage und verkündet Unsinn und unsere Kanzlerin lässt sich lieber im Ausland feiern anstatt sich um unser Land zu kümmern. Wobei das im Prinzip Merkels ganze desaströse Kanzlerschaft wieder spiegelt.

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Wir haben bei uns im Betrieb wieder die freiwillige Büropräsenz eingeführt. Die meisten sind im Homeoffice. Weil jetzt fast niemand mehr im Büro ist, stellt uns 3G wegen erforderlichen Kontrolle vor Probleme. Es würde höchstwahrscheinlich so laufen, dass Ungeimpfte, oder Mitarbeiter, die ihren Impfstatus nicht offenlegen wollen, keinen Schlüssel mehr bekommen und sich dann hereingelassen werden und ihren Test zeigen müssen. Ich glaube, die meisten Geimpften wäre es deutlich bequemer, einfach ihren Schlüssel zu behalten und im Gegenzug einfach ihren Impfstatus offenzulegen.
Die Zeit, die für den Test benötigt wird, zählt übrigens als Arbeitszeit.
3G ist also mit erheblichem Mehraufwand für Arbeitgeber verbunden und das hauptsächlich wegen Leuten, die sich einfach nicht impfen lassen wollen.

Bayern hat die Regelung schon seit dem 09.11.:

Föderalismus sage ich nur.

In der gelben und roten Stufe der Krankenhausampel müssen nicht geimpfte oder nicht genesene Beschäftigte in Alten- und Pflegeheimen daher mindestens zweimal wöchentlich einen negativen PCR-Test oder arbeitstäglich einen negativen Schnelltest vorlegen. Besucher in Alten- und Pflegeheimen sowie in Krankenhäusern müssen bei jedem Besuch einen negativen Schnelltest vorweisen.

Da steht von vorlegen, weiter unten von vorweisen, falls ein Alten-, Pflegeheim oder Krankenhaus besucht wird.
Ein Test unter Aufsicht ist nur bei letzterem erforderlich.

Das ist, was die Landeskirche empfiehlt.
Die war stets strenger als der Freistaat, im Gegenzug durfte sie offen bleiben als alle anderen Veranstaltungen schon abgesagt wurden.
Ob die lokalen Vertreter sich daran halten ist deren Entscheidung.
Lohnfortzahlung wird es jedenfalls geben.
Ohne Bundesbeschluss kannst du den Zugang zur Firma verbieten, einem Arbeitnehmer, der seine Arbeitskraft vergeblich anbietet, aber nicht den Lohn streichen.
Unsere Kirche hat alles, was geht ins Home Office verlegt. Und wenn ein Festangestellter ausfällt, muss das ein Ehrenamtlicher auffangen.
Insofern denke ich, dass die anderen Gemeinden eher zahlen werden für die Angestellten oder die Regel nicht umsetzen.
Bei uns sind alle geimpft, was es einfach macht.

Dass die Politik auf ganzer Linie Mist gebaut hat, zweifeln ja nur ganz wenige an.
Dass mich das bei der Union nicht überrascht ist denn auch ein anderes Thema.
3G am Arbeitsplatz ist auf jeden Fall ein wichtiger Schritt.

Meine letzte Firma hat sich mit allen Mitteln gegen Home Office gewehrt („wer das unbedingt möchte, dem können wir es nicht verbieten“) und als das verpflichtende Testangebot kam, wurden fünf Tests angeschafft, drei in den Pausenraum gelegt (die dann auch schnell weg waren) und die anderen beiden zurückgehalten für den Fall, dass eine Kontrolle vorbei kommt.
Die Hälfte der Angestellten hat sich mittlerweile etwas anderes gesucht.

Das Hauptproblem ist, dass die Regierung das Virus unterschätzt hat und dachte, wenn ein Impfstoff da ist, wird alles gut.
Für eine Naturwissenschaftlerin eine nachvollziehbare Logik, für eine Politikerin, die die Irrationalität der Menschen einkalkulieren muss, grob fahrlässig.
Jetzt steht die Politik in der dummen Situation, das Impfen attraktiv machen zu müssen und die Geimpften belohnen zu müssen für ihre Opferbereitschaft.
Auf der zweiten Seite will sie auch nicht die Kosten für 150 Millionen Tests in der Woche übernehmen (wenn man davon ausgeht, dass sich jeder drei mal in der Woche testen lässt).

In meinem Musikverein haben wir freiwillig 2G+ eingeführt. Wer sich einen Test pro Woche nicht leisten kann, bekommt den Test aus der Vereinskasse bezahlt. Letztendlich die Eigenverantwortung, auf die die Impfverweigerer so gerne pochen, nur in die andere Richtung.

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Sehr schöner Satz. Ich habe nie dieses Dogma der Naturwissenschaftlerin verstanden die angeblich Dinge von hinten denkt. Merkel hat nie vorausschauend oder mit Eigeninitiative regiert. Sie hat immer dafür gesorgt dass andere die Fehler ausbaden müssen. Corona ist das beste Beispiel:

Anstatt von Anfang an durch zu regieren hat sie alles auf die Länder geschoben um dann traurig zu sagen sie wünsche sich mehr Einheitlichkeit und Einsatz. Wir können froh sein dass sie endlich weg ist.

Meine Firma führt von kommendem Montag an 1G ein. D.h. niemand kommt mehr ins Haus, wenn es nicht am selben Tag unter Aufsicht vor unserer Haustür getestet worden ist. Das gilt auch für Geimpfte. Und, ehrlich gesagt, ich finde das gut: Kein Outing, keine Konflikte zwischen Impflagern, und auch für mich als Geimpften ist es doch gut, jeden Tag zu wissen, ob ich infiziert bin. Klar kostet es ein bisschen mehr als 3G, aber für mich überwiegen die Vorteile.

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