Sind Fake News wirklich problematisch für eine Demokratie?

Stimmt, das habe ich nicht beantwortet, weil ich davon ausgegangen bin, dass wir uns auf gängige Definitionen wie etwa in der deutschsprachigen Wikipedia schnell einigen können. Dort heißt es:

Fake News sind absichtlich falsche oder irreführende Informationen, die oft in Form von Nachrichten verbreitet werden. Sie werden gezielt erstellt, um die öffentliche Meinung zu manipulieren, Fehlinformationen zu verbreiten oder bestimmte politische, soziale oder wirtschaftliche Ziele zu verfolgen. Fake News können in Form von Artikeln, Bildern, Videos oder Social-Media-Beiträgen auftreten und sind oft schwer von echten Nachrichten zu unterscheiden. Wegen ihres oft absichtlich emotionalen Charakters, verbreiten sie sich […] in den sozialen Netzwerken häufig viral.

Falls diese Definition strittig sein sollte, können wir ja gern noch weiter spezifizieren, was wir jeweils damit meinen.

Wie schon gesagt ist das aus einer Sicht eine andere Frage, als die, ob Fake News problematisch für eine Demokratie sind. Daher würde ich beides auch weiterhin gerne getrennt voneinander diskutieren.

Das mag eine Frage sein, die dich besonders interessiert - es ist aber zumindest nach meiner Lesart nicht die Frage, die in diesem Thread und in der Überschrift thematisiert wurde.

Das Argument verstehe ich nicht: Wenn Fake News in einer Form geäußert werden, die justiziabel ist, können sie keine negativen politischen oder gesellschaftlichen Auswirkungen auf die demokratische Verfasstheit einer Gesellschaft mehr haben? Nach einer analogen Argumentation muss sich ja niemand über einen Demagogen wie Höcle aufregen. Entweder ist es strafrechtlich relevant, was er sagt - dann wird er verurteilt - oder es kann der Demokratie nichts anhaben. Nun wirst du vermutlich sagen, dass es bei Höcke um einen Rechtsextremen geht und nicht (nur) um Fake News. Aber die Argumentation wäre ja dieselbe.
Dass es im Einzelfall eine rechtliche Handhabe gegen Fake News gibt, ist m. E. auch unstrittig. Die Frage ist nur, ob das nennenswert etwas ändert an dem politischen und gesellschaftlichen Schaden, den Fake News anrichten (können).

Diese Aussage würde ich so interpretieren, dass du dem im Kern zustimmst.

Ich verstehe ehrlich gesagt nicht ganz, was eigentlich dein Punkt ist.

1 „Gefällt mir“

Erst einmal wäre zu belegen, dass die Akzeptanz untergraben wird und dass die Ablehnung bei entsprechenden Leuten nicht schon vorher da war.

Im Übrigen verweise ich noch einmal auf meine Fragen:

Ja, sie ist in sofern strittig, als dass die Intention der Manipulation aufwändig nachzuweisen ist. Wenn ein naiver Mensch, ums mal vorsichtig zu formulieren, eine Verschwörungstheorie in die Welt setzt, an die er tatsächlich glaubt, dann will er ja nicht manipulieren, sondern überzeugen. Trotzdem würde ich sagen, dass er auch ohne Manipulationsabsicht Fake News in die Welt setzt.

Sorry, aber das ist jetzt doch sehr haarspalterisch. Weil die logische Folgefrage im Ausgasngspost nicht explizit mitformuliert wurde, müssen wir sie also ausklammern.

Es ergibt ja nur Sinn, etwas als spezifische Gefahr mit spezifischen Folgen anzusehen, wenn man daraus auch bereit ist, Konsequenzen zu ziehen.

Ansonsten läuft es zwangsläufig darauf hinaus: ‚That’s life! Allgemeines Lebensrisiko, schön, dass wir mal drüber geredet haben.‘

Das Beispiel Höcke führt wiederum zu deinem ‚blinden Fleck‘. Nämlich zur Weigerung deinerseits, konkrete Konsequenzen zu nennen, die über das bestehende Maß hinausgehen.

Klar kann man sich fein über rechtsextreme Demagogie unterhalb der Strafbarkeitsschwelle aufregen. Nur ist das dann völlig konsequenzlos und somit irrelevant, wenn man nicht bereit ist, Änderungen vorzuschlagen/umzusetzen.

Mein Punkt ist, dass ich mich hier beständig frage, was ihr eigentlich zu tun gedenkt, wenn doch - laut eurer Einschätzung, aber eben auch ohne (hinreichende) empirische Evidenz - Fake News demokratiegefährdend sein sollen.

Ohne bestimmte Konsequenzen (zu fordern) besteht die angenommene Gefahr ja ungehindert fort.

Da frage ich mich dann, warum ihr hier so auf einer empirisch nicht wirklich unterlegten Hypothese beharrt, wenn ihr nicht mal willens seid, ich formulier’s mal vorsichtig, wenigstens konkrete Verbesserungsvorschläge zu machen.

Ja, Pennycook macht gute Sachen.

Der Illusory Truth Effect (hier „Wahrheitseffekt“ genannt), auf den ich weiter oben schon verwies, ist bekannt.

Auch wenn die Übersetzung ziemlich krumpelig ist, scheinen mir das gute Studien zu sein.

Jetzt weiß ich nicht, wie weit du gelesen hast. Aber die „Artikel“ 2 und 3 zeigen klar auf, dass es erhebliche Persönlichkeitsdifferenzen gibt.

Falls du auf „Artikel“ 1 abhobst, auch der zeigt keineswegs, dass Menschen, die sich schon zuvor (wiederholt) eine Meinung über einen schon bekannten Sachverhalt gebildet haben, plötzlich an Fake News zu diesem Sachverhalt glauben.

Zur angeblichen Gefährlichkeit von Windkraftanlagen und Stromtrassen haben ja nahezu alle eine schon sehr gefestigte Meinung, weil es kaum jemanden gibt, der sich damit nicht schon mehrfach auseinandergesetzt hat. Diese verfestigten Hirnstrukturen werden auch nicht durch wiederholte Fake-News-Exposition eradiziert. Mit den Experimenten aus „Artikel“ 1 hat das also nichts zu tun.

Wer also Windkraftanlagen schon länger für ungefährlich hält, wird das daher auch weiterhin tun und sie akzeptieren - Fake News hin oder her.

Aber da du das Ganze schon dankenswerterweise verlinkt hast, zitiere ich mal daraus:

Eine statistische Verbindung besteht zwischen dem Glauben an Fake News und den drei betrachteten Dimensionen: Personen mit einer hohen Punktzahl im Test zu Wahn, Dogmatismus und religiösem Fundamentalismus weisen tendenziell eine höhere Punktzahl im Glauben an Fake News auf.

Hier wird also explizit auf Persönlichkeitsdifferenzen bei der Anfälligkeit für Fake News verwiesen.

Im Übrigen verweise ich noch einmal auf die nach wie vor von euch unbeantworteten Fragen:

1. Wo fangen für euch Fake News an?
2. Was soll denn gegen Fake News eurer Meinung nach unternommen werden?

Ich setze jetzt mal ein paar Punkte.
Wenn man sich auf ein paar einigen kann, macht das die Diskussion leichter.

  1. Fake News an sich beeinflussen keine Wahlen.
  2. Das liegt daran, dass das Problem nicht Fake-News an sich sind, sondern, dass Menschen dazu neigen, Nachrichten als wahr anzusehen, die in ihr Weltbild passen.

Beides denke ich, dass sowohl aus dem Eröffnungspost als auch aus den verlinkten Studien als gefestigt angesehen werden kann.

Das als Basis genommen stellt sich die Frage gar nicht, was Fake News sind. Es geht schlicht um Social-Media-Posts und Nachrichten, die die Wahrheit falsch oder verzerrt wiedergeben, vielleicht sogar auch um Nachrichten, die die Meldung so verzerren, dass von Menschen mit einem bestimmten Weltbild eine bestimmte Interpretation der Nachricht vorgenommen werden könnte. Es können sogar wahre Meldungen sein, die aufgrund des Aufretens eine Wichtigkeit vorgaukeln, die dem Thema nicht gerecht wird.

Und es emotionalisiert auch deswegen, weil es einen anderen verbindenden Faktor gibt außer Rechtsradikalismus.
Die meisten Menschen haben ein Bedürfnis sich sicher zu fühlen. Wenn die Berichterstattung nun den Eindruck erweckt, dass das nicht mehr gegeben ist, muss ich nicht zu Ausländerfeindlichkeit neigen um mich von dem Thema zu emotionalisieren.

Und das ist ein wichtiger Punkt, den man gerne diskutieren kann:
Nachrichten triggern die, in deren Weltbild sie passen. Damit lassen sich Gruppen verbinden und trennen, je nachdem, wo ich ansetze.
Alte gegen Junge, Studenten gegen Lehrlinge, Arbeitnehmer gegen Arbeitgeber, Rechte gegen Linke, Alle gegen Arbeitslose
Gezielt gestreute Fake-News können eine Gesellschaft spalten und gefährden damit die Demokratie. Und dabei ist irrelevant, ob es Fake-News sind - denn die werden von der Zielgruppe wie Nachrichten aufgenommen.

1 „Gefällt mir“

Ein Beitrag wurde in ein existierendes Thema verschoben: Was tun gegen Fake News?