Maximaleforderungen, Greta Thunberg und COP26

Stimmt, darauf wollte ich auch hinaus mit meinem Beitrag!

Ich fand diesen Abschnitt in der letzten Lage auch nicht gut. Die Klimaaktivisten machen doch nicht weiter Druck um irgendwelche politischen Ziele zu erreichen, sondern um das 1,5 Grad Ziel zu erreichen.

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Ich war richtig geschockt als Philip das sagte.
Die Bundesrepublik hat das Pariser Abkommen unterzeichnet. Der Bundestag hat es ratifiziert.
Ich höre von Fridays For Future immer nur dass sie fordern dass dieses beschlossene Abkommen umgesetzt wird. Dabei werden sie von Scientists for Future komplett unterstützt.
Wie das eine Maximalforderung sein kann ist mir schleierhaft. Das IST schon der demokratisch verhandelte und legitimierte Kompromiss.
Ich glaube hier ist die Lage dem Framing der Klimaschutz-Gegner auf den Leim gegangen.

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Ich weiß allerdings nicht, ob man seinem Ziel irgendwie näher kommt, wenn man die Abschluss-Erklärung derart diffamiert wie Greta Thunberg das tat. Deswegen haben wir uns um eine differenzierte Darstellung bemüht. Das Stichwort Maximalforderung bezog sich nur auf die gesellschaftliche Rolle von Aktivistinnen und Aktivisten - um konkrete Forderungen ging es in diesem Beitrag doch gar nicht.

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Ich glaube im Gegenszug nicht, dass es irgendeinen Unterschied macht, was Greta Thunberg fordert. Ob nun maximal, minimal oder irgendwas dazwischen. Es ist wichtig, dass sie und alle Verfechter gegen diese Klimakatastrophe fordern, mehr nicht. Leider ist der Druck immer noch zu wenig, weil eben immer noch viel zu wenige Menschen heute von den Veränderung echt negativ betroffen sind.

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Ich schätze, das Hauptproblem ist, dass klimabedingte Schäden, die man abbekommt, leider nicht mit nem fetten Sticker „proudly broad to you by Klimakrise“ kommen.
Zumindest die direkten Opfer der Flutkatastrophe im Ahrtal hätten ja allen Grund, die Klimakrise bekämpfenswert zu finden. Aber es hat dort nicht zu großem Umschwung bei der Wahl geführt. Und das wird wohl bei vielen Problemen so sein.

Ich muss mich Ulfs Bewertung leider anschließen: Im Diskurs sind Thunbergs Forderungen wohl Maximalforderungen, auch wenn sie nüchtern betrachtet wohl eher Minimalforderungen sind.

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Man kann das natürlich wunderbar spiegeln und sagen: Ich weiß allerdings nicht, ob man seinem Ziel irgendwie näher kommt, wenn man Glasgow als Erfolg verkauft. Oder als es gab „ups and downs“. Gemessen an unserem Ziel, dem 1,5° Ziel, ist die Abschlusserklärung von Glasgow und vielleicht der ganze COP Prozess ein Problem.

Fossile Brennstoffe tauchen hier das 1. Mal überhaupt auf in der Abschlusserklärung, nach 26 Konferenzen. Da wundert mich Greta Thunberg und ihre (m.E. berechtigte) Empörung nicht. Sie hat verstanden, dass wir eine grundsätzliche, ja radikale Transformation von unseren Systemen brauchen und nicht inkrementelle Schritte zu Net-Zero, einem Ziel, das auf nicht erprobte Technologien setzt.

Ich finde es wie gesagt eher verwunderlich, wenn dann auch in der Lage versucht wird zu differenzieren im Sinne von „das war ein mäßiger Erfolg“. Wir haben hier ein f**king Problem und wir haben nicht mal mehr 10 Jahre um das zu lösen.

Links habe ich euch ja dagelassen.

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Da sieht man den Unterschied von Politik zu Äußerungen von kleinen Minderheiten, Kommentare in Internetforen, Meinungen von Oppositionen oder Populistische Videos… Denn Fordern kann man Vieles, wenn man diese nicht an der Realität (oder nur eingeschränkt) messen muss.

Volle Zustimmung! Die ganzen Menschen, die die Entscheidung treffen, jetzt erst mal wenig zu tun, werden die Realität der Schäden durch die Erderhitzung ja nicht mehr in dem Maße mitbekommen und verweigern sich also der Messung an ihr. Wir sind ja nicht oft einer Meinung, freut mich, dass es offenbar bei so einem wichtigen Thema doch so ist!

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Sie haben da ja in gewissen Maße Recht - vergessen dabei aber genauso wie Greta & Co, dass die Politiker nicht nur die Klimaauswirkungen berücksichtigen müssen, sondern auch die konkreten Auswirkungen vor Ort.
Während in Deutschland die Beschlüsse zu höheren Strom- & Benzinpreisen führt und der Sozialstaat die schlimmsten Auswirkungen für die untersten 10% abfedern kann, führen vergleichbare Maßnahmen in Indien und anderen Entwicklungs- oder 3.Weltstaaten halt akut zu Hungertoten, Arbeitslosigkeit und ähnlichem.

Und dann steht die Abwägung zwischen einem kommendem Problem und konkreten Toten vor Ort…

Nicht für alle müssen nur auf ihre Erfahrungsreise nach Timbuktu etc. verzichten.

Ihr Post lässt sich fast nur so interpretieren, dass sie lieber jetzt Menschen konkret verecken lassen, als das Risiko einzugehen, dass in 20 - 50 Jahren ggfs. Menschen sterben werden. Das kann man als Klimaaktivist so sehen, als Realpolitiker oder auch nur Humanist eben nicht.

Davon abgesehen, dass der an den Tag gelegt Fatalismus eher auf Idologie denn auf Wissenschaft fußt:

Un weiter: wenn die Klimaaktivisten in Deutschland die Lage wirklich so fatal sehen würden, dann müsste die erste Forderung die sofortige Laufzeitverlängerung der AKWs sein, da dies die Einzelmaßnahme mit der größten Sofortwirkung wäre (AKW: Beim Weiterbetrieb ließe sich Eine Gigatonne CO2 einsparen - WELT). Davon hört man aber nichts. Ebensowenig exisitiert eine wirklich Bereitschaft, sich zu ändern - die Verantwortung wird auf die Politik abgeschoben: Studie zu 14- bis 29-Jährigen: Jugend nicht so grün wie gedacht | tagesschau.de. Und auch die, die am lautesten Schreien, halten sich nicht wirklich an ihre eigene Forderungen:

Insofern ist es vielleicht etwas vermessen, hier Maximalmaßnahmen zu fordern, ohne die „Nebenwirkungen“ zu berücksichtigen.

Es ist nur sinnvoll nach der Regierung zu rufen, dass sie Regeln erlässt.
Angenommen, ich fahre jeden Tag mit 110 über die Autobahn, werde ständig angeblinkt, überholt, geschnitten - und jetzt angenommen alle fahren 110.
Angenommen, ich verbringe meinen Urlaub aus ideologischen Gründen zu Hause, nach der Rückkehr ins Büro zeigt der Kollege seine Bilder von Strand und infinity-Pool in Tansania und hält mir einen Vortrag, wie naiv das sei zu glauben, dass ich mit meinem Verzicht tatsächlich etwas fürs Klima tun könne.

Angenommen, ich lege mein mariniertes Gemüse auf den Grill, während der Gastgeber gerade daneben das Spanferkel auf den Spieß packt. Dabei kommentiert er: “Gut, dass es euch Veganer gibt, dann können wir ja dementsprechend mehr Fleisch essen.“

Es ist nun mal so, dass der Einzelne nur wenig bewirken kann und je weniger die anderen tun sich desto blöder dabei vorkommt.
Das entbindet ihn nicht von der Verantwortung.
Die Frage stellt sich aber schon, wieso Leute auf sie zeigen, die nicht besser sind.

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Forderungen zu stellen, ohne die Inhalte selbst zu leben, ist einfach heuchlerisch. Wandel fängt beim Einzelnen an.

Nein, das ist nicht heuchlerisch. Oftmals benötigt das „selbst leben“ Rahmenbedingungen, die man selbst nicht verantwortet.
Als Beispiel: Ich muss zur Arbeit 100km am Tag pendeln. Weil der ÖPNV aber nur so fährt, dass ich entweder fünfzehn Minuten zu spät oder mehr als eine Stunde zu früh an meinem Arbeitsplatz bin, fällt der flach. Jetzt wollte ich mir im Sinne der Verlehrswende ein E-Auto zulegen. Problem: Ich wohne in einer Mietwohnung, mein Vermieter möchte aber keine Wallbox einrichten, auch nicht mit Kostenbeteiligung/-übernahme durch mich. Laden zu Hause fällt also flach. Laden an der Arbeitsstelle ist auch nicht möglich, da die nächste Ladesäule etwa 2,5km von meiner Arbeitsstelle entfernt ist. Verbleibt noch das Laden an einer öffentlichen Ladesäule in meiner Heimatstadt. Dort gibt es in einigermaßen praktikabler Entfernung zu meiner Wohnung vier potenzielle Ladeplätze. Diese sind allerdings (erfreulich) oft belegt. Die Wahrscheinlichkeit, nicht laden zu können ist also recht hoch. Problem aber: Mit aktuellen E-Autos, die nicht gerade ein Tesla sind, komme ich maximal 4 Tage zur Arbeit, dann ist Schluss. Das Risiko, dass der Fall Eintritt ist leider alles andere als gering. Ein E-Auto fällt damit bei aktueller Ladeinfrastruktur bzw. Gesetzeslage für mich weg. Trotzdem kann ich mich ja für die Verlehrswende einsetzen und auch fordern, dass die Infrastruktur dafür weiter ausgebaut wird.

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Was ist denn das für ein seltsames Argument? Es ist doch völlig egal, wie viel Grünenwähler fliegen. Das einzige, was ich an dem Argument gelten lassen kann, ist, dass man dann besonders aufpassen muss, ob die Grünen tatsächlich Klimapolitik machen wollen, oder ob ihre Klientel vielleicht nur behauptet, für Klimaschutz zu sein.
Das glaube ich deshalb nicht, weil man dann auch einfach FDP wählen könnte. Und selbst wenn es diesen Effekt zumindest zum Teil gibt (was ich auch glaube), ändert es doch nichts an den politischen Prozessen, die die Grünen hoffentlich anstoßen.

Und am Ende ist Klimapolitik wie fast alle Politik ein Koordinierungsproblem. Ich finde es absolut verständlich, wenn Leute sagen „Ich will mich gerne einschränken, aber nur dann, wenn es alle tun müssen, weil mir sonst das Preisleistungsverhältnis nicht reicht.“ Diese Koordinierung klappt halt am besten (wenn auch häufig nicht so gut, wie man hofft) über die Politik.

Konkrete Ausformung dieses Prinzips könnte sein: „Ich fliege hin und her und setze mich gleichzeitig politisch dafür ein, dass das so teuer wird, dass sich das niemand mehr leisten kann.“

Meines Erachtens ist das Rumkritteln an Umweltbilanzen einzelner Leute ein simples Ad-Hominem-Argument, um sich mit echten Argumenten nicht auseinandersetzen zu müssen.

Selbstverständlich kannst du Leuten ihre Flugmeilen um die Ohren schlagen, wenn sie dir persönlich sagen, dass du weniger fliegen sollst. Aber wenn sie sich für ein Gesetz stark machen, dass dir und ihnen das Fliegen madig macht, ist es irrelevant, wie viel sie vorher fliegen.

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„ggfs.“

Wirklich, ggfs.? Dieses Wort halten sie für angemessen? Beim Eintreten jedes heute noch möglichen Szenarios werden über 120 Millionen Menschen an den Folgen des Klimawandels sterben. Bei den wahrscheinlichen Szenarien deutlich mehr. Wie kannst du darüber so lapidar schreiben? Die Konflikte, Kriege und Migrationsbewegungen, die die Veränderung der klimatischen Verhältnisse auslösen wird, können wir nur uns nur ausmalen, nicht ausrechnen.
2,7 Grad bedeuten, dass 2,7 Grad nicht das Ende sind, sondern der Klimawandel auch nach 2100 fortschreitet, bis dann endlich ein paar Milliarden tot sind. Aber gut, denen müssen wir ja dann nicht mehr in die Augen sehen, das macht es anscheinend unwichtig.

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Das liest sich in der Tat wie wenn das eine unglückliche Konstellation ist. Also auch mit einem Tesla hättest du keine guten Karten für 400 km in 4 Tagen. Ist aber gar nicht notwendig. Eigentlich benötigst du nur ein 230 V Steckdose. Über Nacht kannst du damit für rd. 200 km Reichweite laden. Oder eben am Tag. Alternativ bietet sich vielleicht ein Super-Charger an, oder eine Schnell-Ladesation. Da müsstest du halt einmal die Woche beim Heimfahren einen Kaffee trinken (so lange dauert die komplette Ladung). Oder du gehst Einkaufen mit Kaffee- Trinken und lädst bei einer 22 KW Säule für 2 h. Du kannst auch einmal die Woche mit 400 V Steckdose laden, bei einem befreundeten Handwerksbetrieb. Ist alles mit Einschränkungen verbunden, aber keine wirkliche Hürde.
Dann zum ÖPNV. Leider gibt es wohl noch solche verkniffenen Arbeitgeber, die Terz machen, wenn die wegen ÖPNV 15 min zu spät kommst. Es mag auch Arbeitsplätze geben in denen es anders schwierig ist. Allerdings fehlt mir die Fantasie dazu etwas. Für manche Unternehmen braucht es dann halt moralische oder sogar gesetzliche Unterstützung. Denn mal im Ernst, was passiert denn ausgerechnet in der viertel Stunde?

Hallo Leo, danke für deine Anmerkungen! Grundsätzlich hast du natürlich Recht - es gibt schon noch Möglichkeiten, die Frage ist immer, wie praktikabel die sind.

Die ist aber dummerweise etwa 100m von der Straße entfernt, an der das Auto steht - gerade weil es auf dem Grundstück derzeit keinen weiteren Parkplatz gibt, möchte der Vermieter auch keine Wallbox einrichten (weil dazu ein zusätzlicher Parkplatz nötig wäre, der Grünfläche vernichten würde). Blöderweise ist zwischen Grundstück und Parkplatz ein Fuß- und Radweg, über den ich auch kein Verlängerungskabel legen kann.

Das wäre noch eine Idee! Da mache ich mich mal schlau, wie das Ladenetz an SuperChargern in der Umgebung so ist und wie teuer die sind - danke!

Ich arbeite (ab Januar) als Anästhesist im Krankenhaus. Die OP-Freigabe (und damit auch OP-Einleitung) muss morgens, damit das Programm des Tages abgearbeitet werden kann, im Fünf-Minuten-Takt erfolgen. Da ist regelmäßig zu spät kommen leider keine Option, weil es nicht in die Arbeitsabläufe passt. Wenn ich nicht gerade im OP bin, bin ich im Schichtdienst, bedeutet also komme ich später müssen Kollegen länger arbeiten. Auch nicht gerade gut, wenn das jeden Tag passiert (weil vom ÖPNV her nicht anders darstellbar).

Noch eine weitere Anregung. Der öffentliche Dienst steht ja eigentlich sowieso in der Verantwortung auch etwas zur Lade-Infrastruktur beizutragen. Vor unserem kleinen Krankenhaus vor Ort gibt es schon mehrere öffentliche Ladesäulen. Die Uni-Klinik in der nächsten größeren Stadt hat auch welche.
Zudem ist gerade ein neues Förderprogramm aufgelegt worden. Die 900 Euro pro Ladepunkt die es bisher für Privat-Personen gab bekommen jetzt Gemeinden und öffentliche Einrichtungen. Ist also bestimmt nur eine Frage der Zeit

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Sehe ich nicht so. In deinem konkreten Beispiel gäbe es ja z. B. die Möglichkeit, dass du dir entsprechend eine neue Wohnung suchst. Das ist aber - für mich völlig verständlich - für dich eine zu große finanzielle, organisatorische und ggfs. soziale Einschränkung. Ich würde das auch nicht machen. Ich fordere dann aber auch nicht von Indien oder anderen Ländern, dass sie - so wie der Eingangsposter - bereits jetzt Klimamaßnahmen ergreifen, die vor Ort zu massiven sozialen Auswirkungen führt.

Politiker auf der COP26 können eben nicht völlig isoliert nur den Aspekt des Klimas berücksichtigen, sondern müssen auch viele andere Faktoren in diesem Punkt berücksichtigen. Dass ist eben der Unterschied zwischen Wissenschaft, Klimaaktivisten und Politik:

  • Die Klimawissenschaft muss die Auswirkungen, Faktoren und mögliche Maßnahmen aufzeigen
  • Klimaaktivisten dürfen und sollen laut sein und sozialen Druck erzeugen
  • Politiker müssen aber die Abwägung zwischen den verschiedenen Strömungen treffen und dann den gesellschaftlich und sozialen Rahmen abstecken.