LdN398: ETFs und BlackRock

Artikel posten kann ich auch.

Ich würde bitten, nicht von Thema zu Thema zu springen. Ich habe über Lobby-Einfluss von BlackRock auf die Politik gesprochen. Das ist etwas anderes als der Einfluss, der durch Beteiligungen auf Unternehmen genommen wird.

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Blackrock ist es ziemlich wurst, welchen Unternehmen genau es gut geht. Worum sollten sie die das Wohlergehen bestimmter in ihrem Index abgebildeter Unternehmen fördern ?
Sie werden sicherlich zum Nutzen ihres Geschäftsmodelles lobbyieren. Das kann man kritisieren, mich würde allerdings wundern, wenn es ein Unternehmen gäbe, das dieses nicht tut.

Danke, genau das wollte ich auch noch zum Thema ETFs schreiben. Ich glaube selbst unter den Menschen, die anthropogenen Klimawandel als reales und großes Problem wahrnehmen, macht sich kaum jemand eine Vorstellung davon wie unfassbar verheerend die Folgen des Klimawandels in 30 Jahren sein werden. Das unter diesen Umständen weiterhin jedes Jahr der Aktienkurs steigen wird ist für mich eine geradezu absurde Vorstellung.

Was dann tun? Dann schaut’s sowieso ganz anders aus. Nicht dass ich ein Fan von dem propagierten Wirtschaftsmodell und dem ewigen Wachstum (und damit den ETF als sichere Anlage) wäre.

Das führt jetzt vielleicht ein wenig weg vom Thema, aber ich wäre mir da nicht so sicher. Aktienkurse sind eine Wette auf den zukünftigen Wert eines Unternehmens. Es sind durchaus Szenarien denkbar, in denen die Klimakrise zwar zu unglaublichem menschlichen Leid führen wird, der Wert privater Unternehmen davon aber nicht beeinflusst wird oder sich sogar positiv entwickelt.

Auch Krieg, Zerstörung und Leid kann man mit Profit betreiben. Die Theorie, dass sich wirtschaftlicher Gewinn und eine immer gerechtere Welt sich gegenseitig bedingen ist spätestens seit dem Aufstieg Chinas widerlegt. Auch Russland verdient mit Gas immer noch gutes Geld, der russische Börsenindex ist heute höher als kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs.

Umso wichtiger wäre es, Unternehmensgewinne durch Regulierung stärker mit der Nachhaltigkeit unternehmerischen Handelns zu verknüpfen. Weltweit und gerade auch bei uns.

Ihr seid hier in dem Thread sehr auf den Aspekt der Nachhaltigkeit diverser ETFs eingegangen. Mich würde jedoch folgende Punkt aus der Aufzählung weiter oben interessieren:

Was passiert denn volkswirtschaftlich, wenn jetzt 40 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland jeden Monat 100 € in ein ETF investieren?

Wenn also jeden Monat 4 Milliarden, oder jedes Jahr 48 Milliarden € in den Aktienmarkt fließen?

Führt das nicht automatisch zu einer Blase? So viel Dividenden können doch die Unternehmen gar nicht abwerfen, dass sich das lohnt?

Mit Dividenden hat das erstmal nichts zu tun. Es gibt Unternehmen, die zahlen praktisch keine Dividende, sind aber trotzdem rentable Aktien weil die Kurse steigen. Apple und Amazon haben da lange dazu gehört. Die Dividende ist einfach nur die Ausschüttung von Gewinnen an die Aktionäre. Das ist aber in der Regel der kleinste Teil der Kursbewegung einer Aktie.

48 zusätzliche Milliarden im Jahr ist für sich keine unglaublich große Summe für die globalen Aktienmärkte, wird aber tendenziell einen positiven Effekt auf die Kurse haben. Vermutlich messbar, aber ohne radikale Auswirkungen auf das Marktgeschehen.

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Anzahl der Aktien pro Unternehmen ist begrenzt und wird nur in Ausnahmefällen (Kapitalerhöhungen) erhöht.
Aktien werden laufend gehandelt und steigen bei hoher Nachfrage im Wert (–> steigender Kurs, steigende Kursgewinne). Die absolut zu zahlenden Dividenden sind davon unbetroffen.
Aktien die A kauft werden von B verkauft. Wobei B eben auch Banken sein können.

Ja und nein.
ETFs bilden Aktienindizes ab. Beispielsweise den S&P500, der die 500 wichtigsten US Unternehmen enthält. Die gelisteten Unternehmen können sich allerdings ändern. Alte Unternehmen fliegen raus, neue kommen hinzu. Dazu wird laufend die Gewichtung entsprechend der Marktkapitalisierung angepasst.
In den nächsten 30 Jahren werden sicherlich durch den Klimawandel beeinflusste Anpassungen vorgenommen werden (müssen).
Das „ewige Wachstums“ kommt natürlich nicht aus den ewig gleichen Unternehmen, sondern wird auch durch neue Trends getragen.
Einst wären Öl und Gasunternehmen unter den Top Aktienwerten. Heute sind es Techunternehmen. Tesla als E-Autobauer ist in die Top 10 Unternehmen aufgestiegen.
Nachhaltige Energien gehen auch an der Börse nicht vorbei. Hersteller von Solaranlagen, Windkraftanlagen oder Industriegasen werden zu neuen Playern, die Wachstum generieren.

In den USA, aber auch weltweit, hängen Renten- und Pensionsfonds und Versicherungen an der Börsenentwicklung.
Ich sehe da keine grundlegende Änderung durch den Klimawandel. Nur die gängigen Anpassungen.

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Hallo @Matder

Ich beziehe mich auf deine Aufzählung:

  1. eine inflationsbereinigte Rendite von knapp 5% finde ich nicht schlecht. Zumal die Anzahl der Outperformer marginal ist. Und die kann man im vornherein nicht zuverlässig bestimmen. Man spekuliert also darauf, dass man den richtigen erwischt. Bei mindestens 1% mehr Kosten.

  2. das Nicht-passiv-Investieren Argument bezieht sich auf die Preisbildung. Dafür ist aber nur eine Handvoll Marktteilnehmer notwendig. Würden komplett alle passiv investieren, dann ergäben sich Gewinn Chancen für jene, die aktiv analysieren, da sie einen Wissensvorsprung hätten. Da dann andere auch davon profitieren wollten, würden die nächsten wieder analysieren. Das passiert solang bis der Nutzen der Mehranalyse die Kosten nicht mehr rechtfertigt. Damit kommt es aber nicht zu „alle passiv“.

  3. der Sinn einer Buy and Hold Strategie ist ja gerade nicht das Gegensteuern. Sondern das Aussitzen. Die meisten Fondsanbieter sind nicht erfolgreich beim Gegensteuern. Weder in der Auswahl der Aktien noch des Zeitpunktes von Kauf und Verkauf. Sicher ist, dass das hin und her Kosten verursacht. Und Fonds deutlich höhere Kosten verursachen als ein MSCI World.

  4. wieso sollte ein ETF einen Crash verstärken? Wer Buy and Hold betreibt, verkauft ja gerade nicht. Er steht einfach an der Seitenlinie und schaut wie Käufer und Verkäufer die Preisbildung beeinflussen.

  5. das ist selbstredend. Dafür gibt es Factsheets und da sieht man die Zusammensetzung. Was in einem langweiligen MSCI World drin ist, kann man schön nachlesen. Wenn man wirklich diesen Aufwand betreiben möchte.

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Ich denke, es ist für Ulf und Philipp kaum möglich auf ein so komplexes Thema detailliert einzugehen. Etwas mehr Kontrovers wäre gut, zumal man für die genannte Rendite davon ausgeht, dass der Anleger zu 100% auf Aktien-ETFs setzt. Und damit auch der kompletten Schwankungsbreite ausgesetzt ist. Die Masse der „ich möchte doch nur für die Rente sparen“-Anleger würde einen 30% Rücksetzer emotional überhaupt nicht aushalten. Es ist gut, dass es noch in der Konzeptionsphase ist. Da sind noch ne Menge Fragen zu beantworten. Nicht zuletzt bzgl der Kommunikation.