LdN374 Förderung E-Mobilität

Auch interessant: was macht man mit alten E-Autos? Nach Russland oder Afrika verkaufen fällt ja eher weg.
Batterie in Zweitnutzung, Rest recyceln? Rechnet sich das? Oder verschrotten wie alte Verbrenner?

Solange das einzige Problem mit der Batterie ist, dass sie nicht mehr die nötige Reichweite hat, dann sollte die Zweitnutzung eigentlich kein Problem sein: auch 80% von 60 kWh ist als Netzspeicher noch für Jahre problemlos nutzbar. Aber auch da ist die Voraussetzung, dass die Batterien entweder „im Ganzen“ oder die einzelnen Zellen/Zellblöcke ausbaubar und mit entsprechender Regeltechnik kombinierbar sind.

Aber auch da: wenn das Innovationsbedürfnis der Autohersteller einer sinnvollen Zweitnutzung in den Weg gerät, dann sollte diese Zweitnutzung durch staatliche Regulierung sichergestellt werden. Denn wenn E-Auto-Batterien tatsächlich keiner Zweitnutzung zuführbar sein sollten, ist auch das ein Kostenfaktor der letztlich auf die Kunden umgelegt wird und sich extrem schlecht auf die Ökobilanz auswirkt (auch wenn die dann immer noch besser als ein Verbrenner ist).

EDIT: Auch hier ist der Leaf für mich ein positiv-Beispiel: Etliche alte Leaf Batterien werden zu Hausspeichern umgewandelt, das ganze ist praktisch plug&play: https://www.youtube.com/watch?v=XHZWGLzT7gg

Es gibt da ja schon einiges was dabei beachtet werden müsste. Vor allem wenn wir dann rechnen, dass da schnell 300.000 km und mehr zusammen kommen, dann geht es da um viel mehr Teile als nur um den Akku. Das fängt bei banalen Sachen wie den Sitzen an. Die sind halt irgendwann doch durch. Das mag dann vielleicht für den Pendler der vom Dorf immer nur 10 km in die nächste Stadt muss weniger relevant sein, für jeden der täglich etwas länger unterwegs ist aber schon.

Es gibt aber natürlich viel mehr Teile die natürlich mit steigendem Alter immer größere Ausfallwahrscheinlichkeiten haben.
Bei manchen Teilen könnte das durch eine andere Auslegung vielleicht ganz gut erweitert werden, bei anderen dagegen deutlich schwieriger. Zudem heißt die Nutzung eines 25 Jahre alten Autos natürlich auch, dass die Technologie auf dem Stand von vor 25 Jahren ist.

Für die Zukunft soll es aber ja eben nicht so sein, dass Elektroautos vorwiegend als Zweitwagen für Leute die daheim laden können in Frage kommen, sondern auch als Erstauto für Leute die auf Laden beim Einkaufen oder an öffentlichen Ladesäulen angewiesen sind.

Diese average costs werden aber ja als Durchschnitt im allgemeinen errechnet. Ersatzakkus die heute so technisch nicht mehr relevant sind werden aber wohl nur noch in kleinen Stückzahlen gefertigt und liegen dann logischerweise deutlich über diesem Durchschnitt.

Und da neuere Akkus laut Berichten ja signifikant länger halten als die eher alten Akkus deines Leafs ist auch die Frage ob es dann diesen Austauschakku überhaupt als Regelfall geben muss oder ob das dann nicht eher eine Sache für Ausnahmefälle mit Defekt ist, also vergleichbar mit dem Austauschmotor bei Motorschaden.

Dass es eine Möglichkeit geben muss die Akkus nach Ihrer Lebensdauer eine Zweitnutzung in Hausspeichern oder in großen Speicheranlagen zuzuführen finde ich aber auch wichtig um hier möglichst nachhaltig agieren zu können.

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27% aller Haushalte besitzen zwei oder mehr Autos. Das Zweitauto ist damit ein erheblicher Teil des deutschen Automarkts. Entsprechend sehe ich keinen Widerspruch darin, Autohersteller zum Bau guter Zweitwägen zu animieren und gut ausgestattete Erstautos zu produzieren.

Bei der Zumutung, die viele „moderne“ Infotainment-Systeme heute sind, sind mir ein paar solide Knöpfe und Schalter fast lieber als das Neuste vom Neuen :rofl:

Aber du hast natürlich recht: Irgendwann kommt der Kipp-Punkt, ab dem es auf einmal erheblich aufwändiger wird, ein entsprechend langlebiges Produkt zu bauen. Keine Ahnung, wo der bei E-Autos ist. Aber vermutlich viel weiter hinten, als die Hersteller das gerne bauen wollen. Hier im Ort fahren noch diverse 50+ Jahre alte Traktoren durch die Gegend (und werden auch ersthaft genutzt), ein gutes Smartphone kann man heute praktisch so lange nutzen, bis das Betriebssystem nicht mehr geupdated wird (vor allem, wenn sich die Batterie wechseln lässt), ein guter Laptop hält in praktisch jeder Hinsicht 5+ Jahre usw.

Das geht aber auch nur, weil das so die einfachsten und wenig leistungsfähigsten Zellen sind, die der Markt so hergibt. Sobald du eine Kühlung/Heizung brauchst (und das braucht man, wenn das Elektroauto wirklich Erstwagen-Alltagstauglich sein soll) wird das deutlich komplexer. Auf einmal braucht es Wärmeleitmittel, Klebstoffe, uvm.

Auch das Packaging wird immer besser, indem man die Zellen zu einem tragenden Teil im Fahrzeug macht.

Vor einiger Zeit hat das Startup „Our Next Energy“ ein Tesla Model S mit einer verbesserten Batterie ausgestattet und damit die bisherige Kapazität des Akkus von 103kWh auf 203kWh erhöht. Dass das technisch bei einem Leaf auch geht ist völlig klar, aber die Frage ist zu welchem Preis. Billiger als die Serienbatterie wird es bei den Kleinstmengen nicht sein.

https://www.electrive.net/2022/01/06/batterie-startup-baut-tesla-model-s-mit-1-200-km-reichweite/

Aber so funktioniert Massenproduktion nun mal nicht. Man entwickelt nicht die neuste Top-Technik, um sie dann in ein kleines billiges Zweitauto für 15.000€ zu werfen, welches eine geringe Gewinnmarge hat.
Neue Technik setzt immer in der hohen Preisklasse ein, weil sie eben Geld kostet. Diese Technologie wird mit der Zeit günstiger und wandert in kleinere, günstigere Autos herab. Kleinwagen für kleines Budget stehen mehr oder weniger vor der Tür, und das schon 20 Jahre nach Start des Elektroautos als solches.
(I know, erstes Elektroauto war der Lohner-Porsche, I know es gibt schon länger die Ansätze, aber technologisch so wie es jetzt mit Li-Ion ist, sind wir etwa seit der Zeit)

Wie gesagt: als Zweitwagen und viele andere Anwendungen wäre ja die Technologie von 2016 durchaus ausreichend :wink:

Ich nehme auch an, dass sich dafür ein Hersteller finden wird. Vermutlich nur kein Deutscher. Was ich schade finde, denn ein mit uigurischer Zwangsarbeit hergestelltes Auto will ich auch nicht kaufen. Vielleicht dann eher ein Osteuropäer oder Inder. Für mich verpassen es die deutschen Hersteller gerade, einen spirituellen Nachfolger z.B. des Golf (ursprünglicher Listenpreis des Golf I war 14.000 Euro inflationsbereinigt) zu schaffen.

Ich rede ja nicht von Zweitautos, sondern explizit von Zweitautos für Leute die daheim Laden können.

Bei mir im Viertel lebt zwar der Großteil der Menschen in Reihenhäusern, aber diese sind nur für Be- und Entladen mit dem Auto erreichbar. Geparkt wird in Garagenhöfen und da ist das mit der Ladeinfrastruktur schon schwieriger.

Also selbst für Zweitwagen ist eine Technologie für halbwegs schnelles Laden von Bedeutung. Die Dimensionierung der Akkus kann aber kleiner ausfallen.

Des einen Zweitwagen ist aber des anderen Erstwagen. Und siehe oben wäre selbst als Zweitwagen nicht überall das selbe niedrige Niveau ausreichend. Irgendwann kommt ein Punkt wo ein Auto 1) zu wenig Marge abwirft und 2) zu wenige Kunden hätte. Daher werden eben dann doch Autos angeboten die etwas mehr können. Das heißt es gibt eben keine Reichweiten von 100 km, nur weil es auch Leute gibt die nur 10 km pendeln. Und das heißt, dass Ladezeiten jenseits von gut und böse wohl auch nicht mehr verfügbar sein werden.

Empfehlung für einen sehr informativen Podcast zur E-Mobilität, den ich gerade gehört habe.
Populäre Irrtümer/Vorurteile werden begründet widerlegt.
Das einzige Problem, das aus meiner Sicht bleibt: der Anschaffungspreis (zumindest deutscher Hersteller).

Sehr informativ.
Obwohl es immer etwas „speziell“ ist wenn man Leute interviewt die von einem Thema absolut überzeugt sind und mögliche „Defizite“ mit Begriffen wie „Blödsinn“ oder „haben alle keine Ahnung“ wegbügeln.
Bissl mehr neutrale Sachlichkeit ist bei solchen kritischen Themen oft hilfreicher. :wink:

Aber sonst sehr ausführlich und locker

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Fand schon, dass Vorteile begründet und auch evtl. Nachteile genannt wurden. Begeisterung ist ja erstmal nichts Negatives :wink:
Ich finde auch die realen jahrelangen Erfahrungen vielsagend. Und Volker Quaschningnist zudem Experte.
Meine Freundin hat einen ID3 und ich find ihn super. E-Autos sind wirklich toll.
Ich selbst hab leider noch keins. Wir tauschen unser Auto immer erst, wenn es (bald) nicht mehr fährt.

Da stimme ich zu, schön leise, sehr angenehm zu fahren.

Wie im Podcast anklingt liegen die „Nachteile“ ja nicht am E-Auto an sich sondern (noch) an externen Faktoren.

Begeisterung ist toll. Allerdings ist auch Christian Lindner von der Schuldenbremse begeistert. :wink: will nur sagen man sieht dann ggf über Dinge etwas leichter hinweg, was aber völlig normal ist. :+1::wink:

Der beste Satz im dem Podcast:“ Man kann pauschalisieren, das man nicht pauschalisieren kann. Es gibt immer Edge-Cases wo es nicht funktioniert“

Manche Punkte („Wenn ein E-Auto brennt, braucht man nur mehr Wasser“) waren sicher stark vereinfacht, auch das Thema Ladeinfrastruktur wird nur sehr rudimentär angesprochen.

Aber sonst ausführlich diskutiert

Das stimmt ja letztlich auch. Es gibt immer Ausnahmen. Die Schuldenbremse funktioniert allerdings strukturell nicht. Und: Ich glaube nicht, dass C.L. selbst von der Schuldenbremse begeistert ist.

Ich habe tatsächlich gedacht, dass E-Autos gefährdeter sind zu brennen. Dazu haben sie Zahlen geliefert und es ist nicht so.

Ansonsten Zustimmung

Soweit ich weiß brennen die nicht häufiger als Verbrenner. Nur sei das löschen chemisch-physikalisch bedingt sehr aufwändig. Aber da entwickelt man grad wohl praktikable Lösungen.

Alles machbar. Dauert halt manchmal etwas, geht nicht sofort für alles/alle.

Aber zum Thema:

  • Ggf eine primäre Förderung des Ausbaus der Ladeinfrastruktur samt Vereinheitlichung der Ladekarten/Apps (ähnlich Deutschlandticket) = durch den Staat

  • Erweiterung des E-Auto Angebots durch die Hersteller über alle Klassen (Kleinstwagen bis LKW) und alle Preisklassen (Einstieg ab 20.000€ maximal) = Autohersteller

  • parallel Förderung ÖPNV und Radverkehr als Alternative = Staat und Hersteller

Sie brennen seltener.

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