LdN 369: Wer spaltet unsere Gesellschaft?

Das ist aber ehr ein indirekter Effekt und nicht wirklich stabil. Auswirkungen hätten deutliche Senkungen der Sozialabgaben auf Medianeinkommen. Außerdem dürfen Förderungen nicht mehr mit der Gießkanne kommen, sondern müssen Einkommens- und Vermögensgerecht genehmigt werden. Es gibt noch genug andere Dinge für die sich aber keine relevante Partei auch nur im Ansatz wirklich einsetzt. Stattdessen wird der populistische Kampf für und gegen Armut geführt und die Entlastung der angeblichen Leistungsträger.

… Satz gel. Mod.
Natürlich geht das. Sicher kann man riesige Vermögen nicht einholen, aber selbstverständlich ist Vermögensaufbau durch hohes Einkommen möglich und kommt auch laufend vor. Einkommensungleichheit existiert doch nicht nur im Extremen, sondern v.a. im mittleren Bereich. Die meisten Leute wollen auch nicht Milliardär werden sondern einfach zur typischen Mittelschicht aufstoßen (Auto, Haus, Urlaub, einigermaßen Sorgenfrei). Schon 500€ mehr im Monat hätte, würde bei so vielen Arbeitnehmer*innen einen erheblichen Unterschied der Lebensqualität bewirken. So ein Einkommen hilft ja auch bei der Kreditaquise. Muss ja niemand sein Haus Bar bezahlen können.

Ihre Haltung scheint nur ins negative zu gehen. Vermögen besteuern würde den Staatskassen helfen und ist deswegen sehr wichtig! Aber die wirtschaftlichen Probleme der Arbeiterschaft werden unmittelbar nur verbessert, wenn der Lohn steigt.

Sie haben ja Recht, dass es eine Vermögenskonzentration gibt, die mit einer Stàrkunf der Mittelschicht nicht grundlegend geändert würde, aber selbstverständlich kann man das Leben von Millionen Menschen durch Einkommenspolitik verbessern. Und daran scheitert die Politik eklatant, da die Sozialdemokratie (nur die ist zuständig!) v.a. den untersten Einkommensschichten hilft. Das aber sind nur wenige Leute. Sie müssen sich endlich (auch) um die Mittelschicht kümmern.

Nein.
Ich bin sehr dafür, Einkommen im unteren mittleren Bereich deutlich zu erhöhen.
Meine Bemerkung bezig sich nur darauf, dass die enorme Vermögensungleichheit selten thematisiert wird, jedoch ganz besonders für die Spaltung der Gesellschaft verantwortlich ist.

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Ich befürchte, das ein gewisser Teil derer, die über entsprechendes Vermögen verfügen, teils selbst direkt oder indirekt politisch aktiv sind und da maßgeblich mitentscheiden können.
Daher sind Ideen, an diese Vermögen heranzugehen, wohl in diesen Kreisen unpopulär

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Umso mehr muss es thematisiert werden.

Allein schon, dass Geldwäsche und Steuerhinterziehung unzureichend verfolgt werden. Lieber erfindet man stattdessen neue Bürgergeld-Sanktionen und diskriminierende Bezahlkarten, die in bestimmten Gegenden/Kleinstädten durchaus eine echte Gefahr durch Markierung von Menschen herbeiführen. Auch wenn dadurch kaum Geld gespart werden wird.

Deutscher Reichtum wird versteckt, klein geredet, fälschlicherweise mit Leistung begründet. Ich finde es sehr schlimm und gefährlich, dass Vermögende so wenig zum Gemeinwesen beitragen. Das führt dazu, dass notwendige Sozialleistungen gekürzt werden, dass kleine Einkommen zu sehr belastet sind, dass die Infrastruktur zerfällt.

Auch das führt zur Spaltung der Gesellschaft.

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Absolut.

Wenn man aktuell gesagt bekommt, wenn Du Dich nur genug anstrengst und genug Leistung zeigst, kannst Du vermögend werden, Du aber trotz mehr Leistung nicht zwingend mehr Geld verdienst (vor allem im sozialen Bereich), macht das unzufrieden und erzeugt Unverständnis.
Wenn das weiter auseinanderdriftet spaltet das sicherlich.

Wenn zudem wie schon genannt von den gewählten oder oppositionellen Parteien keine tragfähigen und glaubhaften Lösungen kommen, verschärft das die Perspektivlosigkeit auf der „ärmeren“ Seite, festigt aber die Ignoranz auf der „reicheren“ Seite. Dort wird es nicht als Problem wahrgenommen, weil man selbst ist ja vermögend.
Da wird eher als Bedrohung empfunden, was den eigenen „Reichtum“ schmälert, also höhere Steuern aufgrund höherer Sozialleistungen oder Klimaschutzmaßnahmen. Da findet sich dann eher eine Problemgruppe, die es politisch zu bekämpfen gibt (Grüne, Bürgergeldempfänger,…)

Problematisch sehe ich hier unsere verkrusteten Strukturen, die viele zum eigenen Vorteil bewahren wollen.
Das erfordert viel politischen Mut und Tatkraft, das anzupacken.
Olaf Scholz scheint da keine Ambitionen zu haben?!

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Ich meine es war vor nicht allzu langer Zeit in der Zeit online, wo der Median neu berechnet wurde und man sehen konnte, wo man sich sebst einordnen muss. Da kam raus, dass das Durchschnittseinkommen in Deutschland bei ca. 1800€ Netto liegt. Ich konnte das leider nicht auf die Schnelle finden.

Eine große Gefahr für die Demokratie ist Vermögensungleichheit.
Interview mit Elitenforscher Michael Hartmann

Zitat Wikipedia " Die Abgehobenen. Wie die Eliten die Demokratie gefährden 2018
In seinem jüngsten Buch geht Hartmann dem Zusammenhang zwischen der neoliberalen Politik der Eliten und dem Aufstieg des Rechtspopulismus nach."

Und auf arte 42 Bedrohen Superreiche die Demokratie?

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Das Thema des Chats ist ja, wer die Gesellschafts spaltet. Mir kommt auch schon im Interview zu wenig heraus, dass es vorbei an Fakten bestimmten Gruppen darum geht, die Unzufriedenheit bewusst schüren und dies für eigene Zwecke zu nutzen. Neben den Rechten setzen Unternehmen aus dem Bereich fossile Energien seit Jahrzehnten viel Geld ein, um Wissenschaftler und Politiker zu diskreditieren. Ein Beispiel: Das sogannte EIKE-Institut. Wenn man die Stimmung so aufgebaut hat, geht es für Viele nicht mehr darum, Aussagen inhaltlich zu prüfen.
Hier spielen die neuen Medien eine wichtige Rolle.
Die Sitution in unserem Land ist geprägt von gut 70 Jahren Demokratie, also von Bürgerverantwortung. Wir sollten das nicht schlecht reden, sondern uns wehrhaft zeigen.

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Bezüglich der Rolle der Medien habe ich die Wahrnehmung in meiner lokalen und ländlichen Blase (Emsland), dass sich dort die Medien immer mehr tendenziös gegen linke und vor allem Grüne Positionen berichten. Teilweise werden eher AfD-freundliche Themen verteidigt oder die AfD auf eine Stufe mit den Grünen gestellt. Auch in Interviews mit Personen, die eher dem rechten Spektrum (nicht rechtsextrem) angehören, wurden faktische Falschbehauptungen nicht einsortiert oder entsprechend Gegenrede betrieben.

Ein noch recht mildes Beispiel inklusive Kommentar der Redaktion ist hier zu finden: Feindbild Grüne: Warum die Öko-Partei so gehasst wird | NOZ

Da ich mich selbst so bewerten würde, dass ich eher moderne und städtische politische Meinungen vertrete und in meinem Freundeskreis eher gegensätzliche Positionen vertrete, verfolge ich mit Sorge die zunehmende Spaltung zwischen Stadt und Dorf und die mangelnde Fähigkeit des Diskurs. Insbesondere weil nicht mehr von gleichen Fakten gesprochen wird. Dies wird sich immer weiter verschlimmern, wenn es kaum neutrale auf Fakten basierende Berichterstattung in den lokalen Medien gibt.

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Die Politik der Grünen hat die größte Nähe zu dem, was die Wissenschaft zu den Themen Klimawandel, Umweltverschmutzung und Ressourcenverbrauch sagt. Die Konsequenzen daraus sind Veränderung und Verzicht. Das wollen viele Menschen nicht. Es geht um den Kampf zwischen Fakten und selbstdienlichen kognitiven Verzerrungen. Oder um das in der Psychologie bekannte Problem des Abwägens zwischen kurzfristigen und langfristigen Konsequenzen. Hier ist die Gesellschaft gespalten. Es ist schon erschreckend, aber sind die negativen Konsequenzen inseres Handelns sichtbar, gibt es Mehrheiten für bspw. Klimaschutz (z.B. nach der Ahrtal-Überschwemmung). Es gibt eine aktuelle Studie der Uni Hildesheim, Johann Majer, zum Thema Rücksichtnahme auf Interessen nachfolgender Generationen bei aktuellen Verhandlungen.

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