Krise bei VW

Ein gutes Head Up Display könnte einen Tacho durchaus ersetzen, und sogar Navigationsanweisung direkt in die Scheibe projizieren.

Warum ein Lenkrad komplett rund sein muss, verstehe ich nicht.
Die wichtigsten Funktionstasten am Lenkrad sind sicherlich der Tempomat und Multimedia Funktionen (lauter leiser, nächster Song / Sender / Kapitel).

Beim Blinkerhebel hast du aber vollkommen recht. Hier auf Knöpfe zu setzten wie Tesla, halte ich für vollkommen falsch.

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Ja, BMW hat das beste HUD. Hab ich im iX. Wenn ich wählen müsste, wäre es trotzdem der Instrumentencluster hinterm Lenkrad.

Ich meinte natürlich mit rund „geschlossen“ und nicht so ein halbes Pseudo-Rennwagenlenkrad wo man beim Übergreifen ins Leere greift. Meins ist auch nicht komplett rund.

Ich sage nur Kreisverkehr, ein Teslafahrer wird da nie blinken (können). Und wenn, dann zu 50% in die falsche Richtung. :smiley:

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Das vermute ich auch. Und das war lange möglich, weil die Märkte da waren. Da konnten, besonders bei VW auch wenig effiziente, aber teure „Zwischenstufen“ eingebaut werden, nicht Arbeiter, nicht Manager. Wie oben schon erwähnt die ca. 9000 Angestellten mit Tarif Plus (und 120 bis 150 tsd Euro im Jahr + Diebstwagen). Das fällt VW jetzt auf die Füße - unter anderem.

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Und da war ich bei VW zuletzt auch sehr enttäuscht. Wenig Kulanz in der Garantiezeit. Warnlampen nach 7000 km - Grund unklar? Tlw auch schlechte Fertigung. Ok war ein Coronaauto und nur mein Eindruck - wobei o.g. Probleme auch in den einschlägigen Foren viel diskutiert - also kein Einzelfall - waren. Das schreckt zumindest mich ab und wird meine evtl. nächste Herstellerwahl sicherlich beeinflussen.

Aus meinen Erfahrungen als Ingenieur (ETH, danach 20 Jahre in grösseren und kleineren Firmen) würde ich primär dem Management die Schuld geben. Gerade wenn ich mit älteren Kollegen spreche, die noch die 80er erlebt haben, bin ich immer wieder erstaunt. Damals ging es um die Technik. (Nicht umsonst war da mal ein Werbespruch:„Fortschritt durch Technik“ ) Damals wurde so lange gebastelt, und beliebig viel Geld in die Hand genommen, bis ein Kundenwunsch erfüllt wurde. (Bazahlen durfte er das natürlich auch.)

Aber dann mit der DotCom-Blase der späten 90er, wurde es zur Lehrmeinung, dass gute Ideen und Fortschritte nur so auf der Strasse rumliegen. Man muss sie einfach nehmen, mit genügen PR hypen, und dann wird sich auch der Wirtschaftliche Erfolg einstellen. Dieses Konzept hat viele der Heute riesigen Firmen grosse gemacht. (Tesla, Microsoft, Apple, … )

Es geht seither nicht mehr darum dem Kunden sein Problem zu lösen, sondern dem Kunden den Eindruck zu vermitteln, dass die Standardlösung sein Problem löse.

Es sind dann auch die Jahre um die Jahrtausendwende, in denen an den grossen Hochschulen und TUs die Lehrpläne der Ingenieure um Fächer wie Marketing, PR, BWL oder Leadership ergänzt wurden.

Seither wird die alte Technik in infinitesimalen Schritten weiterentwickelt. Aber ja immer so, dass sich im Wesentlichen nichts ändert. Die Kreativität wird darauf beschränkt, kreative Manipulationen zu entwickeln. Zum Beispiel reduziert der eine Ingenieur im einen Jahr die Kosten eines Teils, indem es neu aus Kunststoff hergestellt wird. Im nächsten Jahr kommt derselbe Ingenieur und verlängert die Lebensdauer indem er es aus Alu herstellt. Der Geschäftsleitung wird dann vorgerechnet, dass man letztes Jahr die Kosten halbiert und dieses Jahr die Lebensdauer verdoppelt hat. Faktisch ist es wieder dasselbe Teil, das man vor 2 Jahren schon hatte.

Der Verkauf wundert sich dann zwar, warum das Teil weder günstiger noch langlebiger wurde. Aber das darf der Verkauf ja nicht melden. Also wird ein anderer Grund für die hohe Garantiefallquote gesucht.

Die Firmen sollten sich wieder viel mehr auf das Sein ihrer Produkte fokussieren, als auf den Schein für die Aktionäre.

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Das hat sich in letzter Zeit verbessert. Ich schaue seit dem ich ein Auto habe, also Seit ca. 17 Jahren, alle paar Monate wieder mal in den Occasions-Plattformen nach, was ich denn aktuell für ein Auto kaufen würde. (BEV, 5 Türen, 5 Sitzplätze, Abstandstempomat, Rundumkamera, < 30’000, > 400 km Reichweite) Das waren bis ca. vor einem Jahr immer nur Japaner und Koreaner. (Hin und wieder mal ein Franzose und selten ein BMW)
Ökologisch, günstig und immer top ausgestattet.

Seit wenigen Monaten gibts aber mit den ID4 und ID5 passende Familienkutschen, die halbwegs akzeptabel sind. Aber ja, VW hat es in den letzen 20 Jahren schlicht nicht geschaffte attraktive Fahrzeuge zu lancieren.

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Gestern lief bei ZDF Info eine Doku über die Ölkrise in den 70er (sehr interessant):

Da ging nicht nur um die Krise selbst sondern auch die wirtschaftlichen Folgen, die für mich teilweise neu waren, z.B. Bankenpleiten in Westdeutschland.

Und da hieß es, dass es damals auch eine größere Krise bei VW mit Massenentlassungen (aber ohne Werksschließungen) gab. Die Lösung damals war, sparsamere Autos zu bauen und so einen Wettbewerbsvorteil gegenüber z.B. den Amerikanern zu haben.

In Bezug auf die Flottengrenzwerte fand ich das ganz interessant:

TLDR: Große Autokonzerne wollen stets Planungssicherheit, versuchen aber gleichzeitig, festgelegte Regelungen wie die EU-Flottengrenzwerte für CO₂-Emissionen aufzuweichen. Diese Grenzwerte sind seit 2021 bekannt und gelten ab 2025.

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Diese Vorgaben haben die deutschen Konzerne in der Vergangenheit aber schon einhalten können(von 2022):

Und das hätten sie wohl auch jetzt geschafft, aber das Management setzt halt nicht konsequent genug auf Elektroautos.
Gleichzeitig heulen sie bei E-Autos wegen fehlender Ladesäulen aber wenn der Staat da regelnd eingreifen will lassen sie über ihren politischen Arm (FDP) auf Technologieoffenheit pochen.
Am Ende ist jeder andere Schuld nur nicht die Chefetage der Autobauer selbst.

edit:
Nicht nur VW hat ja Probleme mit den CO2-Flottengrenzen:

Der CEO von Renault äußert sich in dem Artikel derart dreist, dass man fast Beruhigungstabletten braucht:

Er befürchtet, wegen der schwachen E-Auto-Nachfrage drohen den europäischen Herstellern Geldstrafen in Höhe von 15 Milliarden Euro. „Wenn die Elektrofahrzeuge auf dem heutigen Niveau bleiben, muss die europäische Industrie nach unseren Berechnungen möglicherweise 15 Milliarden Euro an Strafen zahlen oder sie muss die Produktion von mehr als 2,5 Millionen Fahrzeugen aufgeben“, sagte der Renault-Chef in einem Interview mit dem französischen Rundfunksender France Inter. Er meint, die Geschwindigkeit der Umstellung auf Elektrofahrzeuge sei nur halb so hoch, wie das Tempo, das nötig wäre, um keine Strafen zahlen zu müssen.

Die Verschärfung der Grenzwerte ist laut de Meo kein geeigneter Weg, um den CO2-Ausstoß zu verringern. Er fordert hingegen mehr Flexibilität bei den Fristen. Außerdem kritisiert er, dass sich die Hersteller zu sehr auf langfristige Ziele fokussieren, wie das Verbrenner-Aus 2035. Dabei würde die Industrie übersehen, dass es schon kommendes Jahr schwer wird, die gesetzten Ziele zu erreichen.

Der Mann scheint in einer Parallelwelt zu leben, denn er selbst (als CEO) hat ja genau die Dinge zu verantworten, die er hier kritisiert, weil auch sein Konzern zu langsam auf E-Autos umgestellt hat.

Was nützt es, wenn die Politik Ziele vorgibt, wie die Flottengrenzwerte, wenn die Autohersteller die einfach ignorieren und am Ende auf Kosten der Arbeiter in wirtschaftliche Probleme laufen. Eigentlich dürfte man denen überhaupt nicht helfen. Aber Politiker, die dafür die Eier haben, sehe ich in Deutschland kaum, schon gar nicht bei ABC-Parteien (AfD, BSW, CDU/CSU).

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Wenn von der Regierung speziell Habeck jetzt tatsächlich wieder Milliarden für einen mies geführten Konzern mit extrem hohen Gewinnen bereit gestellt werden. muss man sich als Wähler wirklich betrogen fühlen. VW hat genug Geld um selbst zu investieren, dann müssen eben die hohen Gehälter runter und Boni und Dividenden gestrichen werden. Der Konzern macht immer noch fette Gewinne und keine Verluste. Sowas nennt doch die Lobbypartei FDP Eigenverantwortung oder? Wenn jetzt die frei gewordenen 10 Mrd. vom Wirtschaftsministerium so verschleudert werden, hoffe ich die Ampelparteien fallen wirklich noch tiefer, anders lernen sie es wohl nicht. Wir wissen nämlich alle, dass jede Subvention in diese Branche wieder vor allem Menschen Geld schenkt, die es nicht brauchen. Klientelpolitik für die oberen Prozente der Gesellschaft.

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Würde reflexartig sofort zustimmen. Aber leider ist es nicht so einfach (Arbeitsplätze, vielleicht dann doch eine Schlüsselindustrie, die uns anderswo Ressourcen freigibt - über Steuern usw.).
Wenn Unterstützung, dann mit Auflagen: Boni weg (wofür denn auch), Ausschüttungen verringern. Ich bin weder Volks- noch Betriebswirt. Was ich aber sagen will - Unterstützung zielgerichtet und auch für die Gemeinschaft sinnvoll, also nicht nur am Ende in die Shareholdervalue oder in das Gehalt von den Spitzen!Managern überspitzt formuliert.

Das ist genau der springende Punkt. Die legt ja der Vorstand Aufsichtsrat (quasi im Auftrag der Aktionäre) fest, also de facto die Besitzer. Und wenn die Besitzer eines Unternehmens in guten Zeiten zu kräftig in die Kassen greifen, sodass sie in schlechten Zeiten nichts mehr haben um zu investieren, dann sehe ich keinen Grund diese Kurzsichtigkeit zu belohnen bzw. zu schützen.

Und auch wenn das natürlich am Ende die VW-Mitarbeiter trifft, sind die Schuldigen der Krise eben die Besitzer von VW (vor allem die „normalen“ Aktionäre, nicht das Land Niedersachsen, denn das hat ja nichts von arbeitslosen VW-Leuten oder fehlenden VW-Steuern).

edit:
Vorstand und Aufsichtsrat verwechselt, danke an @mr.mucki für den Hinweis. :slight_smile:

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Letztlich ist es aber ja so, dass VW nicht in einer existenziellen Krise ist (zumindest heute) sondern schlicht Überkapazitäten hat weshalb man am Standort Deutschland Kapazitäten abbauen will.

Sowas ist erstmal wirtschaftlich gesehen ein ziemlich normaler Vorgang. Hätte man in guten Zeiten weniger Entnommen wäre heute trotzdem diese Überkapazität vorhanden.

Ich bin auch kein großer Freund dieser „Boni Kultur“, aber ganz nüchtern muss man eben sagen, dass die Leute die hier die Entscheidungen treffen eben einfach sagen können, dass man dann halt in Deutschland die Kapazitäten abbaut wenn niemand für diese Kapazitäten zahlt. Wenn man also Arbeitsplätze erhalten will um das Risiko zu minimieren, dass im Falle wieder steigenden Absatzzahlen die Kapazitäten im Ausland neu aufgebaut werden, dann läuft das wohl kaum über die Vorgabe keine Boni und keine Gewinnausschüttungen.

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Und dennoch wird wie so oft der Gewinn privatisiert, der Verlust sozialisiert. Leidtragende sind die Mitarbeiter (OK ein Teil davon) und wir alle…

Man muss für gute Mitarbeiter attraktiv sein und auch ab der Börse gut dastehen um liquide zu sein etc. Stimme voll zu, dass man an Boni und Ausschüttungen per se nicht vorbei kommt.
Außerdem hat das Land Niedersachsen, genauso wie Hannover und der Bund jahrelang großes Interessen an Ausschüttungen gehabt:

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Kleine Korrektur. Der Aufsichtrat beschließt die Dividene. Der Vorstand legt einen Dividenden Vorschlag dem Aufsichtrat vor.
Der Aufsichtrat vertritt zur Hälfte die Eigentümer.
Darum liegt hier die klare Verantwortung nicht beim Vorstand, sondern beim Aufsichtsrat!
Und da sollte man schon einmal Fragen, was das Land Niedersachsen, die zwei Familien und die Arbeitnehmer Vertreter die ganze Zeit dort dem Vorstand als Vorgaben gegeben haben.

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