Kinder oder Arbeit - ist das künftig die Frage?

Nein ist es nicht. Sorry, aber als Kinderloser kannst du das absolut nicht beurteilen. Die Zuverlässigkeit der Kitas ist übel. Die Arbeitgeber sind immer noch extrem unflexibel. Kinderkrankentage sind unnötig schwierig gestaltet mit Kinderarztbesuch ab dem

  1. Tag. Bürokratie für Eltern ist nochmal wesentlich Bürgerunfreundlicher.

Ich finde es auch wirklich unverschämt, hier ständig drauf zu pochen, dass Kinder ja persönlich sind und die Gesellschaft da nicht viel investieren muss, aber die Kinderlosem lassen sich natürlich schamlos Ihre Rente von meinen Kindern mitfinanzieren später. Ziemlich egoistische Einstellung.

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Ich sage nicht das es keine Einbußen gibt aber vereinbar ist es schon. Ich sehe es ja in meinem Umfeld. Da ich das Rentensystem eh nicht tragfähig sehe und hier sich was ändern muss, muss dein Kind auch nicht für mich mitbezahlen. Ausserdem wer sagt mir denn das es das tun wird und nicht Beamter, Künstler, Selbständiger wird…oder ins Ausland geht?

Gerade mal google gefragt und laut einer Studie der deutschen Wirtschaft aus dem Jahr 2021 betragen die öffentlichen Ausgaben pro Kind bis zum 18. Lebensjahr 175.000 Euro. Das ist nicht so viel wie man gerne hätte aber nicht nix. Zum Verhältnis…laut statistischem Bundesamt sind die Kosten für ein Kind für die Eltern ~150.000. Heißt hier teilt es sich grob 50/50 zwischen Eltern und Gesellschaft.

Sorry nein. Es ist möglich weil Eltern sich bis kurz vorm Zusammenbruch verbiegen um die kinderfeindliche Politik auszugleichen. Zeitgleich müssen beide arbeiten um finanziell nicht plötzlich in Armut zu fallen und später in der Rente auch irgendwie klar zu kommen.

Möglich, aber alles nur hypothetisch während es Fakt ist dass Kinderlose eben keine späteren Beitragszahler zur Rente und denSozialversicherungen leisten. Auch niemanden der als Fachkraft auftreten könnte. Ich möchte nicht, dass Kinder zum Luxusgut werden, aber dahin würde solcher Blödsinn wie von Lindner führen.

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Das kommt stark auf die Definition von Vereinbar an.

Nur mal so als Info:

  • Kitaschließtage: Bis zu 30
  • Frühere Schließung an weiteren Tagen
  • Krankheit: je nach Alter und Kind anfangs schnell 30 Tage (und auch mehr)
  • Ungeplante Kitaschließung: je nach Einrichtung, aber durchaus auch nochmal schnell 2 bis 5 Tage wegen Personalmangel
  • Betreuungszeit: nicht alle Einrichtungen bieten Plätze von 7:00 bis 17:00 Uhr, oftmals ist das auch abhängig von den Buchungszeiten anderer Kinder. Bei unserer Krippe wäre z.B. von 7:00 bis 16:30 möglich, aufgrund der aktuellen Nachfrage bietet man aber aktuell nur 7:30 bis 15:30 an.
    Ob man einen Platz an einer Einrichtung bekommt die lange öffnet ist nicht absehbar, sondern Lotteriespiel.

Das ist definitiv nicht mit zwei Vollzeitjobs vereinbar wenn man nicht Großeltern vor Ort hat die selbst schon in Rente sind, gerade in den ersten 3-5 Jahren.

Das fängt damit an, dass Kinder anfangs oft insgesamt mehr als diese 30 Kindkranktage die die Eltern haben krank sind, die Schließtage mehr sind als die Eltern Urlaub haben, etc.

In meinem Fall ist z.B. meine Frau Lehrerin, das heißt sie kann keine Kitaschließtage übernehmen die außerhalb der Ferien liegen. Sie kann K2 nicht in die Krippe bringen, weil sie dann nicht rechtzeitig in der Schule wäre. Würde sie Vollzeit arbeiten, dann wäre eine Abholung um 15:30 nicht immer möglich, weil dann Nachmittagsunterricht dazukäme. Ich selbst kann aber ja frühestens um 8:00 beginnen weil ich das Kind in die Kita bringe, kann also auch nicht um 15:30 daheim sein. Zweimal Vollzeit ist aktuell selbst wenn man alles was geht in Anspruch nimmt quasi unmöglich.

Ich muss aber dazu sagen, dass wir in unserem Fall auch gar nicht beide Vollzeit arbeiten wollen. Aber selbst in der aktuellen Konstellation habe ich schon durchaus Schwierigkeiten Kundenbesuche (z.B. Service oder Inbetriebnahme) zu terminieren, weil meine Frau eben als Lehrerin nicht mal eben Urlaub nehmen kann und somit schon das Hinbringen schwierig ist sobald die Großeltern nicht können.

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Das hängt sehr von der Wohlstandsdefinition ab, die du zu Grunde legst. Wer sich ein Kind wünscht, bei dem trägt das Kind zum eigenen „Wohlstand“ ja bei, wenn man mal nicht Wohlstand mit Einkommen gleichsetzt.

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Leider ist es genau so. Nur scheint Kinder zu haben kein Teil mehr dieser propagierten individuellen Selbstverwirklichung zu sein - das ist einfach nur traurig.

Nein wird es nicht. Ich bezweifle aber, dass diese Finanzierung funktioniert. Neben den Sozialabgaben fehlen ja auch andere Einnahmen, wie z.B. die Wegfallende Lohnsteuer des AN. Und ja, unser Sozialsystem wird kollabieren, wenn es so weitergeführt wird.

Da bin ich noch nicht überzeugt. Aktuell beobachten wir das Gegenteil.

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Hatte länger keine Gelegenheit in meinen eigenen Thread zu schauen und konnte ihn jetzt erst lesen. Ich habe einige Denkanstöße mitgenommen.

Ich würde Herrn Kretschmer gerne folgende Fragen dazu stellen:

  1. Warum nehmen Sie den Wunsch vieler Menschen weniger zu arbeiten nicht ernst und entwickeln ein Gesellschaftmodell, das mit einer 25h-Woche funktioniert?
  2. Welche unbedingt notwendigen und ökologisch vertretbaren Artikel, können heute auf der Welt nicht hergestellt werden, weil in Deutschland die Leute nicht genug arbeiten?
  3. Warum sorgen Sie nicht für Arbeitsbedingungen in den Care-Berufen, die dafür sorgen, dass die Leute hier auch arbeiten möchten? Das ist schließlich der einzige Bereich, in dem der Fachkräftemangel wirklich für Problem sorgt, wenn man mal die BIP-Brille ablegt.
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Mir fallen noch ein paar Punkte ein die ich noch gar nicht aufgeführt habe:

  • Arzttermine: Für U-Untersuchungen, Impfungen, Facharztbesuche etc. benötigt man nochmal freie Tage
  • Kranheitsregelung: Wenn du dein Kind Montag mit Fieber abholen musst, dann muss dein Kind selbst dann am Dienstag und in manchen Einrichtungen auch Mittwoch daheim bleiben, wenn das Fieber binnen weniger Stunden wieder weg ist und sonst keinerlei Symptome auftraten. Wenn du dein Kind mit angeblichen Fieber abholen musst und daheim dann 36,9°C am Thermometer stehen, dann musst du denen in der Kita auch erstmal erklären, warum du dein Kind am nächsten Tag trotzdem definitiv wieder in die Kita bringst. (war bei uns tatsächlich einmal der Fall mit viel Diskussion)

Unsere Nachbarin hat ihr Kind letzten Monat aus der Krippe abgemeldet. Das Kind war seit September in der Krippe und wurde bis Ende April an unter 50% der Arbeitstagen tatsächlich in der Kita betreut. Der Rest waren entweder Schließtage (Urlaub und Teamtage), Kind krank, Kind zwar wieder gesund aber durfte noch nicht rein, etc.
Jetzt hat die Oma ihren Teilzeitjob noch mehr reduziert und bekommt dafür einen Teil des Geldes für die Betreuung, weil sonst Arbeit und Kind nicht mehr gepasst hätte.

Dass Eltern in einem solchen Kontext eine entsprechende Unterstützung brauchen sollte klar sein.

Mir geht es auch gar nicht darum, dass jegliche Belastung von der Gesellschaft getragen werden muss. Es wurde aber schon lange ein Ausbau der Betreuung angekündigt und in der Realität wird genau dieser Ausbau jetzt mit Sparmaßnahmen in Frage gestellt. Statt einer Verbesserung der Situation ist also von einer Verschlechterung auszugehen.

Während wir bei K1 noch zwischen mehreren Einrichtungen hätten wählen können, hatten wir knapp 4 Jahre später bei K2 nur noch eine Zusage in einem Umkreis der in gut 10 Minuten mit dem Rad zu erreichen wäre.

Von Bildung, und dass das im globalen Wettbewerb unsere Zukunft sein wird, will ich gar nicht anfangen, da das vom Thema zu weit weg geht.

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Dann zieh davon mal bitte allein fie Mehrwertsteuereinnahmen ab, die Kinder nun mal such wieder einbringen für Ge- und Verbrauchsgüter. Das ist nicht ohne. Außerdem die Lohnsteuer aller Jobs, die es nur wegen Kindern gibt und die Gewinnsteuern von beispielsweise Babyschwimmen. Deine Betrachtung ist schlicht eindimensional.

Betrachtet man das rein finanziell, gibt es doch einen erheblichen Unterschied. Denn der gesamte finanzielle Return dieser gemeinsamen Investition wird nicht ebenso aufgeteilt, sondern geht per Steuern in die Staatskasse und die Sozialversicherung.
Ich würde mal vermuten, dass der Return das staatliche Invest bei weitem übersteigt. Enthält die Studie dazu auch Zahlen?

Zur Zahl des statistischen Bundesamtes: Betrachtet werden hier nur die direkten finanziellen Ausgaben. Berücksichtigt werden dabei nicht Mindereinnahmen durch geringere Arbeitszeiten, weniger private Vorsorge, niedrigere Rente etc.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich will garnicht fordern, dass der Staat all diese Kosten tragen soll. Ich Stelle nur fest, dass es in dieser Ausgestaltung nicht weiter geht und man ganz offensichtlich auf staatlicher Seite etwas tun muss.

Leider muss es das, Stand jetzt, doch - und das in vollem Wissen, dass es selbst erheblich weniger oder garnichts zurück bekommen wird.

Ohne GRV wären Eltern von zwei Kindern im Schnitt dauerhaft gut versorgt, würde man ein solches System familiär aufsetzen. Da die Erwerbsphase in etwa doppelt so lang wie die Rentenphase ist, hätte man im Durchschnitt dauerhaft zwei Einzahler auf einen Empfänger.

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Bei dieser doch eher kleinen individualbezogenen Sichtweise und der Kostenrechnung dazu sind Kinder tatsächlich ein Luxusgut wie ein Sportwagen oder ein Ferienhaus.
Wollen wir das tatsächlich als Gesellschaft?

Zudem, wenn das Generationenprinzip der Rente quasi aufgekündigt wird und sich jeder selbst kümmern muss, sollten wir auch das Solidaritätsprinzip der Gesetzlichen Krankenversicherung hinterfragen.

Das zusätzliche Geld (Wohlstand) was man durch Mehrarbeit erarbeitet, steckt man dann in die eigene Vorsorge und Versicherung, um dann den Lebensabend unbelastet allein verbringen zu können.

Kein Gesellschaftsmodell, das mir reizvoll erscheint

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Nicht nur das. Bildlich gesprochen: Ist das Luxusgut der kinderlosen bspw. der Sportwagen und das Luxusgut Kind das Ferienhaus, funktioniert unsere GRV so, dass derjenige mit dem Ferienhaus (Kinder) jenem, der sich für den Sportwagen statt das Ferienhaus entschieden hat, am Ende die Hälfte des Hauses zur Verfügung stellen muss.

Ja und nein. Denn durch die Familienversicherung (Beitragsbefreiung von Beiträgen für Kinder) entstehen, zumindest wenn die Bedingungen für die Familienversicherung erfüllt sind, keine Aufwendungen für Kinder. Dieser Ausgleich fehlt bei der GRV.

Hinzu kommt, dass man auch als Rentner noch Beiträge (allerdings reduziert) zahlt.

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Richtig.

Mein Gedanke war eher, wenn die Einstellung so ist, das jemand seine Rente nicht durch die arbeitende Generation finanziert haben will, sondern das selbst vorsorgen will, müsste man ja überlegen, ob dann nicht jeder seine Gesundheitskisten je nach individuellen Risiko selbst trägt.
Also nur ein weiterführender Gedanke zum „Jeder kümmert sich quasi um sich selbst, das wird sich um jeden gekümmert.“

Aber da schwingt teils schon eine gewisse Kinderfeindlichkeit durch, also das Kinder in Deutschland zunehmend als Belastung gesehen werden.
Aber vielleicht tun weniger konsumierende Menschen unserer Erde ja gut?? (:wink:)

Ich will mich auch mal einbringen:
Wir bekommen dieser Tage unser erstes Kind. Ich arbeite im ÖD, weshalb ich mir immerhin keine Gedanken machen muss, das meine Kariere den totalen Knick macht, Laufbahn und so. Meine Frau arbeitet in der Medien-Branche. Bei ihr ist es Standart, dass im Arbeitsvertrag auf diverse Paragraphen des SGB verzichtet wird welche zb Arbeitsfreistellung bei Krankheit des Kindes oder Arztbesuch zusprechen. Überstunden dürfen jederzeit angeordnet werden und sind laut Vertrag bis zu 30 im Monat mit dem Gehalt abgegolten. Bei solchen Verhältnissen (die von Gerichten für rechtens erklärt worden sind) ist doch klar, das nur Teilzeit-Arbeit bleibt, denn die Kitas bei uns in der Gegend nehmen erst ab 3 Lebensjahren Kinder auf und die Eltern sind weit weg, man ist ja schließlich für den Job umgezogen.

Soweit die lange Sicht. Ganz akut freuen wir uns darüber, das die Elternzeit im Namen der Gleichberechtigung „reformiert“ wurde, wodurch uns nur noch ein gemeinsamer Monat bleibt. Offensichtlich wer den Rest nehmen wird… Im speziellen meine Frau aber auch ich würden ja gerne Arbeiten, das ist aber leider unrealistisch. Mal gucken, vllt sehen wir das ja in einem Jahr anders…

Wir haben auch das große Glück, das mir die 10 Tage Sonderurlaub welche die EU für werdende Väter beschlossen hat natürlich nicht zustehen, da der Gesetzestext zur „Familienstartzeit“ irgendwo zwischen den Ministerien verstaubt.

Wenn man dann bedenkt welches Bein sich ausgerissen wird um die Renten „stabil“ zu halten, finde ich es erbärmlich wie am anderen Ende des Lebens gespart wird. (natürlich ist es gut, wenn man alte Menschen nicht einfach hängen lässt, unsere Eltern gehören schließlich auch zur Familie)

Dieses Land ist sehr sicher nicht kinderfreundlich. Mit der neuen „Verantwortungspartnerschaft“ wird ja nun extra noch eine Rechtsform geschaffen da Ehe mit dem Fokus auf Familie und Nachwuchs einfach aus der Zeit gefallen zu sein scheint.
Was mir grade noch aufgefallen ist: Tut sich Deutschland vllt auch deshalb mit Investitionen in die Zukunft so schwer, weil eine „kommende Generation“ einfach garnicht mehr eingeplant ist?

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Wir haben nun einmal ein Renten- und Wirtschaftssystem, in dem es sich für den Einzelnen auszahlt, sich im Alter „auf die Kinder der Anderen“ zu verlassen.

Wer keine Kinder großzieht, macht im Durchschnitt besser Karriere, erwirtschaftet trotz Kindergeld + Co erheblich mehr Einkommen, erwirbt mehr Rentenpunkte und hat bei gleichem Standard erheblich geringere Lebenshsltungskosten (allein die zusätzlichen Wohnkosten einer Familie übersteigen bereits die staatlichen Zuwendungen) als jemand, der Verantwortung für Kinder übernimmt.

Dank der höheren Rentenansprüche werden „die Kinder der Anderen“ dereinst im Durchschnitt einen größeren Teil von ihrem Einkommen für die Rente des kinderlosen Paares als für die der eigenen Eltern abgeben. Das kinderlose Paar konnte von dem aufgebauten Vermögen zudem als zusätzliche Altersversorgung noch eine Wohnung erwerben, die es nun gut an „die Kinder der Anderen“ vermietet.

Nichtsdestotrotz ist man im Alter erheblich auf „die Kinder der Anderen“ angewiesen. Nicht nur bei der Pflege sondern überall: Irgendjemand muss das Brot backen, das Dach reparieren, die Arztpraxis koordinieren. Machen alles „die Kinder der Anderen“.

Ja, selbst wenn man das Rentensystem komplett auf kapitalgedeckt umstellen würde, braucht es „die Kinder der Anderen“. Ohne nächste Generation wären nämlich all die schönen Assets vollkommen wertlos. Irgendjemand muss die ja dereinst mal kaufen.

Die Politik treibt hier ein extrem kurzsichtiges Spiel: Kurzfristiger Fachkräftemangel soll durch längerfristigen Fachkräftemangel ersetzt werden. Man braucht “die Anderen” – nicht deren Kinder.

Eine Gesellschaft ohne Kinder ist eine Gesellschaft ohne Zukunft.

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Was aus dem Zusammenhang erstmal zynisch klingt, gewinnt im Kontext hier eine makabre Bedeutung. Finde ich :open_mouth:

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Interessant wäre hier mal ein faktenbasierter Vergleich mit vergleichbaren Ländern, die aber eine deutlich höhere Geburten- bzw. Fertilitätsrate haben, z.B.
Deutschland: 1,57 Geburten pro Frau (2022)
Schweden: 1,67
Dänemark: 1,77
USA: 1,84
Frankreich: 2,03

Wie machen die das?
Es wird auch dort keine magische Formel geben, die wir einfach nicht verstanden haben, sondern jedes Land muss sich die Freiheiten der Kinderversorgung irgendwie erkaufen - sei es mit von der ganzen Gesellschaft getragenen Angeboten oder mit persönlichen Einschränkungen der Eltern, meistens der Frauen.

Ich denke, bei uns ist es einerseits die „Erwartungshaltung“ der leistungsorientierten Vollzeit-Karriereorientierung, andererseits die „Erkenntnis“ das Investitionen in Bildung und Kinderbetreuung sich erst sehr spät auszahlen und somit keinen schnellen monetären ROI erzeugen.

Dazu das gesellschaftliche Credo, das primär das eigene individuelle Fortkommen und der eigene persönliche Wohlstand und Freiheit höher zu bewerten sind als gemeinschaftliche oder Gesellschaftliche Belange.

Schlechter Nährboden für den Kinderwunsch.

In großen Teilen gehe ich bei ihrem Post mit. In puncto Verantwortungsgemeinschaft vs. Ehe würde ich aber gerne zu denken geben, dass bereits für viele Menschen die Ehe oder auch eine romantische Partnerschaft in der gelebten Realität eben nicht die Basis für eine Elternschaft ist.

Ich sehe die Erweiterung auf Verantwortungsgemeinschaften jenseits der Paarbeziehung vielmehr eine Erweiterung des Familienbegriffs, der es - insbesondere falls es in Zukunft auch mehr Privilegien beinhaltet, die aktuell der Ehe vorbehalten sind - Familien, die vom traditionellen Modell abweichen, mit unter den Schutzschirm holt.

Ich würde vielmehr kritisieren, dass die Ehe gegenüber anderen Formen der Familie nach wie vor bevorzugt behandelt wird.

Die skandinavischen Länder machen das mit besserer und vor allem verlässlicher Betreuung und breiter gesellschaftlicher Akzeptanz von „Arbeiten und Elternsein“. In Schweden wird (laut schwedischen Bekannten) teilweise auch scharf kritisiert, dass der Staat zwar gute Betreuung bietet, aber strukturell eben auch Mütter zur umfassenden Erwerbsarbeit nötigt. Da gibt es wohl durchaus einige, die neidisch auf Deutschland schauen. (Das Gras auf der anderen Seite…)

Die USA machen das vor allem über Einwanderung. In dem entsprechenden Milieu findet sich häufig „klassische“ Aufteilung und Kinderreichtum.

In Frankreich ist es eine Mischung aus beidem.

Letztendlich sind es wohl zwei gegenseitige Pole, die sich jeweils positiv auf die Geburtenrate auswirken:

(1) Entweder man ist sehr weit bei Gleichstellung, mit entsprechenden staatlichen Strukturen und breiter gesellschaftlicher Anerkennung. Sprich: Junge Paare können sich darauf verlassen, dass Elternsein sich nicht negativ auf Karriere und Einkommen auswirken.

(2) Oder man lässt „klassisch“ halt die Frauen daheim.

Deutschland ist, wie in so vielem, hier innerlich zerrissen, weder Fisch noch Fleisch. Oder nur in den Sonntagsreden Fisch, aber am realen Arbeitsmarkt und bei der Rente dann Fleisch. Armutsrisiko Kinder.

Funktioniert offensichtlich nicht so gut.

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